Das Interesse für das Lesen folgt auch genetischen Vorgaben, insbesondere, wenn es um Sachbücher geht. Das Linksblättchen DIE ZEIT versucht es inzwischen als Bilderblatt mit übergroßen Fotos.
Das Abspeichern von Wissen im Gedächtnis ist ein physiologischer Vorgang, der stark genetisch beeinflußt ist - sowohl was die Geschwindigkeit der Aufnahme betrifft als auch die Dauerhaftigkeit im Langzeitgedächtnis; das trifft auch für den späteren Zugriff zu und die Zahl die Gegenstände, an die sich gleichzeitig erinnert werden kann.
Die Verbindung von Nervenzellen beim Abspeichern wird aus Eiweiß (Protein) aufgebaut - ohne Eiweißmoleküle tote Hose.
“Die Oberschicht fördert die Oberschicht
Seit Jahren wird über Chancengleichheit im Bildungssystem diskutiert. Doch trotz intensiver Bemühungen kann davon noch keine Rede sein. Von Lisa Becker
FAZ, 22. April 13.”
Lisa Becker faßt mit dieser Feststellung die Aussagen mehrerer einschlägiger Damen und Herren zusammen. Die Chancengleichheit gibt es aber bereits seit Jahrzehnten durch immer mehr Möglichkeiten, den Weg zum Abitur zu beschreiten oder das Abitur nachzuholen. So wurde schon 1950 das Oberhausen-Kolleg eingerichtet, um jungen Berufstätigen die Erlangung der Hochschulreife zu ermöglichen. In den letzten dreißig Jahren wurde aber heftig daran gearbeitet, das Reifeniveau abzusenken.
Daß die sog. Bildungs- und Schulforscher zu den immer gleichen Klagen neigen, liegt an ihrem Eigeninteresse: höchstes Anliegen ist ihnen die Eigenförderung. Sie wollen mehr Geld für ihr Hobby und mehr Stellen für ihre Institute. Sie fragen nicht danach, was an dem gymnasialen Lehrstoff sinnvoll ist und was überflüssig. Was den Schülern dienen könnte und was nicht. Und leider plappern Journalisten nach, was ihnen in die eigene Weltsicht paßt, haben sie doch auch Abitur gemacht und dann Germanistik und Pädagogik studiert. Ihren Werdegang halten sie für besonders wertvoll. Von Genetik haben sie dabei wenig gehört und von Lernbedingungen noch weniger. Dafür umsomehr von Klassendichotomie im Soziologieseminar, wie der Larifari-Ausdruck “Oberschicht” andeutet. Etwas mehr soziologische Differenzierung wäre seit Talcott Parsons angesagt. Und mehr Berücksichtigung genetischer und hirnphysiologischer Information. Und auch eine kritische Befragung der ganzen Bildungspropaganda, ob dahinter nicht die altdumme Annahme steckt, daß der Mensch erst ab Abitur richtig zähle.