Samstag, 31. März 2012

Frühling mit Messer




Der Frühling will kommen,
Der Frühling, meine Freud’,
Nun mach’ ich mich fertig
Zum Wandern bereit.

So endet Schuberts letztes Lied von 1828, “Der Hirt auf dem Felsen”.
Für Schubert stand allerdings der Tod ins Haus, der ja nicht nur im christlichen Aberglauben auch eine Art Wanderung in den Frühling, in das ewige Licht darstellt.

“Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt”, heißt es im FAUST, und das ist so geblieben.
Allerhand Interessantes sendeten die Forschungsvehikel, so hat gerade die Sonde Cassini ihren bisher nahesten Vorbeiflug über den Südpol des Saturnmondes Enceladus absolviert.
Aber nirgendwo fand sich ein Hinweis auf Himmel oder Hölle. Das kann natürlich keinen gläubigen homo sapiens beeindrucken, denn sein Mythenbedürfnis ist sehr stark ausgeprägt, der TATORT oder Religion, das spielt keine Rolle, alles zu seiner Zeit oder nacheinander. Ob ostsibirische Jukagiren oder moderne geisteswissenschaftliche Schamanen wie Bruno Latour - sie sehen überall Geisteswesen am Werke, auch in den Dingen. Die zahlen zwar keine Steuern, aber mit Steuergeldern kann man schöne Konferenzen über Animismus veranstalten, den man auch überall in der Moderne auffinden kann, hat man denn die richtige geisteswissenschaftliche Wünschelrute:
“In der kapitalistischen Verfaßtheit der Moderne, wo Dinge beseelt sind und der Mensch verdinglicht wird, sollten wir den Erzählungen der Dinge Gehör schenken, die über das vertrackte Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt berichten.”
Ja, so. Wenn das der Herr Professor Michael Taussig aus Amerika auf der Konferenz in Berlin verkündet, dann muß ja etwas dran sein. Moderne und Animismus sind also kein Widerspruch. Da versteht man das bisher modernste Jahrhundert, das Zwanzigste, gleich besser. Schon am Anfang gab es moderne Musik, Schönberg, Strawinsky, dessen “Sacre du Printemps”, das Frühlingsopfer, primitiv rythmisch und zugleich sublim floral daherkommt und dessen Inhalt, das aufregende Abstechen einer russischen Jungfrau, die Mythenherzen höher schlagen läßt. Ja, Tod, Geisteswesen und Ritual gehören zusammen zur höheren Ehre des Geisteshäuptlings oder der Naturgeisterei. Auferstehung garantiert. Und so trafen sich Moderne und tödliche Archaik noch öfter in diesem Jahrhundert, Millionen wurden geopfert für neue Reiche, neue Gesellschaften, neue Menschen.
So war der alte Adam schon immer. Damit Neues werden kann, muß Altes sterben. Flüstert uns das nicht auch Taussigs Kapitalismus? Aber das ist vermutlich schon das Thema der nächsten Tagung. Sicher vor dem Ritualopfer aber ist nur das Denkopfer der animistischen Geisteswissenschaften.

(Vgl. "Auch moderne Dinge haben sprechende Seelen. Erst waren Begriffe wie "Fetischismus" oder "Animismus" für ferne Völker reserviert. Aber schon seit langem dringen sie in die Beschreibung moderner Gesellschaften ein: eine Berliner Tagung. So wurde der Animismus zum Baustein einer triumphalistischen Geschichtserzählung der Moderne ...", Stefanie Peter, FAZ 29.3.12)

Was mögen die Narzissen oben im Bild flüstern? Von Geistwesen zu Geistwesen?

Kalt, kalt, ist der Erde Gestalt,
acht Grad nur und windig,
aber der Frühling kommt bald.

Gut, gut.

Freitag, 30. März 2012

Mätzchenpolitikerin





Nein, das ist nicht die Schwester von Helge Schneider, die hätte sich wahrscheinlich nicht mit einem Uhu getroffen und dort kille-kille gemacht wie bei einem Kanarienvogel.

Diese Frau, die hier ihre Sympathie mit dem Fleischfresser zeigt, ist die Sozialpolitikerin K.-K., die Wahlkampfmätzchen veranstaltet. Offenbar läßt sie das schwache tote Küken im Uhuschnabel völlig kalt, was bei einer Sozialpolitikerin nicht unbedingt zu erwarten wäre. Aber es handelt sich eben um Wahlkampfmätzchen, und diese K.-K. mit dem Mätzchenlächeln wurde im Winzigländchen Saarland wiedergewählt.

Donnerstag, 29. März 2012

Der Zauberer





Das paßt zu Aschenbach und Thomas Mann - ein Jugenstilornament im strengen Rechteck - die Erstausgabe der Erzählung
(Bild: Wiki.)



Seine Novelle “Tod in Venedig” von 1912 zeigt Thomas Mann schon auf der Höhe seiner Kunst. Die Sprachmelodie, das feine Gespinst des Textes, die souveräne Behandlung der Motive, die symbolische Bildgebung der Handlung - man kann das erst mit den Jahren angemessen würdigen. Und unwillkürlich fällt mir der Titel der Biographie Peter de Mendelssohns ein, der mir früher zweifelhaft erschien: “Der Zauberer – Das Leben des Schriftstellers Thomas Mann.”

Mehrmals schon wollte ich die CD aus dem Magazin nehmen, doch die ersten Perioden hörend zieht mich die ‘mannisch’ anmutende Lesart Gert Westphals immer wieder in den Text.

Mittwoch, 28. März 2012

Emos aus dem Internet




Karl May als Kara Ben Nemsi
(Bild: Wiki.)



Ich habe bei Orientalisten immer wieder den Eindruck, daß sie sich nach der Lektüre der Kara-Ben-Nemsi-Romane Karl Mays zum Studium der Arabistik entschlossen haben und die jugendliche Karl-May-Erfahrung bei ihnen lebenslang anhält. Bei Rainer Hermann geht es mir so, der gerade wieder “Das arabische Erwachen” in der FAZ beschwor (27.3.12). Hatten wir das arabische Erwachen nicht schon im Kairo der 1920er Jahre? Und dann wieder bei Nasser und Ben Bella? Die Perser nicht zu vergessen, die mit ihrer Revolution gegen den Schah einen nachhaltigen Eindruck machen. Die Islamisten haben sich durchaus verändert, seit Sayyid Qutb die Muslimbrüderschaft ideologisch fundierte. Vor allem sind es immer mehr Islamisten geworden. Sie finden auch einen “Modus vivendi”, wie Hermann meint, “gleichzeitig ein gläubiger Muslim und ein glaubwürdiger Demokrat zu sein”. Das kann man ja in Tunesien sehen, das Hermann zu “Arabiens neuem Musterländle” erklärt und wo die Regierungssalafisten Brandfront gegen unsalafistische Medien machen und “unzüchtig” gekleidete Frauen tätlich angreifen. Man kann es auch im Irak sehen, wo die arabische Demokratie am weitesten ist:
“In der arabischen Welt rebelliert die Jugend gegen die Despoten. Im demokratischen Irak schränkt die Regierung die Freiheitsrechte ein. Jüngstes Opfer sind sogenannte Emo-Jugendliche.

Jeden Morgen geht Fadhel Jatti durch die Hörsäle und hält Ausschau nach Studentinnen und Studenten in engen Jeans und sogenannten Emo-Shirts. Als Leiter der TV-Abteilung des Medien-Colleges an der Universität von Bagdad hätte Jatti eigentlich Wichtigeres zu tun. Aber Befehl sei Befehl, sagt Jatti. Die irakische Regierung hat in den letzten Wochen die Eliminierung des Phänomens der Emos angeordnet. Eine Reihe von ungeklärten Morden hat seitdem eine Schockwelle unter Jugendlichen, aber auch unter Homosexuellen und säkular gesinnten Irakern ausgelöst.
«Gefahr für die Gesellschaft»

Wie viele Morde es gegeben hat, liegt im Dunkeln. Irakische Fernsehsender, die der Regierung kritisch gegenüberstehen, berichteten von jungen Männern im Emo-Look, denen mit Zementblöcken der Schädel eingeschlagen worden sei. Die Regierung bestreitet, dass es überhaupt Morde an Emos oder Homosexuellen gegeben hat. …” (Inga Rogg, Bagdad, Verbissener Kulturkampf im Irak, NZZ 17.3.12)
Hermann spricht auch nur von der “Demokratie”. Das ist eine Wortfalle. Die repräsentative Demokratie wiegt wenig ohne ihr europäisch-historisches Fundament, die individuellen Freiheitsrechte. Auf die kommt es an.
Wie lebte der einzelne Bürger unter der Diktatur des Schah und wie lebt er heute in der islamistischen Teheraner Demokratie? Ein Sturz in den Abgrund. Auch die ‘Lee-Familien-Demokratie’ in Singapur ist in dieser Hinsicht studierenswert. Ohne eine Muster-Demokratie zu sein katapultierte Lee Kuan Yew seit 1959 sein Ländchen aus der Massenarbeitslosigkeit arabischen Ausmaßes erst in ein Industrieland, dann in eine wohlhabende Dienstleistungsgesellschaft mit beträchtlichen individuellen Freiheitsrechten. Auf die kommt es an, verbunden mit geringer Arbeitslosigkeit.
Orientalisten vom Schlage Rainer Hermann sollten vielleicht zur Karl-May-Lektüre zurückkehren.

