Donnerstag, 30. Juni 2011

Was lächelt die so unmarkgräflich?





Der Naumburger Meister hat keine Xanthippe aus ihr gemacht: Reglindis

(Bild Linsengericht / Wiki.)



“Gestaltung, Umgestaltung, des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung”, heißt es im Faust und das könnte als Motto auch - wo gälte es nicht? - über der Kunstgeschichte stehen.
Was umgestaltet wird, ist aber recht unterschiedlich und nicht belanglos.
Ob Aiwauwau performativ eine Ming-Vase zerstört oder der NAUMBURGER MEISTER, dessen Name unbekannt ist, Personenskulpturen schafft, das macht großen Unterschied.
Die Alberei mit der Vase spielt mit der provokativen Wertvernichtung. Der fränkische Bildhauer gibt dem Betrachter Anschauung des mittelalterlichen Adels, der aber sehr allgemein menschlich und persönlich dargestellt wird. Man sieht im Naumburger Dom die ansteckend freundliche Kaiserin Adelheid, die nette, dicke Reglindis mit ihrem gedankenverlorenen Gatten und die noble (hochnäsige?) Uta mit ihrem brutal wirkenden Nebenmann. Solche Gestaltung wirkt auf den entsprechend disponierten Rezipienten anregend in Richtung einer psychologisch gestimmten Betrachtung und man könnte annehmen, daß hier keimhafte Anfänge der Psychologie im Norden zu finden sind, vermittelt über den Sehsinn. Die Unterschiedlichkeit der Menschen wird ansehbar, eine abstrahierende, kognitive Systematisierung folgt, anknüpfend an die antike Charakterlehre des Galenos.
Da die Psychologie nur im Okzident entsteht und es sie im islamischen Kulturraum bis heute nicht gibt, so ist zu vermuten, daß das islamische Bilderverbot nicht nur eine schlimme Verkrüppelung der Kunstentwicklung bewirkte, sondern auch die einschlägige Wissenschaft unterdrückte und individuelle (Menschen-) Rechte verhinderte, ebenfalls bis heute.
Im christlich-orthodoxen Kulturraum fällt auf, daß sich die bildende Kunst vorwiegend mit Heiligen- und Heldenverehrung (inkl. Zaren) befaßte, und daß diese unentwickelte Anschauung des Menschen korrespondiert mit einer Geringschätzung des Individuums und seiner Rechte. Damit ist auch die Schwäche des Rechtsstaates verbunden östlich von Wien.

Interessant ist, daß der fränkische Bildhauer, der wohl aus dem heutigen Nordfrankreich stammte, Aufträge aus dem östlichen Naumburg bekam. Der innereuropäische Wettbewerb um die beeindruckendsten Bauten und die schönsten Bilder und Skulpturen sorgte, im Verein mit persönlicher Eitelkeit und skrupelloser Verschwendungssucht, für einen innereuropäischen Kulturaustausch. Wobei in der Gotik galt: ex occidente lux.

Aus der Kunst werde Wissenschaft, sie habe dann ihre Aufgabe erfüllt, erwartete Hegel. Ob er meinte, danach gäbe es höchstens noch Post-Kunst?


Gestern wurde in Naumburg eine große Ausstellung „Der Naumburger Meister – Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen“ eröffnet (bis zum 2. November 2011, bitte Katalog mitbringen!)

Mittwoch, 29. Juni 2011

Praktische Talente würdigen, Bildungsmüll entfernen, Disziplin stärken






"In der Schule lernt man unter einer Glocke, die von Natur und Gesellschaft isoliert. Von beidem haben auch die Lehrer fast nichts erfahren, denn sie haben immer in den Isolierstationen Schule und Hochschule gelebt, wie ihre Lehrer und Professoren. Und deren Lehrer und Professoren, die didaktische Inzucht ist viele Generationen alt.
Die Schulen befriedigen nicht Lernbedarf, sondern Unterrichtsbedarf. Diese beiden stimmen nur gelegentlich überein. … die Unbegründetheit schulischen Lernens ist in vielen Fällen offensichtlich.
"

Wilfried Meyer, Wollt ihr die totale Schule?, 1984, S. 16f., 100 (Meyer war Gesamtschulrektor)

Natürlich reagieren Schüler auf die Anforderung, oft totes Katalogwissen lernen zu sollen. Oft sind ihre Antworten unterrichtsstörend. Wenn die CDU-Spitze jetzt auch die Hauptschule opfern will für ein verblasenes 2er-System, dann erschwert sie die Unterrichtsbedingungen weiter und senkt das bereits reduzierte Niveau als Folge davon, ohne den praktischen Talenten entgegenzukommen und ohne Entrümpelung des Bildungssperrmülls.
Auch müßte man möglichst viele Bildungsbeamte loswerden zugunsten von freien, unbeamteten Lehrausbildern. Die Hauptschule könnte, befreit vom toten Wissen, sich mit 3-4 Jahren begnügen und mit der Berufsschule kooperieren. Über solchen Reformen, die den tatsächlichen Horizont der Schüler in den Blick nehmen, muß stehen:
ein guter Praktiker wiegt und nützt mehr als ein Schwafelprofessor aus der Philosophischen Fakultät.

Dienstag, 28. Juni 2011

Kein Kommentar






Da strahlt sie wieder - bei 32°C






ʺFocusʺ: Hintergrundstrahlung in München
höher als in Fukushima
von Manuel Schmidt — veröffentlicht am 27.06.2011 um 06:18



Auf dem Rückflug nach Deutschland hat ein ʺFocusʺ-Reporter eine weitaus höhere
Strahlendosis erhalten als in Fukushima. Ausgesta et mit einem Dosimeter besuchte der
Journalist die Großstadt, deren Namen für die zerstörte Kernkraftanlage steht. Die
natürliche Strahlung, die das Messgerät beim Flug in 10.000 Metern Höhe registrierte,
betrug 21 Mikrosievert und damit das Siebenfache dessen, was sich auf seiner gesamten
Japanreise angesammelt ha e. Die Hintergrundstrahlung in Fukushima liegt ʺFocusʺ
zufolge sogar unter der von München.

Bei Fahrten außerhalb der Evakuierungszone, die um die havarierten Reaktoren gezogen
wurde, registrierte das Dosimeter keine erhöhte Strahlung. Die anderen Folgen des Tsunamis
vom 11. März lasten wesentlich stärker auf den Menschen. Eine 15 Meter hohe Welle ha e
Millionen Tonnen Trümmer, Müll und Unrat ins Land gespült, deren Gestank tro des
Einsa es der Aufräumkräfte immer noch die Luft verpestet.

Viele Japaner könnten nicht verstehen, warum keine Touristen mehr kommen, auch nicht in
Orte, die viele hundert Kilometer von Fukushima entfernt liegen. ʺHier gibt es keine
Strahlungʺ, sagte eine Bürgermeisterin der alten Kaiserstadt Kyoto ʺFocusʺ. ʺSchreiben Sie das
bi e, wir brauchen die Touristen.ʺ

Quelle: dts Nachrichtenagentur / Günter Weber

Montag, 27. Juni 2011

Marienkäfer auf Abwegen (oder per aspera ad astra?)




Quo vadis?
Irrt sich dieser asiatische Zuwanderer?

Für ihn kann der Mensch schwerlich das Maß aller Dinge sein.

