Freitag, 31. Juli 2020

Urteilsfähigkeit und Kinderei



“Im Verlauf des Erwachsenenalters nimmt der Neurotizismus ab, während Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit zunehemen”, heißt es bei Asendorpf (Persönlichkeitspsychologie, S. 307) Und das berührt natürlich auch die Urteilsfähigkeit des Menschen. Sie nimmt durchschnittlich mit der Lebenserfahrung zu, niemand bleibt so naiv, wie er es mit 20 Jahren war. Die langen Schulzeiten verzögern aber die Reifungsprozesse. Die Fummelei am Wahlrechtsalter ist daher ein gefährlicher Manipulationsversuch gegen die Demokratie, um mehr Urteilsunfähigkeit in die Wahlvorgänge einzubringen. Der nächste Schritt ist dann die Bildung von Fanatikergangs nach dem Vorbild von Maos Roten Verbrechergarden.



















Sommerzeit







Jetzt wird es aber höchste Zeit!

Für Korn, das noch am Halme hängt.

Die Zeit, die drängt

Hat manches schon verdorben. 


Der Sommer dreht noch einmal auf,

Die Grade steigen in den Himmel;

Am Friedhof noch etwas Gebimmel.

Das ist halt so der Dinge Lauf. 

Donnerstag, 30. Juli 2020

Montag, 27. Juli 2020

Ja, so war’s






Stabile Sache - Edgitha (Edith) und Otto sitzen fest im Magdeburger Ottonium. Edgitha starb 962; hier hat sie offenbar eine Bibel in der Hand.
(Foto: Wiki.) 


“Man hat seit langem gesehen, daß der hochgetriebene Individualisierungsgrad der Personen Ehen gefährdet und ganz allgemein Intimverhältnisse unter schwer zu erfüllende Anforderungen stellt.” (Luhmann, Liebe als Passion, S. 46)

Dieses Problem ist eines der Neuzeit, der sächsische König Otto I. kannte es nicht. Sein Vater Heinrich I. befand, daß die Stärkung der Verbindungen zum angelsächsischen Hochadel günstig wäre und ließ in England Brautwerbung betreiben. Eduard von Wessex war einverstanden und schickte gleich zwei seiner Töchter über den Kanal - Edgitha und Edgiva. Otto I. entschied sich für Edgitha, während Edgiva weiterzog und den westfränkischen Karl III. heiratete. 
Edgitha bekam zur Heirat Magdeburg, wo sie wohlgelitten war und im Dom bestattet liegt. Die Magdeburger Halbkugeln sind aber eine andere Geschichte.  

Otto I. wurde später Kaiser und "der Große" kraft seines Schwertes. 

I. Sinfonia 0:03 II. Danse Suisses 6:44 III. Scherzo 11:22 IV. Pas de Deux 14:34 Stravinsky - Divertimento for violin and piano (1934) Mullova

Sonntag, 26. Juli 2020

Leslie Van Houten 1977 Interview Part 1

Nicht so einfach


Kommunikation geht meist schief. Woran das liegt? 
Immerhin ist das eine dreiseitige Sache, sie besteht aus INFORMATION, MITTEILUNG und VERSTEHEN. Da kann eine Menge schiefgehen. Die Mitteilung ist ein Anregungsvorgang, ob er tatsächlich wirkt, “Erregung prozessiert wird” (Luhmann), liegt am Kommunikationspartner: 
Eugen Roth
Gezeiten der Liebe
Ein Mensch schreibt mitternächtig tief
An die Geliebte einen Brief,
Der schwül und voller Nachtgefühl.
Sie aber kriegt ihn morgenkühl,
Liest gähnend ihn und wirft ihn weg.
Man sieht, der Brief verfehlt den Zweck.

Der Mensch, der nichts mehr von ihr hört,
Ist seinerseits mit Recht empört
Und schreibt am hellen Tag, gekränkt
Und saugrob, was er von ihr denkt.

Die Liebste kriegt den Brief am Abend, Soeben sich entschlossen habend,
Den Menschen dennoch zu erhören
Der Brief muß diesen Vorsatz stören.

Nun schreibt, die Grobheit abzubitten,
Der Mensch noch einen zarten dritten
Und vierten, fünften, sechsten, siebten
Der herzlos schweigenden Geliebten.

