Sonntag, 1. Februar 2015

Ziemlich verzwickt, Herr Lorenz

Da ist richtig was los auf Jacek Malczewskis Gemälde, das Heinsohns Buch kommentierend schmückt. Es heißt "Melancholia".


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Nehmen wir an, ein ... Verhaltensforscher säße auf einem anderen Planeten, etwas dem Mars, und untersuche das soziale Verhalten des Menschen mit Hilfe eines Fernrohrs...Er würde nie auf den Gedanken kommen, daß das menschliche Verhalten von Vernunft oder gar von verantwortlicher Moral gesteuert sei, sondern mit gutem Grunde folgern, daß die menschliche Sozietät ähnlich aufgebaut sei wie die der Ratten, die ebenfalls innerhalb der geschlossenen Sippe sozial und friedfertig, wahre Teufel aber gegen jeden Artgenossen sind, der nicht zur eigenen Partei gehört...er würde ihre Zukunft nicht rosiger beurteilen als diejenige einiger feindlicher Rattensozietäten auf einem beinahe leergefressenen Schiff." 

Lorenz, Das sogenannte Böse, S. 317ff.



Ja, da könnte der Verhaltensforscher einiges beobachten. Das Machetengemetzel 1994 in Ruanda, die Massakrierung der eigenen Population in Kambodscha 1975-79, Stalins Hungervernichtungsterror 1929-33 in der Ukraine, den industriell betriebenen Judenmord durch eine erstaunlich geringe Zahl von Nazis, die geordneten Kriegszüge 1914, die Mord- und Brandüberfälle von Jungmännermilizen wie BOKO HARAM und ISLAMISCHER STAAT.


Der Ethologe würde rätseln. Wie hängen geordnete Feldzüge mit Distanzwaffen zusammen mit der Tötung eigener Bevölkerungsgruppen? Das Abschlachten der Tutsi durch die Huthus würde ihm einfach gelingen durch den Vergleich mit den Nachbarschaftskriegen der Schimpansen. Aber die Vernichtung der Eigengruppe durch eine kleine Teilgruppe, die Roten Khmer, würde er nicht recht erklären können, auch nicht Stalins Holodomor in der Ukraine. Die ukrainischen Bauern lagen einfach auf der Straße und starben den Hungertod, langsam und still. Die mörderische Potenz von Religionen und säkularen Religionen wie dem Marxismus bliebe ihm verborgen. Einfacher dagegen wären die Jungmännerzüge einzuordnen. Er könnte einfach die Zahl der Jungmänner und ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung feststellen und veranschlagen, daß davon rund 10-15% ohne jede weitere Motivation jederzeit einsatzbereit sind für jeden Kriegs- und Mordzug. Der (unbestätigten) Legende nach soll Herodes entsprechende Maßnahmen getroffen haben, um den Aggressionspegel in seinem Reich zu senken. Dieser Jungmännerüberschuß im Nahen Osten wird anhaltend für Kriege sorgen, und Israel tut gut daran, sich durch forcierten Siedlungsbau darauf einzurichten. Die europäischen Staaten wiederum wären gut beraten, durch Rüstungsprogramme ihren Jungmännermangel und ihre Sozialarbeitermentalität zu kompensieren. Und einem Import von Jungmännern aus Kriegskulturen zu entraten.

Weiterführend: Gunnar Heinsohn, Söhne und Weltmacht, Zürich 2003