Mittwoch, 22. August 2012

"Were you Doers, or Talkers only?”





“It will not be said: did you believe? - but: were you Doers, or Talkers only?” John Bunyan, Eines Christen Reise nach der seeligen Ewigkeit

Bunyan (1628-1688) lernte erst einmal bei seinem Vater das Kesselflicken, bevor er predigte und schrieb. 





“Das sittlich wirklich Verwerfliche ist nämlich das Ausruhen auf dem Besitz, der Genuß des Reichtums mit seiner Konsequenz [S. 167] von Müßigkeit und Fleischeslust, vor allem von Ablenkung von dem Streben nach »heiligem« Leben. Und nur weil der Besitz die Gefahr dieses Ausruhens mit sich bringt, ist er bedenklich. Denn die »ewige Ruhe der Heiligen« liegt im Jenseits, auf Erden aber muß auch der Mensch, um seines Gnadenstands sicher zu werden, »wirken die Werke dessen, der ihn gesandt hat, solange es Tag ist«. Nicht Muße und Genuß, sondern nur Handeln dient nach dem unzweideutig geoffenbarten Willen Gottes zur Mehrung seines Ruhms. Zeitvergeudung ist also die erste und prinzipiell schwerste aller Sünden. Die Zeitspanne des Lebens ist unendlich kurz und kostbar, um die eigene Berufung »festzumachen«. Zeitverlust durch Geselligkeit, »faules Gerede«, Luxus, selbst durch mehr als der Gesundheit nötigen Schlaf – 6 bis höchstens 8 Stunden – ist sittlich absolut verwerflich. Es heißt noch nicht wie bei Franklin: [S. 168] »Zeit ist Geld«, aber der Satz gilt gewissermaßen im spirituellen Sinn: sie ist unendlich wertvoll, weil jede verlorene Stunde der Arbeit im Dienst des Ruhmes Gottes entzogen ist. Wertlos und eventuell direkt verwerflich ist daher auch untätige Kontemplation, mindestens wenn sie auf Kosten der Berufsarbeit erfolgt. Denn sie ist Gott minder wohlgefällig als das aktive Tun seines Willens im Beruf. Ueberdies ist für sie der Sonntag da, und es sind nach Baxter immer diejenigen, die in ihrem Berufe müßig sind, welche auch für Gott keine Zeit haben, wenn die Stunde dafür da ist.
[169] Demgemäß zieht sich eine immer wiederholte, zuweilen fast leidenschaftliche Predigt harter, stetiger, körperlicher oder geistiger Arbeit durch Baxters Hauptwerk.“
Weber, Max, Schriften zur Religionssoziologie, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, II. Die Berufsethik des asketischen Protestantismus, 1. Die religiösen Grundlagen der innerweltlichen Askese, 2. Askese und kapitalistischer Geist
(Text bei www.zeno.org/) (Seitenzahlen: UTB-Ausgabe)

Das ist nicht der Geist des Katholizismus oder gar der intellektuell depravierten orthodoxen Kirche. Mit dieser Mentalität überholte Nordamerika in 200 Jahren rasant das katholische Südamerika mit weiter zunehmendem Abstand.

Dazu paßt auch das neue Buch von John B. Taylor: FIRST PRINCIPLES. FIVE KEYS TO RESTORING AMERICA’S PROSPERITY. Norton 2012.
Taylor lehrt in Stanford und schuf die Taylor-Regel für die Geldmenge, die er bei FED-Chef Bernanke verletzt sieht. Im ersten Kapitel nennt Taylor fünf Prinzipien, die schon bei Adam Smith galten und die USA wohlhabend machten:
  1. Berechenbare politische Rahmenbedingungen
  2. Herrschaft des Gesetzes
  3. Gute Anreize
  4. Marktwirtschaft
  5. Klare Grenzen für die Staatstätigkeit

Länder mit mit katholischer Tradition tun sich damit schwer, Länder der Orthodoxie noch schwerer. In anderen Kulturkreisen werden diese Prinzipien kaum verstanden. Entsprechend sieht ihr Armutsniveau aus.