Ein Wort, das Pythagoras zugeschrieben wird, er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen.
Dieser asiatische Marienkäfer hat sich wohl nur verlaufen auf der Suche nach Blattläusen. Für ihn ist das Maß aller Dinge er selbst und seine Energielage, dafür braucht er die Blattläuse. Aber einzelne Individuen kommen gelegentlich vom kollektiven Wege ab, und manchmal belohnt sie dafür großer Erfolg. Liebig zum Beispiel, den Schul- und Lehrabbrecher. Statt sich auf Facebook zu amüsieren, revolutionierte er mit seinem Superphosphat-Dünger die Ernährungslage der Menschheit, weswegen nach rund 150 Jahren die Gesamtzahl der Menschen auf die 7 Mrd. zuläuft. Von solchen Alleingängen fruchtbarer Köpfe können dann alle profitieren, eine Fußballmannschaft hat LIEBIGS FLEISCHEXTRAKT noch nie erfunden.
Aber jetzt zetern manche mit ein paar Pfunden zuviel auf den Rippen, daß die Agrarchemie des Teufels sei, die Natur sei das Maß aller Dinge. Sie basteln sich einen reaktionären romantischen Naturbegriff und fuchteln damit wild herum.
Erfolg bei der landwirtschaftlichen Fruchtbarkeit kann sich dumm auswirken. Bei irrationalen Mehrheiten.

Sonntag, 26. Juni 2011

Bis 3.7.11 Sebald-und-Barthel Beham





Wanderer,
kommst du nach Nürnberg ins Dürer-Haus (sehenswert!), bring mir doch bitte den Beham-Ausstellungs-Katalog mit!

Tausche ich gegen einen verwaschenen Lichtdruck-Mao Gerhard Richters von 1968 (Dartpfeilespuren) und eine zerdepperte Ming-Vase Auweiweias (in gebrauchtem Brillo-Karton).

Samstag, 25. Juni 2011

Lebensspiel











12 h mittags, 12° Celsius, Dauerregen: findet die Nacktschnecke prima; sie kann mit diesem kühlen und nassen Juni zufrieden sein

Die "Nacktschnecke" ist eine Landlungenschnecke, sie braucht also Luft, und dazu ein Loch, das trägt sie auf der linken Seite und ist verschließbar, wie man gut auf dem Bild sieht.
"Auf dem letzten Loch zu pfeifen" ist ihr nicht vergönnt, sie besitzt nur eines.




Von Glenn Gould gibt es Neues, nämlich alte Konzertmitschnitte des Kanadiers mit Kältekomplex, die 50 Jahre nach seinem Tod in Europa frei geworden sind.
Sie zeigen, daß Gould nicht nur die „Goldberg-Variationen stets etwas anders gespielt hat. Wie könnte es anders sein in einem vitalen musikalischen Leben.
Ich wunderte mich früher darüber, daß es Hörer gab, die direkt den Komponisten des gespielten Stücks erkannten. Das Gehör bildet sich eben, es hört feiner mit der Zeit und mit dem ganzen Zeichensystem des bereits Gehörten im Hintergrund immer differenzierter – und auch immer etwas anders, und hört in Altem Neues.
Was gilt da einem Instrumentalisten, dem Hörer, die „authentische Interpretation“? Nur eine Station, eine Spielmöglichkeit unter anderen.
Bernstein sah das, im Streit mit Gould über eine Interpretation, anders, bewahrender. Auch diese Rolle hat ihr Verdienst, wenn sie sich nicht anheischig macht, den Musikpapst zu spielen. Diese Dialektik kann recht fruchtbar sein.

Freitag, 24. Juni 2011

Best Western? Nein, danke!





Dahin nicht!






Wanderer, kommst du nach Freiburg,
Nimm nicht das Best Western!
Dort hängt das Feldzeichen
Der Solarabzocker, der Grünfanatiker
Und der Vogelhäckslerhersteller
Vorn an der Fassade!


Diese Trittbrettfahrer stört es nicht, daß Windmonster die Landschaft verschandeln und Vögel töten, daß häßliche Solarbretter die Dächer verunzieren, daß die Herstellung dieser teuren Hobbyanlagen mehr Material und Energieeinsatz erfordert, als der unzuverlässig erzeugte Strom wert ist, daß chinesische Solaranbieter und tschechische Verkabeler zunehmend die deutschen Subventionen einstreichen,
daß für jede unzuverlässige Kilowattstunde der Windbeutelanlagen im teuren Parrallelbetrieb ein zuverlässiger Stromerzeuger vorgehalten werden muß, daß Solarstrom mit 40 Cent/kWh extrem teuer ist und auch Windstrom mit 9 Cent (Land) und 16,5 Cent (Meer) gegenüber grundlastfähiger, zuverlässiger Braunkohle und Kernkraft mit 3 Cent die Kilowattstunde nicht wettbewerbsfähig ist.

UND : “Brennende Solardächer:
Albtraum für die Feuerwehr
Brennende Solardächer sind nur schwer zu löschen. Denn selbst mit ausgeschalteten Wechselrichtern liegen noch hohe Spannungen an. Das gefährdet die Löschtruppe. Das Absichern einer Photovoltaikanlage ist keineswegs
trivial. ... Doch kann man das meist durch „Schmorstellen“ (Lichtbögen als Folge von Verdrahtungsfehlern) verursachte Problem nicht negieren. ... richtet der Feuerwehrmann seinen Löschstrahl auf ein brennendes, mit einer Solaranlage ausgestattetes Haus, kann er sich einen heftigen Stromschlag einhandeln ... um keinerlei Risiko einzugehen, lässt man die betroffenen Häuser heute lieber kontrolliert abbrennen als einen Feuerwehrmann in Gefahr zu bringen.” Georg Küffner, FAZ 19. Februar 2011

Dazu kommen giftige Dämpfe, z.B. Cadmiumtellurid- und Galliumarsenid-Dämpfe für die Anwohner!
Dieses giftige Zeug wird immer giftig bleiben, genau wie das Quecksilber in den sog. Energiesparlampen.

Also, Wanderer,
kommst du nach Freiburg,
Nimm nicht das Best Western!

Donnerstag, 23. Juni 2011

Katallaktik







Fehlt nicht mehr viel bis zum Japaner - der Bremer Kaufmann Alexander Georg Moslé im Kimono mit Rockhose und Überjacke, Tokyo 1892
(Bild Luca Suzuki / Reimers / JKI)





- „VON DER BRETTERBUDE ZUR VILLA
LEBEN UND AUFSTIEG DEUTSCHER HANDELSPIONIERE IN JAPAN - 

Vortrag von Frau Dr. Reimers.
In der Meiji-Zeit kamen zahlreiche deutsche Kaufleute nach Japan und bauten dort Handelshäuser auf. Sie trugen maßgeblich zum Aufbau der japanischen Wirtschaft und Industrialisierung bei. Der Vortrag befaßt sich mit den Lebensumständen und den Handelsaktivitäten dieser Pioniere.“ (Japan. Kulturinstitut, Köln)

