Michael Mitterauer, Warum Europa?, Mchn. 2003
Die Zahl der Bücher zum Mittelalter ist Legion. Mußte Mitterauer auch noch eines vorlegen? Das kann man nur wärmstens begrüßen. Seine Brot-und-Butter-Perspektive fehlte bisher. Das läßt sich fast wörtlich verstehen. Die mittelalterliche Agrarrevolution macht Mitterauers Argumentationsfundament aus, auf diesem stellen sich die anderen Faktoren dar: bessere Versorgung der Bevölkerung, insbesondere auch der Armeen, deren Panzerreiter nicht nur Pferde und den Hafer für diese brauchten, sondern auch elaboriertes Schmiedehandwerk erforderten; die Vergetreidung setzte auch Impulse für die Mechanik der Mühlentechnik, die Zukunftspotential für die technische Entwicklung auch anderer Bereiche wie der Wasserkraftnutzung überhaupt entfaltete; und schließlich bildete die Erfindung der Vasallität und der feudalen Grundherrschaft einen starken Anstoß für die Arbeitsteiligkeit und die soziale Organisation von Familie und Haushalt - weg von einer stark patrilinearen Familienordnung hin zur europäischen gattenzentrierten Familie mit später Heirat und konsensualem Potential.
Es leuchtet ein, daß gerade der letzte Punkt auch heute noch ein kapitaler Trennungsfaktor zu anderen Kulturen darstellt.
Diese Wirkfaktoren in ihrer sich gegenseitigen begünstigenden Verkettung dargelegt zu haben ist das große Verdienst dieses Buches.