Dienstag, 27. März 2012

Kann so bleiben





Fast eine Woche Sonnenfrühling (0-19°C) - da muß eine neue Gebärhöhle her; statt Cassina für den Komfort gibt es Laub, das mit dem Maul transportiert wird für die jungen Mauswiesel.

Montag, 26. März 2012

Die Steinzeit lebt




Uralte Stammesgeschichte



- Es geschah am hellichten Tag:

Ali Ahmed Omar
geboren: 1982
erstochen: 7. Januar 2011
Wohnort: Kiel
Herkunft: Opfer: Irak/Kurde; Täter: Libanon
Kinder: 1 Tochter (zur Tat 3 J.)
Täter: 5 Männer aus dem Libanon (21-45 J.)
Ali ist ein junger Kurde, der 2001 aus dem Irak nach Deutschland kommt. Er ist gelernter Tischler und arbeitet erst als Fahrer, dann als Friseur in Kiel. Im Jahr 2006 heiratet er eine 22jährige Deutsche. Alis bester Freund heiratet ihre Schwester.
Ali und seine Frau bekommen eine Tochter. Im Mai 2008 trennt er sich ohne Angabe von Gründen. Später stellt sich heraus, dass er sich in die Libanesin Nera verliebt hat. Diese ist nach islamischem Ritus mit einem anderen Mann verheiratet und hat eine dreijährige Tochter.
Nera verlässt ihren Mann und zieht am 31. Dezember 2010 zu Ali. Eine Woche später wird er ermordet. ..."

Den Rest kann man auf ehrenmord.de oder in der NZZ v. 24.3.12. Dieser Ali selbst war gegenüber seinen Partnerinnen gewalttätig.

Gewalt gehört im Orient zu den Alltagsmünzen. Der Iraker wurde in aller Öffentlichkeit in einer Bäckerei mit 19 Messerstichen hingerichtet. Der Respekt gegenüber dem Individuum ist gering. Es ist Teil der Familie und des Clans und nur als Mitglied dieser Gruppen respektabel. Das Wort “Freiheit” hat daher einen völlig anderen Sinn als in Europa.

Als vor fünfzig Jahren der französische Algerienkrieg endete und der algerische “Freiheitskampf” siegte, übernahmen arabische Cliquen die Macht und schraubten die Zivilisationsstandards der französischen Kolonie zurück, insbesondere den Rechtsschutz für das Individuum. Dieses verlor seine individuelle Freiheit und sank zurück in den Rahmen dessen, was die orientalische Familie bzw. deren Oberhaupt gewährt und für richtig hält.

Diese rigide, primitive Hierarchie bleibt als stammesgeschichtliches Erbe auch für Menschen mit einfacher Mentalität in zivilisierten Ländern reizvoll. So zog der Chef einer gewaltbereiten Rockerbande im Interview (FAZ 24.3.11, Black Jackets) logisch passend den Familienvergleich für seine strengen Hierarchieregeln: “ (wir) könnten uns untereinander auch Vater, Onkel, Stiefvater oder Pate nennen. “ Da steht allerdings die traditionelle orientalische Familie Pate, in der jederzeit zugeschlagen wird, wenn es dem Ranghöheren gefällt. Die Bande, die sich sinnig das Motto CAVE CANEM zum Bulldoggenkopf erwählt hat, wurde von “Türken, Jugos und Deutschen aus dem Jugendhaus” gegründet. Dazu paßt auch der Charakter der “reinen Männerbruderschaft”, denn in der orientalischen Familie regieren und schlagen stets Männer.

- Medina Memi wurde lebendig begraben
" "EHRENMORD" IN DER TÜRKEI WELT 09.02.2010
Lebendig begraben, weil Medina mit Jungen sprach
Ein furchtbarer "Ehrenmord" erschüttert die Türkei: der Fall der Medina Memi, die von der eigenen Familie lebendig begraben wurde. Der Vater hatte sie unter dem Hühnerstall fast zwei Meter unter der Erdoberfläche eingegraben. Die Tat löst eine lange überfällige Diskussion im Land aus. ... In diesem zwei Meter tiefen Loch in der Türkei fand man die 16-jährige Medina M. Sie wurde lebendig begraben.
Die Hände waren auf den Rücken gebunden, Lunge und Magen voll Erde. Medina war bei lebendigem Leibe zugeschaufelt worden. Zur Sicherheit hatten die Mörder noch eine Zementschicht darüber gegossen. ..." (Vgl. FAZ 26.3.12)

- "Am 11. Januar 1999 erschütterte der Mord am Lehrer Paul Spirig die Stadt St. Gallen. Spirig hatte eine Schülerin, die von ihrem Vater, dem Kosovo-Albaner Ded Gecaj, sexuell missbraucht worden war, vor dem Selbstmord gerettet. Dieser «rächte» sich, indem er den Lehrer in der Schule erschoss. Es war ein privates Drama, das in der Öffentlichkeit die Frage nach einem besseren Zusammenleben von Schweizern und Immigranten aufwarf." NZZ 24.3.12
"Entsprechend prominent haben die kosovarischen Zeitungen am Samstag über Gecajs Tod in der Untersuchungshaft berichtet. «Koha ditore», eine seriöse, unabhängige Zeitung in Kosovo, hält in erster Linie die Fakten fest. Die Zeitung betont allerdings, dass die St. Galler Behörden keine Beweise für Gecajs Selbstmord veröffentlicht hätten. In Leserkommentaren auf der Online-Site der Zeitung wird die zurückhaltende Informationspolitik der St. Galler Behörden kritisiert. Diese lasse Zweifel an der Darstellung aufkommen, Gecaj habe sich selber getötet. Einzelne Kommentatoren versuchen auch, die Tat Gecajs mit dem im albanischen Kulturraum noch immer verbreiteten Gewohnheitsrecht der Blutrache zu legitimieren.
Scharfe Kritik setzt es für die kosovarischen Behörden ab. Diese hätte Gecaj nicht an die Schweiz ausliefern dürfen. In Leserkommentaren der Boulevardzeitung «Gazeta Express» weisen wenige Kommentare auch auf die verwerfliche Tat von Gecaj hin. Mehrheitlich wird aber Partei für Gecaj ergriffen. Er wird als Mann skizziert, der vor allem die Ehre seiner Familie verteidigt habe. Es sei unentschuldbar, dass Kosovo den Mann ausgeliefert habe. Für Kosovo sei das eine Schande." NZZ 21.11.10

Sonntag, 25. März 2012

Von der Kanzel tönt es hohl





Geschwafel kann sehr entspannend sein (William Hogarth, Congregation, 1762)




“ Der Weg dazu ist nicht der einer paternalistischen Fürsorgepolitik, sondern der eines Sozialstaates, der vorsorgt und ermächtigt. Wir dürfen nicht dulden, dass Kinder ihre Talente nicht entfalten können, weil keine Chancengleichheit existiert. Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, Leistung lohne sich für sie nicht mehr und der Aufstieg sei ihnen selbst dann verwehrt, wenn sie sich nach Kräften bemühen. Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, sie seien nicht Teil unserer Gesellschaft, weil sie arm oder alt oder behindert sind.”

