Montag, 3. Juni 2013

Noch normal?





Typ Aufsteiger: Bauernsohn und Mönch Gregor Mendel auf theologischen Abwegen: Hier auf der Briefmarke mit Regel 1 (s. Wiki.)


Irgendwie ist ja alles Literatur. Genetische Kodierung, Sprache, Schriftsprache, Sachbücher und fiktionale Literatur - da kann sich ein Literaturwissenschaftler auch zuständig fühlen für alles und auch für die Entzifferung des “Normalismus” wie Jürgen Links, der Literatur dazu fabriziert hat: “Normale Krisen? Normalismus und die Krise der Gegenwart”.

Links betreibt dieses Hobby seit Jahrzehnten im Anschluß an Foucault, wie der Rezensent Thomas Thiel in der FAZ schreibt. Foucault, auch eine Art Literaturwissenschaftler, las seinerzeit die Zeichen seiner Zeit und setzte sich für einen anderen Literaturwissenschaftler ein, Khomeni, der in seinem Buch der Bücher klar dechriffiert hatte, daß er eine Religionsdiktatur errichten sollte. Literatur gibt so allerhand her. Auch den Fund des “Protonormalismus”, der einen engeren Kreis  um die Phänomene zieht, die er als “normal” erachtet, und des “flexiblen Normalismus”, der den Kreis erweitert. So jedenfalls Links, der als Protonormalo den Sarrazin zum Beispiel erklärt. Und der Protonormalo sei eben ein Rassist.
Da sind wir aber erleichtert. Khomenei-Nachfolger Chamenei wahrscheinlich auch. Alle ordentliche Normalos dort in Teheran, sie sind Flexi-Normalos und keine Rassisten. Wollen halt nur flexibel die Landkarte ändern und Israel auslöschen.
Aber die nebenan werden die Stirn runzeln. Heißt es nicht bei Mose:  

   In die Versammlung des Herrn darf kein Bastard aufgenommen werden.
(Deuteronomium 23,3)

Hört sich nicht sehr flexibel an, klingt im Ton wie aus dem Koran, den Links aber implizit ganz normal findet. Es ist auch normal bei allen Herdentieren. Jede Gruppe bildet eine Eigengruppenmentalität aus zur Verteidigung gegen Nachbargruppen. Schimpansen aus der Nachbarschaft werden angegriffen. Darüberhinaus sichert das Prinzip die Herrschaft der jeweiligen Häuptlinge.
Darüberhinaus entspricht das auch dem Wissen der Tierzüchtergesellschaften, in denen die Züchter nach Reinheitsregeln handeln, die kalkulierbaren Nachwuchs hervorbringen (vgl. Wilfr. Meyer, Über naiven Rassismus, http://tinyurl.com/k2wzwtr). Die Moses-Gläubigen täten aber gut daran, sich von altem Gerümpel zu trennen und die Trennung von Staat und Religion konsequent durchzuführen. Sie sind darin aber schon weiter als die semitischen Vettern.
Wie weit aber eine Gruppe flexibel sein will bei ihren Normalitätsvorstellungen, das muß man wohl ihr selbst überlassen, soweit sie nicht andere Gruppen angreift und ihre eigenen Lebensbelange erfolgreich regeln kann. Die Amische und ähnliche protestantische Traditionsgruppen können das offenbar seit Jahrhunderten, arabische Armutsländer (ohne Öl) können es nicht.


Was bringt der Literaturwissenschaftler Jürgen Links Neues ein in die Gruppensoziologie und die Ethnologie? Als Antwort würde ich versuchen: Gewäsch, das sich auf dem Pubertätsniveau von Texten wie Goethes WERTHER, Schillers RÄUBER und Kleists FAMILIE SCHROFFENSTEIN befindet, aber ohne deren sprachliche Qualitäten. Schlechte Literatur hat das immerhin der Literaturwissenschaft voraus: sie besitzt ästhetische Qualität.