Sonntag, 28. Dezember 2008

Eigenkapitalrendite: Huber hetzt gegen Ackermann


- '„Persönliche Attacke“. Deutsche Bank weist Bischof-Kritik zurück.
FAZ 25. Dezember 2008 Die Deutsche Bank hat verärgert auf Kritik des EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber, an Vorstandschef Josef Ackermann reagiert. Huber hatte Ackermann in einem am Heiligabend verbreiteten Interview vorgeworfen, überzogene Renditeziele vorgegeben und damit Gewinnvorstellungen Vorschub geleistet zu haben, von denen klar sei, dass sie irgendwann zusammenbrechen müssten.
Er wünsche sich von Managern mehr Bescheidenheit, betonte Huber. Als negatives Beispiel führte er den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann an. Zur Begründung verwies er auf das von Ackermann vorgegebene Renditeziel von 25 Prozent. Solche Ziele zu setzen, sei eine Form des Götzendienstes, der ihn an den „Tanz ums goldene Kalb“ erinnere. „In den aktuellen Zusammenhängen ist das Geld zum Gott geworden“, sagte der Bischof.
Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag, das Geldinstitut betrachte die „persönliche Attacke von Bischof Huber“ auf Ackermann an Heiligabend „sowohl in der Sache wie in der Form als unangebracht“. '

- 25 % Rendite
K. R. N. (krn)
"Es ist haarsträubend, was man in dieser Hinsicht so alles zu hören bekommt. Dieses Renditeziel von 25 % (wohlgemerkt auf das Eigenkapital, nicht als Umsatzrendite gemeint), wird verdammt bis in die Steinzeit, nur weil es vom Dte. Bank Chef Ackermann kommt. Mir scheint, die meisten haben es nicht verstanden um was es hierbei geht. Politiker stehen dabei an erster Stelle, insbesondere eine Kanzlerin, die bis vor kurzem Brutto und Netto nicht auseinanderhalten konnte. Nur mal als Beispiel hier die Daten eines realen Betriebes: Umsatz 2,5 Mio, Mitarbeiter 38, Lohnsumme 1,2 Mio Euro (jährlich), Eigenkapital 100.000 Euro. Nach Abzug aller Kosten, auch des Unternehmerlohnes verbleiben bei 25 % Eigenkapitalrendite 25.000 Euro. Es kann mir keiner erzählen, daß dies in Relation zu Umsatz und Lohnsumme unanständig viel sei. Und schon garnicht irgendwelche Politiker, insbesondere der ein oder andere Provinzdepp, die alles nachplappern und deren Stadtwerke dann eine Eigenkapitalrendite von über 50 % haben. Schauen Sie sich mal die Ergebnisse Ihres Stadtwerkes an, da sind 25 % aber eher die untere Grenze - und das bezahlen S I E !!!!!!! Übrigens, die Commerzbank hat keine 25 % EK-Rendite, dafür hält sie jetzt beim Staat die Hand auf."

Eigenkapitalrendite.......