Doch bleibt vergeblich alle Schrift,

Wenn man zuerst daneben trifft.

>  Vgl. Luhmann, Soziale Systeme, S. 193ff. 












Freitag, 24. Juli 2020

Freuds "Traumdeutung" erschien 1905



Träume faszinieren naive Menschen, weil sie nicht direkt erklärbar erscheinen und aus ihnen sinnhafte Bezüge konstruierbar sind. Sie ereignen sich fast ausschließlich in der REM-Schlafphase mit den wilden Augenbewegungen; in der anderen Schlafzeit ohne Augenbewegungen wird das Gedächtnis gefüttert. Freud wußte davon noch nichts und phantasierte drauflos, was das Zeug hielt. Alles Unsinn, irreführender Unsinn.
Was der Psychologe Eschenröder für die Fallanalyse des “Wolfsmannes” feststellt, gilt für die gesamte Freud’sche Traumdeutung und für die gesamte Scharlatanerie der Psychoanalyse:
“1. Freud beeinflußt den Patienten massiv im Sinne seiner Theorien. 2. Freuds Interpretationen beruhen in vielen Punkten auf seinen eigenen Konstruktionen und nicht auf Erinnerungen des Patienten. Freud interpretiert also Ereignisse, die er zuvor aus seinen eigenen Interpretationen erschlossen und dem Patienten mitgeteilt hatte. …”  

Christof Eschenröder, Hier irrte Freud, S. 104














Mittwoch, 22. Juli 2020

Ketten-Überraschung


Polyäthylen (PE, Polyethylen). Und dann war es einfacher herstellbar für Folien und Verpackungen. Für diese Entdeckung bekam Karl Ziegler 1963 den Chemienobelpreis. So spielte es sich ab:
“Eines Tages - nach einer langen Serie erfolgloser Versuche - geschah etwas Merkwürdiges. Beim Öffnen des Autoklaven stellte man fest, stellte man fest, daß keinerlei Polymerisation stattgefunden hatte. Die Reaktion war bereits beim zweiten Kettenglied … abgebrochen, das Produkt war Butan. Dieses Ergebnis war völlig unerwartet und aufgrund vorheriger Befunde gar nicht zu verstehen.”
Ziegler suchte zäh nach der Ursache, die ein Zufall war. Der Behälter war mit Salpetersäure ausgewaschen worden, was Nickel in dem Edelstahlgefäß freisetzte, was wiederum den Kettenabbruch bei der beabsichtigen Polymerisation bewirkte.
“Das ist die Geschichte der Ziegler-Katalysatoren, deren marktwirtschaftlicher Wert sich auf viele Milliarden Mark beläuft.” 
Manfred Eigen, Jenseits von Ideologien und Wunschdenken, 1988, S. 20ff. 

1975 trug ein Buch Eigens den Titel “Das Spiel. Naturgesetze steuern den Zufall”. Und natürlich Forscher wie Ziegler und Eigen. Der Zufall läßt sich jedoch nicht als verläßlicher Politikhelfer einplanen und für unverantwortliche Schulden-Politik vereinnahmen. 














Samstag, 18. Juli 2020

Beethoven: Piano Sonata No.30 / Maurizio Pollini (1998 Movie Live)

Gedächtnis und Schlafphasen


Gedächtnis und Schlafphasen
Maryam Ghorbani and Lisa Marshall
Zusammenfassung: Schlaf unterstützt aktiv die Konsolidierung vieler Arten von Gedächtnisprozessen. Dieser Übersichtsartikel beschreibt die neuronalen Oszillationen während des non-rapid-eye-movement-Schlafs, die diesen Oszillationen zugrunde liegenden Hirnstrukturen und ihre Beziehungen zur hippocampusabhängigen Gedächtniskonsolidierung. Ein Schwerpunkt liegt hierbei in der Beziehung zwischen inter- und intraregionalen Interaktionen und deren elektrophysiologische Repräsentation. Es werden Methoden zur Modulation neuronaler Oszillationen mit der Absicht, die Gedächtniskonsolidierung zu beeinflussen, vorgestellt. Schlüsselwörter: Verhalten; Hirnrhythmen; Stimulation; Human; Nager
Die beiden Forscherinnen studierten die einschlägige Literatur zu den verschiedenen NREM-Schlafphasen bei Menschen und Nagern. Bei letzteren konnte durch Hemmung eines speziellen Signalwegs zwischen Hippocampus und Großhirnrinde die Gedächtnisleistung vermindert werden, während eine Stimulation bei nichtmenschlichen Primaten einen positiven Effekt zeigte. 
Neuroforum 2020; 26(2): 93–99  Review article  Maryam Ghorbani and Lisa Marshall*
https://doi.org/10.1515/nf-2020-0002 Manipulating neural activity and sleep-dependent memory consolidation

