Sonntag, 21. Juli 2013

Sklaven verleihen in Ordnung






Kandidiert für die ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND in Berlin



Joachim Starbatty
Wenn Ethik inhuman wird    (F.A.Z., 16.02.2008)
Die griechischen Philosophen haben die Wirtschaftswissenschaften begründet, Aristoteles wurde zu ihrem Namensgeber. Unter "Ökonomik" verstand er die Lehre von der Führung eines großen Haushaltes oder Gutes und der Organisation der damit verbundenen Arbeitsprozesse. Weil Aristoteles die Wirtschaft - notfalls auf Kosten ihrer Funktionsfähigkeit - ethischen Prinzipien unterwirft, wird seine Konzeption bis heute gern zur Rechtfertigung einer Politik genutzt, die der Marktwirtschaft gefährlich werden kann. Joachim Starbatty, der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, empfiehlt daher, den Ethiker Artistoteles da in den "Orkus" zu verbannen, wo er die Wirklichkeit ausblendet, zu der auch die Eigenliebe des Menschen gehört. Die marktwirtschaftliche Ordnung solle ethischen Prinzipien genügen, aber nur soweit diese den Marktprozess intakt ließen. Sonst werde die produktive Basis zerstört und damit auch die Grundlage einer sozialen Politik. (hig.)

Wenn Aristoteles wirtschaftliche Sachverhalte analysiert, dann liefert er keine Lehre von der Wirtschaft "an sich", sondern eine Lehre "von der richtigen Wirtschaft im wahren Staat". Damit hat die Wirtschaft eine dienende Funktion. Sie ist ethischen Prinzipien unterworfen. Dies macht die Konzeption des Aristoteles für Wirtschafts- und Sozialethiker, aber auch für Politiker so attraktiv, die Politik nicht den Zwängen des Marktes unterordnen wollen. ...

Freilich ist erstaunlich, wie selbstverständlich sowohl Aristoteles als auch Platon ihren Entwürfen die Institution der Sklaverei zugrunde legen. Wie überbrückt Aristoteles den Widerspruch zwischen seiner Erkenntnis, dass der Mensch von Natur aus sich selber liebe und etwas sein Eigen nennen wolle, und der Institution der Sklaverei? Denn niemand wird, wenn er vor der Wahl steht, frei oder ein Sklave zu sein, aus Eigenliebe die Sklaverei wählen. Und gehört nicht zum persönlichen Eigentum zunächst und zuallererst das Eigentum an der eigenen Person? ...
Während diese vertragliche, auf Freiwilligkeit gegründete Überlassung von Eigentum für Aristoteles die widernatürlichste Erwerbsart von allen ist, hat er gegen die zeitweilige Überlassung von Sklaven gegen Entgelt, woraus die athenische Oberschicht ihren Lebensunterhalt bestritt, nichts einzuwenden. Wenn Sklaverei gemäß der Natur ist, kann auch der erwerbsmäßige Verleih "beseelten Werkzeugs" nicht wider die Natur sein. Das in Sklaven investierte Kapital der athenischen Rentiers wirft dann Zinsen in Form der Leihgebühr ab. ..."
Der Artikel ist in ganzer Länge im FAZ-Archiv abrufbar.
Starbatty schont den Aristoteles sehr, spricht aber alle bösen Punkte an. Das Zinsverbot galt im gesamten Mittelalter und hatte schlimme wirtschaftliche und soziale Folgen, man denke nur an die jüdischen Geldverleiher. Shakespeare behandelt den Stoff im "Kaufmann von Venedig". 
Aristoteles ist allein als Zeitzeuge im Hinblick auf das antike Griechenland noch von Belang.