Donnerstag, 30. Mai 2019
Lichtenberg meint
“[A 11] Die Erfindung der wichtigsten Wahrheiten hängt von einer feinen Abstraktion ab, und unser gemeines Leben ist eine beständige Bestrebung uns zu derselben unfähig zu machen, alle Fertigkeiten, Angewohnheiten, routine, bei einem mehr, als bei dem andern, und die Beschäftigung der Philosophen ist es, diese kleinen blinden Fertigkeiten, die wir durch Beobachtungen von Kindheit an uns erworben haben, wieder zu verlernen. Ein Philosoph sollte also billig als ein Kind schon besonders erzogen werden.”
Georg Christoph Lichtenberg (1.7.1742-1799), Sudelbücher Heft A11
Hier geht es um das Auffinden von zutreffenden Erkenntnissen durch vergleichende Wahrnehmung. Dadurch bilden sich Begriffe und Kategorien aus quasi teilnehmender Beobachtung. Das Gegenteil ist die unkontrollierte Übernahme von Begriffen und Kategorien, die von Lehrern aller Art fertig dargeboten werden. Besonders unfruchtbar hat sich in dieser Beziehung die Kathederphilosophie erwiesen, die vollmundig konstruiert und von der Beobachtung wegführt hin zu abstrusen Theorien.
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