David Landes („Wohlstand und Armut der Nationen“, 1998) hält es für möglich, daß Japan auch eigenständig die Industrialisierung geschafft hätte aufgrund vieler Ähnlichkeiten zu Europa. Wie dem auch sein mag: ist ein politökonomisches Muster erst einmal entwickelt, kann man es kopieren. Jedenfalls, wenn man über eine geeignete kulturelle Disposition verfügt. Das taten die Japaner, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts den fremden Kaufleuten öffneten und sich deren Warenangebot präsentieren ließen. Sie waren an allem interessiert, nicht alle an allem, versteht sich – es gab auch gewaltsame Angriffe gegen die Kaufleute, die in Fremdensiedlungen wohnten und diese nur im Umkreis von 40 km verlassen durften. Nur zwei Häfen war ihnen erlaubt anzulaufen, Yokohama und Tokyo.
Der protestantische Bremer Kaufmann Hinrich Ahrens begann sein Geschäft in Yokohama mit deutschen Lehrbüchern der deutschen Sprache, die sein Lehrer-Bruder Georg verfaßte. Auch Geographie und deutsche Landeskunde u.ä. gehörte zum Sortiment, das sich stetig ausweitete. Hinrich Ahrens selbst lernte Japanisch in Wort und Schrift, was auch heute noch von Japanern bei Geschäftspartnern sehr geschätzt wird. Das Kopieren von Deutschlehrbüchern hat sicher nicht sehr viel zur Industrialisierung Japans beigetragen, um so mehr aber der Nachbau von importierten Dampfmaschinen aller Art – ab 1872 begann der japanische Eisenbahnbau, und ab 1892 konnten die Japaner selbst Lokomotiven bauen. Das hatte dann ein Importverbot zur Folge, so daß sich japanische Unternehmen geschützt entwickeln konnten. Auch heute noch arbeiten die Japaner mit allen bürokratischen Tricks gegen ausländische Anbieter, wenn sie sich auch, inzwischen als entwickeltes Exportland, keine totalen Importverbote mehr leisten können.
Die Japanologin Carolin Reimers sollte vielleicht noch ihre ökonomischen Kenntnisse anreichern, aber ihre Präsentation dieses deutsch-japanischen Globalisierungskapitels kann nur verdienstvoll genannt werden.
Zwei Bremer Kaufleute hat Reimers in Monographien porträtiert:
Alexander Georg Moslé 2007 und Hinrich Ahrens 2010.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Akademikerblase in Ägypten, Wohlstand in Singapur

Ägypten: Jahr … Einwohner 1900 … 12 Mill. 1961 … 28 Mill. 1985 … 50 Mill. 2010 … 85 Mill. Von 12 Mio. auf gewaltige 85 Mio. ! Wie soll man dieses Reproduktionsverhalten nennen? Eine solche gewaltige Bevölkerungszunahme stellt jede Gesellschaft vor Probleme. Wenn gleichzeitig fast keinerlei wirtschaftliche Entwicklung stattfindet, wenn keine Industrie aufgebaut wird, die Landwirtschaft die Millionen nicht ernähren kann, dann wird ein solches Land zu einem der größten Weizenimporteure der Welt. Und die Jugendarbeitslosigkeit wächst ins Unermeßliche: “ Like Tunisia, Egypt also has a massive youth-unemployment problem. Unsurprisingly, it also has a system of "free" college education. In Egypt, enrollment in tertiary education increased from 14 percent in 1990 to approximately 35 percent in 2005. Yet this has not helped the unemployment rate among recent grads. The national Egyptian unemployment rate is 9.4 percent, comparable to the United States, but the unemployment rate for people between the ages of 15 and 29 is 87.2 percent. College graduates, largely because of their age, have a ten times higher unemployment rate than for those who did not attend college. “ Jack A. Goldstone / Mises Letter 15.2.11 Das führt dazu, daß Handwerker in Kairo mehr verdienen als Akademiker. Diese Kostenlosigkeit des Bildungswesens fällt nicht unter Vetternwirtschaft, unterstützt sie aber. Bei dem maßlosen Überangebot an Akademikern sind Stellen fast nur über Beziehungen zu bekommen. Vetternwirtschaft gibt es überall auf der Welt, nicht nur im Nahen Osten, im Orient mehr als im Okzident, auch natürlich in Fernost, in China und in Japan, in Vietnam und Singapur. Ging und geht in Singapur etwas ohne den Autokraten Lee Kuan Yew und seine Familie? Trotzdem: “Während Lee Kuan Yews Amtszeit als Premierminister von 1959 bis 1990 wurde erfolgreich die Massenarbeitslosigkeit bekämpft, der Lebensstandard erhöht und Singapurs Wirtschaftskraft gestärkt. Als einer der vier Tigerstaaten schaffte Singapur innerhalb einer Generation den Sprung vom Entwicklungsland hin zu einer Industrienation.” (Wiki.) 
    Ein solches Beispiel gibt es im islamischen Bereich nicht, die Lage ist in Ägypten so wie vor 50 Jahren, es werden einfache Güter für den Binnenmarkt produziert und Baumwolle exportiert. Im ganzen konfuzianischen Südostasien gibt es dagegen seit 50 Jahren eine erstaunlich starke Entwicklung, wenn nicht regierende Massenmörder und Brutalideologen wie Mao, Pol Pot und die Kims die Unternehmer massakriert haben. Während in Ostasien das Bevölkerungswachstum gedämpft wurde, explodierte es in den islamischen Armenhäusern Persien, Ägypten, Pakistan etc. . China verordnete die Ein-Kind-Familie, wohl wissend um den Zusammenhang von Wohlstand und Kinderreichtum in Entwicklungsländern. In allen islamischen Ländern lastet der umgekehrte Zwang auf den Frauen (auch in Afrika). Es gibt des weiteren zu denken, wenn Uwe Simson, ehemaliger Referent im BM für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, feststellt, „daß bisher kein einziges Entwicklungsland unter demokratischen Bedingungen das Gefälle zu den Industrieländern überbrückt hat.“ 
(Uwe Simson, Der Fall Ägypten, Merkur 745, S. 499)

Dienstag, 21. Juni 2011

Freiheit & Co.





Wer lauert denn da auf wen?
Das Katz-und-Maus-Spiel spielen Sunniten und Schiiten auch gern.





- Freiheit & Co.: Am 17.6.1953 rollten die russischen Panzer in Ostberlin, Leipzig und anderen Orten der Sowjetisch besetzten Zone (SBZ) und beendeten die Demonstrationen gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, die sich dann gegen die SED-Diktatur insgesamt ausweiteten. Randalierer und Ganoven waren auch dabei. Ulbricht sah vor allem Randalierer und Nazis aus dem Westen am Werk, in Bonn war es ein Arbeiteraufstand gegen die kommunistische Diktatur. 1956 in Budapest rollten die russischen Panzer erneut, und wieder 1968 in Prag; das Finale leitete die polnische Solidarnosz ein, 1989 fielen die kommunistischen Diktaturen. Da herrschte dann Klarheit.

Schwer zu sagen im Einzelfall und zeitnah, aus welchen Bestandteilen eine Demonstrantenmenge besteht, wieviele Demonstranten für welche Forderungen eintreten.

In Tunesien, in Ägypten, Lybien, Jemen und Syrien verhält es sich ähnlich. Eine heterogene Menge vor allem junger, arbeitsloser Männer wendete sich gegen die alten Autokraten. Ohne die hohe arabisch-islamische Geburtenrate und die daraus resultierende Jugendarbeitslosigkeit gäbe es die „Arabellion“ nicht. Das Motiv der „Freiheit“ spielt dabei eine Nebenrolle, etwa bei den koptischen Christen, die in Kairo für ihre Glaubensfreiheit demonstrierten, was andere Demonstranten akzeptierten, wovon aber nach dem Sturz Mubaraks nicht mehr die Rede ist. Der herrschsüchtige Islam bleibt ägyptische Verfassungsgrundlage. Die Kopten bilden weiterhin das Ziel mörderischer Angriffe.
So wie im Irak, der sich demokratisiert hat, aber bei gleichzeitiger Rückkehr der Macht der Religionsgruppen, der Schiiten und Sunniten, die beide immer wieder die verbliebenen Christen angreifen.

Demokratisierung heißt also nicht, daß die Freiheit des Individuums respektiert wird. Demokratisierung heißt nicht einmal, daß die Glaubensfreiheit anderer Religionsgruppen akzeptiert wird. In diesem Lichte kann, ja, muß man wohl die Stellungnahme des Oberhaupts der syrischen Christen verstehen, der vor einer einseitigen Parteinahme gegen den syrischen Diktator Assad warnt. Das tödliche Schicksal der irakischen Christen vor Augen, fürchtet er den Terror der sunnitischen und schiitischen Mehrheit, sollte sie an die Macht kommen.
Könnte es sein, daß die Demokratie nicht viel wiegt, wenn die Freiheit des Individuums nicht gesichert ist gegen die Mehrheit?

