Menno Simons (1496-1561) wurde auf Umwegen Namensgeber der Mennoniten. Er fand durch eigenmächtiges Lesen heraus, daß die Säuglingstaufe “unbiblisch” sei.
(Bild: Christoffel van Sichem / Wiki.)
Das Luthertum ist heute zu einer Art rotgrüner Sekte herabgesunken. Menno Simons wurde damals zunächst durch Luther, Erasmus und Bucer beeinflußt. Kaum hatten sich die Lutheraner durchgesetzt, verfolgten sie schon früh wie die Katholiken andere reformatorische Bewegungen, etwa die Mennoniten, die sich Ende des 18. Jahrhunderts in der Ukraine, dann in Nord-Amerika (Amische) in Sicherheit brachten.
Der religiösen Phantastik sind keine Grenzen gesetzt, aber bestimmte Vorstellungen verdienen Beachtung. Bei den Mennoniten, die erst “Täufer” und “Wiedertäufer” hießen und sich dann in der Verfolgung neu benannten, ist es die Erwachsenentaufe, daher der Name. Der Mensch solle sich erst im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu Christus bekennen, sich also erst als Erwachsener taufen lassen. Der individuelle Mensch wird damit gewürdigt.
Ich finde das sehr beachtlich gegenüber der Praxis andere Sekten, die Kinder zu indoktrinieren und ungefragt zu zwingen.
Die
Moses-Juden malträtieren zudem noch ihre wehrlosen Säuglinge auf ekelhafte Weise im Wahn einer steinzeitlichen Doktrin. Mit seiner von Luther selbst gestifteten Obrigkeitshörigkeit war das Luthertum zwar geistig produktiv, aber weniger wirtschaftlich. Bei den reformierten, calvinistisch beeinflußten Mennoniten war und ist das anders, wie das Beispiel des mehrheitlich katholischen Paraguay zeigt, in das erst seit 1927 Mennoniten einwandern durften:
“ … ohne die Infrastruktur, die die Mennoniten im Chaco aufgebaut haben, hätte ich unter keinen Umständen im Chaco investiert. Alle benötigen Dienstleistungen werden hier angeboten, ein Strassennetz von 5000 km wird innerhalb und angrenzend an die Mennonitenkolonien unterhalten. Weiterhin gibt es Schulen, Krankenhäuser, Supermärkte, Ärzte, Notare etc. und natürlich sehr gute Vermarktungstrukturen für Fleisch und Milch und andere landwirtschaftliche Produkte.
Bis 1960 mag etwa 90% der Infrastruktur und 95% der Produktion im Chaco auf die Mennoniten (mit damals etwa 75% Bevölkerungsanteil im Chaco) zurückgegangen sein. Heute beträgt der Bevölkerungsanteil der Mennoniten im Chaco nur noch 1/7 der Chacobevölkerung, der Wertschöpfungsanteil und die von Mennoniten bereitgestellte Infrastruktur dürfte im Chaco aber immer noch bei rund 70% liegen. Das Durchschnittseinkommen im Chaco beträgt ein Mehrfaches vom nationalen Durchschnitt. Filadelfia ist die teuerste Stadt in Py (ca. 10.000 Einwohner).
Nun wohnen aber nur 2% der Paraguayischen Bevölkerung im Chaco (mit 60% des nationalen Territoriums, Westteil Paraguays). Auf nationaler Ebene ist die Bedeutung der Mennoniten eindeutig geringer, aber stetig wachsend. FECOPROD (Zusammenschluss der Kooperativen auf nationaler Ebene, in dem mennonitische Kooperativen vielleicht ein Gewicht von 30 bis 40% haben dürften, - da sind ja auch Japaner, Ukrainer und zahlreiche andere Migrationsherkünfte, natürlich auch reine Paraguayer drin). Der Präsident von FECOPROD ist ein mir gut bekannter Mennonit. FECOPROD repräsentiert 40% der landesweiten Agrarproduktion (bestimmt >80% der Milchproduktion und >60% des Fleischexports, was mindestens 1% des Fleisch-Weltmarkts bedeutet) und ist damit eindeutig die wichigste Wirtschaftsmacht in Paraguay. FECOPROD ist dabei, eine eigene Tankstellenkette, eine eigene Bank und sogar einen eigenen Hafen zu errichten, natürlich mit dem Ziel, die Zig-Millionen-Dollar-Verdienste in diesen Sektoren nicht externen Firmen zu überlassen. Darüber hinaus sind grosse Betriebe (Import-Export, Handel mit Haushaltswaren, Autos, Baugewerbe, Viehzucht- und Soja-Betriebe) in Privatbesitz einzelner reicher Mennoniten. Aber in diesen Sektoren werden sie oft von echten Paraguayern, Brasilianern und anderen reichen Einwanderern übertroffen.
Auch in der Politik spielen Mennoniten eine zunehmende Rolle: Der vorletzte Präsident hatte einen mennonitischen Finanzminister mit mennonitischem Staatssekretär, die in Py recht professionall das Mehrwertsteuersystem eingeführt haben. Ausserdem hatte dieser Präsident einen Mennoniten als persönlichen Berater im Präsidentenamt (etwa wie Minister im Kanzleramt). Der letzte Prásident, ein ehemaliger katholischer Befreiungstheologe und Bischof mit mehreren Kindern, der (mit Geld und Beratern von Chavez) Unruhen und Landbesetzungen organisierte und finanzierte, wollte von Mennoniten nichts wissen. Seine Ablösung war überfällig und geschah dann auch, Gott sei Dank, mit über 90% der Stimmen im Parlament und Senat nach einer tödlichen Schiesserei zwischen Landbesetzern und Polizei. Der aktuelle Prásident, ein liberaler Arzt, sieht im Chaco das Entwicklungspotential des Landes und hat in kürzester Zeit schon mehrere einschlägige Projekte angestossen. Im Departament Boquerón stellten Mennoniten immer den Gouverneursposten und den Abgeordneten und Senator aus unterschiedlichen Parteien. Die Indianer wählen viel lieber einen Mennoniten als einen Vertreter des Konkurrenzstammes.
Die Chacomennoniten sind in 3 Einwanderungswellen in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts aus Kanada und der Sowjetunion eingewandert. Sie waren recht konservativ. In den letzten Jahrzehnten hat da aber ein starker und sicherlich ursprünglich wirtschaftlich motivierter Öffnungsprozess stattgefunden. Heute stellen sie in den Städten, die sie gegründet haben, nur noch eine Minderheit. Die Kooperativsverwaltungen haben immer mehr Bereiche an erst neu zu gründende staatliche Stellen abgegeben (z.T. abtreten müssen, aber oftmals auch abtreten wollen): Justiz, Munizipalitätsverwaltung, teilweise Schulen, Wege- und Strassenbau und -unterhalt etc. Die staatlichen Unterstützungen für Indianerprogramme (von Lehrern bis Nahrungsmittelhilfen) werden gerne angenommen Die Chaco-Mennoniten unterhalten ein umfassendes Hilfsprogramm für die angrenzenden Indianer in den Bereichen Schule, Gesundheit und landwirtschaftliche Beratung. Das Budget übersteigt bei weitem dasjenige der recht modern eingerichteten eigenen land- und viehwirtschaftlichen Beratungszentren.
Echt konservative Mennoniten (mit vielen Lebenseinschränkungen) gibt es noch in Ostparaguay und in Bolivien."
Dr. sc.agr. Albrecht Glatzle
Herzlichen Dank in den Chaco!