Was Gauck hier in seiner Eröffnungsrede “Unser Land” vor dem Bundestag sagt, hört sich an wie Gaukelei. Ein “Sozialstaat, der vorsorgt und ermächtigt”, der betreibt eben freiheitsverzehrende “paternalistische Fürsorgepolitik”.
“Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, Leistung lohne sich für sie nicht mehr”: was soll das heißen im Zusammenhang mit “Aufstieg”?
Seit Jahrzehnten gibt es viele Bildungsangebote für Interessierte, deren Chancen eher durch sozialdemokratische Politik, durch Versagen der Politiker reduziert werden.
So habe ich selbst aus mittelloser und bildungsferner Familie stammend den Zweiten Bildungsweg beschreiten und studieren können, um dann nach zwei Staatsexamen durch die defiziente Stellenbesetzungspolitik des Johannes Rau arbeitslos zu werden wie mehrere Referendarsjahrgänge mit mir. Seit meinem ZBW-Abitur Anfang der 1970er Jahre wurden die Bildungsangebote weiter ausgebaut und die Anforderungen sukzessiv herabgesetzt.
Herr Gauck sollte einmal unser Land kennenlernen. Heute besteht eher das Problem der Abiturinflation. Wenn über 40% eines Jahrgangs “Abitur” machen, dann ist dieser Abschluß nur noch dem Namen nach vergleichbar mit dem Abitur von 1970, tatsächlich handelt es sich um Etikettenschwindel. Das Gymnasium wurde abgeschafft, indem man es mit vielen ziemlich lernunwilligen Schülern flutete, die überwiegend nur an dem Etikett ‘Abiturient’ interessiert waren, nicht an Lerninhalten. Dieser Vorgang kann heute als abgeschlossen gelten, das Lernklima für die Lernwilligen wurde stark beschädigt. Herr Gauck sollte einmal ein paar Nachhilfestunden in ‘Heimatkunde’ buchen.

Und was das Thema FREIHEIT betrifft:

Je mehr Steuern in die Hände der Staatsbürokratie gelangen, desto kleiner ist der Gestaltungsspielraum der Zivilgesellschaft - von dieser Freiheit war bei Gauck nicht die Rede! Schade.

Auch von der Freiheit des Staatsvolkes, den Bundespräsidenten zu wählen, hörte man nichts.

Großunternehmen wie die Abschaffung der DM und die Einführung des Euro - kein Freiheitspunkt?

Bürgerfreiheit durch Bürgerabstimmung bei wichtigen Gesetzen - das Wichtigste hat Gauck vergessen.


- "Nicht selten aber, und das ist das Erschreckende, sind diejenigen, die durchfallen, Studierende, die mir berichten, sie hätten im Deutschkurs 12 oder 13 Punkte gehabt oder aber "in Deutsch immer eine Zwei" und Ähnliches.

Wie kann es sein, dass an deutschen Schulen Schüler die Hochschulreife erwerben und es offenbar an den Schulen weder erkannt noch in irgendeiner Form sanktioniert wird, dass die Betreffenden nicht in der Lage sind, drei aufeinanderfolgende fehlerfreie und verständliche Sätze zu schreiben (geschweige denn, eine ganze Seite)?

Für die Lehrenden an Hochschulen zahlt es sich in keiner Weise aus, auf diese Schwächen intensiv zu achten. Hohe Durchfallquoten werden in Akkreditierungsverfahren kritisch gesehen, und die Professoren werden aufgefordert, sich auf die "besonderen Herausforderungen" dann eben didaktisch einzustellen. ..." Prof. Dagmar Schütte, Kommunikationswissenschaftlerin, LB 26.3.12 FAZ

- Ganzseitenkampagne der sog. Landwirtschaftsministerin Aigner gegen Lebensmittelmüll; so eine ganze Seite kostet in der FAZ (eine ganze!) ca. 60.000 Euro! Schamlose Steuergeldverschwendung.

Samstag, 24. März 2012

Muttersohn







Walser 1969 in FACIT, dem Organ des DKP-orientierten Kölner SDS




- Walser 85 - Erst mit dem Zweitling HALBZEIT wurde ich näher bekannt mit ihm, seitdem habe ich sein Schreiben mit Sympathie verfolgt, wenn auch mit nachlassendem Interesse. Mir geht es eher umgekehrt wie Walser, der im Zusammenhang mit seinem “Geburtstagsessay” NACH RECHTFERTIGUNG SUCHEND bemerkte, alles, was nicht Literatur sei, langweile ihn.

In HALBZEIT findet sich die schöne ‚Typisch-Deutsch’-Stelle:

“Edmund warf Dieckow vor, es sei typisch deutsch, alles deutsch auszusprechen, Dieckow warf Edmund vor, typisch deutsch sei es, alles ausländisch aussprechen zu wollen, jeder wollte dem anderen nachweisen, er sei typisch deutsch, jeder wehrte sich dagegen, weil typisch deutsch zu sein offensichtlich das Schlimmste war, was einem nachgesagt werden konnte. …”
(Walser, HALBZEIT, 1963, S. 420)

Das Spiel ist inzwischen weitergegangen, viel weiter, in der Geschichte gibt es keine ‚Halbzeiten’, doch die albernen Deutsch-Spielchen der Linken dauern an, die mentale Reife der Bonn-Berliner Republik befindet sich noch immer auf dem Edmund-Dieckow-Niveau.
Darüber hat Walser sich schon damals erhoben, wenn ihm auch noch einige Irrungen und Wirrungen ins Haus standen, etwa seine DKP-Fast-Mitgliedschaft. In der GALLISTL’schen KRANKHEIT hat er darüber reflektiert, einschließlich des Verhältnisses zur DDR:

“Ach diese deutschen Nationen. Conscientious pupils. Jeder auf seiner Seite. Andererseits reicht meine Empfindung tief nach Pommern hinein. Sachsen ist mir vertraut, ohne daß ich je dort war. Wie oft denke ich an Magdeburg! Ich will die DDR nicht erobern. Ich will mir aber nicht verbieten lassen, daß mein Gefühl einreist und ausreist, wie es ihm paßt. Diese Feindseligkeit, diese lächerliche. Das deutsche Wesen macht sich selber Konkurrenz. Selten so gelacht. Das tut direkt weh.”
(DIE GALLISTL’sche KRANKHEIT, 1972, S. 112)

Ja, Gallistl alias Walser leidet, und die Genossen leiden mit ihm, denn so ein verqueres Zeug paßt nicht in ein wissenschaftliches Weltbild und in eine durch die Partei der Arbeiterklasse marxistisch-wissenschaftlich erarbeitete Friedenspolitik.
In Walsers Leben und Werk spiegeln sich die deutschen Zeitläufte, ohne in platte Betrachtungen und flache Willy-Brandt-Literatur zu verfallen. Das macht sie auch nach Jahren noch lesbar, neben seinem Sprachwitz, ja, sogar lesenswert, wenn man gerade Zeit für eine Nebensache wie die Literatur erübrigen will. Die Zeitzeugenschaft ist bei Walser eingebettet in sein großes, empfindsames Ego, dessen Gefühlsleben stets den Vorrang über alles andere hat. Wie im richtigen Leben, könnte man bestätigend sagen, denn die Gefühle beherrschen den Rest. Den linken Autor haben sie vor den schlimmsten linken Platitüden und vor ideologischer Verbohrtheit bewahrt, mir scheint, daß das sogar die interessanteste Erkenntnis ist, die sich aus diesem erfolgreichen Schriftstellerleben ziehen läßt:
Ideologien nie höher zu wichten als die Strebungen des eigenen Ego. Alles könne man verlieren, heißt es bei Goethe, wenn man bliebe, was man ist.
Ganz von außen betrachtet und nach der Wertung von Belletristik fragend, ergibt sich allerdings, daß Literatur weder den Autor vor Torheiten schützt, noch seinen Leser. Das Zwangsgerüst der Erzählung lenkt von gedanklicher, harter Begriffarbeit ab und mindert die Zeit für fleißigen Wissenserwerb.
Von Romanen ist also eher abzuraten. Aber gelegentlich …

Freitag, 23. März 2012

Kein Frühling für Amina Al Filali







“Marokko: Selbsttötung nach Zwangsheirat

In Marokko sorgt der Selbstmord einer 16-Jährigen für Bestürzung, die sich aus Verzweiflung über die Zwangsheirat mit ihrem Vergewaltiger das Leben genommen hat. Amina Al Filali habe sich vergangene Woche aus Protest gegen die Eheschließung mit ihrem Peiniger in Larache im Norden des Landes mit Rattengift getötet, sagte die Vorsitzende der Demokratischen Liga für Frauenrechte, Fouzia Assouli, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Der Fall wurde in vielen marokkanischen Internetnetzwerken aufgegriffen.
Die Hochzeit wurde laut Assouli von einem „Familiengericht“ in Larache angeordnet, nachdem sich die Familien von Opfer und Täter darauf verständigt hatten. Möglich sei die Einigung durch Artikel 475 des marokkanischen Strafrechts geworden, wonach der Vergewaltiger im Falle einer Hochzeit mit seinem Opfer einer Haftstrafe entgehe, sagte Assouli. Sie kündigte für Donnerstag eine Protestaktion ihrer Organisation vor dem Gericht an. “ 15.3.12 ORF / FAZ 21.3.12

Donnerstag, 22. März 2012

Vorgeschmack




Eichendorff:
Frühlingsgruß

Es steht ein Berg in Feuer,
In feurigem Morgenbrand,
Und auf des Berges Spitze
Ein Tannbaum überm Land.