Montag, 20. Juni 2011

Strukturwandel der Öffentlichkeit





Darstellung von chirurgischen Instrumenten an der Rückwand des Tempels zu Kom Ombo (304-31 v. Seneca)
(Bild Rowan / Wiki.)




- In Platons Demokratie-Kritik in seinem Buch "Der Staat" (POLITEIA) kam das Problem noch nicht vor. Zu klein war der Stadtstaat Athen. Zwar waren 6000 Stimmbürger in der Volksversammlung, wenn denn einmal alle kamen, schon ein organisatorisches Problem, aber doch kein grundsätzliches Problem der Öffentlichkeit. Man wußte, was in der Polis geschah, man kannte die Akteure, vor allem die führenden Figuren. Bei einem im Vergleich riesenhaften Flächenstaat wie Deutschland besteht ein Öffentlichkeits- und Informationsproblem. Ein Heer von Journalisten sammelt und sortiert Informationen und liefert sie über die Massenmedien an die empfangsbereiten Bürger. Die wenigen Nachrichten, die in den Informationssendungen ankommen, stellen nur einen winzigen Bruchteil der gesammelten Nachrichten dar und wurden vielfach gefiltert. Darin liegt die Macht der Journalisten. Sie setzen nicht nur die Themen, sie gestalten auch die Darstellungsweise und erzeugen ein Bild des Landes in dem Empfängerköpfen, das nur teilweise der Korrektur zugänglich ist. Denn die 999 Informationen von den tausend, die nicht zum Zuge kamen, kennt der Bürger nicht.

Dieses Problem wächst ins Gigantische bei Gebilden wie der EU. Der Informationsstand der EU-Bürger bei europäischen Angelegenheiten ist recht gering, die Kenntnis der Politik in den Nachbarländern minimal. Es gibt zwar Eropa-Magazine wie "Europa heute" (DLF), aber sie werden, schon aus Zeitgründen, wenig gehört. Daher gibt es nur eine defekte europäische Öffentlichkeit, ein wichtiger Grund, beim Konzept der lose verbundenen Nationalstaaten zu bleiben beziehungsweise, die Brüssel-Zentrierung zu reduzieren.

Eine stärkere Berücksichtigung europäischer Nachrichten ist allerdings in jeder Hinsicht fruchtbar, nicht nur für den "europäischen Geist". Nicht nur sollte man grundsätzlich die Nachbarn kennen, sie bilden auch immer eine Folie für das weitergehnde Verständnis der eigenen inneren Bedingungen und Gestaltungen.
Derzeit sucht das BKA einen Säuglingsvergewaltiger, wie einer Zeitungsnotiz zu entnehmen war. Da könnte einem das Beispiel des Umgang der Tschechen mit Sexualstraftätern einfallen. Sie stellen den Täter vor die Wahl zwischen Gefängnis und chirurgischer Kastration. Die Erfolge seien gut, sagte eine tschechische Psychiaterin in einem Europa-Magazin. (Siehe DLF 16.6.11 "Europa heute" dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/1482932/)

Sonntag, 19. Juni 2011

Jenseits von Entenhausen





Seyran Ates

(Bild Christliches Medienmagazin pro / Wiki.))




- Die Gerda Henkel Stiftung lud zur Podiumsdiskussion mit Patrick Bahners und Seyran Ates, Thema: "Die Islamkritik in Deutschland - Hintergründe und Motive". Moderator war Lau von der ZEIT.
Seyran Ates: “Zur Finanzierung ihres Jurastudiums an der Freien Universität Berlin arbeitete sie in dem KreuzbergerTreff- und Informationsort für Frauen aus der Türkei TIO für türkische und kurdische Migrantinnen, die sich vor der häuslichen Gewalt in ihren Familien schützen wollten. 1984 erschoss während der Beratungszeit ein Mann eine Klientin und verletzte Seyran Ateş lebensgefährlich.
… Am 19. Oktober 2009 berichtete Deutschlandradio Kultur unter Berufung auf den Ullstein Verlag, dass Ates sich ganz aus der Öffentlichkeit zurückziehen werde. Der Grund für diesen Schritt waren Morddrohungen, die sie nach dem Erscheinen ihres jüngsten Werks, "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution", erhalten hatte. Laut dem Ullstein-Verlag, der neben diesem Buch auch Ates' "Der Multikulti-Irrtum" verlegt (worin sie feststellte, dass der Multikulti-Traum von nebeneinander lebenden verschiedensten Kulturen von Anfang an ein Fehler gewesen sei), befanden sich Ates und ihre Familie zum Zeitpunkt dieser Entscheidung in unmittelbarer Gefahr.” (Wiki.)

Bahners ist ein verbissen wirkender Historiker und, merkwürdig für diesen humorlosen Herrn des FAZ-Feuilletons, ein bekennender "Donaldist". Bahners hat gerade "Die Panikmacher" veröffentlicht, in dem er die Islamkritiker wie Sarrazin angreift. Lau zitierte leider nicht aus dem Buch, sondern aus besonders kritischen Rezensionen, Stichwort "Erdogans Ghostwriter".
Ates, so sagte sie, bekäme liebend gerne solche Kritiken, ihr drohe man jahraus, jahrein mit einer "Kugel in den Kopf". Damit war das Wesentliche gesagt, und Bahners in gewisser Weise tatsächlich als Erdogans "nützlicher Idiot" gekennzeichnet.
Der Jurist Wesel verstieg sich in der allgemeinen Diskussion zu der Behauptung, die sog. Islamkritik sein ein deutsches Identitätsproblem.
Ich machte auf drei Beispiele der europäischen Religionskritik aufmerksam: Voltaires scharfe Kritik der katholischen Kirche ("Écrasez l'infâme!") sowie des Islams ("Fanatismus oder Mahomet"), Marxens "Zur Judenfrage" und David Friedrich Straußens "Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet". Bahners ließ diese historischen Beispiele gelten, nicht jedoch die der Gegenwart. Dignität stellt eben erst die Geschichte her, meint er wohl.

- bka.de / Orientalische Mädchenleiche in Frankfurt:
“multiple Verletzungen am ganzen Körper, die auf langandauernde, schwer wiegende Misshandlungen schließen lassen und nicht ärztlich versorgt wurden wie z. B.:
in Fehlstellung verheilte mehrfache Brüche beider Oberarme
zahlreiche längliche Narben an Stirn, Rumpf und Beinen
zahlreiche Brandnarben am ganzen Körper, z. T. an Zigarettenverbrennungen erinnernd
die Liegezeit im Wasser betrug 12-24 Stunden, der Eintritt des Todes ist nicht genau bestimmt, längstens jedoch drei Tage vor Auffindung
Todesursächlich waren zwei durch stumpfe Gewalt hervorgerufene Rippenbrüche, die Lunge und Milz verletzten.”

Samstag, 18. Juni 2011

Da hat der Lessing aber Glück gehabt!







- " Ein Gefangener wurde eingebracht und sagte beim Verhör aus, der deutsche Kaiser habe nach allen Seiten hin an sämtliche Könige ... aber nur der König von Polen, dieser verfluchte Verräter namens Sobieski, sei in eigener Person und den Truppen und den Hetmanen von Groß-Litauen und Klein-Litauen sowie mit 35.000 Polengiauren zu Fuß und zu Pferd seinem Hilferufe gefolgt; der deutsche Kaiser sei mit seiner eigenen Streitmacht und mit dem Sukkurs, den er von den übrigen Staaten der Christen erhalten habe, nämlich mit 85.000 auserlesenen Deutschen zu Fuß und zu Pferd, im ganzen also mit 120.000 Giaurensoldaten ... in die Nähe herangerückt, und sie planten jetzt, die Truppen des Islams zu überfallen, während diese noch in den Gräben vor Wien stünden. ... Und somit war die ganze Belagerung von 60 Tagen umsonst gewesen. ... Allah verderbe und vernichte sie! ... Alles, was sich sonst im großherrlichen Heerlager befunden hatte, blieb zurück und fiel den verdammten Giauren anheim. "
Giauren: Gottesleugner, Ungläubige (von arab. "Kafir")
Kara Mustafa vor Wien, Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfasst vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte, zum 4.9.1683 ff. , S. 109ff. (ed. R.F. Kreutel)
Sobieski (1629-17. Juni 1696) hatte die Türken bereits 1673 bei Chokzim und 1675 bei Lemberg besiegt, er tat's noch einmal 1691.

