mo 10° heiter, mi 19° s, Frühling ; erste Zecke. 12.825 6.786 1,5868 WTI 117
- "Kühler Blick auf die Erderwärmung.
Dass Nigel Lawson ein unabhängiger Geist ist, hat schon Margaret Thatcher zu spüren bekommen, als sie und ihr damaliger Schatzkanzler in den späten achtziger Jahren aneinandergerieten. Der Untertitel von Lawsons Buch über seine sechs Jahre dauernde Amtszeit als Finanzminister lautete "Erinnerungen eines radikalen Tory". Sie belegen den scharfen Verstand des ehemaligen Journalisten, der ihm häufig als Hochmut ausgelegt wird - jetzt wieder in Zusammenhang mit seinem neuestem Buch "An Appeal to Reason" ("Ein Appell an die Vernunft").
Es ist eine schneidige Polemik gegen die "modische Verrücktheit", dass wir dem Tod geweiht sind, wenn wir nicht alle Kräfte aufbieten, um den Klimawandel einzudämmen. Lawson vergleicht den "Ökofundamentalismus" mit Dan Browns Bestseller "Sakrileg", der "ein Körnchen Wahrheit enthält und einen Haufen Unsinn". Wie der volle Titel des schmalen Bands verkündet, wirft Lawson "einen kühlen Blick" auf die Debatte über die Erderwärmung und stellt sowohl die alarmistischen Prognosen als auch die kostspieligen umweltpolitischen Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffemissionen in Frage, welche die vorherrschende Orthodoxie anordnet. Er zerpflückt die "falschen Statistiken" des UN-Klimarats und des britischen Ökonomen Nicholas Stern, um darauf zu verweisen, dass die naturwissenschaftlichen Grundlagen, auf denen die Panikmache basiere, nicht erwiesen seien. Lawson zählt zu den als "Klimawandel-Leugner" Verschrienen, die bezweifeln, dass die, wie er sagt, bescheidene Erderwärmung im späten zwanzigsten Jahrhundert tatsächlich vom Menschen verursacht wurde, statt die Folge natürlicher Prozesse zu sein.
Die einzige ehrliche Antwort lautet, so Lawson, dass wir es nicht wissen. Die Erfahrung als Finanzminister hat Lawson gelehrt, wie heikel langfristige Voraussagen sind. Eine Radikalkur wie jene, der er sich selbst unterzogen hat, als er dreißig Kilo verlor, hält der nunmehr schlanke Sechsundsiebzigjährige beim gegenwärtigen Wissensstand in der Umweltdebatte für töricht. Die sinnliche Küche seiner Tochter Nigella muss er sich wohl verkneifen, aber die Kolumnen seines Sohnes Dominic, der sich im "Independent" ähnlich skeptisch äußert über die "neue Religion der Erderwärmung", dürften ihm Geistesnahrung geben. Nigel Lawson ist vielfach getadelt worden, weil er sich als Nichtwissenschaftler in die Umweltdebatte einmischt. Seinen Kritikern entgegnet er, dass er bereit sei, den Mund zu halten, wenn dies unqualifizierte Politiker wie Blair und Brown ebenfalls täten. " GINA THOMAS FAZ 21.4.
- "- " Tagebuch: Die Umbonzung des Joschka Fischer
Von FOCUS-Chefredakteur Helmut Markwort. In einer Woche wird Joschka Fischer 60. Dann kann er in seiner Villa im noblen Berliner Grunewald, einem Symbol seines ehemaligen bürgerlichen Feindbildes, darüber sinnieren, wie hoch er bei seinem Marsch durch die Institutionen gestiegen ist.
Der frühere Straßenkämpfer genießt nicht nur die großzügige Altersversorgung deutscher Politiker, er bessert sein Einkommen auch mit Tagesgeschäften auf. Vor Kurzem hatte er von einem Züricher Bankhaus für einen Vortrag 24000 Euro kassiert. Schon am Vortag war er auf Firmenkosten angereist und hatte sich in einem 5-Sterne-Hotel einquartieren lassen. Zusätzlich arrangierte die Bank ein Abendessen mit hochkarätigen Gästen.
