Montag, 25. April 2011
Am seidenen Faden
So manches hängt an einem seidenen Faden - hier ist es nur eine Frühlingsraupe im Wind
Auf einer ganzen Seite präsentiert ein Bülow in der FAZ Heideggers Leser von "Sein und Zeit" und ihre Randbemerkungen: Adorno, Gadamer, Koselleck, Botho Strauß, Sloterdijk, Martin Walser.
Es fehlt der Lehrer Heideggers, Edmund Husserl. Dessen Randnotizen wurden 1994 in der Zeitschrift "Husserl Studies" (Heft 1, Jg. 11 / vgl. Dieter Thomä FAZ 1994) publiziert und sind lesenswert:
"Das ist unklar", "Das schillert aber", "Wieder ein Rätsel", "Dabei wird alles tiefsinnig und unklar, und philosophisch verliert es seinen Wert" u.a.m.
Ich konnte mit dem verquasten Kauderwelsch nie etwas anfangen, in jüngeren Jahren nahm ich stillschweigend an, es läge an mir. Heute bin ich so frei, den Tiefsinnsunsinn des politischen und persönlichen Lumpen Heidegger, der seinen Lehrer Husserl als akademischer Nazi-Häuptling der Universität verwies, den Status eines elaborierten Gequassels anzuweisen.
Bülow nimmt Bezug auf die Marbacher Ausstellung, in der die Heidegger-Schwarten der genannten Leser gezeigt werden. Was mag das Literaturarchiv zu dieser Präsentation bewogen haben? Wenn man an den alleindeutschen Ausstieg aus der Kernenergie denkt, weil im fernen Japan eine besonders große Seebebenwelle die Notstromaggregate der Reaktoren in Fukushima zerstört hat, dann ist man geneigt daran zu denken, daß die von den Geisteswissenschaften ausgehende Verunklarung des Denkens weite Teile der Medien bestimmt.
Während des FAZ-Feuilleton den trübsprachlichen Schwafler Heidegger beachtet, schenkt das WDR5-Zeitzeichen dem sprachmächtigen Endlospubertierer Kleist und seiner psychotischen PENTHESILEA Aufmerksamkeit. Manchem Schreiberling wurde viel Eloquenz zugeteilt, aber bedeutend weniger Verstand, kann man da nur sagen. Auch das ein Grund für den stabilkonfusen Zustand der Geisteswissenschaften und des Feuilletons.
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