Wer hätte sich nicht schon einmal gewundert, daß die heutigen Griechen zwar immer noch Perikles und Platon heißen, aber so gar nicht mehr dem Archimedes und Solon gleichen?
Nachdem der Makedone Alexander erfolgreich das klassische Griechenland durch seine größenwahnsinnigen Eroberungszüge zerstört hatte, ging es bergab, Makedonien wurde die erste römische Provinz. 1356 besetzten die Türken Thrakien, dann ganz Griechenland, 1382 Sofia, dann den ganzen Balkan, 1526 fielen Buda und Pest. Und fast wären Wien und Wolfenbüttel noch dazu gekommen. Da hätte Lessing vielleicht das Haremssilber geputzt.
Die jahrhundertelange türkische Herrschaft auf dem Balkan und in Griechenland mit allen ihren Kulturprägungen endete erst ab dem Frieden zu Karlowitz 1699, zog sich aber hin bis in das 19. Jahrhundert.
1821 beginnt der griechische Befreiungskrieg, 1822 werden auf Chios 20.000 Griechen durch Türken massakriert, Mehmed Ali von Ägypten unterstützt die Türken gegen die Griechenerhebung, Lord Byron ("Manfred") propagiert europäisches Eingreifen, in der Seeschlacht von Navarino 1827 vernichtet die vereinigte englische, französische und russische Flotte die türkische. 1830 bestätigt die Londoner Konferenz die Unabhängigkeit Griechenlands.

Die lange türkische Besetzung hat die materielle und kulturelle Entwicklung südöstlich von Wien blockiert und behindert. Das ist spürbar überall auf dem Balkan, auch noch im heutigen Athen.
Lessings Vorschlag in der Ringparabel, den Glauben an seiner Fruchtbarkeit zu messen, an seinen Wirkungen auf Zivilisation, Wohlstand und Wissenschaft, besitzt pragmatischen Charme. Alle Religionen sind menschliche Phantasieprodukte, darin gleichen sie sich.
Aber das, was sie indirekt, auf religionspsychologischen Wegen in der Lebenswelt der Menschen bewirken, unterscheidet sich sehr stark.

Freitag, 17. Juni 2011

Klein, aber fein




KKW Kahl - wo will denn die Dame auf dem Fahrrad hin? Und woher mag sie kommen?
(Bild RWE)



- Am 17. Juni 1961 ging Kahl am Main ans Netz:
Nur die allerdümmsten Kälber metzgern ihre Kernkraft selber, könnte man in Abwandlung eines bekannten Wortes anmerken. Für das erste deutsche KKW in Kahl stimmt das aber nicht. Dieses kleine Versuchskernkraftwerk mit nur 15 Megawatt, ein Leichtwasser- /Siedewasser-Reaktor, hatte Ende 1985 seinen Zweck erfüllt und wurde abgeschaltet. Danach wurden große Blöcke gebaut. Der im Bau befindliche französisch-deutsche ERP (European Pressurized Water Reactor, Europäischer Druckwasserreaktor) im finnischen Olkiluoto ist auf 1600 Megawatt ausgelegt. Solche Blockgrößen lassen sich nur mit dem Leichtwasserreaktor erreichen, der inhärent sichere Hochtemperaturreaktor, der in Deutschland von der Politik im Entwicklungsstadium gestoppt wurde, ist nur bis 300 Megawatt einsetzbar. Die Leichtwasserreaktoren haben weltweit seit 50 Jahren demonstriert, daß sie die effizienteste, zuverlässigste und sicherste Art der Energieerzeugung darstellen (Tschernobyl war ein nicht umgerüsteter Graphitreaktor, in Fukushima schalteten die Reaktoren ordnungsgemäß bei dem schweren Erdbeben ab, erst die übergroße Flutwelle zerstörte die Kühlung der Nachwärme.)

Ich kann mich nicht erinnern, daß die Kahler Pionierleistung seinerzeit in der Schule Erwähnung fand. Lehrer waren damals meist auf Vergangenes fixiert. Heute findet die Weltrettungspropaganda in allen Fächern statt, besonders in evangelischer Religion, im Deutsch und in SoWi (Sozialwissenschaft). In dieser Hinsicht sind die Schulen zu Ideologievermittlungsagenturen verkommen, in denen naturwissenschaftliche Kenntnisse nur noch eine Nebenrolle spielen. Die 68er haben sich auch hier durchgesetzt. Es gibt keine ernstzunehmende Gegenmacht mehr auf bürgerlicher Seite. Eine dominierende journalistische Einheitsmeinung wird auch in den Resten des Bürgertums aufgenommen.

- Das Einheitsfeuilleton:
"Nils Minkmar übernimmt zum 1. Januar 2012 die Leitung des Feuilletons der F.A.Z.
Minkmar wurde 1966 in Saarbrücken geboren. Nach dem Studium, unter anderem bei Pierre Bourdieu, arbeitete der promovierte Historiker unter anderem als Redakteur der Wochenzeitung "Die Zeit". 2001 wechselte er zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "

Thomas Steinfeld etwa ging von der FAZ zur Süddeutschen u.s.w.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Big Blue - juhu!





- Wie nah sind uns manche Tote, wie fern manche Lebende … .
Aber wie nah sind uns auch mache Lebende, und wie fern lebende Politiker. So fern wie Wilhelm II., King George V., Zar Nikolaus II., Raymond Poincare, Georges Clemenceau, Franz Josef I. etc.
Aber Unternehmen wie Woolworth und IBM, die zu dieser Zeit gegründet wurden, IBM am 16.6.1911, haben damals so fruchtbar gewirkt wie heute. Während die genannten Politiker Europa direkt und indirekt ruiniert haben, produzierte IBM Lochkarten, Waagen und Uhren. Bravo!

Mittwoch, 15. Juni 2011

Ober-Ramstadt






Georg Christoph Lichtenberg
(Bild J.C. Krueger (print), Johann Ludwig Strecker, 1721-1799 (portrait) / Wiki.)




- Wulff verleiht “Bundesschulpreis” an die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule (Integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe) in Ober-Ramstadt - eine Exzellenzanerkennung?

Die Schule betont das gemeinsame Lernen bis zur 10. Klasse, bis zur 8. Klasse gibt es keine Noten.
Da wird der Leistungswettbewerb verhindert, die einen sind unterfordert, die anderen überfordert, die Binnendifferenzierung funktioniert nie richtig.





