Donnerstag, 16. Januar 2014

Dian Fossey, Digit's death // Die Zufälligkeit des 16. Januar nennt zwei Persönlichkeiten, die verschiedener kaum denkbar sind: Augustus und die Gorilla-Zoologin Dian Fossey. Damit wird auch die ganze Spannbreite der Conditio humana verdeutlicht: auf der einen Seite der hemmungslose Gewaltmensch Octavian, der am 16.1.27 vor Seneca den Titel "Augustus" verliehen bekommt, und die eremitische Amerikanerin, die mit den Berg-Gorillas in Ruanda lebt und ihr Sozialverhalten erforscht, aber auch eine emotionale und kommunikative Verbindung zu diesen Primaten herstellt. Keine andere Spezies auf dem Globus besitzt so viele Verhaltensmöglichkeiten wie der Mensch. Und kann seine Verhaltensweisen mit dem Lebensalter stark verändern. Der brutale Jungmann Octavian machte später einen langen Frieden nach innen und außen, was ihm den Titel des "Erhabenen" eintrug, der dann dem "Augustäischen Zeitalter" seinen Namen gab. Das gelingt nicht jedem Diktator, man denke nur an den greisen Robert Mugabe, der seit Jahrzehnten sein Land immerfort weiter ruiniert. Heißt es von Augustus, er habe Rom von einem Weideplatz für Ziegen zu einer Marmor-Haupstadt gewandelt, so gilt für Zimbabwe das Gegenteil. Nicht gar so weit von Zimbabwe entfernt, in Ruanda, massakrierten 1994 Hutus massenhaft Tutsis mit Knüppeln, Keulen und Macheten - ein kaum glaubliches Blutbad mit entsetzlichen Greueltaten. Und gerade dort, weit entfernt von ihrer Heimat Kalifornien, freundet sich eine ehemalige Ergotherapeutin mit einer anderen Spezies an, mit den Berggorillas, und wird dabei zur Zoologin. Diese mentale Offenheit - ein Merkmal der differentiellen Psychologie in den Großen Fünf (s. Asendorpf) - besitzen die meisten Menschen nicht, einige aber doch. Auch in den verschiedenen Kulturen ist sie unterschiedlich beheimatet. Regelmäßig gibt es Proteste um den Besuch der japanischen Yakusuni-Kriegsgedenkstätte, weil japanische Spitzenpolitiker dort immer wieder ritualhaft gedenken, was die japanischen Nachbarländer ebenso regelmäßig rituell erzürnt. Da fehlt es an mentaler Offenheit, die Verhaltensänderungen ermöglicht, auf beiden Seiten. Es fällt auf, daß es sich bei der Offenheit für Verhaltensänderungen um eine eher westliche Eigenschaft handelt, die sonst ziemlich unbekannt ist. Die Gorillafreundin Fossey wurde 1985 mit 53 Jahren in ihrer Waldhütte in Ruanda ermordet.