Samstag, 31. Januar 2015

Konrad Lorenz hat die Politik nicht begriffen






Auch Bücher werden in der Sonne braun, bekommen aber keinen Hautkrebs.





“Die Aggression … ist ein Instinkt wie jeder andere und unter natürlichen Bedingungen auch ebenso lebens- und arterhaltend. Beim Menschen, der durch eigenes Schaffen seine Lebensbedingungen allzu schnell verändert hat, zeitigt der Aggressionstrieb oft verderbliche Wirkungen …
Das Wirkungsgefüge der triebmäßigen und der kulturell erworbenen Verhaltensweisen, die das Gesellschaftsleben des Menschen ausmachen, (ist) so ziemlich das komplizierteste System, das wir auf dieser Erde kennen.”
Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, Zur Naturgeschichte der Aggression, 1963 (71)

“Wenn die Menschheit … sich, mit Atomwaffen in der Hand, in sozialer Hinsicht um nichts vernünftiger zu verhalten weiß, als irgendeine Tierart, so liegt dies zum großen Teil an der hochmütigen Überbewertung des eigenen Verhaltens …” Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse
Ohne das stammesgeschichtliche Erbe des Aggressionstriebes läßt sich kein Krieg führen, aber der Krieg ist ein politisches Phänomen, wie schon Clausewitz herausgearbeitet hat. Politiker entscheiden sich für den Krieg, und ihre Entscheidungsgründe sind politisch beeinflußbar. Daher sind heute Politiker des Westens nach den großen Kriegen grundsätzlich gegen Krieg eingestellt, doch gilt dies für den größeren Teil der Welt nicht. Trotzdem gab es bisher keinen Nuklearkrieg, weil das Risiko für die entscheidenden Politiker zu groß geworden ist.

Im letzten Einunddreißigjährigen Krieg 14-45 verloren Millionen Soldaten ihr Leben, aber nur 3 Politiker: Nikolaus II., Mussolini und Hitler. Nordkoreas Kims hätten längst den Süden überfallen, wenn ihnen nicht vor Augen stünde, daß dies für sie persönlich tödlich wäre.

Das ist der große Unterschied zu 1914. Das meiste Polit-Pack überlebte sehr gemütlich, verzehrte die üppige Pension und hackte Holz. Hätten Poincare, Sasonow und Grey die Todesdrohung vor Augen gehabt, wie dies heute der Fall wäre, alles hätte eine andere Entwicklung genommen. 
Dies ist auch der einzige Grund, warum sich Putin, trotz kriegerischer Entschlossenheit, zügelt.










Freitag, 30. Januar 2015

In Tsingtau (Kiaotschou) mag man die Deutschen heute noch









Die zerfallende chinesische Macht hat die Imperialisten angelockt, allen voran Großbritannien und Rußland; wenig später wird das weitere Vordringen Rußlands in der Mandschurei und nach Nordkorea zum japanisch-russischen Krieg führen (1905). Der französische Chauvinist Henri Meyer hat hier 1898 Wilhelm II. als den Bösen herausgestellt, doch spielte Deutschland in China (und auch anderswo) nur eine Zwergenrolle; 1897 hatte Deutschland in Absprache mit Rußland ein Zipfelchen China gepachtet, Kiaotschou, nicht ganz ohne Zwang. 
(Karikatur aus Clark, Schlafwandler, S. 229)

      Drei-drei-drei - bei Issus Keilerei. Mit solchen Sprüchen wuchs man in Eton, am Lycee Louis-le-Grand (sic), am Gymnasium Zum grauen Kloster auf. Und mit dem Schwadroneur Homer, in dessen Schwadronagen dauernd gekämpft, geschlachtet und Achill, das Vieh, verherrlicht wurde. Nicht minder der Eroberer Caesar. So wuchs man ganz selbstverständlich in den Primat militärischen Denkens hinein. Das ging zwar nie soweit wie im Orient, wo die Gewalt, ganz ohne humanistisches Gymnasium, angebetet wurde und auch heute noch verherrlicht wird, aber es bildete eine Grundierung, die den Krieg immer mitdachte. Der Krieg war in der gesamten Geschichte der Normalfall, und er ist es in weiten Teilen der Welt noch immer. Nur die Europäer und Amerikaner haben nach dem WK1 und dem durch Versailles eingefädelten Nachfolgekrieg dazugelernt. Um WK1 zu vermeiden, wären Führungsfiguren nötig gewesen, die sich der Schwarmintelligenz hätten entziehen können. Die Landnahme und Eroberung nicht als Bereicherung empfanden, sondern als bedenklich und kurzsichtig. 

Alexander schlug die Perser bei Issus 333 vor Seneca, eroberte den Nahen Osten bis Indien, und es folgten die Diadochenkämpfe. Ein Krieg blieb nie allein. Lange Friedenszeiten gab es nur durch besonders skrupellose Brutalos wie Augustus, die nach dem großen Schlachten umschalten konnten auf ein Friedensprogramm. Ihre Macht war so übermächtig, daß es keine neuen Kriege gab. Dagegen führte das Gleichgewichtsdenken zu langen Kriegen: dem Dreißigjährigen 1618-1648, und dem Einunddreißigjährigen 1914-1945. Mehrere ähnlich starke Mächte führen öfters mal Krieg. Man könnte vermuten, daß ein weniger starkes Amerika in Zukunft zu mehr Kriegen führen wird. Amerika wird ständig auch durch ein Europa geschwächt, das ein Heilsarmee- und Sozialarbeiterdenken entwickelt hat und die NATO immer unglaubwürdiger werden läßt. 

