Montag, 10. September 2012

Fanden die gar nicht lustig







Im 17. Jahrhundert eroberten die Mandschu die Han-Chinesen und verpaßten ihnen zwangsweise einen Zopf – hier Prinzregent Dorgon, den es auch nach Peking zog. Die Mandschu-Qings herrschten bis zur Republik 1911.

(Bild: Wiki.)




Goethe, Der Schatzgräber

Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt´ ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!
Und, zu enden meine Schmerzen,
Ging ich, einen Schatz zu graben.
"Meine Seele sollst du haben!"
Schrieb ich hin mit eignem Blut.

Und so zog ich Kreis um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.
Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Platze;
Schwarz und stürmisch war die Nacht.

Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten.
Heller ward´s mit einem Male
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.

Holde Augen sah ich blinken
Unter dichtem Blumenkranze;
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken,
Und ich dacht´: Es kann der Knabe
Mit der schönen lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.

"Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst mit ängstlicher Beschwörung
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens!
Tages Arbeit, abends Gäste!
Saure Wochen, frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort."

„Wo bleibt denn Europa?“, fragt Helwig Schmidt-Glintzer in seiner Besprechung des Debattenbuches „Wird China das 21. Jahrhundert beherrschen?“ (München 2012 / FAZ 10.9.12) 
Es diskutierten 2011 in Toronto Kissinger, Fakaria, Niall Ferguson und Daokui Li (munkdebates.com/media/China)

Von Europa war nicht die Rede. Warum auch? Dort werden alle Leistungsstandards abgesenkt und dafür die Steuern erhöht. Europa versucht seine Schwächen durch Bürokratie und Umverteilung zu kaschieren. Das wird jedoch den Niedergang nur verlangsamen. Deswegen wird die EU in Zukunft nur als Abzockadresse noch interessant sein. Immer mehr Europäer sind erfüllt von dem Syndrom, das in Goethes Eingangsstrophe umrissen ist:

Arm am Beutel, krank am Herzen,
Schleppt´ ich meine langen Tage.
Armut ist die größte Plage,
Reichtum ist das höchste Gut!

Die globalen Akzente werden aber in anderem Geist gesetzt:

"Trinke Mut des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst mit ängstlicher Beschwörung
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens!
Tages Arbeit, abends Gäste!
Saure Wochen, frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort."

Da scheiden immer mehr EU-Bürger sofort aus, während aber Rotchina im Spiel weiterzieht. An chinesischem Fleiß und Arbeitsbiß wird es nicht fehlen, aber es leidet an Bürokratie, Diktatur und Kollektivismus. 
Es fehlt China, was Fareed Zakaria etwas pathetisch so formulierte:
„Wir sind die erste universelle Nation, ein Land, das Menschen aus aller Welt anzieht, und wir finden Möglichkeiten, das Talent dieser Menschen zu nutzen und einen universellen Traum zu schaffen.“

Natürlich geht es dabei nicht um Einwanderung in die Sozialkassen, wie in Europa, sondern um helle Köpfe und große Talente. Die suchen sich die Amerikaner aus, und deswegen stehen sie zwar nicht so gut da wie die Schweiz und Israel, aber aufgrund der Größe des Landes als die bei weitem führende innovative Wirtschaftsmacht. Um ein gutes Auto zu bauen, müssen die Chinesen immer noch ein Unternehmen wie VOLVO kaufen, die anderen Geely-Autos sind drittklassig. Das wird noch eine ganze Zeit so bleiben, auch bei konventioneller Technik. 
Änderungen sind erst in Sicht, wenn es in China eines fernen Tages dem chinesischen Studenten und dem Lehrstuhlmitarbeiter erlaubt werden sollte, den Professor kritisch zu befragen. Niemand liebt die Kritik aus ganzem Herzen, aber sie ist nun einmal das Fortschrittsprinzip schlechthin. Die Amerikaner haben aus protestantischen Individualismus heraus gelernt, mit Kritik sportlich umzugehen und das Talent unter Ausblendung der Hierarchie anzuerkennen. 
Das ist besonders wichtig bei großen Begabungen, die möglichst früh ihren speziellen Weg gehen müssen. Zum Nutzen aller. Das Beispiel des deutschen Physikers Andreas v. Bechtolsheim sei als Beispiel genannt. Er mußte Deutschland verlassen, weil er dort wie ein normaler Student seinen regulierten Studiengang absolvieren sollte, während es ihn in die Mikroelektronik zog. Für alle das Gleiche, ist das EU-Motto, und für die Schwachen noch mehr. In den USA hatte Bechtolsheim nicht nur den akademischen Spielraum dazu, sondern auch die Superreichen, die mit Wagniskapital das Silicon Valley finanzierten, darunter auch die vielen Unternehmen, die Bechtolsheim in Kalifornien gründete. Zum Nutzen der Amis. 
Solche Geschichten sind im sozialverkalkten Europa kaum möglich. Und in China ebenfalls nicht, weil dort in den Hochschulen und in der Gesellschaft ein autoritärer Geist herrscht. Von der Politik nicht zu reden. 
China wird sich weiter gut entwickeln, es wird durch seine Märktegröße viel verändern. Das Maß in Wissenschaft, Technik und Vermarktung werden im 21. Jahrhundert die USA bleiben. So lange die katholischen Latinos nicht großen Einfluß ausüben. Und Großschuldenmacher wie Obama.