Man kann natürlich auch geistesabwesend arbeiten, Routinetätigkeiten können unterhalb der Bewußtseinsschwelle verlaufen und tun es oft. Aber das Denken kann sich so mit dem Handeln verhaken, daß dabei Handlungsalternativen und neue Handlungsentwürfe entstehen können. Kleist hat das für das Schreiben anschaulich vorgestellt in seinem Aufsatz “Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden”, wobei aber die dem Reden unterliegende Hirntätigkeit die Hauptsache ist, nicht die Sprache. Die Wechselwirkung darf daher nicht als eine Dominanz der Sprache interpretiert werden, denn die Sprache ist vor allem ein Ausgabemedium. Ludwig Wittgenstein “Tractatus”-Zitat "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen", trifft daher, wohlformuliert, weit daneben: Worüber ich nicht sprechen kann, darüber kann ich trefflich nachdenken, eventuell auch malen, zeichnen, musizieren.
Das Kind hat es noch nicht mit Alternativen. Es läuft ungehemmt geradeaus und macht sich meist keine Gedanken, wenn der Pfad am Abgrund verläuft. Das kommt mit zunehmendem Alter. Das Vorstellungsvermögen konstruiert aus dem Fundus des Gedächtnisses immer mehr Alternativen. Das kann zur Lähmung führen, denn mit den Jahren hat man so viele Fehler selbst erlebt, bei anderen beobachtet und davon gehört, daß der Entscheidungsmut geschwächt wird. Daher soll ja der ältere Aufsichtsratsvorsitzende den jüngeren Vorstand kontrollieren, und nicht umgekehrt. So fragt man sich im Falle von ThyssenKrupp und seinen Milliardenverlusten in Süd- und Nordamerika, was der Aufsichtsratsvorsitzende Cromme so getrieben hat bei der Entscheidungsvorbereitung für dieses riesige Investitionsvorhaben. Oder fehlte ihm nur der Verstand, die Phantasie, das Vorstellungsvermögen, sich die möglichen Fehlentwicklungen vorzustellen? Jedenfalls war er seine Vergütung nicht wert und muß so schnell wie möglich abtreten.