Sonntag, 3. August 2014

Adenauer, Ben Gurion und ein literarischer Schwätzer












Der Böll. Er war einer der kenntnislosesten, gedankenärmsten und sprachlich beschränktesten deutschen Literaten. Für Aufrufe wie “Freies Geleit für Ulrike” reichte es noch, denn er war meinungsstark und rot eingefärbt bis ins Kleinhirn. Für schießwütige Linke wie Ulrike Meinhof hatte er ein Herz. 

Abscheu hegte er jedoch gegen alles Bürgerliche, und so war Adenauer einer seiner Lieblingsfeinde. Daher beauftragte ihn, den Böll, ein anderer Adenauerfeind, der Augstein, der mit seinem SPIEGEL den studentischen Neomarxismus hochgeschrieben hatte, mit der Rezension des letzten Bandes der Adenauer-Memoiren, die der Böll, wie zu erwarten, denn auch übel besprach: 
“Der hatte ihm im 'Spiegel' sogar 'viel Niedertracht' und 'die allerletzte Verachtung unserer Sprache' unterstellt.” (Der gute Wille muss auch anerkannt werden, FAZ 12.3.09)

In diesem Band der drei letzten Lebensjahre Adenauers kommt auch der Besuch in Israel 1966 vor. Während er sich mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Ben Gurion, den er im Kibuzz Sede Boker besuchte, gut verstand - Adenauer war schon in den 1920er Jahren Mitglied im Pro-Palästina-Komitee gewesen - pflaumte ihn der Nachfolger Ben Gurions, Eschkol, mit dem indirekten Vorwurf der “Kollektivschuld” an. Was Adenauer nicht hinnahm. Der begleitende Botschafter Pauls notierte:

"Die Deutschen seien bestrebt, 'diese Zeit der Greuel, die man nicht ungeschehen machen kann, zu überwinden. Wir sollten sie aber nun der Vergangenheit überlassen. Ich weiß, wie schwer es für das jüdische Volk ist, das zu akzeptieren. Aber wenn guter Wille nicht anerkannt wird, kann daraus nichts Gutes entstehen. ... '"
Das gefiel dem Böll nicht. Er setzte sich lieber für die schießfreudige Meinhof ein.