Sonntag, 4. September 2016
Die Zahl der Gewinnlose läßt sich erhöhen
Zitat: Stern, Intelligenz, S. 106
“Bei den
Nachkommen von Bach paarten sich also ideale Gene (bzw. Allele) mit optimaler
Förderung”, schreibt Stern. Bei den Genen hat sie vollkommen recht,
musikalischer Genius verdankt sich allein - zu 100% - der Vererbung. Bei der
zweiten Behauptung, der “optimalen Förderung, liegt sie mutmaßlich falsch.
Eltern sind meist schlechte Didaktiker. Sie bieten aber Anregung, Gelegenheit
und Freiraum zur Entwicklung. Die Bachsöhne hatten im Vater und der Mutter
musikalische Vorbilder, aber kaum “optimale” Förderer. Erstens war die Didaktik
noch nicht entdeckt, zweitens waren nichtadelige Eltern im 17. und 18.
Jahrhundert mit den Alltagsanforderungen vollkommen in Anspruch genommen, so
daß wenig Zeit für die einzelnen Kinder blieb. Johann Sebastian hatte mit 2 Frauen
20 Kinder und war als Virtuose, Lehrer, Chorleiter und Komponist sehr
beschäftigt. Die Mütter Maria Barbara und Anna Magdalena mit ihren 7 und 13
Kindern waren es noch viel mehr. Stern phantasiert, wenn sie da von “optimaler
Förderung” spricht.
Aus eigener
Erfahrung kann ich beisteuern, daß aus meiner als eher “normal” eingeschätzten
musikalischen Begabung trotz des Vorbildes eines musizierenden Vaters und
dessen undidaktischem Unterricht nichts weiter wurde; meine Begabung drängte zu
Sprache und Wissenschaft, wofür es aber familiär kein Vorbild und keine
Förderung gab, doch diese Begabung setzte sich qua genetischer “Lotterie”
durch.
Warum hat Stern sich nicht Gelehrtenfamilien
wie die Bernoullis angesehen? Über sehr lange Zeit haben sie – vermutlich durch
eine an Intelligenz orientierte Heiratspolitik - die “Gewinnlose” in ihrer
“Genlotterie” vermehrt und die Zahl der “Nieten” verringert. Offenbar hat das
gut funktioniert vom 17. Jh. bis in die Gegenwart.
Bernoullis: Wikip.
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