Montag, 16. März 2015

Nullen, diese Bertelsmänner








Sprache und Sprechfähigkeit sind nicht ätherischer Natur, und sie unterliegen auch dem Erbgang, und Veränderungen im Gen FOXP2 auf Chromosom 7 können die Sprechfähigkeit von Menschen extrem stören - bei ansonsten normalen kognitiven Eigenschaften (Vgl. "Schenkte uns ein Gen die Sprache?", FAZ 15.8.02)


Sie sprechen also „schlechter Deutsch“, die „armen Kinder“ der Bertelsmann-Schuleingangsforscher (s.u.).

Das ist zunächst in keiner Weise überraschend, denn die Politik der Einwanderung besonders unqualifizierter Hilfsarbeiter aus dem Nahen Osten läßt ja genau das erwarten. Necla Kelek hat das Thema in ihrem Buch „Die fremde Braut“ mitbehandelt:
„Von ihren Familien verschachert wie ein Stück Vieh, werden sie als junge Frauen mit in Deutschland lebenden Türken verheiratet – oft haben sie ihren Mann vor der Hochzeit nur ein einziges Mal gesehen, und um ihr Einverständnis werden sie nur selten gefragt. Per Familienzusammenführung nach Deutschland geholt, werden sie fortan – allermeist unserer Sprache nicht mächtig – vom Familienclan systematisch von der Außenwelt abgeschottet, zu Gebärmaschinen degradiert. Wenn Sie das Haus überhaupt verlassen dürfen, dann oft nur zum Gang in die Moschee. Das alles geschieht tausendfach, Tag für Tag, mitten in Deutschland – bisher noch immer mit staatlicher Duldung. … So wie die heute 28 jährige Zeynep, die seit 12 Jahren in Hamburg lebt und noch immer kein Wort Deutsch spricht.“ (Rez. Deutschlandfunk, 14.2.05)

Daß dieses Milieu extrem bildungsfeindlich ist und im Hause türkisch spricht, was sich dann in schlechter Deutschbeherrschung zeigt - das kann nur die Spezialforscher aus dem Hause Bertelsmann überraschen. Daß sie das niedrige Einkommen des Hilfsarbeitermilieus damit in Zusammenhang bringen, läßt sie als bloße Ideologen erscheinen.
Sie sind aber offenbar auch methodisch Stümper, denn sonst hätten sie präzisere Ergebnisse zum Sprachverstehen erhoben und vorgelegt. Die sind nämlich wichtig, um beurteilen zu können, inwieweit Schüler dem Unterricht folgen können. Wenn Kinder aktiv nur das Sprachniveau ‚Ich geh Bahnhof‘ beherrschen, so ist das nicht weiter bedeutsam, wenn sie beim Verstehen von elaborierterem Deutsch besser sind. Kein Schüler muß weibische Nacherzählungen schreiben können. Wichtiger ist die Frage, wie seine allgemeinen kognitiven Fähigkeiten aussehen. Um die zu erfassen, gibt es Intelligenztests, die die ganze Bandbreite der kognitiven Leistungen ansprechen - auch sprach- und kulturunabhängig.
Den weit aussagefähigeren IQ zu erheben haben die Bochumer Untersucher jedoch unterlassen. Das ist unverzeihlich, denn daraus hätte man Anforderungen an den Unterricht erschließen können. Etwa so: das praktische Potential der Probanden läßt es geraten erscheinen, den Deutschunterricht auf das Wichtigste zu beschränken - weg mit den Nacherzählungen etwa - und den praktisch orientierten Unterricht drastisch zu verstärken.
Nullen, diese Bertelsmänner  

