Dienstag, 27. Juni 2017

Orientierung statt Schuldklamauk


Luthers These 7:
"Überhaupt niemandem vergibt Gott die Schuld, ohne dass er ihn nicht zugleich - in allem erniedrigt - dem Priester, seinem Vertreter, unterwirft."

Schuld? Ich lese immer nur Schuld. Und dann noch dem Pfaffen unterwerfen, erniedrigt werden - was für ein irrer Humbug!

Dagegen Lukrez:

Also es ziemt uns zunächst auf die himmlischen Dinge zu achten
Und mit Fleiß zu erforschen die Bahnen der Sonn' und des Mondes,
Wie sie laufen und welcherlei Kraft sich in allem betätigt
Hier auf Erden. Doch forschenswert vor allem bedünkt mich
Unsere Seele, woher sie stammt, und das Wesen des Geistes,
Und was unsere Seele im Wachen nicht minder zu schrecken
Pflegt wie im Krankheitsfall und wenn wir vom Schlafe betäubt sind,
Daß wir die Toten zu sehen und Stimmen von jenen zu hören
Meinen, deren Gebein schon längst von der Erde bedeckt wird.

Lukrez, Von der Natur der Dinge, S. 32f.

Das lohnt der Mühe: Orientierung nach außen - Astronomie - und vor allem die Orientierung nach innen: Psychologie.









Dieser Häher ist aufgrund seiner Intelligenz beliebtes Objekt für Gedächtnisforschung. /// The Western Scrub-Jay

Ohne episodisches Gedächtnis auch keine Zukunftsplanung


Neurobiologie und Neuropathologie des episodischen Gedächtnisses, Jun.-Prof. Dr. Armin Zlomuzica, Bochum (Junges Kolleg)

Das episodische Gedächtnis bezieht sich auf die Erinnerung persönlicher Ereignisse bezüglich dessen, was sich ereignet hat und unter welchen kontextuellen Bedingungen (räumlich und zeitlich) sich dieses Ereignis zugetragen hat. Beim episodischen Gedächtnis werden folglich Umweltinformationen in Verbindung mit räumlichen und zeitlichen Bezügen abgespeichert. Episodische Gedächtnisdefizite treten bei einer Reihe von neurodegenerativen und psychiatrischen Erkrankungen auf, unter anderem bei der Alzheimer‘schen Demenz. Systematische Beeinträchtigungen in episodischen Gedächtnisleistungen zählen zu den ersten prä-klinischen kognitiven Symptomen bei der Alzheimer‘schen Erkrankung. Bis vor einigen Jahren existierte kein valides Säugetiermodell für episodische Gedächtnisdefizite, d.h. das Kardinalsymptom einer anterograden Amnesie bei Menschen konnte im Säugetiermodell nicht nachgebildet werden. Wir haben ein Gedächtnisparadigma für Nagetiere entwickelt, um Basisleistungen des episodischen Gedächtnisses, d.h. das Wissen darum, „Was“ sich „Wo“ und „Wann“ ereignete, simultan in einem Test zu messen. Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Tiere in der Lage sind, Faktenwissen in einen räumlichen und zeitlichen Bezugsrahmen zu setzen. In dieser Hinsicht ist unser Paradigma ein methodischer Fortschritt in Richtung eines validen Säugetiermodells für episodische Gedächtnisinhalte. Die Verwendung unseres Paradigmas führte zu weitreichenden Erkenntnissen über die zugrundeliegenden neuroanatomischen und molekularen Grundlagen episodischer Gedächtnisfunktionen. Darüber hinaus konnte eine Reihe promnestischer Substanzen identifiziert werden, die sich zur pharmakologischen Behandlung von amnestischen Syndromen eignen könnten. Unter Verwendung eines reversen translationalen Ansatzes arbeiten wir derzeit an der Entwicklung neuer Paradigmen, mit denen episodische Gedächtnisfunktionen speziesübergreifend untersucht werden können."

Der Hintergrund dieser Forschungen ist die Tatsache, daß die Millionen für die Hirnforschung und speziell für Alzheimer nicht zu einem Prädiktor für Alzheimer vor dessen Ausbruch geführt hat. Das Tiermodell hat u.a. Hinweise für die Rolle des Vasopressins für die temporale Erinnerung geliefert.