Sonntag, 27. Mai 2012

Guter Geist ist trocken

Altar des Apoll   






Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel;
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde. 

(aus: Goethe, Reineke Fuchs)

Und da gibt es denn auch wieder das Moerser Jazzfest, seit vierzig Jahren inzwischen, und mit dem immerwährenden Moderator Rüsenberg, der immer noch mit angenehmer Stimme kommentiert und noch immer  Fusion mag und die RADIATION 10 präsentiert, die wirklich aufregend spielen zwischen Rock und (Free) Jazz. Als junger Mann mußte ich noch nach Moers fahren, heute reicht mir Rüsenbergs Auswahl im Radio am nachtblauen Frühsommerabend auf der Terrasse. Sehr angenehm. 

Man muß sich diese Distanz er-leben, dahinter verbirgt sich eine Art Lebensarbeit, keine blitzartige Erleuchtung. Die überfällt den eher jungen Menschen und oft blendet ihn eine nach der anderen. Das sind die Leiden der Jugend, die aber auch noch den Altpubertären plagen können. 
Nietzsches ZARATHUSTRA in seiner ganzen Überspanntheit hielt ich früher für eine Jugendschrift, tatsächlich jedoch verdankt sie sich der späten "Erleuchtung" in Sils Maria. Völlig fehlt darin die Gedankenarbeit, dieser hymnische Erguß kommt mir vor wie die Rückkehr zur Predigt mit anderen Mitteln. Und so ging es dann auch weiter bergab mit ihm, bis er zuletzt mit "der Gekreuzigte" unterschrieb. 
Armer Nietzsche. Kam nicht weg von Weltanschauung und Erlösungssehnsucht.