Donnerstag, 29. Januar 2015

Trau keinem Politiker


Hätte sich eine der polemogenen europäischen Regierungen 1914 besser verhalten können, um einen europaweiten Krieg zu verhindern?
Aber selbstverständlich! Wien hätte sein Balkan-Engagement ändern können, wie es der von den halbamtlichen Serben ermordete Thronfolger Franz Ferdinand plante. Der russische Finanzminister Kokowzow hätte den wenig souveränen Zar mit Verbündeten gegen die russische Kriegspartei unter Druck setzen müssen. Bei Paris wäre nicht viel möglich gewesen, scheint mir, zu stark war der französische Dünkel und Nationalismus. Aber ohne die Aufgabe der englischen Neutralität wäre der 1. WK ausgefallen. Und natürlich hätte Berlin Wien beeinflussen können, sich gegenüber den serbischen Verbrechern souverän zu verhalten.
So viele Möglichkeiten also, die nicht realisiert wurden. Die Ursache liegt in dem defizienten Führungspersonal, dessen Hirne überall mit Nationalismus eingenebelt waren. Für die intellektuelle Unbedarftheit sei der britische Strippenzieher, Außenminister Edward Grey, als Beispiel genannt:
"Er vertrödelte seine Jahre am Balliol College in Oxford, wo er den größten Teil seiner Zeit darauf verwendete, Tennis-Champion zu werden, bevor er mit einer Drei in Jura sein Examen machte. Das Fach hatte er gewählt, weil es dem Vernehmen nach einfach war. An seinen ersten (unbezahlten) politischen Posten kam er über familiäre Beziehungen."
Das Handeln solchen Adelsgesindels verursachte dann den millionenfachen Tod der einfachen Soldaten. Bis auf Nikolaus II. überlebte das führende Polit-Pack den grauenhaften Krieg. Eine Lehre lautet daraus sicher, die politische Macht stets unter Generalverdacht zu stellen und nur direkte Demokratien zu akzeptieren.













Mittwoch, 28. Januar 2015

Comenius und die Wohlfahrt der Länder




Das ist nicht Chomeini, sondern Comenius in Berlin-Neukölln im Comenius-Garten, geschaffen von dem Bildhauer Josef Vajce. 
(Foto: Schulz/Wiki.)




Ein interessanter Fall! Der Calvinist Comenius (1592-1670) im katholisch beherrschten Böhmen. Man sprach böhmisch, Wien sprach deutsch. Es wurde bei den Herrschern hin- und hergeheiratet und auf diese Weise Länder und Herrschaften erworben und Erbfolgekriege geführt. Das fand Comenius so geistlos und oberflächlich und unfruchtbar, wie es auch war. Entsprechend forderte er ein Selbstbestimmungsrecht der Völker zur Beförderung des Volksglücks in seiner Schrift "Gentis felicitas". Darin heißt es:


„(1) Ein Volk […] ist eine Vielheit von Menschen, die aus gleichem Stamme entsprossen sind, an dem selben Ort der Erde […] wohnen, gleiche Sprache sprechen und durch gleiche Bande gemeinsamer Liebe, Eintracht und Mühe um das öffentliche Wohl verbunden sind.
(2) Viele und verschiedene Völker gibt es […], sie sind alle durch göttliche Fügung in diesem Charakterzug gekennzeichnet: wie jeder Mensch sich selbst liebt, so jede Nation, sie will sich wohlbefinden, im wechselseitigen Wetteifer sich zum Glückszustand anfeuern.“
Danach stellt Comenius (jeweils mit Begründung und Erläuterung) 18 Merkmale für „Volkswohlfahrt“ zusammen, darunter einheitliche Bevölkerung ohne Mischung mit Fremden, innere Eintracht, Regierung durch Herrscher aus dem eigenen Volk und Reinheit der Religion.” (Wiki.)