https://www.dasgehirn.info/denken/lernen/schule/lernneuro-die-app-fuer-die-naechste-klassenarbeit














Freitag, 17. Juli 2020

Neuromythen


In allen Fächern gibt es Wichtigtuer und Marktschreier, besonders dann, wenn ihr Fach gerade Mode ist und Anschluß an die Massenmedien findet. Das war in der vergangenen Dekade in den Neurowissenschaften der Fall. Und schuf Neuromythen, deren Richtigstellung Finja Grospietsch und Jürgen Mayer (beide Uni Kassel) in ihrem Artikel “Irrtümer über Neurowissenschaft - Verbreitung und Beständigkeit von Neuromythen im Schul-Hochschulbereich” unternehmen. (Neuroforum 26/2020)

Sie geben vor allem einen Überblick über eine Reihe von Studien weltweit und steuern selbst eine bei. 550 Biologielehrer in Ausbildung umfaßte ihre Untersuchung, jeweils mehr als die Hälfte und bis zu 93% hing Fehlannahmen an. An der Spitze lag der Mythos LERNSTIL, der glaubt, daß Individuen besser lernen, wenn sie den Stoff in dem bevorzugten Modus (akustisch, visuell/bildlich, haptisch oder Text) dargeboten bekommen. Dies ist jedoch nicht der Fall, in allen Kanälen wird gleich gut gelernt. So der wissenschaftliche Befund. Das erscheint weitgehend plausibel, weil die Sinne ja hirnliche Zulieferer sind, die hirnliche Kodierung selbst erfolgt im Gedächtnis elektrochemisch. Ob dieser Befund aber das letzte Wort darstellt, bleibt dahingestellt. Wissenschaft ist nie am Ende. Die Textform bietet durch die Möglichkeit des Innehaltens und der Bearbeitung durch Unterstreichen etc. die meisten intellektuellen Möglichkeiten. Es müßte aber große Unterschiede geben zwischen dem Beginn der Grundschule und der Oberstufe.





















Mittwoch, 15. Juli 2020

Supreme sax. /// A Love Supreme, Pt. 1- Acknowledgement

Missionsjournalismus


In “Politik der Gesellschaft”, geht Luhmann ein auf die “politische Presse, … die ihre Meldungen gezielt auswählt (oder zurechtphrasiert oder unterdrückt), um politische Effekte zu erreichen; und auch eine Presse, die mit der Nutzung dieser Möglichkeiten drohen kann, um etwas anderes als dies zu erreichen. Aber in solchen Fällen agiert die Presse selbst politisch, also im politischen System.” (PdG, S. 311)
So kann man es sehen. Bleibt u.a. noch die Klärung der Frage, wie sie Roland Tichy Norbert Bolz stellte, der so antwortete: „Die extreme Konformität in den Redaktionen der meisten Medien kann ich mir nur noch mit der sehr ähnlichen Sozialisation der Journalisten dort erklären“.
Zur Konformität in der NewYorkTimes hat gerade die Redakteurin Bari Weiss ihren Kündigungsbrief geschrieben. 
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus211637681/Bari-Weiss-Die-Wahrheit-steht-bei-der-New-York-Times-vorher-schon-fest.html  























Ein Werk des jungen Chopin, gespielt von einem ganz alten Meister. /// Frédéric Chopin - Piano Concerto No. 2. II Larghetto | Arthur Rubinstein...

