Dienstag, 24. Februar 2009

KAMBODSCHA, Geld regiert die Welt, das WZB singt



Lichtenberg

Protest: Pakistanische Muslime protestieren in Karachi gegen den Valentinstag

- Lichtenberg : 24. Februar 1799 Todestag (geb. 1742) : Er war nicht nur ein gescheiter Physiker, sondern auch, was noch seltener ist, ein gescheiter Philosoph. Ein Doppelkopf. "Allzeit: wie kann dieses besser gemacht werden. "

- " Integration in Berlin: Im Schatten der Al-Nur-Moschee
Schwiegertöchter und Schwiegersöhne holt man immer noch aus der Türkei. Wer ausschert, wird schikaniert. Nur die Islamisten feiern immer größere Erfolge: Integration in Berlin-Neukölln. ... " Güner Y. Balci, FAZ 24.2.

- KAMBODSCHA hat es nicht eilig: "Sie töteten Menschen wie die Hühner. (Um Munition zu sparen, WD)
Dem grausamen Regime der Roten Khmer wird endlich der Prozess gemacht. In Kambodscha aber bezweifeln viele, ob das Land das Tribunal braucht. Von Jochen Buchsteiner.
Phnom Penh. Zwei Bäume überragen die ausgehobenen Massengräber im "Genozid-Zentrum Choeung Ek". Der wuchtigere diente den Roten Khmer als Mordstätte für Kinder; sie wurden am Stamm zerschmettert. Der ausladendere heißt heute "Musikbaum"; Lautsprecher hingen im Geäst und sollten die Angst- und Schmerzensschreie der Opfer übertönen. Im Schatten der beiden Bäume ist eine Vitrine aufgebaut, in der Gebeine ausgestellt sind. Auch auf der Vitrine liegen Knochen; sie wurden erst vor kurzem geborgen.
Dreißig Jahre sind keine lange Zeit, und doch scheint die Anziehungskraft des Gedenkortes schon zu verblassen. Nur einige wenige Besucher schleichen durch das bekannteste "Killing Field" Kambodschas, eine halbe Autostunde südlich von Phnom Penh. Sie bestaunen die fast 9000 Schädel, die in einem Glasturm gestapelt sind. Auf Tafeln lesen sie, dass in den Jahren 1975 bis 1979 vermutlich zwei Millionen Menschen dem kommunistischen Regime Pol Pots zum Opfer fielen - allein 17 000 auf dem kleinen Feld von Choeung Ek. Die Informationen sind zweisprachig, Englisch und Khmer. Aber die Sprache Kambodschas versteht hier keiner, denn die Besucher sind Ausländer. ...
Die meisten Lastwagen, die Delinquenten vor dem Todesfeld von Choeung Ek abgeladen haben, wurden im Süden Phnom Penhs losgeschickt - aus dem berüchtigten Foltergefängnis "S-21", das Duch als Direktor leitete. Gleich nach ihrer Machtübernahme hatten die Roten Khmer das ehemalige Schulgebäude von Tuol Sleng zum Verhörzentrum umfunktioniert und dem gelernten Mathematiklehrer die Verantwortung übertragen. "Wer verhaftet wurde, musste sterben - das war die Linie der Partei", sagte Duch einmal in einem Interview.
Die Staatsanwalt sieht ihn aber nicht nur in der Rolle des Befehlsempfängers. "Duch entschied, wie lange ein Häftling lebte, er ordnete die Hinrichtung an", heißt es in der Klageschrift. Mindestens 12 380 Menschen seien von ihm in den Tod geschickt worden. Vorher wurden die Insassen unter seiner Regie gefoltert, sofern sie nicht vorher bei medizinischen Versuchen ums Leben kamen. Die grausamen Werkzeuge der oft minderjährigen Folterknechte sind heute Teil des "Tuol Sleng Museums", das im ehemaligen "S-21-Gefängnis" untergebracht ist.
Duchs Verbrechen sind für kambodschanische Verhältnisse gut dokumentiert und werden von ihm nicht bestritten. Seit mehr als neun Jahren sitzt er in Haft und findet angeblich seit seinem Übertritt zu einer evangelischen Sekte Trost in der Bibel. Duch werde bei den Kambodschanern um Vergebung bitten, kündigte sein französischer Anwalt am Rande des Tribunals an. An einer Verurteilung seines Mandanten zweifelt auch er nicht. ..." FAZ 22.2.2009   // Vgl. Pin Yathay, 'Du mußt überleben, mein Sohn!' Piper 1987

