Samstag, 12. September 2009
Amokläufer Tim K., Hirnreifung, Turing, Ballade von der sexuellen Hörigkeit
Sieht doch ganz nett aus, der Massenmörder Tim K.
Der Amokläufer von Winnenden:
- " Die Aussage einer Therapeutin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weinsberg dürfte dies wahrscheinlicher machen: Die Therapeutin, die Tim K. im Frühjahr 2008 zu mehreren ambulanten Beratungsgespräch aufgesucht hatte, hat nämlich in einem polizeilichen Verhör zwei Mal ausgesagt, die Eltern über die Mordphantasien ihres Sohnes informiert zu haben. Die Eltern bestreiten das. Tim habe in der Ambulanz von heftigen Stimmungsschwankungen, Hassgefühlen und der „Idee“ berichtet, die gesamte Menschheit zu töten.
Über Tims Waffenvorliebe informierten Tims Eltern die Therapeutin in Weinsberg offenbar nicht. ..." Gutachter nach Amoklauf von Winnenden: „Die Eltern sind mitverantwortlich“, FAZ 9.9.09
/// Es fällt immer wieder bei Psychotizisten auf, daß sie schlecht als solche erkannt werden, vor allem wohl, weil eine gewisse Intelligenz und Kreativität von ihren merkwürdigen Zügen (Unsozialität, Aggressivität, Hartherzigkeit, Egozentrizität, Unpersönlichkeit und Impulsivität) ablenken. Sie fallen aber empirischen Pychologen (das sind keine Freudianer!) über entsprechende Tests durchaus auf (vgl. H. J. Eysenck, Kriminalität u. Persönlichkeit)(vgl. auch die Einträge vom 14.-16.3.09.
- - Hirnreifung: " FAZ 28. August 2009 Die Jugend hat viele Privilegien. Wenn es allerdings um die Entwicklung des Gehirns geht, ist das Erwachsenwerden ein geradezu erbarmungswürdiger Zustand. Die Seele schwankt zwischen den Extremen, und der Kopf wird buchstäblich zum Hexenkessel. Nimmt man die jüngsten Befunde der Hirnforschung, kann man sogar mit Fug und Recht behaupten, dass wohl niemals mehr im Leben Anspruch und Auftreten so weit entfernt von den tatsächlichen kognitiven Verhältnissen sind wie bei den Herwanwachsenden. Nach außen geben sie sich gerne gereift, selbstbewusst und aggressiv, drinnen im Kopf aber bricht sich das Chaos scheinbar Bahn, werden sie sensibler und schwankender - ist der neuronale Kuddelmuddel zumindest für die letzten Jahre vor dem Erwachsenwerden der vorherrschende Zustand.
Seitdem die Hirnforschung aufgehört hat, sich fast ausschließlich Kindern, Babys und Ungeborenen zuzuwenden und ihre bildungspolitischen Schlüsse daraus zu ziehen, geraten nun zunehmend Pubertät und Adoleszenz als wegweisende Phasen der Hirnentwicklung in den Blick. Tatsächlich hatte man schon vor Jahren Anhaltspunkte gefunden, dass der Reifeprozess keineswegs linear verläuft. ..." jom.
/// Was jom. hier so dramatisch formuliert, übertreibt doch wenig. Jugendliche bedürfen in dieser Zeit der Reifung starker Orientierungen und strikter Grenzziehungen, sie brauchen keine Reizüberflutungen, keine Eltern, die sie verwöhnen und ihnen mediales Ablenkungs- und Aufregungsmaterial zur Verfügung stellen. "Fordern statt fördern" meinen Felix von Cube und Dietger Alshuth (Piper 1989).