Wolf Doleys
Ober-Ramstadt

Hingestreut in ein weites Tal des Odenwalds
macht es nicht viel her
kleine, zweistöckige Häuser stehen in langen Reihen
das kleine Flüßchen
kaum dem Bach entwachsen
trieb früher eine Mühle
Fachwerkkulisse eines Restaurants heute
oben, über der Kargheit, die Kirche
der Friedhof darum
wuchs in Weiterungen
seit Lichtenbergs Vater
das alte Rathaus baute
gegenüber dem eigenen Pfarrhaus
stattlich und dreistöckig
das Rathaus kaum größer
aber etwas
niedriger gelegen
die untere Spitze
des magischen Dreiecks
von Kirche, Pfarrhaus und Magistrat
das den Sohn einführte in
Geometrie und Perspektivität
wer nach oben blicke
sehe anders
als nach vorn
oder hinunter
wo manches Bruchsteinhaus
heute leer steht
ein Stift gab es hier nicht
in dem man Hegel, Hölderlin und Waiblinger begegnete
die Bruchsteine auflesend
ging der Blick nach unten
prüfend
die unregelmäßigen Kanten
das Detail im Auge
wie sich ein krummer Stein füge zum anderen
so wuchs nichts zu hoch
und glatt ging das nicht
manche Mauer bauchte und verwuchs
aber bestand
die Jahrhunderte
die splittrige Oberfläche
mit den scharfen Kanten
den Meisen zum Anflug
die Sperlinge bevorzugen den Liguster
an der Gesamtschule
daß sie seinen Namen trägt
hat er nicht verdient

Dienstag, 14. Juni 2011

Enrico Fermi, kein Narr






Granit strahlt radioaktiv von unten, Sonne und kosmische Strahlung von oben: der Schluchsee im Hochschwarzwald auf knapp 1000m Höhe




- Seit Leonardo und Galilei geht’s bergab: der Römer Enrico Fermi ging nach Amerika und blieb dort. Nach Otto Hahns Entdeckung der Kernspaltung galt sein Interesse der Erzeugung einer nuklearen Kettenreaktion, was zum Bau des ersten Kernreaktors in Chikago führte, in dem Ende 1942 die erste kontrollierte und sich selbst erhaltende Kernkettenreaktion gelang.
Was würde er wohl zum Kernkraftausstiegsreferendum seiner Ex-Landsleute sagen, die keinen KKW-Neubau wollen, weil es im fernen Japan eine gigantische Flutwelle gab?

Montag, 13. Juni 2011

Verwandlungen










- Kafka, Die Verwandlung

“ Chips, Container und das Flugzeug!
Welt der GEGENWART entsteht.
Allerorten wird sich's ändern.
Samsa! Wer sich nicht bewegt. “

Diese zusammengepappten dürftigen Zeilen schrecken auch nicht davor zurück, Kafka und seine sensible, doppelbödige Erzählung “Die Verwandlung” zu mißbrauchen durch Verwendung des Namens “Samsa”, des Protagonisten dieses verstörenden Textes.
Nun eignet es dem Schwadroneur, daß er die Wörter nicht halten kann, aber möge er doch bei seiner Hutgröße bleiben und sich an Friederike Kempner wenden.
Die äußerliche Verwandlung Gregor Samsas verändert die persönlichen Beziehungen der Familienmitglieder zueinander tiefgreifend und verwandelt die Familie auch insgesamt, insbesondere nach dem Einzug dreier fremder Zimmerherren, die sich in der Wohnung ausbreiten und die Familie instrumentalisieren.
Zuzüge verändern stets die Kommunikationssituation, nur leicht oder auch sehr stark; leicht können sie zu Sam Huntingstons Frage “Who Are We?” führen. Gut, wenn man dann zu Klarheit kommt. In Amerika darf man diese Frage noch stellen. Huntingstons Buch zur "Krise der amerikanischen Identität" von 2004 ist auch für den Europäer anregend.

Sonntag, 12. Juni 2011

Kraus, so krause






Woran sie immer dachten



- „Psychoanalyse ist die Krankheit, für deren Therapie sie sich hält.“
Das hat Karl Kraus (Todestag 12.6.36) wirklich hübsch gesagt.
Aber trifft es auch zu? Ist die Psychoanalyse (PA) eine Krankheit? Sie ist doch zunächst nur ein Modell der hirnlichen Aktivität, Abteilung Sinn und Sinnverwandtes. Im Zentrum sieht Freud die Triebe, speziell die Sexualität. Daran knüpft er eine Krankheitenentstehungs- und Heilungslehre. Das Modell ist grundfalsch, Popper und D.E. Zimmer haben dazu das Passende festgestellt und zusammengetragen, auch "Hundert Jahre Psychoanalyse und der Welt geht's immer schlechter " (1993) von James Hillman und Michael Ventura sei hier erwähnt als eine Kritik ehemaliger PA-Freunde.
Die Denkmodelle der PA sind falsch, aber sind sie auch als “Krankheit” einzustufen? Wenn im Zentrum die Sexualität steht, handelt es dann dabei um ein zu heilendes Phänomen? Man mag den Herren Freud, Wilhelm Reich, Philip Roth und Dominique Strauss-Kahn “Sexbesessenheit” in verschiedenen Formen attestieren, aber muß man darin eine Krankheitsäußerung sehen? Wohl kaum. Goethe nannte Raucher “Schmauchlümmel”, in Anlehnung daran mag von “Sexlümmeln” sprechen, krank sind diese aber nicht.
Karl Kraus ist daher zu widersprechen. Sein Wort setzt einen trefflichen Impuls, über die PA zu sprechen. Das ist nicht zu gering zu schätzen. Aber es bleibt doch kognitiv völlig unscharf, und das gilt für weite Teile der Satire. Vor lauter Kritikbegeisterung und Selbstüberschätzung zelebriert sie ihre unterhaltsamen Sprechblasen.
“Wozu der Lärm?”, mag man mit Kraus selbst fragen. Von ihm gab es kurze und lange Sätze, “und längere Ohren, die sie nicht verstehen”. Das war das Problem des gescheiten und verschwätzten Kraus, das ist das Problem vieler Satire überhaupt: sie sehen überall nur Esel mit langen Ohren und kurzem Verstand.

Samstag, 11. Juni 2011

Pfadabhängigkeit




Starbatty (ganz links) plädiert für die Drachme, Lars Feld (ganz rechts) vom Sachverständigenrat möchte die europäische Integration nicht beschädigen und zieht eine Umschuldung vor


- Der Nationalismus war eine gesamteuropäische, geisteswissenschaftliche Marotte. Nach den pathologischen Lektionen WK I+II wollten die Europa-Politiker rückblickend Brücken schlagen und vereinbarten mit der Montan-Union eine stark staatlich dominierte intereuropäische Zusammenarbeit. Bei der staatlichen Federführung ist es geblieben, und die staatliche und brüsselkratische Politik nahmen die griechischen Statistik-Fälscher aus nostalgischen Gründen in die Eurozone auf und laborieren bis heute daran. Umschuldung für Griechenland oder Rückkehr zur alten Währung? Verlängerung der Laufzeiten der griechischen Anleihen? Mehr Transfer von den europäischen Steuerzahlern hin nach Griechenland? Wie lange machen die europäischen Steuerzahler das mit? Zahlen die Franzosen gerne für die griechischen Statistik-Fälscher? Nächstes Jahr gibt es Wahlen in Frankreich.

Freitag, 10. Juni 2011

Mac the worm







Freiburg vom Schloß - den grünen Wurm darin sieht man nicht




- Der Export hat sich etwas abgeschwächt, aber er bleibt erstaunlich vital. Die Unternehmen, das sind die Mitarbeiter vom Chef bis zum Monteur, leisten vor allem im Süden großartige Arbeit, Daimler und Porsche vorneweg.
Derweil interviewt ein Grüner den anderen: Jos. Fischer empfiehlt mehr Solidarität, mehr Transfers, mehr EU. Was hat dieser Mann geleistet außer lebenslangem Schwafeln und Verbrauch von Steuergeldern?

Mittwoch, 8. Juni 2011

Windig





Durchwachsenes Wetter, durchwachsene Lage
Hier wird eine Esche gezaust


- Versicherer bieten Verträge dort an, wo ihre Mathematiker ein Zahlenwerk errechnet haben, mit dem sie die Prämien kalkulieren können.
Für Nichtereignisse wie Flugzeugabstürze auf das BASF-Hauptwerk, vollbesetzte Bundesligastadien, Kernkraftwerke etc. liegen keine Zahlen vor, eine Prämienberechnung kann nicht erfolgen.

