Mittwoch, 13. April 2016
Robots, diese Amis
Woher die unsinnige Unterstellung stammt, ausgerechnet die rotgrüne Merkel vertrete US-Interessen, ist eine gute Frage. Mit Geschichte. Denn Kohl, Erhard und Adenauer machte man den gleichen Vorwurf.
Er reicht weit zurück, bis zu Halfeld und seinem Buch "Amerika und der Amerikanismus" von 1923:
" Dieses Buch, von einem Deutschen in Amerika geschrieben, spricht das erlösende Wort. Der durch Tradition verpflichteten europäischen, insbesondere der deutschen Kultur droht Zerstörung durch das auf Materialismus und Lebensmechanisierung eingestellte Amerika. Rationalisierung nach amerikanischem Vorbild ist Trumpf, einerlei, ob sie den Menschen im Menschen tötet. Das Buch ist das Ergebnis jahrelanger Sachkenntnis der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Mentalität des amerikanischen Volkes.
Wer dieses Buch gelesen hat, ist dagegen gefeit, den Amerikanismus zu predigen! "
(Text auf der Umschlagvorderseite)
Für Stendhal waren die Amis gefühllos, und der mußte es ja wissen, denn er war mit der Grande Armee in Moskau gewesen.
So ähnlich sieht Adolf Halfeld die Amis auch. "Lebensmechanisierung" droht! Sie tötet "den Menschen im Menschen". Und damit ist natürlich auch die europäische Kultur hin.
Der Journalist Halfeld hatte einige Jahre in den USA verbracht, mutmaßlich dort gut gelebt, als in Deutschland die Franzosen in das Ruhrgebiet einmarschiert waren und dann noch die Mega-Inflation die Deutschen heimsuchte. Die Deutschen froren, weil die Franzosen die Kohle aus den Ruhrbergwerken abtransportierten, die Kalorienzufuhr sank auch noch, weil ein Brötchen eine Billion kostete - aber sie hatten doch Kultur, die Deutschen, wenn auch nichts zu heizen und zu fressen. Den französischen Maschinengewehren in Essen sangen sie den Gefangenenchor aus dem FIDELIO und beim stundenlangen Warten vor der Bäckerei sprachen sie über Hegels "Philosophie der Geschichte". Geschichte konnten die Amis ja nicht einmal buchstabieren, sie soffen Coca-Cola und stanken die Straße voll mit ihren Autos, mag Halfeld 1923 für seine Hamburger Leser notiert haben.
Interessant ist, wie sich im konservativen Motiv der "Lebensmechanisierung" die Marx'sche "Entfremdung" spiegelt, so wie sich heute bei den Grünen das faschistische Motiv des mittelalterlichen Nährstands versteckt, in dem der Bauer im Märzen naturnah und nachhaltig die Rößlein anspannt und in die Mutter Erde sät.
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