Mittwoch, 8. August 2012

Wer anfängt, muß auch aufhören können





Die Krypta der Kapuzinerkirche Santa Maria della Concezione dei Cappuccini in Rom

(Bild: Tessier / Wiki.)


Mäuse mögen tote Mäuse nicht. Da ähneln sie den Menschen. Da letztere begreifen können, daß sie selbst einmal so tot sein werden wie eine tote Maus , empfinden sie den Tod als große Verneinung des Lebens.

Das Beinhaus ist des Glaubens tiefste Wurzel. Der Tod als einfaches Ende des Lebens wird durch Religionen weggelogen, weggeschoben, umgedreht: der Tod sei das Tor zum ewigen Leben, so wird dreist behauptet. Man kann es, wie in einer Todesanzeige geschehen, auch recht gesucht ausdrücken:
“Man muß etwas Neues machen, um etwas Neues zu sehen.”
(G.C. Lichtenberg)  
Ähnlich hielt es angeblich auch Sokrates.
Für die meisten Glaubensgemeinschaften ist die Verheißung eines Weiterlebens ein probates Mittel der Mitgliederwerbung. Die Krypta der Kapuziner ist in dieser Hinsicht in ihrer todesdrohenden Ausstellungsorgie einmalig. Schädeldekorationen gibt es zwar in vielen Kirchen, doch lebensecht aufgestellte Mönchsmumien gibt es wohl nicht noch einmal. Die Gewißheit des Todes dürfte auch, neben der Tradition, weiterhin der stärkste Anker der Religionen im Hirn der Lebenden bleiben. Es erfordert viel Mut und Stärke, das Lebensende allein aus biologischer Perspektive zu betrachten. Oder aus epikureischer:
“Der Tod geht uns nichts an. Denn was sich aufgelöst hat, hat keine Empfindung. Was aber keine Empfindung hat, geht uns nichts an.”
Epikur, Katechismus