Freitag, 2. November 2018

›Auch hier ist Arkadien!‹ ?


Fast wie in Arkadien






Herder (1744 Mohrungen, Ostpreußen - 1803 Weimar)

Die Erinnerung

»Gute Zeiten, sel'ge Stunden,
Sagt, wo seid Ihr hingeschwunden?
Und zum Unglück oder Glück
Blieb mir Euer Bild zurück?«

»Hin zu neuer Jugend Stunden
Sind wir leise hingeschwunden;
Und zur Labung und zum Glück
Blieb Dir unser Bild zurück.«

»Euer Bild? Wie ungenossen
Sind der Tage viel verflossen!
Trübe kommt dem matten Blick
Reue oft statt Trost zurück.«

»Auch der Reue süße Schmerzen
Sind ein Balsam kranker Herzen.
Neuer Muth ist Lebensglück;
Schaue vor Dich, nicht zurück!«

»Vor mich? Sieh, auf jenem Hügel
In der Abendröthe Spiegel
Seh' ich eine Urne stehn;
Darf ich, darf ich zu ihr gehn?«

»Geh hinan! Die goldnen Stunden
Haben kränzend sie umwunden.
Lies die Inschrift, glänzend-schön:
›Auch hier ist Arkadien!‹«

Den Gedichtschluß glaube, wer will.
Der Biologe (Lebenswissenschaftler) William Martin vermerkt kurz und bündig: Leben ist eine chemische Reaktion. Wer es nicht glaube, ziehe sich eine Plastiktüte über den Kopf.
Wenn der Sauerstoff nicht mehr - chemisch gebunden im Hämoglobin - ins Gehirn verbracht wird, dann bedeutet das nicht das (alt-)griechische Paradiesgärtlein, sondern das Ende des Lebens. Dann hören alle chemischen Reaktionen im Körper nach und nach auf.

Wer anfängt - so ein Bonmot Luhmanns - muß auch aufhören können.
Aber Martin würde nicht bestreiten, daß auf der Grundlage der fundamentalen Lebensprozesse eine Kaskade von Weiterungen statthat, die alles erst interessant und lebenswert macht.











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