Johann Friedrich Hessing
Ja, schon die alten Ägypter kannten Mediziner, und dann gab es Hippokrates und Galen - aber Mediziner, die diesen Namen im heutigen Sinne verdienen, die gab es erst sehr spät in Europa, und nur dort. Noch Schiller war ein elender Kurpfuscher, allerdings war er zu dieser Tätigkeit gezwungen worden und besaß keinerlei Interesse für die Physiologie. Was ihn aber nicht entschuldigt, seine Soldaten vergiftet zu haben, so daß er aus der Stelle entfernt werden mußte. Nach Vorbereitungen in Norditalien (Malpighi), Holland (Vesalius, Leuuwenhoek) und England (Harvey) entstand die moderne Medizin erst im 19. Jahrhundert, also erst nach Jahrtausenden der Kurpfuscherei. Noch Mozart verstarb mutmaßlich durch "ärztlichen" Aderlaß.
Für die Entwicklung ernsthafter Orthopädie ist hier Johann Friedrich Hessing aus dem protestantischen Rothenburg / Tauber zu nennen, das sich 1544 der Reformation anschloß und im Bauernkrieg auf der Bauernseite stand.
Am 19.6.1838 als Bauernsohn geboren wurde Hessing Schreiner und Orgelbauer, bevor er sich ohne Förderung irgendeines Bildungsministers oder einer Gemeinschaftsschule autodidaktisch mit allergrößtem Erfolg der Orthopädie zuwandte. Allerdings war er auch nicht durch irgenein Abitur verbildet oder gar literarisch verblödet worden. Sogar aus Prag kam man angereist, um sich ein Hessing-Korsett anmessen zu lassen, so Max Brod, der an Wirbelsäulenverkrümmung litt. Sein Freund Kafka widmete sich ja überwiegend unproduktiven Phantasmen.
Bravo, Hessing, kann man da nur sagen!