Dienstag, 14. Juli 2020

Luhmann, Die Realität der Massenmedien und die Eigenrealität


“Das vielleicht wichtigste Ergebnis dieser Überlegungen ist, daß die Massenmedien zwar die Realität, aber eine nicht konsenspflichtige Realität erzeugen. Sie lassen die Illusion einer kognitiv zugänglichen Realität unangetastet. Zwar hat der ‘radikale Konstruktivismus’ recht mit der These, daß kein kognitives System, mag es als Bewußtsein oder als Kommunikationssystem operieren, seine Umwelt operativ erreichen kann. … Zugleich gilt aber auch, daß kein kognitives System auf Realitätsannahmen verzichten kann. … Die Vorstellung von Realität sichert durch ihre eigene Ambivalenz die Autopoiesis kognitiver Operationen. Es mag sich um eine Illusion handeln oder um das ‘Realitätsprinzip’ im Sinne der Psychiatrie. Wichtig bleibt, daß das System in seinen kognitiven Operationen nicht ständig, sondern nur ausnahmsweise genötigt ist, zwischen der Umwelt, wie sie wirklich ist, und der Umwelt, wie es sie sieht, zu unterscheiden. … Die Unterscheidung einer nicht konsenspflichtigen, individuell anschneidbaren Welt könnte nun eine dritte Lösung für dieses Problem sein, und genau das scheint die Lösung zu sein, die die Massenmedien anbieten und verbreiten. Man muß nur die eigene Art der Einstellung auf Realität akzeptieren - und unterscheiden können. Man muß sich nur davor bewahren, sie für allgemeingültig, für die Realität schlechthin zu halten.” (Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 71f.

Muß man wissen. Und dann kann man ja noch Norbert Bolz für die Nahaufnahme lesen. 














Ceux qui veillent la nuit

Montag, 13. Juli 2020

“So I have heard, and do in part believe it.” Horatio


Im Text “Realität der Massenmedien” vernachlässigt Luhmann einen Bereich der Massenmedien, den Lenin mit “Agitator, Propagandist und Organisator” der Presse zugewiesen hat. Diese Funktionsweise spielte keimhaft schon in der Reformation eine große Rolle, die dann in der Französischen Revolution politisch wirksam wurde (“Les Revolutions de Paris”, “Journal des hommes libres”, “Moniteure patriotique”, “Publiciste Parisien”, “L’ami du peuple” etc.). Deutsche Presseorgane wie die heute noch existenten Zeitungen wie der “Trierische Volksfreund” und die “Volksstimme” sahen sich in dieser Tradition. Und natürlich Röhls und Meinhofs “konkret” mit ihrer Ausstrahlung auf zahlreiche Medien. Auf der anderen Seite befinden sich Missionsblätter wie die “Kreuzzeitung”, die “National-Zeitung” und die winzige “Junge Freiheit”. Wenn Luhmann von Manipulation spricht, scheint er auf einzelne Fälle der Art “Kummer” und “Relotius” zu zielen, nicht auf die Missionsmedien. “Die Politik profitiert von ‘Erwähnungen’ in den Medien und findet sich durch sie zugleich irritiert”, heißt es auf S. 50f. Das ist sehr reduziert und zurückhaltend formuliert und trifft nicht recht die robusten Meinungsmachermedien, die die 4. Gewalt ausmachen. ”Propaganda-Journalismus” ist insofern keine “externe Manipulation”. Wenn auch noch nach fünf Monaten morgens in den DLF-Nachrichten die neuen Sars2-Zahlen verlesen werden, so kann man das nicht im Neuigkeitsgebot verbuchen, sondern nur der Absicht verpflichtet sehen, die Verfügbarkeitskaskade (Kahneman) zu stärken. Oder zu schubsen. (Nudging, Sunstein)

“So I have heard, and do in part believe it.” Horatios Diktum gilt stets und immer.












Samstag, 11. Juli 2020

Der Verstand kommt erst mit den Jahren, wenn er denn kommt



Der alte SPIEGEL-Journalist beklagt im FOCUS den Selbstbetrug von Journalisten. Gut so. Aber die jungen haben es so bei den alten Journalisten beim SPIEGEL, der ZEIT, SZ etc. gelernt. Wer hat die Adornos, Dutschkes und Baaders prominent geschrieben, wenn nicht die vorgenannten Medien? Ulrike Meinhof war im journalistischen Hamburg bestens vernetzt. Seitdem gilt für die Branche linke Haltung bis zur Albernheit. Und Pässe schießen zu den Parteien, die sollen exekutieren, was sich die Augsteins, Dönhoffs und Prantls so ausdenken. Die Journalistenbranche hat sich zur Oberlehrerkaste entwickelt. 