- "Geld regiert die Welt?" fragt die Th.-Morus-Ak. rethorisch und will die rethorischen Antworten von Theologen geben lassen. Das sind Leute, die dem Mammon nicht nachjagen müssen, sie leben von der (Kirchen-) Steuer. Natürlich müßte es heißen: Güter regieren den Stoffwechsel, denn selbst Theologen kaufen mit dem Generalgut Geld ihre Brötchen. Wenn sie nicht gerade zwischen 1975 und 1979 in Kambodscha leben mußten, wo Pol Pot das Geld abschaffte und nicht nur den Theologen der Kopf mit der Machete gespalten wurde.

- Der STAAT : Wie stark die Zeiten sich geändert haben, zeigt der Vergleich mit der Antrittsrede Ronald Reagans, der 1981 erklärte: «Der Staat ist nicht die Lösung für unser Problem; der Staat ist das Problem.» Noch 1996 verkündete Bill Clinton, Obamas Parteifreund: «Die Ära von Big Government ist vorbei.» Doch spätestens mit der Quasi-Verstaatlichung ganzer Wirtschaftsbereiche seit dem Herbst ist Big Government mit aller Macht zurück. Die Schläfrigkeit der Aufsichtsbehörden, von denen es ja bereits nicht zu wenige gibt, die staatlich verordnete Niedrigzinspolitik und der Leichtsinn einer neuen, formelgläubigen Generation von Bankkaufleuten, die im Prinzip nur gute Zeiten kennengelernt hat - all das läßt jetzt die staatlichen Mitverursacher als große Retter erscheinen.

- " Vierzig Jahre WZB . Die Sozialforschung feiert sich.
Wissenschaftliche Feierstunden fallen irrtümlicherweise in die Berichtspflicht von Wissenschaftsredakteuren. Der Sache nach wäre die Opern-, genauer: die Operettenkritik zuständig. Denn bei Feiern wie der gerade abgefeierten zum vierzigjährigen Bestehen des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung (WZB) werden keine Argumente vorgetragen, sondern Arien gesungen. Zum Beispiel gleich mehrfach nach stürmisch nicht gefordertem Dacapo von WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger die Arie "Oselbstlobomio" der Soziologiediseuse aus Verdis "La Triviala". So vollständig dürften die Register höherer Angeberei (siehe F.A.Z. Geisteswissenschaften von heute) selten gezogen worden sein. Die Sozialwissenschaft wird ständig besser, internationaler, vernetzter, einflußreicher. Ein dazu passendes Medley aus Walter Brommes "Donnerwetter, ganz famos" trugen ausgewählte Jungforscher vor, bei denen Forschung von forsch kam, Hauptbegleitinstrument: der Sprücheklopfer. Man stellte sie und sie sich selber auch in einem neckischen Rollenspiel als künftige Staatselite vor, die Bescheid weiß, über die richtigen Steuersätze, die angemessene Zahl an Bundesländern, die optimale Schulform und so weiter. Eindrucksvoll dabei der Basso continuo des Chors der abhängigen Bildungsstatistiker "Wen woll'n wir beraten? Sozialdemokraten!" Dazwischen gab es humoristische Einlagen wie die einer Nachwuchsgruppeninsassin, die sich vorstellen konnte, in zwanzig Jahren seien die neuronalen Grundlagen der Arbeitsmotivation geklärt, wonach gezielte Stimuli für Schulversager beim Übergang zum Arbeitsmarkt in Reichweite rücken. Das WZB sollte dieses Projekt unbedingt in seinem "Brave New World"-Fellowship verankern. Zuguterletzt forderte Ralf Lord Dahrendorf dann noch einen "Kapitalismus der Verantwortung", und dass die Sozialforscher öffentliche Intellektuelle werden müßten. Singe, wem Gesang gegeben. " 18.2. FAZ