Samstag, 29. Juni 2019

Wahrlich virtuos. Da kommt der Flügel kaum mit. /// Yuja Wang plays Tritsch-Tratsch Polka

“Türme und Plätze. Netzwerke, Hierarchien und der Kampf um die globale Macht”, Niall Ferguson






Zentrale Herrschaft und Netzwerke aller Art - wie sie interagieren, einander benützen und gegeneinander kämpfen. Das ist das Augenmerk des angelsächsischen Historikers Niall Ferguson in seinem letzten Buch
Türme und Plätze. Netzwerke, Hierarchien und der Kampf um die globale Macht”, Propyläen Verlag, Berlin 2018.
Ein spannendes Thema, das der Autor durch die Geschichte von der Renaissance bis zur Gegenwart verfolgt. Diesen Gesichtspunkt hat zweifellos die Gegenwart eingeflüstert, denn die bisherige Geschichtsschreibung drehte sich überwiegend um die Zentralmacht - symbolisiert durch den Turm. Gegen die Macht der Hierarchie gab es jedoch immer schon die res publica der Netzwerke - symbolisiert durch die Plätze. Zünfte und Gilden mit teilweise weitreichenden Verbindungen bestanden neben der Zentralmacht und oft mit ihrem Schutz. Familiennetzwerke wie die Rothschilds gehören ebenfalls dazu, den Rothschilds hat Ferguson bereits früher eine Monographie gewidmet (2000). Solche Vernetzungen konnten ihrerseits beträchtliche Macht entfalten. Sie wurden jedoch von Eliten geleitet, während die sozialen Netzwerke heute eine von ihren Betreibern unabhängige Macht darstellen; in ihnen besitzen die einfachen Mitglieder erstmals in der Geschichte eine Stimme - auch gegen ihre Betreiber. Die Herren des Silicon Valley von Serge Brin bis Mark Zuckerberg waren in der Vergangenheit stets links orientiert und unterstützten Obama und Clinton, was längst nicht alle ihre Mitglieder taten. Der oppositionelle Trump fand beispielsweise bei den Facebook-Mitgliedern mehr Unterstützung als Clinton. Ferguson betrachtet diese Rolle von Facebook näher.

Hier - in der Gegenwart - liegt die Hauptbedeutung des Buches. Sehr empfehlenswert, wenn man einmal außer acht läßt, daß Ferguson sich offenbar nie mit Meteorologie befaßt hat und an den Klimaklamauk glaubt, der selbst ein Netzwerkprodukt darstellt von Alarmisten, Datenfrisierern und Energiewendeabzockern.