Und auf dem höchsten Wipfel
Steh ich und schau vom Baum,
O Welt, du schöne Welt, du,
Man sieht dich vor Blüten kaum!


So weit ist es ja noch nicht, aber die Trauerweiden werden schon grün bei 19°C.
Der Schaumstoff aus dem Walde ist nicht eigentlich ein Frühlingsgruß, aber mit dem Schnabel haben Vögel Schaumstoffetzen für den Nestbau gewonnen, so scheint es.

Solar hybrid hat trotz der hohen deutschen Subventionierung ebenfalls Insolvenz angemeldet (nach Solon und Solar Millennium).

Mittwoch, 21. März 2012

Zu Lasten Dritter - auch noch im öff. Dienst






Der Frühling macht Fortschritte - auf dem Weg zum Laichen herrscht Gedränge auf der Krötendame




Arbeitsrecht: “Gesetz soll Streiks in der Daseinsfürsorge regeln
20.03.2012 ·  Rechtswissenschaftler haben einen Gesetzesvorschlag für Streiks in Branchen der Daseinsvorsorge ausgearbeitet. Sie wollen Vorwarnfristen und verbindliche Mindestquoten festschreiben.” FAZ 20.3.12

Was sagt Artikel 9,3 Grundgesetz?
> (3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig. Maßnahmen nach den Artikeln 12a, 35 Abs. 2 und 3, Artikel 87a Abs. 4 und Artikel 91 dürfen sich nicht gegen Arbeitskämpfe richten, die zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen von Vereinigungen im Sinne des Satzes 1 geführt werden. <

Ein Streikrecht steht nicht in der Verfassung.
Das wurde von entsprechend gesinnten Arbeitsrichtern aus diesem Artikel herausgefummelt, wie auch die Gegenmaßnahmen der Arbeitgeberseite wie Kündigungen und Aussperrungen nach und nach verboten wurden.
Es ist eine Ruchlosigkeit, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, “Betriebe der Daseinsfürsorge” zu bestreiken. Insofern ist diese Initiative der Rechtswissenschaftler Thüsing, Waldhoff und Franzen nur zu begrüßen.

Dienstag, 20. März 2012

Fado können sie





Vasco da Gama (1469-1524) - Seeweg nach Indien




- Portugal: Von einer ausgreifenden Seefahrernation und Kolonialmacht zum Armenhaus Westeuropas - wie kann das gehen?
Die Antwort gilt ähnlich für andere Mächte, die sich zu lange auf kriegerische Gesinnung verlassen haben, ohne die Handwerker, Techniker, Erfinder und Forscher hochzuschätzen, die für die Entwicklung der Waffentechnik unerläßlich sind. Auch der türkische Sultan mußte seine Kanonen im europäischen Norden kaufen, die er auf dem Balkan einsetzte. Wie am Bosporus führte in Portugal eine technikfeindliche Ideologie das große Wort, da der Islam, dort der Katholizismus. Das geht dann nicht gut aus, bis ein Offizier die Macht ergreift und die Kleriker entmachtet (Mustafa Kemal). Davon zehrt die Türkei bis heute, in Portugal stellte sich kein großer Reformer ein, der den katholischen Klerus in die säkularen Schranken verwiesen hätte.

Daher herrscht heute die Schuldenwirtschaft in Lissabon, 4,5% betrug 2011 das Haushaltsdefizit, die gesamte Verschuldung beläuft sich auf 415 Mrd., ein schlechtes Wirtschaftswachstum bildet den Hintergrund für die hohe Jugendarbeitslosigkeit von 30%, die der Erwachsenen beträgt 12,6% , für 2012 werden 13% erwartet; es herrscht ein starkes Gefälle Küste / Hinterland, und noch 15% der Beschäftigten arbeiten noch in der Landwirtschaft, die aber nur 5% zum BIP beiträgt. Das Alentejo ist fruchtbar und wird zu 52% landwirtschaftlich genutzt. Die Korkgewinnung ist noch immer sehr bedeutsam, aber rückläufig. Eukalyptus-Bewaldung nimmt zu und laugt die Böden aus.
Bergschätze werden wenig geborgen: die Uranvorkommen werden auf ca. 6 Mio. Tonnen geschätzt, es gibt Pyrit, Kupfer, Zinn, Wolfram und Gold, es fehlen Unternehmer.
(Angaben überwiegend aus Vortrag Dr. Volker Höhfeld, Tübingen)

Da wundert nicht: “Portugiesen bauen auf Schwäbisch Hall. Die kleine Stadt wird zum großen Jobziel. Mit dem Fachkräftemangel haben vor allem Provinzstädte zu kämpfen, wie Schwäbisch Hall: Es gibt dort 2500 offenen Stellen. Jüngst forderte man auch europäische Arbeitssuchende auf, sich zu bewerben - 10.000 Portugiesen sind bislang dem Aufruf gefolgt. …” DLF 20.03.2012 · 09:10 Uhr

Für Portugal ist das leider keine gute Perspektive, da nur ein Teil der Arbeitsemigranten zurückkehren wird. Auf ein langes Politikversagen können Einzelne nur individuell reagieren. Es gab zwar viele Universitätsgründungen nach 1970, aber dadurch entsteht nicht automatisch eine unternehmerische Kultur in einem erzkatholischen Land, und Unternehmer brauchen nicht unbedingt eine Ausbildung. Siehe Jobs, siehe Gates. Oder der jüngst verstorbene, aus ärmlichen Verhältnissen stammende thailändische Red-Bull-Gründer Chaleo.
So müssen die katholischen Portugiesen ins protestantische Schwäbisch Hall.

Aus dem katholischen Italien hört man (DLF), daß jährlich 6500 Akademiker das Land verlassen, um anderswo Arbeit zu finden. Wenn es sich um Ingenieure handelt, bedeutet das einen schmerzlichen Aderlaß für Italien.

Montag, 19. März 2012

Die Seifenoper kann beginnen





Wie schaut denn die rotgrüne Dame in Braun drein?

Wie, Merkel hat ihren grasgrünen Kandidaten Töpfer nicht durchschieben können?



Prima Idee: Polen stoppt EU-Klimaplan für die nächsten Jahrzehnte; es weigert sich glatt, konkrete Vereinbarungen zu unterschreiben. (FAZ 12.3.12)

Polen plant dafür zwei neue Kernkraftwerke mit Hitachi-Westinghouse.
Da kann man nur gratulieren.

Sonntag, 18. März 2012

Darf’s etwas weniger Politiker-Macht sein?






Friedrich August Hayek (1899-1992) hatte so seine Erfahrungen mit Politik und Staat, wie Gauck.



Daß die Altstalinistenpartei um den EX-SED-Matador Gysi eine unwürdige Fanatikerin, die seinerzeit mit der SED-Diktatur zusammenarbeitete, für die Bundespräsidentenwahl nominiert, kann wenig verwundern. Ihre Brüder auf der rechten Seite haben, so erfährt man heute überrascht, einen “Historiker Rose” aufgestellt. Einen Historiker? Wer sollte das sein? Wikipedia widmet ihm einen großen Eintrag, der aber offenbar von seinen Ex-Genossen verfaßt wurde. Olaf Rose, Jahrgang 1958, so erfährt man, war in jungen Jahren ein Linker der offenbar stalinistischen Sorte, denn er publizierte Seit an Seit mit den Altstalinisten Jürgen Kuczynski, Georg Fülberth, Stephan Hermlin. Ein Gewalteinsatz wie bei Klarsfeld wird allerdings nicht berichtet, möglicherweise ist Rose wie diese jüdischer Abkunft, der Name könnte darauf hindeuten. Was er genau vertritt, bleibt unklar, weil der linke Wiki.-Autor mit Propagandavokabeln herumfuchtelt. Als Konvertit von links nach rechts erinnert er an Typen wie den RAF-Terroristen Horst Mahler, der Rechtsextremist wurde, wie auch den SDS-Bundesvorstand und Dutschke-Freund Bernd Rabehl, der sich heute im Umfeld von DVU und NPD aufhält und dort publiziert. Über seine Positionen gibt er selbst in seinem Blog http://rabehl.wordpress.com/ Auskunft.