- Die Internationale Energie-Agentur kritisiert den dt. Kernkraft-Alleingang, Frankreich will Deutschland Kernkraftstrom liefern.

Dienstag, 7. Juni 2011

Ist sie das?






Ist sie das, die Medaille für HONECKERS RACHE?




- Bundesbankpräsident Heitmann und die Bankvolkswirte Holger Schmieding (Berenberg) und Martin Wiesmann (J.P. Morgan Deutschland) sind sich einig: die Stabilität der Geldversorgung und des Geldumlaufs besitzen Priorität. Sie halten die Rettungspakete für Griechenland für wichtig und sinnvoll und setzen auf die Disziplin der Finanzminister.
Mit der stabilen Geldversorgung dürften sie recht haben, aber die Regierungschefs haben seit Helmut Schmidt, der mit der großen Schuldenmacherei begann, bewiesen, daß sie in der Ausgabenpolitik unverantwortlich sind. Nur der Preisdruck aus Südostasien verhindert die Inflation in der Eurozone, derzeit auch der mit 1,4658 gegenüber dem Dollar starke Euro. Wenn im wirtschaftlich bedeutenden Deutschland die Energieversorgung durch die Verneinung der Kernkraft destabilisiert und verteuert wird, dann bedroht das viele Arbeitsplätze. Echte Arbeitsplätze. Nicht solche, die es nur durch Subventionen gibt (Solarbretter, Windmühlen etc.).

- Wählen mit 16 : Zum Wählen gehören Informationen, Lebenserfahrung, analytisches Vermögen und Urteilsfähigkeit.
Wer Abituraufsätze liest, wird überwiegend feststellen, daß insbesondere die Urteilsfähigkeit fehlt, natürlich auch die Lebenserfahrung, durch die ältere Wähler ihre Defizite an Analysefähigkeit ausgleichen können.


PS: In einem US-Kriegsfilm tröstete ein Freund den Sterbenden: "Take it easy and relax!"

Montag, 6. Juni 2011

Jungbrunnenstrahlen?





Ob das die deutsche Geschichtsmuse ist?
Jedenfalls kümmert sie sich angelegentlich um die Spinnen, man sieht es an ihrem Leibesumfang.




"Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden."
Was Marx seinem "Achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte" voransetzt, wird zur gleichen Zeit von Nietzsche in seiner Schrift "Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben" thematisiert:
"Es gibt einen Grad von Schlaflosigkeit, von Wiederkäuen, von historischem Sinne, bei dem das Lebendige zu Schaden kommt und zuletzt zugrunde geht" (Schlechta I, S. 214)
Dieses Motiv findet sich schon, ganz ohne Ironie, in Goethes Zeilen:

Dich stört nicht im Innern,
Zu lebendiger Zeit,
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.

(Den Vereinigten Staaten)

Goethe schätzte den alteuropäischen Rattenschwanz von Orthodoxien, Abschreibereien und Wiederkäuen nicht allzu sehr, daher diese Widmung von 1827. Die Botschaft lautet einfach: nicht zuviel Rückblick. Nach vorne sehen. Die Gegenwart gestalten und die Zukunft in den Blick nehmen. Näheres dazu hat Goethe im Faust II gestaltet.
Natürlich hatte Goethe nichts gegen die Erinnerung, gegen die Mitteilung gemachter Erfahrungen. Otto Hahns "Mein Leben" hätte er wahrscheinlich gerne gelesen. Dort heißt es zum Beispiel auf S. 108f.:
" Wir haben unsere Präparate immer mit den Händen angefaßt; wir haben darin gerührt; und unter dem Tisch, an dem ich mit Lise Meitner arbeitete, stand eine Kiste, die immer 150 bis 250 kg Uransalz enthielt. Chemiker und Physiker würden sich heute bekreuzigen, wenn sie sich jeden Tag von 150 kg Uransalz bestrahlen lassen müßten. Uns hat das nichts geschadet. … Ich bin immer etwas mißtrauisch, wenn Leute furchtbar ängstlich sind. … Wenn es damals schon scharfe Strahlenschutzbestimmungen gegeben hätte, dann hätte ich alle meine Arbeiten nicht machen können …”
Das stellte Hahn 1960 fest. Da konnte er nicht ahnen, daß die Strahlenschutzwerte fünfzig Jahre später in Phantasie-Bereiche verschoben sein und weite Teile der deutschen Bevölkerung von Voodoo-Vorstellungen von Radioaktivität beherrscht sein würden.
1968 starb der Pionier Otto Hahn mit 89, im gleichen Jahr, etwas später, verstarb auch die kongeniale Lise Meitner. Sie wurde mit 90 Jahren ebenfalls sehr alt.

Sonntag, 5. Juni 2011

Willi besucht Otto




Radium läßt den Wecker strahlen

(Bild Mettness at de.wikipedia)



- Besuch vom Kaiser 1912: Dafür zeigt Otto Hahn Willi II. 300 Milligramm reines Radium. Auf dem Tablett. Ohne Schutz und Schleier gegen die starke Strahlung!
“Wenn ich das heute täte, käme ich ins Gefängnis. Nun, der Kaiser hat die Szene überlebt, und ich lebe auch noch, obwohl ich ständig mit solchen Präparaten gearbeitet habe.”
Otto Hahn, Mein Leben, S. 108 (Hahn wurde 89 Jahre alt.)

Samstag, 4. Juni 2011

“Who needs yesterday’s papers, who needs yesterday’s girls”







- “Westerwelle rügt Merkel. ‘Harte Regeln für einen harten Euro’. Auch EZB beharrt auf automatischen Sanktionen. Kanzlerin: Der Kompromiß ist gut”.
“Who needs yesterday’s papers, who needs yesterday’s girls”, sang Herr Jagger vor vierzig Jahren. Der obige FAZ-Aufmacher stammt vom 22.10.10. Da wissen wir doch, was von den Politiker-Erklärungen und den Forderungen der EZB zu halten ist.
Der EZB-Präsident verlangt keine automatischen Sanktionen mehr. Er ist lernfähig und originell:
Trichet schlägt europäisches Finanzministerium vor.
Dafür bekam der französische Stratege gestern den deutschen Karls-Preis.

- “Standpunkt: Martin Wiesmann (J.P. Morgan Deutschland)
Höchste Zeit für Realismus in der Griechenland-Debatte
Ein Jahr nach der Verabschiedung des ersten Griechenland-Pakets ist die Auseinandersetzung um eine Lösung der Krise in eine neue Phase getreten: …” 3.6.11
Es fließen nämlich neue Milliarden. Wiesmann meint, der Maastricht-Vertrag sei unrealistisch gewesen. Das stimmt wohl. Man hätte bei der DM bleiben sollen. Wiesmann meint das aber nicht. Ein echter Angestellter.

Freitag, 3. Juni 2011

Kräftig einatmen





Henri Bq (Becquerel)
(Bild Wiki.)


- Dem Aachener Geophysiker Christoph Clauser geht es um die Vergrößerung der Erdwärmenutzung in Deutschland. Nach den Kleinbeben im Raum Basel traten stärkere Vorbehalte gegenüber den Tiefbohrungen (4-5 km) der Geologen auf.
Clauser verweist darauf, daß bei diesen Mikrobeben keine Menschen zu Schaden gekommen seien, nur Sachschäden seien aufgetreten. Demgegenüber fordere der Bergbau allein in Deutschland jählich etwa 5 Tote, das werde aber gar nicht zur Kenntnis genommen.
Da hat er sicher recht. Allerdings bleibt die Energiedichte des heißen Wassers aus der Tiefe weit hinter dem Öl zurück, noch weiter hinter Kernenergie.
Die Erdwärme wird übrigens durch den radioaktiven Zerfall im Erdinnern erzeugt.
Scherhaft: Man könnte ohne Tiefenbohrungen die Wasserrohre über den Abklingbecken der Kernkraftwerke verlegen und so die Nachwärme nutzen.