Das ist sinnvoll gedacht, denn die gemeinsame Sprache bindet die Kommunikationen zusammen und verbindet dadurch, wie auch durch die gemeinsamen Sitten und Rituale der Religion. Daher ist das Selbstbestimmungsrecht der Völker heute allgemein anerkannt und von der UNO überwacht.
Ein Patentrezept ist es gleichwohl nicht, denn die Entflechtung der verschiedenen Stammes-, Sprach- und Religionsgruppen war in der Regel nicht möglich und stiftete nachhaltig Unfrieden. Und förderte den Nationalismus, der leicht kriegerisch wird und, bei vitalen Völkern, imperialistisch entartet. So eroberte England Nordamerika, doch sagte sich die Kolonie los und wurde ein multiethnisches Einwanderungsland. Die Indianer wurden verdrängt, teilweise ausgerottet und galten der dominanten britischen Kultur als nicht gleichwertig. Bis heute haben sie Probleme mit der angelsächsischen Kultur, wie auch die Afroamerikaner. Die zuwandernden Nordeuropäer bildeten jedoch eine große Bereicherung, weil sie sich schnell anpaßten und die Sprache lernten. Die viel größere individuelle Freiheit lockt zudem bis heute agile und höchstqualifizierte Zuwanderer an, die das Land zur ökonomisch und wissenschaftlich führenden Multikulti-Nation machten. Das aber auch einen speziellen Nationalismus ausbildete und die Phlippinen und Hawaii kolonisierte bzw. annektierte.
Ob das angelsächsisch dominierte, einsprachige Multikulti-Konzept weiterhin erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Die vielen nicht anpassungsbereiten und anderssprachigen Zuwanderer aus Mexiko setzen da ein Fragezeichen. Wie die Afroamerikaner weisen sie zudem eine höhere Geburtenrate auf als die Gruppe der angelsächsischen Leitkultur. Deswegen bleiben die Prinzipien des Comenius - insbesondere gemeinsame Sprache und Kultur - auch heute von Bedeutung für ein vitales Gemeinwesen, das nicht in Parallelgesellschaften zerfällt und dadurch gelähmt wird.









Dienstag, 27. Januar 2015

Die Blechträger







Da hatte Paul Cambon mehr Blech auf der Brust, aber Wilhelm II. stand ja auch für eine verspätete Nation, der Frankreich und Großbritannien an allen Ecken und Enden auf die Füße trat.



Wenn man das Personal um 1900 durchmustert, dann weht einen überall prästierte Männlichkeit und Nationalismus an, gemischt mit einem äußerlichen Ehrbegriff, wie er sich bei den meisten Männern an der Blechdekoration ablesen läßt. Nicht nur die Monarchen, auch subalterne Lords wie Francis Bertie zeigen sich, obwohl Diplomaten, mit Säbel und Blechbrust. Die Spitzenposition markiert hier wohl der französische Botschafter in London, Paul Cambon, der auch sprachlich seinen Chauvinismus zum Ausdruck bringt, indem er rationale Ehre allein der französischen Sprache zubilligt. Das Denken in Äußerlichkeiten findet sich auch im Drang nach imperialistischer Ausdehnung; mehr Land - mehr Ehr - mehr Reichtum, das ist die Logik. Und dies ist die eigentliche Ursache für den WK1, das serbische Mordunternehmen in Sarajewo war nur ein Anlaß.

Europa hat heute den soldatischen Männlichkeitskult, den Nationalismus und den Imperialismus weitgehend überwunden und will keine Grenzen mehr gewaltsam verändern. Anders das asiatisch beeinflußte Rußland, das erneut Protz und Prunk, Nationalismus und Militarismus auferstehen läßt. Putin ist sein Führer, der auch wieder aktiv Krieg führen läßt. Auf das Selbstbestimmungsrecht läßt er schießen. Das ist eine schwierige Situation für die Westeuropäer, die abgerüstet haben und die Situation mit zivilen Maßnahmen einhegen wollen. Das wird jedoch nur gelingen, wenn der innenpolitische Druck auf Putin (zu) stark wird. Er weiß, daß er seine Macht in einer friedlichen Zivilgesellschaft nicht dauerhaft sichern kann. Dazu braucht er die alten Versatzstücke von 1900: prästierte Männlichkeit und Nationalismus, gemischt mit einem äußerlichen Ehrbegriff. Und Ähnliches findet sich beim kleinasiatischen Nachbarn Erdogan.


Spaß machte es auch, die Uniformen zu tauschen; Zar Nicky rechts und sein Vetter Willy 1905
(Beide Bilder: Wiki.)






Montag, 26. Januar 2015

Irrationalismus als Programm




Lord Bertie bevorzugte den Säbel an seiner Seite, Maurice Paléologue (1859-1944) den Stift, mit dem er auch über Gespräche mit dem Zaren nach Paris berichtete, die nie stattgefunden hatten.

(Bild: Wiki.)


Niemand wollte den europäischen Krieg, doch trugen alle Seiten zu seinem Ausbruch bei. Allerdings unterschiedlich viel. Einen besonderen Beitrag leistete der französische Botschafter in Moskau, Maurice Paléologue. Er betrachtete die Politik literarisch und schrieb so allerhand:

“'In bestimmten Fällen (schreibt Paléologue in seiner Biographie des Grafen Cavour) überläßt der kluge Mann vieles dem Zufall; die Vernunft veranlaßt ihn, blind den Impulsen oder Instinkten jenseits jeder Vernunft zu folgen, die vom Himmel geschickt scheinen. Niemand kann sagen, wann man sie wagen darf oder wann man die Finger davon lassen soll; kein Buch, keine Regeln, noch Erfahrung kann ihn das lehren; allein ein gewisses Gespür und eine gewisse Tollkühnheit können ihm das sagen.'
Die ausgeprägte und unerschütterliche Germanophobie Paléologues ging einher mit einem Hang zu katastrophalen Szenarien, den viele seiner Kollegen für gefährlich hielten." 
(Clark, Schlafwandler, S. 560f.)