Joachim Gauck wird als Einheitskandidat von SPD, FDP und CDU nach dem Schnorrerkönig Wulff neuer Bundespräsident. Er macht einen guten Eindruck, anders als die Ex-FDJ-Funktionärin Merkel kommt er nicht aus einem roten Pastorenhaus und hat sich bereits vor 1989, anders als Merkel, gegen die SED-Diktatur engagiert. Wenn auch nicht gerade direkt und Offensiv. Als Gysis Vater eine tragende Säule im Stasi-Staat war, durfte er nicht, ebenfalls anders als Merkel, nach seiner Wahl studieren und so entschied er sich für die evangelische Theologie und wurde dann, mit einigen Selbstfindungsproblemen, auch Pastor. Das Pastorat empfiehlt ihn nicht für ein politisches Amt, er soll aber ein “Freiheitsfreund” sein. Was er genau darunter versteht, wird nicht ganz deutlich, sein WERTE-Mantra neigt wohl eher zu einer kollektivistischen Variante, etwa, wie er zitiert wird, die Leute müßten Vertrauen in die Politik haben. Das müssen sie nicht, im Gegenteil. Die Freiheit des Individuums wird durch Politiker stets bedroht, weil die Politiker die Entscheidungen für die Bürger treffen und sie ihnen vorenthalten wollen. So wie auch die allgemeine Wahl des Bundespräsidenten. Den will die Polit-Kaste selbst bestimmen, da soll der Bürger nichts zu sagen haben. Ob überhaupt ein Bundespräsident vonnöten ist, erscheint zweifelhaft. Das Amt kann, wie gerade geschehen, vom Bundesratspräsidenten kostenschonend mitversorgt werden. Die Gesetzesprüfung könnte vom Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts übernommen werden, wie auch das BVG einen externen Prüfer wählen könnte. Ganz klar scheint aber zu sein, daß ein vom Parteienklüngel ausgewürfelter Bundespräsident der Bürgerfreiheit ins Gesicht schlägt. Er verdient kein Vertrauen. Ob er nach dem vom Mißtrauen gegen den Bürger getragenen Wahlverfahren sich dann im Amt doch Vertrauen erarbeiten kann, bleibt seiner Persönlichkeit überlassen.

Immer aber lautet die Bürger-Präambel gegenüber der Politik: Trau keinem Politiker.
Denn er will die Bürger bevormunden. So wie bei der Präsidenten-Wahl.

Samstag, 17. März 2012

Anfüttern nennen's die Österreicher




Bundesarbeitsminister (2009) Olaf Scholz (SPD) wollte die Rentner nicht bestechen

(Bild: SPD Schleswig-Holstein / Wiki.)




- Vor der Bundestagswahl beschloß die große Koalition in Berlin 2009 eine Rentengarantie dergestalt, daß die Renteneinzahler in jedem Fall, auch wenn sie selbst weniger verdienen, mindestens den gleichen Rentenausschüttungsbetrag für die Rentner aufbringen müssen. Das verstehen SPD und CDU unter “Generationengerechtigkeit”: auch wenn die Jungen weniger Lohn beziehen, zahlen sie das Gleiche für die Alten.

- Vor der Landtagswahl NRW im Mai 2012: Die Minderheitsregierung scheiterte mit ihren Schuldenhaushalt. Was wird sich Kraft (SPD) ausdenken, um die Wähler nicht zu bestechen?

Freitag, 16. März 2012

Kampf der Götter, Werte und Dämonen




Polemogene Werte -
die Verstümmelung des Uranos durch Kronos/Saturn − Giorgio Vasari und Gherardi Christofano, 16. Jahrhundert
(Bild: Wiki.)


“An African couple have been sentenced to life imprisonment in London for killing 15-year-old teenager Kristy Bamu who was visiting them from Paris.
The couple were found guilty by an Old Bailey Court last week for torturing and drowning Kristy whom they accused of being a witch.” (http://africansearchlight.net/news/?p=4749 / DLF)

Dämonenglaube gibt es überall im animistischen und islamischen Afrika, durch beliebige Einwanderung verbreitet er sich auch in Europa, wo offenbar besonders England von entsprechenden Ritual- und Exorzismusmorden betroffen ist. Andere Kulturen, andere Werte und Dämonen. Über die Grenzen der Werte, insbesondere der sozialen Werte, läßt sich schwer rational diskutieren, wie schon Max Weber in seinem Gutachten für den “Verein für Socialpolitik” darstellte. (“Der Sinn der "Wertfreiheit" der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften”, 1922)
Dieser Streit um die Wertfreiheit der Wissenschaften gewann noch einmal große Schärfe in den 1970er Jahren, als die Neomarxisten der Frankfurter Schule die Geistes- und Sozialwissenschaften dominierten. (Vgl. WERTURTEILSSTREIT, hg. Hans Albert u. E. Topitsch, wb 1979) Bis heute ist er anhängig in Weltverhunzbesserungsagenten wie Habermas und Leggewie.

Und Weber hat recht, wenn er einen ewigen Wertestreit sieht:
“Es ist wie in der alten, noch nicht von ihren Göttern und Dämonen entzauberten Welt, nur in anderem Sinne: wie der Hellene einmal der Aphrodite opferte und dann dem Apollon und vor allem jeder den Göttern seiner Stadt, so ist es, entzaubert und entkleidet der mythischen, aber innerlich wahren Plastik jenes Verhaltens, noch heute. Und über diesen Göttern und in ihrem Kampf waltet das Schicksal, aber ganz gewiss keine »Wissenschaft«. “ (Max Weber, Wissenschaft als Beruf)

Kehren die alten Dämonen durch Einwanderung zurück in die durch die Aufklärung entwickelte Kultur, so treten die Strafregeln als “Schicksal” in Aktion. Siehe oben.

Donnerstag, 15. März 2012

Bulgarien und Rumänien




Da schaut das Reh - der Frühling kommt mit Macht.
Bei 2-15°C erster Hummel, Bienen- und Schmetterlingsflug.



- Periphere Regionen in Südosteuropa und ihr Potential:
Elke Knappe vom Leipziger Länderkunde-Institut sprach darüber am 1.2.12 in Bochum. Es ging um Rumänien und Bulgarien, zwei neuere EU-Länder, die sich schwertun mit der Entwicklung auch nur geringen Wohlstands. Beide sind sie belastet durch eine späte Unabhängigkeit, Bulgarien konnte sich sogar erst 1878 von türkischer Herrschaft befreien (anerkannt 1908). Der Stalinismus hemmte aufs Neue die Entwicklung, und die Aufnahme in die EU muß als Entwicklungshilfe verstanden werden. Leider ist die EU-Hilfe aus dem Kohäsionsfond wenig effizient; die ohnehin schwache Landwirtschaft wird dadurch zusätzlich belastet. Besitzer landwirtschaftlicher Flächen behalten lieber ihre Grundstücke, ohne sie zu bebauen, und kassieren die Hilfe nach Quadratmetern aus Brüssel. Der agrarische Sektor liegt in beiden Ländern noch bei 15%. Unternehmerische Elemente sind rar.
Ein Beispiel aus Rumänien illustriert dies eindrücklich: Knappe berichtete auf Anfrage, welche Rolle die verbliebenen Siebenbürger Sachsen spielten, in Hermannstadt sei seit mehreren Jahren ein deutscher Bürgermeister im Amt, von einem deutschen Rückkehrer, der einen landwirtschaftlichen Betrieb in Nachfolge eines Staatsbetriebs aufgemacht habe und diesen zu wirtschaftlichem Erfolg geführt habe. Er sei dann für ein Jahr nach Deutschland zurückgekehrt. Während dieser Zeit habe der Betrieb praktisch stillgestanden, weil sich die rumänischen und ungarischen Mitarbeiter nicht auf eine gemeinsame Arbeit und Leitung hätten einigen können. Die Deutschen erfüllten oft, wie in diesem Fall, eine Moderatorenrolle, da Rumänen und Ungarn sich gegenseitig nicht trauten.

Besserungen würden noch viele Jahre brauchen.

Mittwoch, 14. März 2012

Mein Freund, der Baum





Fliegen da nicht die Seelchen von Oma und Opa?




