Drei Stadien der russischen Eroberungen seit 1500-1700, die Krim und Ostpreußen kommen später, nach der Devise Alexanders des Groben: Wir erobern uns noch ein paar Länder (gekennzeichnet durch drei Grünvarianten; Quelle: Wikipedia)
Sie lassen die Ebola-Toten einfach auf der Straße liegen,
klagte eine medizinische Hilfsorganisation. Das ist eben die Naturauffassung in
solchen Gesellschaften, es hänge, so die magische Vorstellung, alles
miteinander zusammen, die Bäume, der Wind, die Dämonen und die Hexen, die hinter
manchem Unheil stecken. Es gibt keine distinkte und differenzierte Betrachtung
von Phänomenen, nur ein pan-optisches Narrativ. Es gibt keinen zersetzenden
Geist, keine Anatomie, die alles zerschneidet. Glückliche Gesellschaft des
Heilen, Ganzen – unglückliche Gesellschaft, die nicht differenzieren und
wissenschaftlich denken kann.
Jede Gesellschaft bildet über lange Zeit hinweg
Denkungsweisen und Institutionen aus, die ihre Weltsicht repräsentierent und
ihre Weltsicht formen und immer die Sozialisation der neuen, heranwachsenden
Gesellschaftsmitglieder bestimmt. Hier bildet sich Heimat im weiteren Sinn.
Bei den ganzheitlichen, nachhaltigen Vergesellungen handelt
es sich meistenteils um kleine Gemeinschaften von Familienverbänden und
Stämmen. Größere Gebilde werden von Kriegsherren gebildet, denen Vasallen
dienen, die wiederum kleine Gemeinschaften beherrschen. Der Weg zur Nation
dauert sehr lange und gelingt nur unter günstigen Voraussetzungen, zu denen
eine gemeinsame Sprache und eine Dominanzkultur gehören. Nur militärisch
beherrschte Räume zerfallen schnell wieder. Das zeigen die flüchtigen
mongolischen Eroberungen im Unterschied zum langlebigen Römischen Reich.
Beim russischen Kolonialreich gibt es zwar die militärisch
gestützte Dominanzkultur, doch fehlt die gemeinsame Sprache und die asiatischen
Subkulturen weisen sehr große Unterschiede zur Moskauer orthodoxen Kultur auf.
Die Neubelebung des russischen Nationalismus schärft diese Unterschiede und
fördert die Abspaltung vor allem der mohammedanischen Kolonien.
Der nationalistische russische Komponist Borodin (1833-87)
huldigte den zaristischen Eroberungen musikalisch in der „Steppenskizze aus
Mittelasien für Orchester“ und schrieb dazu:
„In der einförmigen Steppe Mittel-Asiens
erklingen die bisher fremden Töne eines friedlichen russischen Liedes. Aus der
Ferne vernimmt man das Getrappel von Pferden und Kamelen und den eigentümlichen
Klang einer morgenländischen Weise. Eine einheimische Karawane nähert sich.
Unter dem Schutz der russischen Waffen zieht sie sicher und sorglos ihren
weiten Weg durch die unermessliche Wüste. Weiter und weiter entfernt sie sich.
Das Lied der Russen und die Weise der Asiaten verbinden sich zu einer
gemeinsamen Harmonie, deren Widerhall sich nach und nach in den Lüften der
Steppe verliert.“ (Wikipedia)
Ob die Kaukasus-Stämme für neue Töne dieser Art empfänglich
sein werden?