Samstag, 27. August 2011

Was es alles gibt





Unbarmherziger August, im Regenwasser schwimmen Bucheckernschalen, Buchenblätter und reichlich Birkensamen

<< wernherr hat einen neuen Kommentar zu Post "So zart schnitt nur ein christliches Schwert" hinterlassen:
Mir fallen ad hoc mehrere christliche Errungenschaft ein, die die Atheisten niedergemacht haben:
1. Barmherzigkeit
2. Wert des menschlichen Lebens >>

- Barmherzigkeit, Mitleid, Mitgefühl:
"MITGEFÜHL, Übereinstimmung des Fühlens eines Individuums mit dem anderen, somit das Erlebnis des Mitfühlens fremdseelischer Vorgänge. ...
MITLEID, das Erleben von Leid, Schmerz und Not anderer als eigenes Erleiden bzw. instinktives Miterleiden. Mitleid ist ein natürliches menschliches Gefühl, welches sich auch auf die nichtmenschliche Kreatur erstreckt. Mitleid ist zentrale Tugend des Buddhismus. Im Christentum erlangt Mitleid hervorragende Bedeutung. "
Wilh. Arnold, Hans J. Eysenck, R. Meile, Lexikon d. Psychologie

Es handelt sich also um ein angeborenes Gefühl, das allen Menschen eigen ist und durch entsprechende hirnliche Transferbahnen erzeugt wird. Wie bei der Beinlänge gibt es aber große Unterschiede zwischen den Individuen und es kann auch ganz fehlen (vgl. u.a. Niels Birbaumer und seine Mörder-Probanden). Religionen treffen ihre Auswahl aus dem gesamtmenschlichen Inventar, aber sie überformen die Persönlichkeitszüge nicht.
Wenn Mitleid ein zentrales Motiv des Buddhismus ist, so betreibt die buddhistische Kultur doch ein mitleidloses Kastenwesen und verbrennt Bräute mit zu geringer Mitgift. Der freundliche Herr Dalai Lama soll vor ein paar Jahren im Streit um die Wichtung eines buddhistischen Gottes einen Mord an einem andersmeinenden Ober-Lama durch einen anderen Lama veranlaßt haben. Menschen bleiben sich eben immer gleich, mögen auch große mörderische Ideologen wie Moses, Khomeini und Mao unrühmlich herausragen und es auch Figuren geben wie die "Mutter Teresa".

Auch das Christentum führte von Anfang an ein scharfes Schwert gegen kluge Köpfe, die als “Ketzer” verleumdet wurden. Erst die Rückbesinnung auf die antike, unchristliche Klugheit in der Renaissance ließ klareres Denken auch im Christentum zu, dem dann Aufklärung und Atheismus eine zivilisiertere Entwicklung ermöglichten als dem Islam. Die barmherzigeren Schriften des Neuen Testaments gewannen langsam, sehr langsam größere Bedeutung, sie halfen, den kriegerischen Geist des Alten Testaments zu überwinden.
Ideologien sind aber nicht sehr verhaltenswirksam, weswegen es auch nach wie vor viele mitleidlose Christen gibt, wie sollte es anders sein.
Der zunehmende Alltags-Atheismus verhilft aber dem Christentum insgesamt zu mehr Menschenfreundlichkeit.
Der Verfasser hatte als Kind in einem von Nonnen betriebenen Tageshort leider Gelegenheit, viele Unbarmherzigkeiten der Bräute Christi erfahren zu müssen. So schlimm dürfte es nur in der atheistischen Odenwaldschule zugegangen sein. Heute dürfte es da wie dort gebessert haben, kinderfreundlicher geworden sein; die Zivilisation ist ein sehr langsamer Prozeß und stets bedroht.