- Alan Turing: "Browns Bedauern
Postume Entschuldigung bei Turing
Premierminister Gordon Brown hat im Namen der britischen Regierung eine eindeutige Entschuldigung für die "gänzlich unfaire" Behandlung ausgesprochen, die der Mathematiker und Kryptoanalytiker Alan Turing aufgrund seiner Homosexualität erfahren musste. Turing, der im Zweiten Weltkrieg wesentlich zur Entzifferung der durch die Enigma-Maschine verschlüsselten Texte des deutschen Militärs beitrug und später bei der Entwicklung der Computertechnologie Pionierarbeit leistete, war 1952 wegen grob unsittlichen Verhaltens verurteilt worden, nachdem er sich zu einer homosexuellen Beziehung bekannt hatte. Er hatte damals die Wahl zwischen einer Gefängnisstrafe und hormoneller Behandlung. Turing wählte die sogenannte "chemische Kastration". Brown würdigte die Leistung des Mathematikers, ohne die der Zweite Weltkrieg anders hätte ausgehen können. Die Schuld der Dankbarkeit mache die inhumane Behandlung umso schrecklicher. G.T. 12.9.09 FAZ
/// Einmal abgesehen davon, daß es ziemlich lächerlich ist, daß sich ein Heutiger bei einem längst Verstorbenen entschuldigt, so gibt es doch etwas nachzutragen: die damalige Gesetzgebung (sie gilt in traditionalen Gesellschaften immer noch) beruht auf der Fiktion, es gebe so etwas wie einen Gesamtcharakter eines Menschen, und die Sexualität sei ein Teil davon. Tatsächlich arbeiten viele Systeme weitgehend selbständig nebeneinander, das gilt insbesondere für elementare Systeme wie die Sexualität. Sie stehen in keinem Zusammenhang mit anderen Eigenschaften des Menschen. Die völlige Überschätzung der Sexualität seit 1968 leidet in umgekehrter Weise, aber gleichsinnig wie die Gesetzgebung von 1950, an der Fiktion einer allgemeinen Bedeutung des eng ausgelegten Sexsystems und schreibt ihm sogar eine befreiende Wirkung zu mit weitreichender gesellschaftlicher Ausstrahlung. Das ist purer Unsinn. Den sexuellen Strebungen in all ihren Variationen haftet leicht ein Zwangscharakter an, der labile Menschen versklaven kann.
- Dazu auch Bertolt Brecht :
Die Ballade von der sexuellen Hörigkeit
1
Da ist nun einer schon der Satan selber
Der Metzger: er! Und alle andern: Kälber!
Der frechste Hund! Der schlimmste Hurentreiber!
Wer kocht ihn ab, der alle abkocht? Weiber.
Ob er will oder nicht - er ist bereit.
Das ist die sexuelle Hörigkeit.
Er hält sich nicht an die Bibel. Er lacht übers BGB.
Er meint, er ist der größte Egoist
Weiß, daß wer'n Weib sieht, schon verschoben ist.
Drum duldet er kein Weib in seiner Näh:
Er soll den Tag nicht vor dem Abend loben
Denn vor es Nacht wird, liegt er wieder droben.
2
So mancher Mann sah manchen Mann verrecken:
Ein großer Geist blieb in 'ner Hure stecken!
Und die's mit ansahn, was sie sich auch schwuren -
Als sie verreckten, wer begrub sie? Huren.
Ob sie wollen oder nicht - sie sind bereit.
Das ist die sexuelle Hörigkeit.
Der klammert sich an die Bibel. Der verbessert das BGB.
Der wird ein Christ! Der wird ein Anachist!
Am Mittag zwingt man sich, daß man nicht Sellerie frißt.
Nachmittags weiht man sich noch eilig 'ner Idee.
Am Abend sagt man: mit mir geht's nach oben
Und vor es Nacht wird, liegt man wieder droben.
... aus der "Dreigroschenoper" von 1928
- - " Versuchung und Widerstand
Vergiss nicht, bei jedem Vorfall in dich zu gehen und zu untersuchen, welches Mittel du besitzt, um daraus Nutzen zu ziehen:
Erblickst du einen Schönen oder eine Schöne, so wirst du ein Mittel dagegen finden – die Selbstbeherrschung, kommt Anstrengung, so findest du Ausdauer, kommt Schmach so findest du Kraft zum Erdulden des Bösen. Und wenn du dir das zur Gewohnheit machst, wird dich die Versuchung nicht hinreißen." Epiktet, "Das Buch vom geglücken Leben"
- Erfreulich: "Karl-Heinz Paqué
Blick zurück ohne Zorn
Die Deutsche Einheit ist nicht gescheitert. Ein Blick auf die mitteleuropäischen Nachbarn hilft, die Leistung des Aufbaus Ost zu ermessen. Der ..." FAZ 11.9.
- Erfreulich: Acht US-Banken haben ihre Staatshilfe bisher zurückgezahlt zusätzlich der Gebühren hat der US-Finanzminister 4 Mrd. Reingewinn gemacht - eine Rendite von 16% p.a.
- Erfreulich: trocken und sonnig, 11-19°h
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