- Strahlend: “ Zum Vergleich für die im Umgang mit Radioaktivätsmesswerten etwas Unerfahrenen:
Durch natürliche radioaktive Isotope im Körper eines jeden gesunden Menschen (etwa 6 bis 7 l Blut) wird eine Strahlung von ca. 8000 bis 9000 Becquerel erzeugt. In den modernen Forschungslaboratorien der Isopenmarkierung in der Biochemie wird mit Substanzen umgegangen, die in Megabecquerel gemessen werden. “
Dr. Wolf-Dieter Schwidop
1 Megabecquerel = 1.000.000 Becquerel

- 1 Becquerel (Bq) bedeutet, daß sich pro Sekunde 1 Atomkern eines radioaktiven Stoffes umwandelt.
Im Radon-Heilstollen von Bad Gastein zum Beispiel ist was los: 44.000 Becqerel pro Kubikmeter Luft. Dafür zahlen die Besucher.
1 Becquerel (Bq) heißt hier, daß sich pro Sekunde 1 Radonatom in ein ebenfalls radioaktives Poloniumatom umwandelt und dabei ein Alphateilchen aussendet. (Vgl. Dipl.-Phys. Dr. Hermann Hinsch, Radioaktivität. Aberglaube und Wissenschaft, 2010, S. 14)

Donnerstag, 2. Juni 2011

Knirschender Kalk





Tolles Herzchen
(Bild Wiki.)



- Ablagerungen innen an den Adern, den Blutgefäßen, können zu Verengungen führen und zu Schwierigkeiten der Blutversorgung, was am Herzen besonders unangenehm ist. Die Herzmedizin sprengt dann gegebenenfalls die Ablagerungen ab und setzt eine weitende Metallpassage, eine Gefäßstütze. Das sind medizinische Meisterleistungen, auch wenn das Verfahren nicht ungefährlich ist und sich erneut lebensbedrohende Ablagerungen bilden können. (S. Gerd Heusch, Uni Essen)

Ein interessanter Hinweis von anderer Herzmedizinerseite: Beim Aufschneiden großer Gefäße nach Ableben kann es laut knirschen wegen starker Innenverkalkung, aber der Patient sei nicht an einem Herzinfarkt verstorben und habe nicht an Gefäßverengungen gelitten.
Eine ungeklärte Frage sei, warum bei solchen Patienten trotz starker Verkalkung keine Infarkte wie bei anderen aufträten.
Die gleiche Frage stellt sich auf vielen Gebieten, etwa beim Rauchen, das teilweise erstaunlich gut vertragen wird (Ehepaar Schmidt), während es andere Menschen erheblich schädigen kann.
Bei allem angehäuften Wissen bleibt eben viel unbekannt. Bei der Medizin muß man jedoch die großartige Entwicklung als Naturwissenschaft beachten. Noch bis in das 19. Jahrhundert verhalfen sog. Ärzte durch unsinnigen Aderlaß zum Tode. Man sollte daher erst nach dem Einzug der Naturwissenschaften in die Medizin vom Beruf des “Arztes” sprechen, davor von “Quacksalbern” und “Heilern”, meist waren sie beides ununterscheidbar und oft waren sie tödlich. Goethe läßt deswegen seinen Faust sagen:

Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit höllischen Latwergen
In diesen Tälern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:
Sie welkten hin, ich muß erleben,
Daß man die frechen Mörder lobt.
Faust I, Osterspaziergang

Noch zu Lebzeiten Goethes bot die Weimarer Apotheke haarsträubende Produkte an, die mit heutigen Arzneimitteln fast nicht zu vergleichen sind.
Daher hielt man sich am besten an alte Hausmittel, die zwar auch nicht verläßlich waren, aber stärker auf Erfahrungswissen beruhten. Um Quacksalber wie den jungen Schiller machte man am besten einen großen Bogen, wenn einem sein Leben lieb war. Schillers Berufswechsel war ein großer Gewinn für alle, vielen Menschen rettete dieser Wechsel das Leben.

Mitte Mai gab es ein ZEITZEICHEN (WDR5) zu einer alten Apotheke des 11. Jahrhunderts. Dabei wurde, vermutlich aus Unkenntnis, der Eindruck erweckt, als habe die alte Quacksalbermedizin etwas mit der modernen, naturwissenschaftlichen Medizin zu tun. Die mittelalterliche Apotheke wurde sogar als Errungenschaft für einfache Leute dargestellt, die sich keinen Quacksalber leisten konnten. Sehr abwegig. Wer den Kontakt mit Quacksalber (alias "Arzt") und Quacksalber-Apotheke vermied, lebte länger. Siehe Faust. Siehe noch Ignaz Semmelweis.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Verbundfahrradkette





Wie recht Sie haben,
sehr geehrter Herr XfüreinU!

Im internationalen Wettbewerb sind Neuerungen gefragt. Olle Dinge wie Aluminium, Zement und Kupfer lassen wir den anderen. Auch Windmühlen und Solarbretter bieten die Chinesen, weil alter Kram, in Deutschland billiger an, von der tschechischen Verkabelung dafür nicht zu reden.

Aber das können die Inder und Chinesen nicht:
Einen schönen Leichtwasserreaktor bauen und nach 13 Monaten prächtiger Laufzeit vom Netz nehmen wie Mülheim-Kärlich, das macht uns keiner nach. Das kann sonst niemand. Oder, wovon die Chinesen noch meilenweit entfernt sind, einen phantastischen Schnellen Brüter bauen wie den in Kalkar, der sich selbst mit Brennstoff versorgt, das ist einsame Spitzentechnik, das können die Chinesen noch nicht richtig buchstabieren, und diese höchstinnovative und in dieser Sicherheitsausstattung weltweit einzigartige Technik dann erst gar nicht ans Netz zu lassen - das ist absolut innovativ, das gabs nocht nicht, darauf kommt kein Chinese.
Das ist wahre Innovationskraft. Zudem mit einem künstlerischen Einschlag: zeigt doch solch eine Opferung von Milliarden die Vergeblichkeit allen menschlichen Tuns.
Sich in den Solarpark Finsterwalde einzukaufen, um an die deutschen Solarsubventionen zu kommen, das ist chinesische Einfallslosigkeit.

Ich hätte hier auch noch einen Vorschlag und hoffe auf Ihre Unterstützung:

Da die Sonne meist nicht so recht scheint in unseren Breiten, nachts soll sie ja gar nicht scheinen, und auch auf den Wind wenig Verlaß ist, von den Kosten für diese Segelboottechnik zu schweigen, könnte man höchst innovativ eine Verbundfahrradkette von der Kieler Förde bis zu Habermas’ Haus in Starnberg installieren, auf der man die vielen Soziologen, Politologen, Theaterwissenschaftler, Germanisten, Philosophen, Pädagogen, Kulturwissenschaftler, Anglisten, Juristen und weitere Arbeitslose gesund und stromerzeugend einsetzen könnte. Das wäre etwas völlig Neues für die Welt, das würde Touristen anlocken aus China und Japan, Indien und den Amerikas. Von deren Geld könnte dann fehlender Strom aus den Kernkraftwerken Frankreichs und Tschechiens bezahlt werden.

Darf ich darauf zählen, daß Sie mich bei geeigneter Stelle als Innovationsminister ins Gespräch bringen?

Besten Gruß!