Wie kam ein solcher Mann mit bereits einschlägigem Ruf zu dem wichtigsten Außenposten, den Paris zu besetzen hatte? Nun, er war mit dem Staatspräsidenten Poincaré in einer Schulklasse gewesen, und die Deutschfeindlichkeit reichte für die gemeinsame Vertrauensgrundlage. Vielleicht muß man die Annahme, daß niemand einen europaweiten Krieg gewollt habe, dahingehend modifizieren, daß Poincaré ihn durchaus anstrebte als Revanche für die Niederlage von 1870/71, und daß er deswegen die französische Außenpolitik zum Balkan hin öffnete und einen "Phraseur und Phantasten", so der russische Botschafter in Paris, Alexander Iswolski, über Paléologue, nach Petersburg schickte.







Sonntag, 25. Januar 2015

Lord und Lawrow







So stellt man sich doch einen freundlichen, friedfertigen und ehrlichen Diplomaten vor, der Klartext redet - Lord Francis Bertie, stellvertretender Staatssekretär im Außenamt, dann Botschafter in Paris 1905-1918. Berufsmäßiger Deutschenhasser.


(Bild: Wiki.)


Zu allen Zeiten und überall dürfte es nicht einfach gewesen sein, seriöse Politiker zu benennen. Gleiches gilt für ihre Diplomaten. Die besonders katholische Botschafterin Deutschlands in Rom begann schon früh mit einer schummeligen Doktorarbeit in dem Plapperfach Erziehungswissenschaft, wurde logischerweise Wissenschaftsministerin - und, nach Aberkennung des Titels - eben Vatikanbotschafterin. Dort kann sie nicht viel Schaden anrichten, eigentlich gar keinen, vergleicht man sie mit einem Chefdiplomaten wie Lawrow. So einer steht in einer langen Tradition.
“Russische Diplomaten waren nicht nur (aus britischer Sicht) feindselig, expansionistisch und skrupellos, sondern neigten auch zu Heimlichtuerei und falschem Spiel.
‘Ihre Lügen sind selbst in den Annalen der russischen Diplomatie einzigartig’, meldete Lord George Hamilton, der Staatssekretär für Indien, im März 1901 während der Verhandlungen um eine Regelung in China.
‘Rußlands Diplomatie ist, wie sie wissen, eine lange und mannigfaltige Lüge’, sagte George Curzon, der Vizekönig von Indien Earl of Selborne, dem ersten Lord der Admiralität im Jahr 1903.” (Clark, Schlafwandler, S. 190)


Anders Londons Männer. “Immerhin schlugen die Briten in der Korrespondenz mit den Deutschen gewohnheitsmäßig einen recht herrischen Ton an. Im März 1897 fand beispielsweise ein Treffen zwischen dem stellvertretenden Staatssekretär im Foreign Office, Sir Francis Bertie, wegen seiner aggressiven Art meist ‘the bull’ genannt, und dem Charge d’affaires und geschäftsführenden deutschen Botschafter in London Hermann Freiherr von Eckardstein statt. Im Laufe ihres Gesprächs brachte Eckardstein, ein bekannter Anglophiler, der sich nach der Mode Eduards VII. kleidete und sich gerne in den Londoner Klubs zeigte, die Frage der deutschen Interessen in Südafrika zur Sprache. Berties Antwort war ein regelrechter Schock. Sollten die Deutschen auch nur einen Finger wegen Transvaal rühren, erklärte Bertie, so würde die britische Regierung vor keiner Maßnahme, nicht einmal der ‘äußersten’ (eine unmißverständliche Anspielung auf Krieg) zurückschrecken, um ‘eine Einmischung Deutschlands zurückzuweisen’. ‘Die Regierung wisse genau, daß sie, falls es zum Kriege mit Deutschland kommen sollte’, fuhr er fort, ‘die gesamte englische Nation hinter sich habe, und eine Blockade von Hamburg und Bremen sowie die Vernichtung des deutschen Handels auf hoher See sei (sic) für die englische Flotte eine Kleinigkeit.’”
(Clark, Schlafwandler, S. 204)

Da wußte Berlin doch, woran es war. Bei Sasonow wußte man es nicht. Bei Lawrow weiß man es heute auch nicht, oder weiß man es doch?



Samstag, 24. Januar 2015

Churchill ausgeraucht






What a man! With sexy moustache! Emperor of France, Napo 3.

(Bild: Wiki.)





