Freitag, 5. April 2013

Zwei Ungeheuer



Wurde 91 Jahre alt, von 1588 bis 1679: Thomas Hobbes







Am 5. April 1588, schon ein Weilchen her, wurde Thomas Hobbes geboren. Ein Glücksfall, könnte man meinen, denn er ging kurze Zeit bei dem großen Empiriker Francis Bacon in die Lehre, nachdem ihn die Scholastik in Oxford angeödet hatte. Übrigens war er auch ein Pfarrerssohn, ein weiterer, leibhaftiger  Einwand gegen das katholische Zölibat, das, idealistisch verbildet, den Menschen und sein Genom verleugnet. Auch der neue Komiker im Papstamt hält daran fest. Papa Hobbes jedenfalls war so frei, sein Genom fruchtbar werden zu lassen und den Thomas zu zeugen. In seinem LEVIATHAN gibt Hobbes die Antwort auf die tägliche Kriminalität und Gewalt seiner Gegenwart, die er nur durch eine staatliche Zentralgewalt befriedbar sieht. Die Legitimierung des staatlichen Gewaltmonopols durch empirische Anschauung ist bis heute die Wurzel der modernen staatsrechtlichen Anschaung, ob man dies jetzt vertragstheoretisch betrachten will oder nicht. Die sinkende Gewaltkriminalität in Europa bis etwa 1970 ging einher mit der Herausbildung der Staatsmaschine und des Rechtsstaates. Der LEVIATHAN wurde eine politologische Schlüsselschrift. Der seltsame Name entstammt dem “Buch Hiob” und bezeichnet dort eines der beiden mythischen Ungeheuer, das andere heißt BEHEMOTH und gibt den Namen ab für die späte, weniger bekannte Schrift BEHEMOTH oder DAS LANGE PARLAMENT von 1668, in der er sich mit dem schlimmen englischen Bürgerkrieg beschäftigt. Er analysiert dort das Unheil, das entsteht, wenn sich bewaffnete Gruppen gegen die Zentralgewalt auflehnen. Dies ist bis heute eine Geißel der Menschheit, man denke nur an das Staatsversagen in Somalia, Mali und den Bürgerkrieg in Syrien.
Hobbes zieht ein illusionsloses Fazit am Ende seines BEHEMOTH:
Die oberste Gewalt “ bewegte sich von König Karl I. über das LANGE PARLAMENT zum Rumpfparlament, vom Rumpfparlament zu Oliver Cromwell, und dann von Richard Cromwell zum Rumpf zurück, und von da aus zu dem LANGEn PARLAMENT und von da zu König Karl II. , wo sie lange bleiben möge.”

Man mag lange darüber streiten, welchen Sinn die englische Revolution gehabt hat, welchen Sinn Revolutionen überhaupt haben können. Hobbes zeigt sich jedenfalls als Skeptiker, zu viel Verwüstung und Blut lassen ihn die zentrale Ordnung hochschätzen.

In Syrien sieht der langjährige nahöstliche Ausgräber Jan-Waalke Meyer (Uni Frankfurt) eine Aufspaltung Syriens als Resultat der islamistisch-sunnitischen Angriffe gegen die Baath-Diktatur. “Man hätte den jungen Assad besser unterstützen sollen”, meinte er im Gespräch mit hr2-Doppelkopf am 4.4.13.