Nur im Okzident sei systematische Wissenschaft entstanden, so Max Weber eingangs seiner Religionssoziologie. Die Moderne sei ein Prozeß der “Entzauberung der Welt”. Die Rationalität ersetze die magische Vorstellung. Freud sieht Religion in seiner Schrift “Die Zukunft einer Illusion” gar als neuroseähnliches Phänomen, das es zu überwinden gelte. Nun ist Freuds Psychoanalyse selbst ein merkwürdiges Gemisch aus Rationalität und Phantasie, und man kann diesen Punkt zur Formulierung der Hypothese benutzen, daß die Rationalität in ihrer Reichweite so begrenzt ist, daß genügend Lücken für Ungewußtes bleiben, in denen sich Phantasien einnisten können, auch magische und animistische. So bleibt ja auch bei aller Rationalisierung der christlichen Theologie seit Paulus der magische Kern. Und innerhalb dieser Entwicklung warf der Protestantismus dem Katholizismus und dem orthodoxen Christentum eine magisch inspirierte Behandlung der Bibel vor. (Robertson Smith u.a.)

Wenn jetzt in Berlin eine apologetische Animismus-Ausstellung stattfindet, dann kann man das im Zusammenhang mit neuen Erscheinungen von Naturkult sehen, die in einer magischen Vorstellung von Natur keinen Kitsch mehr vermeidet.

Dienstag, 13. März 2012

REWE fördert Stromabzockerei





“ ‘ Mein Job soll auch nachhaltig Früchte tragen. ‘
Bei REWE handeln wir bewußt. Mit unseren eigenen REWE Bio Produkten, mit Fischen aus 100% nachhaltiger Fischerei, aber auch mit der Umstellung auf Grünstrom in allen REWE Filialen setzen wir ein Zeichen für verantwortungsvolles Handeln. Und damit zieht mein ganzes Team mit. Nachhaltig handeln ist demnach auch gut für das Klima unter den Kollegen. “
REWE-Anz. in der FAZ v. 12.3.12



Werte REWE-Sortimenter!

Sie sollten gute Produkte preiswert anbieten. Strom aus Abzockermodellen, die zwangsweise von anderen Stromkunden bezahlt werden müssen (Einspeisesubvention nach EEG), gehören nicht dazu.
Schauen Sie sich doch einmal dazu die Netzseite http://www.naeb.info/ an.

Ihre Werbung erscheint insgesamt grünideologisch überfrachtet, wo ehrliche und transparente Güterversorgung gefragt ist.
Sollte man da nicht öfters mal bei der nichtideologischen Konkurrenz kaufen?
Zum Einstieg in den Stoffkreis KLIMASYNDROM sei Ihnen empfohlen:

Fritz Vahrenholt, Sebastian Lüning, Die kalte Sonne: Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet, Hoffmann und Campe 2012, www.kaltesonne.de
sowie vertiefend von dem Meteorologen
Wolfgang Thüne, Propheten im Kampf um den Klimathron, 2012

Montag, 12. März 2012

Früher wurden die gefährdeten Uferregionen nicht besiedelt




Diese kleine Bebenwelle (Malediven) dürfte 48m niedriger sein als die von Fukushima 2011

(Bild: Wiki. / Fatullah)



Erdbeben gehören seit jeher zu Japan. Durch Leichtbauweise zuerst, dann durch elaborierten Hochbau konnten die Japaner die Erdbebenschäden eingrenzen. Anders verhält es sich bei den Tsunamis, gegen die kein bauliches Kraut gewachsen ist. Die Riesenwelle des letzten Jahres tötete über 20.000 Menschen, eine schrecklich hohe Zahl. Was läßt die Japaner an diesen gefährdeten Siedlungsgebieten festhalten? Offenbar ist es die Tradition, die sie nicht gehen läßt, verbunden mit der Selbstbeschwichtigung, daß große Bebenwellen zwar immer wieder auftreten, aber doch nicht jedes Jahr und zudem nicht von solcher Höhe und Gewalt wie 2011. Rational wäre es aber dennoch, diese tiefliegenden, in der Breite schlecht zu schützenden Siedlungen aufzugeben und umzuwidmen.

Sonntag, 11. März 2012

Otto Hahn wurde 89




Besuch vom Kaiser 1912: Dafür zeigt Otto Hahn Willi II. 300 Milligramm reines Radium. Auf dem Tablett. Ohne Schutz und Schleier gegen die starke Strahlung!
“Wenn ich das heute täte, käme ich ins Gefängnis. Nun, der Kaiser hat die Szene überlebt, und ich lebe auch noch, obwohl ich ständig mit solchen Präparaten gearbeitet habe.”
Otto Hahn, Mein Leben, S. 108 (Hahn wurde 89 Jahre alt.)





- Ja, natürlich, hätte man alle japanischen Küsten mit 50m hohen Tsunami-Mauern umgeben, 5m dick, so wären viel weniger Menschen ums Leben gekommen. Das kann man natürlich Schlamperei nennen. Auch die Wellenbewehrung der Fukushima-Reaktoren war für diese besonders hohe Riesenwelle nicht stark genug. Daher wurden die Notstromgeneratoren beschädigt. Die Reaktoren selbst schalteten bei diesem sehr starken Beben (9) ordnungsgemäß ab und hielten auch der Flut stand. Daher entstand zwar hoher Sachschaden, der Personenschaden blieb aber, verglichen mit den 20.000 Erdbeben- und Fluttoten, geradezu geringfügig. Dieses Schadensverhältnis in der Darstellung indirekt umzuwerten, wie schon Titel und Vorspann es unternehmen, verdient vielleicht eher den Namen “Schlamperei”.
Die in deutschen Kernkraftwerken eingebauten autokatalytischen Rekombinatoren fehlten in Fukushima, die vorhandenen Zünder konnten - wie eigentlich für einen "Gau" vorgesehen - durch Serien kleiner Verpuffungen eine Detonation von Knallgas nicht verhindern, weil der Notstrom fehlte.
Die Japaner werden die Reaktoren in diesem Sinne nachrüsten, auch die deutsche Dreifachauslegung wahrscheinlich übernehmen und die Notstromdiesel mit Akkus ausrüsten, die wiederum noch einmal mit Solarzellen nachgeladen werden können.
Die Kerntechnik hat in Japan eine besonders schlimme Bewährungsprobe den Verhältnissen entsprechend recht gut bestanden. Die deutsche Kerntechnik hat sich allerdings als noch sicherer dargestellt.

Zu: "Ein Jahr nach dem Tsunami
Umstrittene Reaktoren
11.03.2012 · Die Katastrophe in Fukushima hat vor allem in Japan und Deutschland zu einem Umdenken in der Energiepolitik geführt. In vielen anderen Ländern steht die Atomkraft nicht in Frage." FAZ 10.3.12

- Die drei baltischen Staaten haben ihr Kernkraftprojekt VISAGINAS bekräftigt und wollen bis Jahresmitte die Verhandlungen mit dem Konsortium Hitachi-GE Nuclear abschließen.

Samstag, 10. März 2012

Das sagen wir jetzt einfach mal so





- “Wenn die Euro-Zone scheitert, scheitert Europa.”
Darauf baut die Politik der EU-Kommission und der Bundesregierung, in ihrem Verständnis sind sie die “wahren” Europäer.
Mit solchen ‘Globalwahrheiten’ wird dann konkrete Politik gemacht, zB die Politik des lockeren Geldes durch Herrn Draghi, dem Ex-EZB-Chef Issing widerspricht.
Auch zwischen EZB und Bundesbank gibt es Auseinandersetzungen, die Draghi aber leugnet.
Leugnet er, sagt also etwas Falsches, von dem er weiß, daß es falsch ist? Wahrscheinlich würde er antworten, daß die Bundesbank das falsch sehe, die Bundesbankperspektive nehme er sehr ernst und lege er allen Entscheidungen zugrunde, nur sei die Wahrnehmung Jens Weidmanns unscharf.
So könnte er es sich in seinem Kopf zurechtgelegt haben, seine Hinsicht ist eben eine andere, italienisch gefärbte.
Die Macht entscheidet dann, wessen Perspektive als “wahr” zu gelten hat. Die Stimmenmehrheit also. Sehr unbefriedigend. Aber so ist das in den Bereichen der Gesellschaft: “Wahrheit” ist eine Perspektive, die durch Macht durchgesetzt wird.


