“Kaum hatte ein Deutscher oder eine Deutsche die Landesgrenzen überschritten, wurden sie zu den perfektesten Engländern, Russen, Bulgaren oder Belgiern aller Zeiten. Es gibt Freunde von mir, die behaupten, daß die Deutschen mich mit ihrer proteushaften Wandlungsfähigkeit angesteckt hätten und ich sei ein deutscher Äthiopier, vielleicht sogar ein äthiopischer Deutscher geworden.”
So Asfa-Wossen Asserate in seinem Buch “Manieren” (S. 15)
Es ist erfreulich, daß dieser echte Asylant aus Addis Abeba vor kurzem den Deutschen Sprachpreis des Vereins Deutsche Sprache (VDS) erhielt.
Was für ein Unterschied zum ersten Preisträger! Das war der linke Heini Hochhuth mit dem Aktendeutsch gewesen. Was mich veranlaßte - zusammen mit antiamerikanischen Tönen - den VDS zu verlassen.
Ob ich jetzt wieder eintrete? Immerhin teile ich die Humboldt’sche Auffassung der sprachlichen Weltsicht nicht. Asserate teilt sie, und der VDS ebenfalls:
“Es ist bekannt, daß jede Sprache auch mit einer bestimmten Formung des Charakters, der Denkungsart, der Art zu sein einhergeht. … ich fühle bis heute, daß ich eine andere Wesensart annehme, wenn ich deutsch spreche.” (Asserate, Manieren, S. 10)