Montag, 8. April 2013

Das kommt einem spanisch vor







Wer hätte sich die Reihenfolge nicht eher umgekehrt vorgestellt? Die Schweizer, hätte man angenommen, deren Großstädte nie systematisch flächendeckend bombardiert wurden, besitzen viel Wohneigentum, die Manana-Spanier dagegen wenig. Aber Spanien steht mit 85 % Wohneigentum weit an der Spitze, gefolgt von Italien, Norwegen und Polen mit je 77 %, fast gleichauf Portugal mit 76 %. Und nur 46 % Wohneigentumsquote bei den wieder wohlhabenden Deutschen? Merkwürdig! Die Mentalitäten sind also recht unterschiedlich und hängen nicht vom Wohlstand ab. 

“My home is my castle” denken sich mehr Spanier und Italiener als Engländer. Ihre Denkweise bestimmt ihren Wohnstatus, auch da liegt Marx daneben. Bei Krisen wirkt die hohe Eigentumsquote einerseits entspannend, andererseits verlängernd. Wer eine Immobilie besitzt, neigt zur Immobilität. Während in den USA die Leute ihr billiges Leichtbauhaus bei Arbeitslosigkeit verlassen und zu einem neuen Arbeitsplatz ziehen, tun dies Besitzer eines teuren Betonbunkers in Spanien und Italien weniger oft. Sie harren lieber aus und warten auf bessere Zeiten, Mietkosten drücken sie während des Wartens nicht. Ist aber das Wohneigentum noch nicht abbezahlt, fesselt sie die Immobilie noch mehr an den Ort. Welche Mentalität vorzuziehen sei, ist nicht zu entscheiden. Zwar dauert die Krise bei hoher Wohneigentumsquote länger, aber sie drückt weniger. Gesamtwirtschaftlich machen es wahrscheinlich die agilen Amerikaner am besten, indem sie Mobilität mit billigem Wohnbesitz verbinden. Bei starken Stürmen ist das von Nachteil. Man kann eben nicht alles haben.