- "Wahrheit ist, so habe ich einmal gesagt, die Erfindung eines Lügners. Damit ist gemeint, dass sich Wahrheit und Lüge gegenseitig bedingen: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt oder indirekt zum Lügner. Diese beiden Begriffe gehören zu einer Kategorie des Denkens, aus der ich gerne heraustreten würde, um eine ganz neue Sicht und Einsicht zu ermöglichen" (S. 29)… "Für mich ist diese Sicherheit des Absoluten, die einem Halt geben soll, etwas Gefährliches, das einem Menschen die Verantwortung für seine Sicht der Dinge nimmt. Mein Ziel ist es, eher die Eigenverantwortung und die Individualität des einzelnen zu betonen. Ich möchte dass er lernt, auf eigenen Füssen zu stehen und seinen persönlichen Anschauungen zu vertrauen…" (S. 34) …"Der Weg ist nichts Ewiges und von vorneherein Festgelegtes, er entsteht im Moment des Gehens, im Augenblick der Bewegung." (S. 42)

Heinz von Foerster & Berhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker, Carl-Auer Verlag Heidelberg, 6. Aufl. 2004

Freitag, 9. März 2012

Stimmt - Issing hat recht





Löcher, aber keine Finanzlöcher, sondern Hacklöcher des Spechts



- Schnipp, schnapp: Schuldenschnitt, Umschuldung, Geld in den Schornstein schreiben; ca. 85% der Gläubiger griechischer Staatsanleihen sehen sich genötigt, auf 50% ihres Geldes zu verzichten. Damit reduzieren sich die Schulden Athens um ca. 100 Mrd. Eine schlimme Geschichte für die Banken und Versicherungen. Noch viel schlimmer für die privaten Kleinanleger, die Altersruhegeld in griechischen Staatsanleihen angelegt haben. Am schlimmsten für die griechischen Rentner, die einen Teil ihrer Rente über die Zinszahlungen der Athener Anleihen eingeplant haben. Die auch teilweise griechische Papiere gekauft haben, um ihrem Land zu helfen. Die müssen jetzt bitter erfahren, daß griechischen Politikern nicht zu trauen ist. Der jetzige Regierungschef Papademos war bei der Einführung des Euros in Griechenland griechischer Zentralbankchef und einer der Verantwortlichen für die gefälschten Statistiken.

- Otmar Issing, einer der Euro-Väter, meinte im Juli 2011:

„Eine Umschuldung im Euro wäre der GAU“

Für den ehemaligen EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing gibt es keine Alternative zu einem harten Schuldenschnitt Griechenlands. Eine weitere Mitgliedschaft in der Währungsunion würde deren Ende bedeuten, sagt er im F.A.Z.-Gespräch. (19.7.11)


Mal sehen, was er jetzt sagt, nachdem der Schuldenschnitt unterwegs ist. Er kann aber nur seine Einsicht wiederholen, daß es keinen solchen Vertrauensbruch im Euro-System geben darf und Griechenland die Euro-Zone verlassen muß. Denn mit der Umschuldung ist es nicht getan. Die Hängepartie dauert weiter an. Erst mit der Rückkehr der Drachme und deren Abwertung gegen den Euro wäre ein klares Signal für den Neuanfang gegeben und neue Investitionen könnten getätigt werden, die die türkischen Preise nicht zu fürchten brauchten.

Donnerstag, 8. März 2012

In der Beschränkung zeiget sich der Meister





Sucht der Grünspecht neue Nachfrage?




Rick Santorum, der Präsidentschaftskandidat, möchte das heimische Gewerbe gar nicht mehr besteuern, falls er gewählt werden sollte. Wegen der soliden Arbeitsplätze. Schmelzen, schrauben und montieren sollen im Lande erhalten bleiben, weil sie weniger anfällig für große Krisen seien und den Einheimischen nachhaltig ein Einkommen sicherten.

Das hört sich ganz gut an nach der Immobilienkrise, die sich zu einer allgemeinen Finanzkrise auswuchs. Weniger Steuern hört sich ohnehin gut an. Aber eine gezielte Bevorzugung des heimischen verarbeitenden Gewerbes gegenüber anderen Wirtschaftszweigen wäre Industriepolitik. Wäre so etwas, wie die Pfarrerstochter Merkel in Deutschland betreibt: die Solar-Firmen Q-cells, Solon und Centrotherm machen Verluste oder sind schon insolvent, alle anderen kämpfen ums Überleben gegen eine übermächtige chinesische Konkurrenz. Diese Firmen wären ohne Subventionen gar nicht erst entstanden, das Geld aller Stromverbraucher floß und fließt in eine Einfach-Technik, die in allen Schwellenländern beherrscht wird und keine Zukunftsaussichten besitzt.

So schlecht ist Industriepolitik meistens. So einfältig wie Merkel ist Santorum nicht, aber er möchte sog. alte Industrien wie die Automobilbauer stützen. Er will nicht die Energieversorgung für die Industrie verteuern.
Trotzdem geht sein Blick zurück, nicht nach vorn, weil die Entwicklung von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft in allen entwickelten Ländern stattgefunden hat und grundsätzlich umumkehrbar ist, weil die gewerbliche Produktivität zugenommen hat und weiter zunimmt. Während aber Gesundheitsdienstleistungen stetig weiter nachgefragt werden, wie auch der Tourismus, braucht kein Haushalt 10 Kühlschränke und 6 Autos. Nun muß man natürlich nicht, wie Labour in England seinerzeit durch Unterstützung der Gewerkschaften, die Autobauer ruinieren und das ganze Verarbeitungsgewerbe unter mutwilligen Druck setzen, aber sinnvolle Wirtschaftspolitik hat enge Grenzen und sollte sich auf gleiche Rahmensetzungen für alle Branchen beschränken.

Mittwoch, 7. März 2012

Zwischen Nirwana und Wünsch-dir-was-Religion






Der Izumo-Taisha - ein sehr alter Großschrein. Man sparte nicht an Mühen und Mitteln, darin ähneln sich europäische und asiatische Sakralbauten. Auch die Richtung der Verehrung - nach oben - ist die gleiche. Doch fehlt den asiatischen Religionsphantasien die 'tiefinnige Gesinnung' und vor allem die protestantische Zuspitzung des 'einsamen Gotterlebens', die den westlichen Individualismus, entstanden in der altgriechischen Antike, vorantrieb.



Teruaki MATSUZAKI stellte am Japanischen Kulturinstitut in Köln "Ästhetik und Gestaltungsprinzipien der japanischen Architektur" vor.
Traditionell handele es sich um eine 'Bezüge-Architektur': am Berg, am Wasser, in der Ebene wird ein Bezug gesucht oder ein Übergang hergestellt. An den erhaltenen Schreinen ist das meist ein Berg, auf dem die vorgestellte Gottheit wohnt. Bei Wohnhäusern ist es eine Innen-Außen-Ambiguität, die beispielsweise durch Veranden und Ausblicke konstruiert wird.
In Großstädten treten solche Gestaltungsprinzipien allerdings bis zur völligen Aufgabe in den Hintergrund. Man kann hier vielleicht den japanischen Sykretismus erkennen, der recht wahllos Dinge aus dem Ausland übernimmt und vermischt, in der Geschichte vor allem aus China. Ob Shinto oder Buddha - der Japaner verbindet sie miteinander und veredelt das Rohmaterial durch den japanischen Geist und Perfektionismus. So meine Interpretation. Japan liegt am Ende der alten Seidenstraße, so fand nicht nur der indische Buddhismus seinen Weg auf die japanischen Inseln. Was in Kyoto ankam, verbreitete sich auf allen Inseln; es herrschte kein kultureller Wettbewerb, regionale Variationen entstanden nicht, obwohl das Land konkurrierende Regionalherrschaften besaß; Kyoto war tonangebend.

Dienstag, 6. März 2012

Nicht einmal eine Gemeinschaftsschule hat er besucht.




Geschweige denn, daß er den Genitiv von mensa gekannt hätte!



Joseph Fraunhofer, am 6.3.1787 geboren und mit elf verwaist, woraufhin er in eine sechsjährige Spiegelmacherlehre gesteckt wurde, brachte es ohne Schule und Studium zu erstaunlichen Leistungen in angewandter Optik - seine Mikroskope, Fernrohre und Spektrometer brachten die empirische Wissenschaft weiter. Wir zehren heute noch davon. Bravo!

(Bild: Michael Schönitzer / Wiki.)

Montag, 5. März 2012

Waren es Dynastiegründungstränen, die Putin da vergoß?






Putin mit Schröder, damals Bundeskanzler, heute Gasprom-Mitarbeiter
(Bild: Dmitry Avdeev / Wiki.)



