Freitag, 12. Dezember 2014

Lammert und Hobsbawm



Ob Lammert auch Golo Mann kennt?




Bis zu ihrer Auflösung 1991 war der Historiker Eric Hobsbawm Mitglied der KP Englands. 1936 fanden die Moskauer Terrorprozesse statt. Das war für Hobsbawm der richtige Zeitpunkt, Stalinist zu werden und in die KP einzutreten. Er blieb es ein Leben lang. Im Fernsehen 1991 beantwortete er bejahend die Frage, ob die sowjetische Blututopie die 20 Millionen Toten wert gewesen sei, auf diese Weise auch demonstrierend, wie starrsinnig Geschichtseinsicht von einem Historiker verweigert werden kann.

Hobsbawm scheint den Bundestagspräsidenten Lammert besonders beeindruckt zu haben, denn mit ihm begann er seinen Vortrag “Europa: Konflikte, Krisen und Verträge”. 
Es ging ihm um den Punkt des “kurzen Jahrhunderts”, das Hobsbawm erst nach dem 1. Weltkrieg beginnen läßt. Da der 2. Weltkrieg die Fortsetzung des ersten war, u.a. durch den schikanösen Diktatfrieden von Versailles, und erst danach der übersteigerte Nationalismus in Europa überwunden war, kann man das 20. Jahrhundert auch erst 1945 beginnen lassen. Das sind beliebige Einteilungen.

Frankreich begann mit der Revolution das nationalistische Zeitalter in Europa, im Zeichen der Grande Nation überzog es Europa mit Krieg, und erst 250 Jahre später endete es im Krieg. Lammert wählte diese kriegerische Hintergrundfolie, um die EU als großes und strahlend erfolgreiches Unternehmen darzustellen. Ein bißchen billig für das Jahr 2014, aber durchaus legitim. Dabei aber den bekennenden Stalinisten Hobsbawm anzurufen, verwundert; arbeitet Lammert daran, die CDU weiter nach links zu schieben?