Die Höflichkeit könnte es nahelegen, diesen Mann nicht weiter zu beachten. Als der Pariser Operettenkaiser Napoleon III. Preußen 1870 den Krieg erklärte und so unfreiwillig den west- und süddeutschen Ländern zum Deutschen Reich verhalf, das alte Reich hatte Napoleon I. erobert und mit Soldatenstiefeln niedergetrampelt, da machte sich Disraeli im Londoner Parlament 1871 ein paar Gedanken. Die britische Herrschsucht hatte ein riesiges Kolonialreich erobert, und die zweitgrößte Kolonialmacht, Frankreich, war jetzt geschwächt. Die beiden zusammen hatten nach dem Krimkrieg der dritten großen und noch expansiven Imperialmacht Rußland verboten, mit einer Kriegsflotte durch die türkischen Meerengen zu fahren. Das rettete sie vor der Zerstörung durch die Japaner im russisch-japanischen Krieg 1905. Sie war also noch da, was England gar nicht amüsierte. Disraeli befürchtete jetzt eine Bedrohung durch Rußland in Persien, Afghanistan und Indien. England mußte alles und jede Patrone mit seiner Flotte transportieren, während die Russen die Eisenbahn benutzen konnten, die sie immer stärker strategisch ausbauten. Und so kam es mit den ungeliebten Franzosen zur herzlichen Verbindung, zur Entente cordiale. Wegen der türkischen Meerengen, gegen Rußland. Allerdings war Frankreich schon mit Rußland gegen Deutschland verbündet, die bisherige Unabhängigkeit Englands war für Deutschland wichtig, um den Feind im Westen und den Feind im Osten nicht zu sehr fürchten zu müssen. Mit dem Bündnisanschluß Londons an Paris und Petersburg war das deutsche Reich umzingelt, der Dreibund mit Wien und Rom doppelt wichtig geworden. Clark zu dieser neuen, von England herbeigeführten europäischen Polarisierung:


“Aber ohne die beiden Blöcke hätte der Krieg nie in dieser Form ausbrechen können.” (Clark, Schlafwandler, S. 172)
Sehr plausibel. Und ohne diese neue Allianz wäre auch der Nachfolgekrieg, WKII, so nicht zustandegekommen.
Um auf den Mann zurückzukommen, der am 24.1.1965 endlich starb, Winston Churchill, dessen strategischer Verstand so weit reichte wie die Länge seiner Zigarre, denn ohne Churchill und seine deutschfeindliche Haltung im Kabinett Asquith / Grey wäre die Mehrheit der Londoner Kabinettsminister möglicherweise der Kriegspolitik Greys nicht gefolgt. 

Churchill war ein wichtigtuerischer Narr, wie es die meisten Politiker sind. Man kann anmerken, daß er nicht der schlimmste Narr seiner Zeit und Zunft war.


Freitag, 23. Januar 2015

Früh gehauen ist schnell gewonnen, meinten Willy und Conrad







Willy eroberte dann mal 1066 in Hastings ein bißchen England

(Bild: Wiki./Bayeux)






Die Frühzeit des Menschen war von alltäglicher Gewalt bestimmt, von Krieg gegen Nachbargruppen und Binnenkampf um Rangplätze. Nur Ideologen wie Bachofen und Friedrich Engels konnten etwas anderes phantasieren. Wenn die Offiziere der “schwarzen Hand” 1903 das serbische Königspaar bestialisch ermordeten, so war das nichts anderes als der Vorschein einer langen Tradition. Überall hatte der Adel das Kriegshandwerk gepflegt und machte damit Karrieren wie Hugo Capet (Kapetinger) oder William the Conquerer (zutreffender William the Bastard genannt). Er etablierte sich kriegerisch als Herrenschicht, und aus dem Hochadel schwangen sich die brutalsten zu absoluten Monarchen auf. Dieses kriegerische Männerideal herrschte auch noch um 1900, wenn auch schon in Konkurrenz zum Bürgertum, das das unkriegerische Gewerbe pflegte. Aber das Bürgertum ahmte in allem den Adel nach, und deswegen war der Republikaner Poincare nicht weniger kriegerisch als der adelige österreichische Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf, der so lange bei jeder Gelegenheit einen Präventivkrieg forderte, bis ihn der alte Kaiser Franz Joseph Ende 1911 absetzte. 

Conrads schärfster Gegner war der Thronfolger Franz Ferdinand, der überhaupt Österreichs Balkanpolitik reformieren wollte. Und gerade ihm galt das Attentat der serbischen Nationalisten. Daß es glückte, kam durch eine kaum glaubliche Kette von Zufällen zustande bis hin zu den beiden Schüssen des jungen Gavrilo Princips, der nur auf den Erzherzog zielte und sowohl diesen als auch dessen Frau tödlich traf, weil rein zufällig Hauptschlagadern getroffen wurden. Gräßlicher kann der Fatalismus der Geschichte nicht ausfallen, wenn auch das Attentat nur der Anlaß, nicht der Grund war für den Krieg, der im August 1914 begann.


Donnerstag, 22. Januar 2015

Kontinuitäten in Serbien und Rußland








Zar Nikolaus II. im Juli 1914, im Juli 1918 mit der gesamten Familie und einschließlich der Dienstboten von Lenins Leuten erschossen.
 
(Bild: Wiki.)