„BERTELSMANN-STUDIE
Arme Kinder sprechen schlechter Deutsch
Kinder, deren Familien von Hartz IV leben, hinken bereits im Vorschulalter in ihrer Entwicklung hinterher. Sie sprechen schlechter Deutsch, haben weniger soziale Kontakte und Schwierigkeiten mit der Körperkoordination. Das ergab eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung.
Mehr als 40 Prozent der armutsgefährdeten Kinder sprechen nur mangelhaft Deutsch - im Vergleich zu 14 Prozent in finanziell besser ausgestatteten Familien. Ähnlich sieht es bei Problemen mit der Körperkoordination aus (24,5 zu 14,6 Prozent), dem Umgang mit Zahlen (28 zu 12,4 Prozent) oder deutlichem Übergewicht (8,8 zu 3,7 Prozent).
Kinder, die in ärmeren Familien aufwachsen, kaum Zugriff auf soziale und kulturelle Angebote haben - nur zwölf Prozent lernen ein Instrument, weniger als halb so viele wie in finanziell unabhängigen Familien - in Sportvereinen sind 46 Prozent beziehungsweise 77 Prozent aktiv.
Kitas kein Allheilmittel
Ebenfalls weniger Kinder besuchen vor dem dritten Geburtstag eine Kindertagesstätte - 31 Prozent in der Gruppe ärmerer Kinder, 48 Prozent in der anderen Gruppe. Doch ein Kita-Besuch ist laut Studie kein Allheilmittel. Positive Effekte habe die Kita nur, wenn die Gruppen sozial gemischt sind. Bei Kitas in sozialen Brennpunkten funktioniere das nicht. "Kitas in sozialen Brennpunkten brauchen dann mehr Geld, mehr Personal und mehr Förderangebote", sagt Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann-Stiftung.
Für die Studie haben Forscher der Uni Bochum 5.000 Schuleingangsuntersuchungen an Fünf- und Sechsjährigen der Jahre 2010 bis 2013 in der Ruhrgebietsstadt Mülheim im Ruhrgebiet analysiert. Mehr als 17 Prozent der unter dreijährigen Kinder in Deutschland wachsen demnach in Familien auf, die von Hartz IV leben. Das Ergebnis lasse sich laut Studienleitern gut auf Deutschland übertragen, da die ganze Stadt mit seinen sehr unterschiedlichen Vierteln in den Blick genommen worden sei.“ DLF 13.3.15 #
Interessant. „Schlechter Deutsch“ sprechen sie also. Hat das etwas mit Armut zu tun? Leiden sie vielleicht so heftigen Hunger, daß das Gehirn zu wenig Glukose zur Verfügung hat, um das Sprachareal zu versorgen? Kaum denkbar. Denn wenn man in solchen Wohnlagen unterwegs ist, sieht man eine gute Ausstattung an Autos, Mountainbikes und Smartphones. An den Fenstern hängen TV-Schüsseln. Auch die Körperumfänge sind eher überdurchschnittlich groß. Von Armut, wie ein Großteil der Deutschen nach 1945 aufwuchs, kann also keine Rede sein. Und die große Nachkriegsarmut verhinderte nicht, daß die Hauptschüler von damals heute anspruchsvolleres, korrekteres Deutsch schreiben und sprechen, als es die meisten heutigen Gymnasiallehrer können. Armut, wir müssen sie eine relative Armut nennen, besser noch niedriges Einkommen, hat also nichts mit der Sprachbeherrschung zu tun. 
Womit dann? Es gibt da den Walter-Mischel-Keks-Test. Vierjährige Kinder bekommen in einem Raum isoliert einen Keks, wenn sie klingeln. Sie bekommen zwei Kekse, wenn sie das 15-Minuten-Klingeln des Untersuchungsleiters abwarten. Etwa die Hälfte der Kinder schafft es, sich im Angesicht der Kekse zu beherrschen. Und diese Gruppe, wen wundert es, erzielt bei späteren Tests bessere kognitive Leistungen. (Vgl. Daniel Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, 3. Aufl. 2014, S. 65f.)
Natürlich spielen dabei die Gene eine Rolle, die Aufmerksamkeitslenkung und emotionale Kontrolle beeinflussen, aber natürlich auch das Elternverhalten. Beides nicht verwunderlich. Und hier liegt natürlich der Hase im Pfeffer, liebe Bochumer Forscher. 
Ihnen aber gebührt der Große Verkleisterungspreis für ihre Studie! Gratulation nach Bielefeld! Der Große Verkleisterungspreis, übrigens, hat nichts mit Kleist zu tun, er war früher der Margot-Honecker-Preis für Sozialistische Pädagogikforschung.