wolf haupricht (emilgilels)
Eine Eigenkapitalrendite von rd. 25 v.h. des eingesetzten Kapital ist überlebenswichtig und usus bei gesunden Aktiengesellschaften. Daher ist einmal ein Blick in die Fundamental-Daten von DAX- oder Stoxx 50 - Unternehmen zu empfehlen. Das Herumtrampeln auf der DB AG resp. Ackermann ist lediglich ein Ablenken von eigenem Versagen.
- Die Deutsche Bank ist bisher ganz gut durch die Finanzkrise gekommen, das ist auch das Verdienst Ackermanns. Er war seinerzeit bei Goldman Sachs im Gespräch, dort und auch anderswo (Singapur, Dubai etc.) hätte er sehr viel mehr verdienen können. Er ging bescheiden nach Frankfurt. Des hat er sich Lob verdient.
Einen Theologen sollte der Transzendenzverlust in Westeuropa umtreiben. Komm. WD
- In diesem Feld hätte Huber etwas Theologisches zu tun, ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu benötigen. Da spielt der Unterschied zwischen Umsatzrendite und Eigenkapitalrendite keine Rolle: 'Protestantische Theologie FAZ 23.12.08. Das Gefühl schlechthinniger Autonomie. Ein Münchner Kolloquium zum Verhältnis von Religion und moderner Welt "Die Selbständigkeit der Religion", der Titel eines Aufsatzes von Ernst Troeltsch aus dem Jahre 1895, war das gut gewählte Thema des Geburtstagskolloquiums für Friedrich Wilhelm Graf ...' P. Bahners
- Hubers Hetze gegen ein konsequentes Renditedenken beruht zunächst einfach auf der Verwechslung von Umsatz- und Eigenkapitalrendite. Darüberhinaus aber läßt sich ein biblisches, ein alteuropäisches Denken erkennen, das seinen historischen Sinn in den alten, unentwickelten Gesellschaften hatte, als es noch keine ausdifferenzierten Funktionssysteme gab, in denen nach einer spezifischen, sich immer weiter entwickelnden Logik gearbeitet wird. Mit diesem alten Denken läßt sich moderne Gesellschaft eben nicht verstehen. Das Problem ist alt und bekannt. Immer wieder versuchte der Klerus, seine beschränkte politische Weltsicht durchzusetzen, lange auch überhaupt seine Weltsicht. Im Christentum mißlang das, die Aufklärung in vielen Facetten war stärker. Im Islam behauptet der Klerus seine Stellung bis heute, das ist die Ursache für den tausendjährigen Entwicklungsstillstand im islamischen Kulturkreis.

Sartre, Beauvoir


-6 bis -2°C, sonnig. Man kommt ins Schwitzen bei dieser Klimaerwärmung!

- Die geistige Verwirrung der Katheder-Philosophen, Folge 12341:
Sartre, Beauvoir: Unheilige Nichtfamilie

