Schauspieler Mansfield in der Doppelrolle Jekyll / Hyde, ca. 1895
Foto: Wiki.)
Ob es an der Goldrand-Brille liegt zum grauen Haar?
Durch die sieht Peter Bieri die Welt und den Menschen darin:
„Ich habe es in der Hand, ob mir ein Leben
in Würde gelingt oder nicht.“ ( „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher
Würde“, 2013)
Ja, man kann alles durch die Goldbrille sehen. Und
auch durch die Nickelbrille. Was wäre vorzuziehen?
Der Begriff “Würde” stammt aus der Ehrensphäre, meist
in der Spezifizierung “Adelswürde”, “Herzogswürde”, “Königswürde”. Die Bildung
“Menschenwürde” erfolgte spät mit der Beseitigung der Adelsprivilegien. Jeder
Mensch sei jetzt sein eigener König, lautet die euphemistische Version der Ära
nach den ganz großen Kriegen, in denen sich der gemeine Mensch vielfach spitzenmäßig
unwürdig zeigte. Die ansteigenden zivilen Tötungsraten seitdem deuten auch
nicht auf einen zunehmenden Würdefaktor hin.
Der Mensch sei aus krummem Holz geschnitzt, meinte
Kant zutreffend. Daraus lassen sich keine Marmorgestalten modellieren, die
würdevoll auf dem Sockel stehen könnten. Dem biologisch ungebildeten Kant muß
man aber heute die Genetik zugesellen, die schließlich seit Jahrmillionen das
Fundament für alle Säugetiere abgibt, und die auch den Menschen an den langen Proteinketten
führt.
Nun mag sich ein beamteter Philosoph wie Bieri seine Goldrandbrillenwürde
nach Belieben zusammenreimen, aber realistische Perspektiven auf den Menschen
gewinnt man dadurch nicht. Eher wird einem ideologischen Anspruchsdenken
Vorschub geleistet.
Der Vielfalt der Menschen und auch den vielen Verhaltensweisen des
einzelnen Menschen wird der Ideologenblick wenig gerecht. Die Goldbrille sieht
gern den Dr. Jekyll (R.L. Stevenson) und übersieht den Mr. Hyde dahinter. Die
Nickelbrille fokussiert auf Hyde, was ebenso einseitig wäre. Die silberne
Stahlbrille, passend auch zur Haarfarbe des Philosophen, wäre vielleicht angemessen,
um maßlose Fehlblicke zu vermeiden und zu einem realistischen Menschenbild zu
verhelfen. Das würde überwiegend konstruktive Individuen ebenso umfassen wie
Exemplare der Sorte des Büroleiters der Grünen, Hans-Bernd Kaufmann
(Giessen), der der Kinderschänderei unter Zuhilfenahme von Marihuana in 160
Fällen beschuldigt wird.