Samstag, 25. April 2015

Anderswo verhält sich die Intelligenz anders











„Todorow hat herausgefunden, daß wir bei der Beurteilung der Kompetenz die beiden Dimensionen der Stärke und der Vertrauenswürdigkeit miteinander kombinieren. Gesichter, die Kompetenz ausstrahlen, verbinden ein starkes Kinn mit einem kleinen Lächeln. Es gibt keine Belege dafür, daß diese Gesichtsmerkmale tatsächlich vorhersagen, wie gut Politiker in ihrem Amt sein werden. … Wie erwartet, ist der Effekt der ‚vom Gesicht abgelesenen Kompetenz‘ auf das Abstimmungsverhalten bei schlecht informierten Wählern mit hohem Fernsehkonsum dreimal so stark wie bei besser informierten Personen, die weniger fernsehen.“ (Daniel Kahneman, Denken, S. 119f.) 

Natürlich gelten solche Fehlurteile auch bei anderen Berufsgruppen, bei Politikern aber sind Fragen der Entartung der Demokratie betroffen. Insofern kann Kahnemans Buch auch als Bibel für den Stimmbürger gelten. 

Kahneman bietet eine Fülle von Beispielen und Befunden für alle Bereiche des Lebens und der Gesellschaft - ein bißchen bleibt er schuldig. 
Warum nimmt er stets linke Positionen ein? Da kommt ein den Ladenverkauf behindernder Gewerkschaftsfunktionär gut weg, das Linksblatt „New York Times“ wird stets positiv erwähnt etc. 
Ist es nicht merkwürdig, daß ein so intelligenter Mann stets die Linksschablone anlegt? Zwischen links und rechts gibt es schließlich noch hundert vernünftige Positionen. 
Mehrere Antworten sind möglich: Die Intelligenz steht eben links. Die jüdische Intelligenz steht besonders links. Die säkularen Zionisten stehen links. 
Alle Antworten treffen der Tendenz nach zu. Und eine weitere wohl auch: Intelligenz verführt zu einem Machbarkeitsbewußtsein, das politisch steuern will. Und dieses Bedürfnis nach politischer Einflußnahme beruht auf der jüdisch-christlichen Vorstellung der Utopie. Der Messias werde kommen und die Welt in Ordnung bringen, bzw. der Gottessohn biete die Erlösung, oder, säkular gewendet, die Intelligenz bringe die Welt in Ordnung. 
Die Anmaßung, mit der Intelligenz ließe sich das Heil der Welt verwirklichen, hat im 20. Jahrhundert zu Lenin, Stalin, Hitler, Mao und Pol Pot und ihren Millionen von Opfern geführt. 

Vorsicht also, wenn Intelligenzler politisch werden. Sie sollten besser die Geschichte der letzten 3000 Jahre studieren.