Samstag, 13. April 2019

Zentralsprache


Karte: Wikip.



Was Griechen und Römer in der Antike vorgemacht hatten, fiel den Germanen und ihren Herrschern im 8. Jahrhundert schwer: die Verschriftlichung. Die war aber für ein geordnetes Reich und die Herrschaft einer Zentrale unabdingbar. Karl übernahm forciert von der Kirche das Latein, das allerdings in der Hauptsache nur Kleriker schreiben und lesen konnten. So wuchsen weltliche Herrschaft und kirchliche Schriftmacht eng zusammen. Die einheimischen Dialekte taugten nicht für eine Zentralsprache in einem wachsenden Reich, das konnte nur das Latein gewährleisten. Daher heißt diese Epoche auch das “lateinische Mittelalter”. Und das “lateinische Europa” bildete einen Kulturraum für sich, dessen Grenzen auch heute noch klar sichtbar sind: der orthodoxe Osten von Moskau bis Belgrad bilden ein anderes Europa, das eigenen Gesetzen folgt und eigene autoritäre Gewohnheiten ausgebildet hat mit schlechteren Bedingungen für Individuum und Freiheit. Zwar interessierte sich weder Karl noch der Klerus für irgendwelche Freiheitspotentiale, doch besaß die Renaissance größere Chancen im Westen als im orientalisch sklerotisierten Byzanz. 1054 erfolgte die entgültige Trennung von westlichem und östlichem Christentum.