Montag, 7. Februar 2011

Calvinist und Kupferstecher, Porträtist des friderizianischen Preußens







Ein Calvinist kann nicht nur lesen, er liest auch aus der Bibel vor: Chodowieckis Schwiegereltern Barez, von ihrem Schwiegersohn fein gestochen.
(Bild Wiki.)





Interessanter europäischer Fall:

Geboren 1726 in Danzig war Daniel Nikolaus Chodowiecki preußischer Bürger, wuchs deutschmuttersprachlich auf, bezog sich aber auch auf zurückliegende adlige polnische Vorfahren seines Vaters. Gehörten sie zu den wenigen polnischen Protestanten und flohen vor den Schikanen der katholischen Mehrheit ins protestantische Danzig? Seine Mutter stammte von Schweizer Hugenotten ab, die als Glaubensflüchtlinge aus Frankreich emigriert waren.
Er war der Sohn des Danziger Getreidegroßhändlers Gottfried Chodowiecki und dessen Ehefrau Marie Henriette Ayrer. Sein Großvater Christian, geboren 1655, war ebenfalls Kaufmann in Danzig. Der Miniaturmaler Gottfried Chodowiecki war sein Bruder. Er lernte bei seinem französischen Onkel Antoine Ayrer in Berlin und heiratete eine Berliner Hugenottin, Tochter des Seidenstickers Jean Barez aus Amsterdam. Es nimmt nicht wunder, daß ein Sohn, Louis Guilleaume Chodowiecki, ebenfalls Kupferstecher wurde.
Chodowiecki engagierte sich stark in der Berliner französisch-reformierten Gemeinde, auf deren Friedhof er begraben ist.
Diese Gemeinde gibt es heute noch, sie feierte 2009 Calvins Geburtstag (s. Blog u.a. 4.4.09).

“ Ich wolte gern ein mahl eine Folge von historischen Gegenständen bearbeiten … und muß immer beym tändelnden Modekram der Romane bleiben. “, schreibt er im März 1784 aus Berlin an eine Christiane Gräfin zu Solms-Laubach, die ebenfalls zeichnet und malt. (Briefe d. Deutschen aus einem Jahrtausend, Hg. Ina Seidel, Leipzig 1943)

Seine historischen Gemälde vermissen wir nicht, aber die vielen zeichnerischen Ansichten seiner Zeit schätzen wir sehr, etwa das alte "Brandenburger Tor" von 1764.

- Ceterum censeo: Back to the roots, Schluß mit Brüssel.