Donnerstag, 25. März 2010

Rätsel: Adolph Wagner, Derrida, Ramos und die Solinger Erzieherin




Zeichen zu Zeichen - das Beste im Feuilleton sind meist die Überschriften - die machen nicht die Artikelschreiber (hier ein schöner Titel v. 24.3.10 FAZ)



- Was verbindet den Nationalökonomen Adolph Wagner
(geb. 25. März 1835) mit Mel Ramos (geb. 1935), Derrida und der Solinger Erzieherin X ?
Das fällt nicht direkt ins Auge. Wagner ist schon tot, Derrida ebenfalls, Ramos malt immer noch nackte Frauen mit Reifen und Flaschen, und die Erzieherin schlägt vor, für die Gemeinde zu spenden. Zum Beispiel für die Gemeinde Tübingen? Dort zeigt die Kunsthalle gerade die größte Retrospektive des kalifornischen Malers Ramos, der so appetitliche Unbekleidete malt. Das zahlt er natürlich nicht selbst, das zahlt vor allem der Tübinger Steuerzahler. Weil die Betrachtung der netten Nackten das Gemeinwohl fördert? Weil das Gehirn der Betrachter in schöne Schwingungen versetzt wird, die direkt das Wahre, Gute und Schöne in der Gemeinde Tübingen, ja im ganzen Schwabenland fördern? Weil auf farbige und großformatige Weise der betrachtenden Jugend der sittliche Weg zum Gemeinwohl gewiesen wird?
Man müßte Wagner mal fragen, den Katheder-Sozialisten, der die Staatsquote erhöhen wollte zur Erbauung der Bürger. Jetzt haben wir eine Staatsquote, die den Bürger steuerlich ausplündert und das Geld in Pop-Plakate steckt. Und Herr Derrida, Denkbeamter mit Ausstrahlung nach Deutschland, trägt vielleicht etwas zum Nackten-Katalog bei, über Tübinger Kunsthistoriker, die aus Steuermitteln bezahlt werden, etwa dergestalt, daß Ramos die Idee der nackten Blonden mit der Catsup-Flasche dekonstruiere, und dadurch die Zeichenhaftigkeit der Kultur erweise, die alle Sujets zusammenspannen könne zur poststrukturellen Erleuchtung. Da würde es der Erzieherin aus Solingen, Motto "Gemeinsam sind wir stark", wie Schuppen von den Augen fallen, ja vielleicht fielen sogar ihre Hüllen, und sie stände da, im Gemeinwohlraum, eine Solinger Wonder Woman, ein Produkt des Kunst-Diskurses, wie es schöner nicht gedacht werden könnte.
Da spenden wir doch gerne noch ein paar Euros, für Ramos und die Transzendenz der Kunst!
(Außerdem hörte ich, daß Ramos gerne noch einen neuen Bentley hätte.)

- Finanzkrise : Greenspan meint, daß die Finanzkrise nicht zu verhindern gewesen sei, weil die FED nur die kurzfristigen Zinsen beeinflussen könne, die langfristigen Zinsen seien durch das Sparangebot aus den Schwellenländern gedrückt worden. Er warnt vor einem systemischen Regulierer. FAZ 22.3.10
/// Das hat seine Logik. Die Anlageströme sind weltweit unüberschaubar und können durch eine Zentralbank nur geringfügig gesteuert werden. Eine Abspaltung der Investmentbanken könnte die Haftung stärken, indem man sie für "systemunwichtig" erklärt. Allerdings sind die reinen Investmentbanken am besten durch die Krise gekommen, die Staatsbanken (Landesbanken, KfW) am schlechtesten. Höhere Eigenkapitalanforderungen sind vielleicht das wirksamste Mittel. Das hilft aber alles nichts, wenn ganze Märkte illiquide werden und eine Zeitlang keine Preise ermittelt werden können.
Man wird mit einer gewissen Unsicherheit leben müssen, wenn man nicht auf die Vorteile verzichten will. Wie überall.

- Evonik erklärt die Krise für beendet, zahlt Leistungsvergütungen für alle Mitarbeiter; Hochtief hat die Krise ignoriert (durch das Asiengeschäft) und erzielt besseres Ergebnis als 2008 .