Die kriegerische Gesinnung in Serbien um 1900 verwundert kaum, es war lange türkisch besetzt und war in jeder Beziehung rückständig. Noch im letzten Balkankrieg nach dem Zerfall Jugoslawiens zeigten die Serben eine bemerkenswerte Kontinuität auch in der Durchführung von Massakern. Die auch stets von den Russen gedeckt bzw. verschwiegen wurden. 
Belgrad ließ sich gegen Österreich-Ungarn verwenden, ja, für eine russische Vormacht auf dem gesamten Balkan im Rahmen der “Panslawismus-Ideologie”. Rußland war seit langem expansiv und eroberte seine Nachbarn bis Wladiwostok. Die Schwäche der Türkei erlaubte Südwestphantasien. Insbesondere gab es auch Pläne für die Eroberung der türkischen Meerengen. Es kann also nicht verwundern, daß das unterentwickelte Petersburg stets an seine Armee dachte. So, wie heute auch. Zum Neujahr 1914 brachte die Militärzeitung des Generalstabs “Raswetschik” einen viel beachteten Artikel:

“Doch nicht nur die Truppe, das ganze russische Volk muß daran gewöhnt werden, daß wir uns zum Vernichtungskampf gegen die Deutschen rüsten und daß die deutschen Reiche (sic!) vernichtet werden müssen, auch wenn wir dabei Hunderttausende von Leben verlieren müssen.” 
(Clark, Schlafwandler, S. 539)

Mittwoch, 21. Januar 2015

Ein Feind findet sich immer





Der Außenminister Nikolaus' II, Sergej Sasonow 


(Bild: Wiki.)




Den Befehl zur Generalmobilmachung vom 29.7.14 nahm der Zar Stunden später zurück, um ihn sich von Außenminister Sergej Sasonow erneut abringen zu lassen.

“Die russische Generalmobilmachung zählte zu den schwerwiegendsten Entscheidungen während der Julikrise. Es war bislang die einzige Generalmobilmachung. Sie kam zu einem Zeitpunkt, als die deutsche Regierung noch nicht einmal den Status der drohenden Kriegsgefahr ausgerufen hatte, das deutsche Pendant zur russischen Kriegsvorbereitungsperiode, die seit dem 26.7. in Kraft war. … In dem Orangebuch, das die russische Regierung nach Kriegsausbruch veröffentlichte, um die eigenen Aktionen während der Krise zu rechtfertigen, datierten die Herausgeber den österreichischen Befehl zur Generalmobilmachung drei Tage zurück, so daß der russische Schritt als reine Reaktion auf andere Entwicklungen erschien.” 
(Clark, Schlafwandler, S. 651)

Der Zar war zwar russischer Nationalist und Imperialist, aber doch auch ein Vetter Wilhelms II., mit dem er eine Telegramm-Korrespondenz per “Nicky” und Willy” führte.
Zar Nikolaus hatte zwar den Militärgegner Kokowzow aufgrund einer Intrige im Januar 1914 entlassen, aber das Finanzministerium zunächst Pjotr Durnowo angeboten, der jedoch ablehnte. Durnowo war ein Gegner eines Balkan-Engagements und hätte mutmaßlich Sasonows und Agrarminister Alexander Kriwoscheins Spiel durchkreuzen können.
So wurde ein völlig unbedeutender Balkankonflikt, einer von tausenden im Laufe der Jahrhunderte, zu einem europäischen Krieg.
Den aber wollten eigentlich nur die französischen Nationalisten, die bis heute am Napoleon-Syndrom leiden. Und ohne das andauernde Anstacheln aus Paris hätte Rußland den Konflikt lokal gehalten, beschränkt auf Serbien, Bosnien und die anderen Balkan-Zwergfürstentümer. Es sollte nicht sein, denn die Imperialisten, allen voran Großbritannien und Frankreich, sahen immer irgendwo eine Bedrohung ihrer Einflußsphären. Vor allem Rußland bedrohte die britischen Herrschaftsgrenzen in Persien und Afghanistan. Der Imperialist Grey sah die britischen Truppen nicht nur in Indien gegenüber der ausgedehnten Landmacht Rußland in der Defensive. Daher das Interesse, mit Petersburg eine Annäherung in der Triple Entente (F, R, GB) zu suchen. Die heimischen Grey-Gegner John Morley und John Simon u.a. verlangten kategorisch ein Interventionsverbot. Der sehr kriegerisch gestimmte 1. Seelord Churchill schrieb später, “mindestens drei Viertel der Kabinettsmitglieder … seien entschlossen gewesen, sich nicht in ‘einen europäischen Streit’ hineinziehen zu lassen”. (Clark, S. 693).
Und ohne Großbritannien wäre der WKI ausgefallen. Doch die Winkelzüge Greys und Churchills und auch die Möglichkeit des Machtverlustes der Regierung im Zusammenhang mit der Irlandfrage bestärkten Paris und Petersburg in ihrer Kriegspolitik.
Trotzdem war der  große Krieg prinzipiell unwahrscheinlich, wenn nicht die antideutsche Seilschaft Arthur Nicolson, Charles Hardinge und Francis “The Bull” Bertie jahrelange Vorarbeit geleistet hätten, Bertie als Botschafter in Paris. Und wenn es nicht eine archaische Grundlage gegeben hätte:
“Als Bertie von der Gefahr sprach, daß die Deutschen ‘uns ins Wasser schubsen und die Sachen wegnehmen’ könnten, wählte er für das internationale System das Bild einer dörflichen Spielwiese, auf der sich männliche Halbwüchsige austobten.” (Clark, S. 465).
So ein geistig Halbwüchsiger war auch der Großonkel Christopher Clarks, der sich 1916 als Viehzüchter im fernen Australien zum freiwilligen Kriegsdienst in Frankreich meldete. Immerhin wußte Onkel Jim, wer der Feind war. Die kampfbereiten Kosaken im Altai wußten es nicht.
“Aber wer war der Feind? Das wußte keiner. Das Telegramm zur Mobilmachung machte dazu keine Angaben. … Anfangs stellten sich alle vor, daß es gegen China in den Krieg gehen mußte: ‘Rußland war in der Mongolei zu weit gegangen, und China hatte den Krieg erklärt.’” (Clark, S. 708)
Aber richtige Männer sind auch ohne Feind kampfbereit. Und die arrivierten Gentlemen in ihrem adlig-kriegerischen Geist mit der Kampfmatrix im Kopf sorgen stets dafür, daß der Krieger noch rechtzeitig erfährt, wer der Feind ist.