Diese real gelebte Karriere ist eindrucksvoller als jeder noch so fantasievolle Entwicklungsroman. Früher war Fischer Taxifahrer, heute wird er selber chauffiert. Früher störte er, wo er konnte. Heute bittet er sich Ruhe aus. Früher stahl er Bücher, heute schreibt er welche. Früher attackierte er die USA, heute erklärt er sie. Früher mussten sich Würdenträger vor ihm schützen, heute wird er selber bewacht. Für diese Art Revolution hat Milovan Djilas das treffende Wort „Umbonzung“ erfunden. Die Revolutionäre, die gegen Bonzen protestierten, wurden gern selber welche." FOCUS Nr. 15 (2008) // Frechheit siegt.
- "- "Die Renaissance des Nordsee-Öls. Von Christian Schubert . Hier wird investiert: Die Ölplattform Alwyn wird wieder aufgerüstet.
21. April 2008 Die Ölplattform Alywn in der Nordsee hat in den vergangenen Jahren viel Rost angesetzt. Am sogenannten "Kopf des Bohrlochs", dort, wo das Gemisch von Rohöl, Gas, Wasser, Kondensaten und Kohlendioxid in den Pipelines aus dem Meer aufsteigt und in ein Gewirr von Rohren, Tanks und Pumpen eintritt, macht die bröckelnde Farbe der Korrosion Platz. "Ich gebe zu, dass es nicht sehr neu aussieht", sagt Bill Cardno, Leiter der Ölplattform des französischen Konzerns Total. "Doch die Technik hier ist voll funktionsfähig und sicher. Das bestätigen uns die Prüfer, die unsere Anlagen alle sechs Wochen unter die Lupe nehmen", berichtet der schottische Manager.
Alle Welt redet von neuen Ölfeldern, die für den steigenden Energiebedarf gebraucht werden. Dabei sind viele alte Lager noch gar nicht ausgebeutet. Nun erlauben es der technische Fortschritt und der steigende Ölpreis, aus den vermeintlich ausgelaugten Fördergebieten mehr herauszuholen. "Als wir hier 1987 mit der Ölförderung anfingen, dachten wir, dass das Feld 15 bis 20 Jahre hält. Heute können wir mit weiteren 20 Jahren rechnen", freut sich Cardno. Die Plattform Alwyn erlebt daher ihren zweiten Frühling. Gerüste werden gebaut, Wände gestrichen und neue Wohneinrichtungen für die Arbeiter angefügt. Vor allem aber: Neue Rohre werden verlegt, denn von immer weiter entfernten Bohrstellen pumpen die Arbeiter Öl und Gas kilometerweit an, um es auf Alwyn zu trennen, zu behandeln und an Land weiterzuleiten. Neue Messmethoden sowie verfeinerte Bohrtechniken in alle Richtungen und Tiefen von bis zu sieben Kilometern verlängern der Nordsee das Leben als Ölreservoir. Bisher konnten bei typischen Ölfeldern häufig nur 20 bis 30 Prozent der Vorkommen gefördert werden. "Heute sind beispielsweise bei einem Feld wie Ecofisk in der norwegischen Nordsee mehr als 50 Prozent möglich", sagt Yves-Louis Darricarrère, der Chef der wichtigsten Total-Konzernsparte Exploration und Produktion.
Ein neues Ölfeld namens Jura
Total wird im Mai oder Juni - nur rund eineinhalb Jahre nach der Entdeckung - im nördlichen Teil der Nordsee ein neues Ölfeld namens Jura anpumpen, das die Reserven von Alwyn um 50 Prozent erhöht. Zudem nehmen die Franzosen zusammen mit anderen Unternehmen erstmals vielversprechende Bohrungen westlich der Shetland-Inseln vor. Auch die Konkurrenz ist daher zuversichtlich. "Einige unserer Anlagen sind 32 Jahre alt, doch wir sind immer noch sehr aktiv in der Nordsee. Wir befinden uns in einem lebhaften mittleren Alter", sagt eine Sprecherin von Shell. ..." FAZ 21.4.