Der Geheimagent weint - nein, nicht aus Reue über die politischen Gefangenen, die er, wie Chodorkowski, in den Gulag verbannt hat - nein, wahrscheinlich weint der Ex-KGBler Putin bei der Präsidentenwahlsiegparty, weil er daran denkt, was er vor der Wahl sagte: er könne sich vorstellen, bis 2024 russischer Präsident zu bleiben. Dann werden seine Töchter etwa 40 sein und könnten übernehmen. Mit den Schwiegersöhnen. Vier strategische Stellen könnten da besetzt werden: Präsident, Ministerpräsident, Justizminister und Geheimdienstechef. Putin könnte dann zum Zar ehrenhalber ernannt werden, von seiner Tochter? Das wäre doch rührend.

Da käme natürlich viel Macht in eine Familie, litte die Zivilgesellschaft da nicht Schaden?
Gut, daß wir in Deutschland eine solide Führerauswahl besitzen, die vorausschauende und urteilssichere Politiker hervorbringt wie Gerhard Schröder, der uns schon vor Jahren versicherte, daß sein Freund Putin ein “lupenreiner Demokrat” sei. Das ist doch beruhigend!

Sonntag, 4. März 2012

Sweet little sixty








Daß der Zeitstrahl nur in eine Richtung zeigt, ist ein kosmisches Gesetz, das durch alte Schulkameraden bildlich faßbar wird




Und dann ist aus dem Primus nur ein Rechtsanwalt geworden, obwohl alle annahmen, er würde mindestens Präsident des Bundesverfassungsgerichts, so äußerte sich der ehemalige Klassenkamerad, der kein Primus gewesen war, aber forschender Hochschullehrer im Feld der empirischen Psychologie wurde.

Hintergrund der Äußerung war die begrenzende Wirkung des genetischen Rahmens für die Intelligenz. Letztere könne zwar bei Jugendlichen zu einem gewissen Maximum gefördert werden, der Effekt halte aber nur kurzzeitig an, um in den angeborenen Rahmen zurückzukehren.

Unter besonders intensiver Förderung litt wohl keiner meiner Realschulabschlußklassenkameraden, eher war das Gegenteil der Fall. Ich kann mich auch nicht erinnern, daß der Unterricht besonders förderlich gewesen wäre, und da ist es angenehm zu erfahren, daß die meisten Schüler einen soliden Lebensweg beschritten haben.

Eine insbesondere auf den Schulerfolg zielende Förderung könne man sich sparen, meinte der empirische Psychologe, und die Lebenserfahrung gibt ihm recht. Die Defizite treten bei den Erwachsenen in der allgemeinen Lebensorientierung auf und im selbständigen Lernen neuer Gegenstände. Schülerförderung sollte sich am Modell der freilaufenden Hühner orientieren, die sich in einem breiten Umfeld angemessen verhalten müssen; die Schule stellt nur eine einzwängende Legebatterie dar, die allerwichtigste Bereiche ausklammert.
Vielleicht der stabilste konstruktive Schuleinfluß ist in der Disziplinierung zu sehen, regelmäßig und pünktlich ein gewisses Verhalten einzuüben, aufzustehen, zum Unterricht zu erscheinen und die Schulfächer zu bedienen, auch wenn deren Inhalte schnell vergessen werden.

Nicht immer reicht das, wie man bei einem Klassentreffen an randseitigen Lebensläufen auch erfährt. Überdurchschnittlich intelligente Schüler kann die nicht ausreichende Selbstdisziplinierung später in eine zerstörerische Alkoholkarriere führen.

Samstag, 3. März 2012

150 + 180 = 0





Transferunionsmodellrechnungen (YOON, Yang Ho)

Euro-Umverteilung: Bei der Bundestagsdebatte spielt Finanzminister Schäuble Sodoku, das Kreuzzahlenrätsel - das lag wohl am Blech, das da geredet wurde.

Weniger als Blechwert besitzt der sog. Fiskalpakt, er besitzt nur Papierwert; nachdem Chirac und Schröder des Maastrichtvertrag zerrissen haben, sind alle neuen Verträge nur Propagandapapierchen.

Ein Witz fällt einem da ein: Was Bundestag und Theater unterscheide? Im Theater würden gute Schauspieler schlecht bezahlt ...
Immerhin gibt es noch eine Handvoll ernstzunehmender Abgeordneter wie Frank Schäffler, die wieder gegen den Umverteilungspakt gestimmt haben.

Freitag, 2. März 2012

Gelebte Tradition






Attentatsfreude: "Palestinians dance in celebration at the killing of Israeli women and children in Aug 2004."
(Bild: http://markhumphrys.com/israel.conflict.crimes.html)





Schon vor Jahren hörte man von säkularen Juden, daß sich Israel durch den Zuzug orientalischer Juden stark gewandelt habe. Das westlich orientierte Israel werde von zwei Seiten bedroht, den fundamentalistischen Siedlern und den Ultraorthodoxen. Beiden gemeinsam ist ein wortwörtliches Verständnis der Moses-Bücher, wie es im Islam gegenüber dem Koran existiert. Jede Rechtgläubigkeit (Orthodoxie) bringt automatisch seine Variationen hervor, seien es Sunniten und Schiiten oder Ultraorthodoxe, Orthodoxe und Reformjuden. Bisher haben es nur die protestantischen Sekten in Amerika geschafft, friedlich zu koexistieren, während sich Sunniten und Schiiten seit Jahrhunderten bekriegen. In Syrien wollen gerade die Sunniten endlich die Alawiten vernichten. In Israel wandeln ultraorthodoxe Juden auf alten, orientalischen Pfaden und greifen westliche Sitten an. In ihren Vierteln praktizieren sie mittelalterliche Geschlechtertrennung und spucken nichtkonforme Passanten an, seien es Mädchen mit nackten Armen, Frauen in Hosen oder Christenpriester. Wie ihre islamistischen Verwandten vermehren sie sich hemmungslos. Ihre rabiaten Dreistigkeiten - man könnte sagen, ganz im Stile des Moses - haben jetzt den Protest der Orthodoxen und Säkularen hervorgerufen.

Nichts Neues unter der Sonne. Immer interessant wird aber die Frage bleiben, wieviel kulturelle Stammestradition der semitischen Stämme der Antike in die religiösen Phantasieprodukte eingegangen sind, daß sie zweitausend Jahre später bei den heutigen Gläubigen ganz unterschiedlicher Sekten wie Islam und Altjudentum zu ähnlichen Verhaltensweisen führen.

Diese Kulturtradition steht etwa in Kanada hinter der geplanten Zwangsverheiratung zweier junger Mädchen aus Israel durch die ultraorthodoxe LEV-TAHOR-Gruppe wie auch hinter dem vierfachen “Ehren”-Frauenmord in einer wohlhabenden afghanischen Einwandererfamilie bei Kingston (Fall Mohammed Shafia). Bei aller orientalischen Ähnlichkeit sind natürlich die mörderischen Unterschiede zu beachten, die Linkspostillen wie die Süddeutsche Zeitung gern einebnen (vgl. “So unerbittlich wie die Taliban”, SZ-online).
Auch der Fall des Attentäters Nidal Hasan, eines Armee-Psychiaters im hohen Rang eines Majors, der in Fort Hood, "Allahu Ackbar" rufend, 13 Kameraden und eine schwangere Frau erschoß, drängt sich da ins Gedächtnis. Der in den USA geborene und dort aufgewachsene Sohn einer assimilierten Palästinenserfamilie stand offenbar weiterhin im Banne gewaltbereiter arabischer Tradition.
Insofern kann es nicht verwundern, daß ein größerer Teil junger Mohammedaner in Deutschland nach einer nichtrepräsentativen Studie für das Innenministerium sich als nicht assimilationsfreudig bekennt. (Muslimdiskrepanz, FAZ 2.3.12) Heinz Buschkowski, der SPD-Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln , kommentierte in den DLF-Nachrichten trocken: Das sagten ihm seine Lehrer und Sozialarbeiter seit Jahren. Deutschland sei eine Palaver-Gesellschaft.

Donnerstag, 1. März 2012

Heißer Sommer steht ins Haus







“CO2 kann soviel absorbieren wie es will, eine Absorption ist nicht gleichbedeutend mit einer Erwärmung. Sie können z.B. so viel Geld einsammeln (absorbieren), wie Sie wollen, daraus wird noch lange kein Geldregen für die Bevölkerung.
Vögel in der Luft absorbieren auch Wärmestrahlung. Dennoch ist kein Dackel auf die Idee gekommen, wenn es mehr Vögel gibt, wird es auf der Erde wärmer. Also was soll das mit der CO2-Absorption?” , meint
Raimund Leistenschneider.