Dienstag, 14. Juli 2020

Luhmann, Die Realität der Massenmedien und die Eigenrealität


“Das vielleicht wichtigste Ergebnis dieser Überlegungen ist, daß die Massenmedien zwar die Realität, aber eine nicht konsenspflichtige Realität erzeugen. Sie lassen die Illusion einer kognitiv zugänglichen Realität unangetastet. Zwar hat der ‘radikale Konstruktivismus’ recht mit der These, daß kein kognitives System, mag es als Bewußtsein oder als Kommunikationssystem operieren, seine Umwelt operativ erreichen kann. … Zugleich gilt aber auch, daß kein kognitives System auf Realitätsannahmen verzichten kann. … Die Vorstellung von Realität sichert durch ihre eigene Ambivalenz die Autopoiesis kognitiver Operationen. Es mag sich um eine Illusion handeln oder um das ‘Realitätsprinzip’ im Sinne der Psychiatrie. Wichtig bleibt, daß das System in seinen kognitiven Operationen nicht ständig, sondern nur ausnahmsweise genötigt ist, zwischen der Umwelt, wie sie wirklich ist, und der Umwelt, wie es sie sieht, zu unterscheiden. … Die Unterscheidung einer nicht konsenspflichtigen, individuell anschneidbaren Welt könnte nun eine dritte Lösung für dieses Problem sein, und genau das scheint die Lösung zu sein, die die Massenmedien anbieten und verbreiten. Man muß nur die eigene Art der Einstellung auf Realität akzeptieren - und unterscheiden können. Man muß sich nur davor bewahren, sie für allgemeingültig, für die Realität schlechthin zu halten.” (Luhmann, Die Realität der Massenmedien, S. 71f.

Muß man wissen. Und dann kann man ja noch Norbert Bolz für die Nahaufnahme lesen. 














Ceux qui veillent la nuit