Freitag, 10. Juli 2020

SCHUBERT - Impromptu n°3 (Horowitz)

Angriffe gegen die Polizei, Gewalt gegen die Polizei - wo ist die Studie? /// mdr - Tanja Kambouri

Luhmann, Die Realität der Massenmedien, 1994


“Es ist wichtig, die wie immer beschränkten Möglichkeiten der Manipulation und des teils überzogenen, teils nicht durchdringenden Manipulationsverdachts als eine systeminterne Problematik zu begreifen und nicht als einen Effekt, den die Massenmedien in der Umwelt ihres Systems erzeugen. … Im Manipulationsverdacht finden die Codewerte Information und Nichtinformation zur Einheit zurück.”

Luhmann, Die Realität der Massenmedien, 1994

Der Text Luhmanns bleibt merkwürdig blaß gegenüber der bunten Medienlandschaft. Für die ganze Branche gilt sicherlich, daß das Rückgrat des Journalismus das Neuigkeitsgebot darstellt. Aber welche Rolle spielt der Haltungs- und Missionsjournalismus, der in Deutschland eine besonders große Rolle spielt? Im Falle des Sars2-Virus mit den täglichen Zählungen und den vielen Berichten seit Monaten von den Intensivstationen kann man schon von Propaganda-Journalismus sprechen. Diese Zuspitzung hat Luhmann nicht mehr erlebt, aber das Problem hat sich seit Jahrzehnten entwickelt, pointiert hat es der Informatiker Karl Steinbuch in seinem Buch von 1968 “Falsch programmiert” angesprochen, dem weitere einschlägige Veröffentlichungen folgten. 

Lassen sich diese Phänomene in einem System unterbringen?















Samstag, 4. Juli 2020

Alter Sauerteig


Faust: 
”Des Denkens Faden ist zerrissen,
Mir ekelt lange vor allem Wissen.
Mephisto:
O glaube mir, der manche tausend Jahre
An dieser harten Speise kaut,
Daß von der Wiege bis zur Bahre
Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut!”
(Vv. 1748)
Luhmann ließ sich von Goethe/Faust nicht abschrecken, sich den “alten Sauerteig” noch einmal gründlich vorzunehmen.
Ohne Paradox geht das nicht ab. 
“Die Welt erscheint so gleichsam als involvierte Unsichtbarkeit; oder auch als Hinweis auf eine nur rekursiv mögliche Erschließung. 

Die Welt ist - was immer sie als ‘unmarked state’ vor aller Beobachtung sein mag - für den Beobachter (und wer sonst fragt danach?) ein temporalisierbares Paradox. Sie kann also nur mit einer nicht stationären, nicht ‘Gegenstände’ fixierende Logik erfaßt werden. Und genau dies ist die epistemologische Aussage der operativen Logik von George Spencer Brown.” (Luhmann, Wissenschaft, S. 93







Mittwoch, 1. Juli 2020

St. Louis ist gefährlich - Demond Washington schoß in einem Restaurant auf 3 Frauen - eine starb, zwei wurden verletzt. /// 28-year-old charged with murder in Applebee’s triple shooting

Da staunt man


„Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, doch unaussprechlich bliebe. / Die Allegorie verwandelt die Erscheinung in einen Begriff, den Begriff in ein Bild, doch so, dass der Begriff im Bilde immer noch begrenzt und vollständig zu halten und zu haben und an demselben auszusprechen sei.” (Goethe, Maximen u. R.)

“‘Symbole sind Mystifikationen’ (Novalis). Mystifikationen sind Invisibilisierungen. Invisibilisierungen verschleiern Paradoxien.” 

Luhmann, Die Wissenschaft der Gesellschaft, S. 189

Luhmann schließt hier an den romantischen Symbolbegriff an, und wenn auch der Code wahr/unwahr beim Medium Wahrheit nichts ganz Konkretes liefert, so ermöglicht die Symbolik "dagegen den Anschluß weiterführender, nicht nur (aber auch) genau entgegengesetzter Kommunikationen."
(A.a.O., S. 193)