Dienstag, 20. Januar 2015

Abends Befehl zur Generalmobilmachung


“ Am Abend des 29.7.14 leitete der russische Generalstabschef den Ukas für die Generalmobilmachung an General Sergej Doborolski weiter. Als Leiter der Mobilmachung war es Doborolskis Aufgabe, die Unterschriften der Minister einzuholen, ohne die der Befehl nicht in Kraft treten konnte. 
Später erinnerte sich der General an seine Besuche im Kriegs-, im Marine- und im Innenministerium. Es herrschte eine düstere Stimmung. Der einst so offen kriegerisch aufgetretene Suchomlinow war in den letzten Tagen sehr wortkarg geworden. Womöglich bereute er inzwischen, wie Doborolski mutmaßte, den hetzerischen Artikel, den er einige Monate zuvor in den Birschewija Wedomosti (Börsennachrichten) lanciert und in dem es geheißen hatte, Rußland sei ‘bereit zum Krieg’. 
Der Marineminister war beim Anblick des Ukas regelrecht schockiert: ‘Wie bitte, Krieg mit Deutschland? Unsere Flotte ist auf keinen Fall imstande, allein der deutschen Flotte standzuhalten.’ “ Clark, Schlafwandler, S. 647



















Montag, 19. Januar 2015

29.7. Teilmobilmachung



“Vom 25.7.1914 an häuften sich die Hinweise auf militärische Bewegungen in Rußland. Der Geheimdienstoffizier in Königsberg meldete, daß eine ungewöhnlich lange Sendung verschlüsselter Funksprüche zwischen dem Eiffelturm und der russischen Funkstation bei Bobrujsk abgefangen worden sei. ... Am Nachmittag des 28.7.14 verfaßte der Ausschuß (im dt. Generalstab, WD) eine Einschätzung, welche die aktuellen vorliegenden Informationen sinngemäß wie folgt zusammenfaßte:

Rußland anscheinend Teilmobilmachung. Ausmaß bisher nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen. Militärbezirke Odessa und Kiew ziemlich sicher. Vereinzelte Meldung des Militärbezirkes Warschau bislang nicht bestätigt. In anderen Bezirken, insbesondere Wilna, Mobilmachung noch nicht befohlen. Dennoch ist sicher, daß Rußland auch an deutscher Grenze militärische Maßnahmen trifft, die als Vorbereitung auf einen Krieg angesehen werden müssen. Vermutlich Ausrufung ihrer ‚Kriegsvorbereitungsperiode’, für das ganze Reich ausgerufen. Grenzwachen überall zum Kampf gerüstet und marschbereit.

Im Zuge dieser dramatischen Verschlechterung der Situation, die durch die Meldung zur Teilmobilmachung vom 29.7. noch verschärft wurde, mischte sich ein Element Panik in die deutsche Diplomatie. ...“
(Clark, Schlafwandler, S. 669ff.)















Sonntag, 18. Januar 2015

Den Nordiren Selbstverwaltung einräumen?






Auch als Hörbuch erhältlich.




Noch im Juli 1914 beschäftigte die Briten vor allem die Selbstverwaltung Nordirlands, die die Nation spaltete. Die Serbienkrise wurde nur langsam wahrgenommen. Alle Zeitungen vom Manchester Guardian bis zum Oxford Chronicle warnten davor, sich durch den Verbündeten Frankreich in den Balkan-Konflikt hineinziehen zu lassen. Allein die TIMES plädierte für eine Intervention. 
Der JOHN BULL nahm eine Sonderstellung ein: “Wir haben Serbien immer schon als Brutstätte kaltblütiger Verschwörungen und Tücke betrachtet.” Aber man könne sich die Krise zunutze machen und die deutsche Flotte “vernichten”. 
(Clark, Schlafwandler, S. 629ff.)

In diese Richtung dachte möglicherweise auch Außenminister Grey mit seiner Kabinettserkundung zur Unterstützung Frankreichs, die von allen abgelehnt wurde, von Premier Asquith, Haldane und Churchill jedoch unterstützt wurde.





Samstag, 17. Januar 2015

Grey und Churchill und Rambouillet





Viscount Grey of Fallodon (1862-1933), alias Außenminister Edward Grey, überlegt hier gerade, wie er die pazifistische Kabinettsmehrheit in London umsteuern kann gegen Deutschland. (Bild: Wiki.)


