Donnerstag, 9. Juni 2016
McNamara, Erdogan und die Klugheit
Wenn einer ein beruflich erfolgreicher intellektueller Überflieger ist, dann muß man nicht unbedingt mit seiner Klugheit rechnen. Diese Erfahrung macht man im Laufe der Jahre öfters. Heute vor hundert Jahren wurde Robert McNamara geboren, der ehemalige Vietnamkriegsminister der USA war ein Intelligenzbolzen. Die Opposition gegen diesen Krieg während seiner Amtszeit wurde in Amerika so groß, daß der Krieg aufgegeben werden mußte und Südvietnam in die Barbarei des kommunistischen Nordens stürzte. Auch heute noch herrschen in Vietnam Armut und Totalitarismus. Der Angreifer Ho Tschi Minh war bereits erfolgreich gegen die französische Kolonialmacht gewesen und hatte sich vor allem als nationalistischer Kämpfer einen Namen gemacht. Die Amerikaner lösten in den Augen vieler Vietnamesen - auch im Süden - die französische Kolonialmacht ab und wurden als Eindringlinge betrachtet, obwohl viele Südvietnamesen alles unternahmen, um dem Schicksal Koreas zu entgehen. Dort hatte sich durch Unterstützung Pekings die furchtbare kommunistische Kim-Diktatur etabliert, die immer noch andauernd das Land knechtet. Der potente asiatische Nationalismus wurde in Washington nicht erkannt, nicht von Kennedy, nicht von seinem hyperintelligenten Minister McNamara, nicht von dem großen Apparat der Ministerien. Wäre Kennedys Entscheidung, den nordvietnamesischen Angreifern Truppen entgegenzusetzen, im Falle einer besseren Einschätzung des vietnamesischen Nationalismus anders ausgefallen? Man kann das nicht wissen. Heute jedenfalls sollten auch kleine politische Intelligenzlichter wie Schulz, Lammert und Merkel belehrt sein, etwa im Hinblick auf die Türkei, die die islamische Vormacht werden und erklärtermaßen 90 Millionen Einwohner erreichen will. Daher predigt Erdogan eine Geburtenrate von 3 bis 5 Kindern pro Familie und verdammt jede Geburtenregelung als “unislamisch”. In dieser aggressiven Bevölkerungspolitik haben auch die sunnitischen Zuwanderer und Flüchtlinge ihren Platz. Sie sollen für eine Unterwanderung Syriens eingesetzt werden. Auch die säkularen Kräfte in der Türkei spielen beim Nationalismus mit, denn das ist das Erbe des Kemalismus.
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