Pure Paare
"Zeit der Reife", ein Roman Jean-Paul Sartres aus dem Jahr 1946, erster Teil der Trilogie "Wege der Freiheit", erzählt die Geschichte einer ungewollten Schwangerschaft. Mathieu, ein Gymnasiallehrer, wie Sartre selbst, steht 1938 vor der Frage, ob er sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg anschließen soll. Es wird nichts daraus (auch Sartre hatte mit dem Gedanken gespielt, sich aber dann für die Anstellung an der Schule entschieden) - wie überhaupt aus seinen Ideen nichts wird. Seine Geliebte Marcelle erwartet ein Kind. Peinliche Situation! ",Nun - es ist passiert.' ,Was? Was ist passiert?' ,Es ist passiert.' Mathieu verzog das Gesicht: ,Bist du sicher?' ,Ganz sicher. Du weißt, dass ich mir nie etwas vormache: es blieb zwei Monate aus.' ,Scheiße!' sagte Mathieu."
Die folgenden Junitage verbringt er mit der Suche nach einem Abtreibungsarzt und den Geldmitteln, um den Eingriff bezahlen zu können. Denn - so will es Sartres Fiktion - der Spezialist, ein erst aus Deutschland, dann aus Österreich emigrierter Jude - will aus Ressentiment gegen Nichtjuden vom exorbitanten Preis nichts nachlassen. Am Ende begeht Mathieu einen Diebstahl, nur um erfahren zu müssen, dass Marcelle sich inzwischen entschieden hat, das Kind auszutragen: Sie wird einen Homosexuellen heiraten.
Man kann nicht sagen, dass der Roman direkt für die Abtreibung plädiere. Dazu ist dieser Mathieu ein zu windiger Geselle, der eben zu gar keiner Entscheidung kommt: weder für die Vaterschaft, noch für die Kommunistische Partei, die ihm in Gestalt eines durchaus sympathisch gezeichneten Funktionärs nahe ist. Immerhin aber legte das Ende des Romans nahe, dass jenes Paar, dem das Kind dann geschenkt wird, Marcelle und der verklemmte Homosexuelle Daniel, eben kein Paar im vollen Sinne werden kann.
Während Sartre an diesem Roman schrieb, war Simone de Beauvoir mit der Arbeit an ihrem feministischen Klassiker "Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau" beschäftigt. Ein Kapitel widmet sich dem Thema der Mutterschaft, die eingangs als das "physiologische Schicksal der Frau" definiert wird. Aber nur, um von dieser bloß "natürlichen" Berufung sogleich zur Gesellschaft überzugehen, die sich "nie einfach mit der Natur abfindet". Dieses Soziale erscheint nun indes nicht als kulturelle Modellierung der Mutterschaft, sondern zunächst einmal als Geburtenkontrolle, Verhütung, Abtreibung. Man kann sich dem Eindruck nicht verschließen, dass die Mutterschaft der Philosophin als ein "unauthentischer" biographischer Entwurf erschien: zu sehr natur- und schicksalsbestimmt, um für Autonomie gelten zu können.
In diesem Zusammenhang fallen die berüchtigten Sätze über den Fötus als Parasiten und später als "Polypen": "Aber die Schwangerschaft ist vor allem ein Drama, das sich bei der Frau zwischen ihren beiden Ich abspielt. Sie empfindet sie gleichzeitig als eine Bereicherung und als eine Verstümmelung. Der Fötus ist ein Teil ihres Körpers und auch wieder ein Parasit, der auf ihre Kosten lebt. Sie besitzt ihn und wird doch wieder von ihm besessen." Auch Simone de Beauvoir plädiert nicht direkt für die Abtreibung, aber der ganze Argumentationsgang offenbart einen scheelen Blick auf die Mutterschaft, vor allem dann, wenn es nicht mehr nur um ein Kind, sondern um mehrere geht - da spricht sie von "Gebärmaschinen" wie der wegen dieses Wortes Jahrzehnte später heftig gescholtene Bischof Mixa.
Überall stützt eine dogmatische Psychoanalyse die existenzialistischen Befunde: Wenn die werdende Mutter Übelkeitsanfälle oder Heißhunger nach bestimmten Speisen empfindet, steht dahinter der Vernichtungswunsch gegen das Kind. Wie sie sich auch stellen mag - die Frau, so sagt es dieses Buch, wird als Person in der Mutterschaft ebenso bestätigt wie beschädigt.
Es passt durchaus dazu, dass Sartre seinerseits in seinem philosophischen Hauptwerk "Das Sein und das Nichts"zwar scharfsinnige und subtile Analysen von Paarbeziehungen gibt - aber die beiden, die das Paar bilden, haben keine Vergangenheit in einer Familie, noch finden sie eine leibliche Fortsetzung. Kinder haben sozusagen keine logische Stelle im Existenzialismus. Man wird dieser Tatsache erst recht inne, wenn man Hegels "Phänomenologie des Geistes" mit Sartres Überlegungen vergleicht. Hier findet man die Beziehungsanalysen ausgefaltet in einer Phänomenologie der antiken Familie mit ihren Penaten, ihren Verhältnissen zwischen Mann und Frau, zwischen Bruder und Schwester. Erst diese integrale Familie bildet eine Sittlichkeit aus, die für Hegel zwar nicht letzte Geltung beanspruchen kann - das Gemeinwesen steht höher und muss sein Recht auch gegen die Pietät der Familie durchsetzen -, aber als Stufe im dialektischen Gang legitimiert ist.
Sartre und Simone de Beauvoir galten in ihrem Jahrhundert mit ihrem "Liebespakt" gleichsam als das Idealpaar der Intellektuellen. Heute sieht man, zu welchem Preis diese Idealisierung erkauft war. Philosophierende Trümmerfrauen hätten hier viel aufzuräumen.
LORENZ JÄGER FAZ 24.12.2008

- Die geistige Verwirrung der Katheder-Philosophen, Folge 12342 : "... Sartres Tour de RAF am 4. Dezember 1974 verhalf der Baader-Gang zu einem überwältigenden Propaganda-Erfolg. Auf einer Pressekonferenz plauderte der 69-jährige Promi aus Paris über die angeblich kahle, fensterlose Zelle des Terroristenführers, der wie ein Gefolterter wirke. Dass er Baaders extravagante Zelle gar nicht gesehen hatte, dass die Visite im nüchternen Besucherraum stattgefunden hatte, dass sich der Häftling seit über 90 Tagen im selbst gewählten Hungerstreik befand, scherte den hinfälligen und beinahe erblindeten Revolutionsfantasten nicht weiter. ..." Focus 3.9.07