  “Das NATO-Personal wird, zusammen mit seinen Fahrzeugen, Schiffen, Flugzeugen und Ausrüstungsgegenständen in der gesamten Bundesrepublik Jugoslawien freien und ungehinderten Zugang genießen, unter Einschluß ihres Luftraums und ihrer Territorialgewässer. … Verglichen damit (aus dem Rambouillet-Abkommen März 1999, WD) waren die Forderungen der österreichischen Note (v. 23.7.1914, WD) harmlos. … “ Clark, Schlafwandler, S. 585

Bezeichnenderweise sprachen der britische Außenminister Edward Grey und sein Kabinettskollege Winston Churchill vom “furchtbarsten Dokument” (Grey) und “unverfrorensten Dokument dieser Art, das je geschrieben wurde”. (Ebda.)













Freitag, 16. Januar 2015

Großfürstin Anastasia plauderte und Premier Viviani wurde schlecht


Während Kaiser Willi 2 Ende Juni 1914 seine jährliche Ferienfahrt Richtung Norden antrat, schiffte Präsident Poincare mit der “France” nach Petersburg zur Festigung der französisch-russischen Allianz. 

Es gab eine große Schauveranstaltung, bei der dem pazifistischen französischen Premierminister Viviani wegen der aggressiven Stimmung schlecht wurde. Anastasia, Gattin des Großfürsten und Kommandeurs der zaristischen Garde, Nikolai Nikolajewitsch, brachte die Stimmung am 22.7.14 auf den Punkt: 

“ ‘ Der Krieg wird ausbrechen … Von Österreich wird nichts mehr übrigbleiben … Sie werden sich Elsaß und Lothringen zurücknehmen … Unsere Armeen werden sich in Berlin vereinigen … Deutschland wird vernichtet werden …' ” 
Clark, Schlafwandler, S. 574















Donnerstag, 15. Januar 2015

Man trifft sich, man plaudert etwas













Nachdem bereits der Makler und Manager Maurice de Verneuil 1913 von Moskau nach Paris berichtet hatte, daß Rußland in den kommenden Jahrzehnten wirtschaftlich sehr stark wachsen werde, begann in “Le matin” am 2.1.1914 eine Artikelserie des Chefredakteurs Stephane Lauzanne unter dem Titel “La plus grande Russie” (Das größere Rußland). Hier handelte es sich um eine konzertierte Aktion, die von Politikern und Zeitungsverlegern dirigiert wurde. “Le Matin” stand Poincare nahe, wie heute die FAZ Merkel. 

“Der wohl alarmierendste Beitrag war eine Landkarte mit der Überschrift ‘Der Kriegsplan Rußlands’. Das gesamte Gebiet zwischen Ostsee und Schwarzem Meer war darauf dicht übersät von einem Archipel aus Truppenkonzentrationen, die über ein Gitter aus Bahnlinien miteinander verbunden waren. Aus dem dazugehörigen Kommentar ging hervor, daß ‘dies die genauen Stellungen der russischen Armeekorps zum 31.12.1913’ waren; der Leser wurde ausdrücklich aufgefordert, ‘die außergewöhnliche Ansammlung von Streitkräften an der russisch-preußischen Grenze’ zu beachten.” 
Clark, Schlafwandler, S. 538

Mittwoch, 14. Januar 2015

Die Mediendemokratie










Mit Bildern läßt sich am besten lügen - die HAMAS zB beherrscht das meisterlich, aber auch Hollande, Merkel und Gabriel machen Fortschritte mit ihrer Pariser Inszenierung - sie schlachten schamlos alles aus, was sich ausschlachten läßt. Das Bild hier aus der NZZ v. 11.10.14 zeigt aber echte Demonstranten - linke Kurden, die Waffen für die PKK verlangen, und Salafisten auf der Gegenseite, die mit dem Messer drohen.

“Lügenpresse” ist das “Unwort” des Jahres, gekürt von linken Linguisten. Gibt es die “Lügenpresse”? 
Eher nicht, es handelt sich um eine Behauptung der Art, wie jene, Islam bedeute Frieden, oder Zuwanderung bereichere das aufgesuchte Land. Es gibt natürlich Journalisten, die lügen, also mit Absicht etwas Unzutreffendes schreiben, so wie es auch friedliebende Mohammedaner gibt, und welcher chinesische Pianist, sagen wir, jemand wie Lang Lang, wäre nicht eine Bereicherung?


Die Presse, die Medien, also die 80% linken Journalisten, und die 90% linken Chefredakteure, auf die es ankommt, arbeiten so, wie bei den “Unwörtern” des Jahres. 100 linke Oberlehrer und 100 Journalisten von taz, SPIEGEL, SZ und Frankfurter Rundschau, verstärkt von 100 roten Pastoren und 50 linksextremen Bundestagsabgeordneten, telefonieren ein bißchen miteinander und geben 50 Vorschläge nach Darmstadt. Daraus erwählen die linken Linguisten ihren Favoriten. Und das geht dann an alle Medien landauf, landab, garniert mit allerhand Oberlehrerkommentaren. So geht das. Das funktioniert gut. Das hat Wirkung auf Millionen. Da lügt niemand.