Mittwoch, 22. Juli 2015

Fußfall






Der israelitische König Jehu (841-14) wirft sich dem assyrischen Großkönig Salmanassar III. zu Füßen (Bild: Wiki.)



"Am Ende des Vergleichs mit den vorderorientalischen Sukzessionsmythen stehen die im Jahr 1966 geradezu revolutionär wirkenden Worte: «As it was, the great civilizations lay in the East, and from the first, Greece's face was turned towards the sun. Greece is part of Asia; Greek literature is a Near Eastern literature.»" (Zum Tod des Gräzisten Martin L. West

Asiatisches Griechenland

Der bedeutende britische Altphilologe Martin L. West ist 77-jährig in Oxford verstorben." NZZ 17.7.15)
Eine interessante Notiz - auch für die Gegenwart. Sparta und Athen, die beiden Antipoden, blickten weniger nach Osten als dann die Makedonen Philipp und dessen Sohn Alexander, dem das knechtische Niederwerfen vor dem Herrscher, wie es in Persien und im Orient allgemein üblich war - die Proskynese, nach Art der Hunde - gut gefiel. Alexander zerstörte die alte Poliswelt, der Niedergang begann. Die Römer als Erben sahen auch noch mit einer gewissen Faszination nach Ägypten, auch sie konnten die Verachtung der Arbeit und der Handwerker nicht überwinden, sie landeten im Kaisertum mit seinen irrationalen Auswüchsen und dem schließlichen Zerfall im Mittelalterloch, in dem viele Fertigkeiten verloren gingen. Von Ost-Rom, das bis zur Eroberung durch den Osten (Osmanen) 1453 den Fußfall vor dem Herrscher pflegte, blieb der Byzantinismus in Erinnerung. Den Fußfall gegenüber dem Chef gibt es noch heute in der Türkei da und dort.
Auch Ludwig 14. pflegte ein üppiges Hofzeremoniell, das ihn als den Absoluten in den Mittelpunkt stellte. Für Handel, Wandel und Handwerk hatte er, wie andere absolute Herrscher der Neuzeit, wenig übrig. Dieser Stumpfsinn lähmte Frankreich - im Unterschied zu England - und versperrte den Calvinisten (Hugenotten) als Trägern des handwerklichen, wissenschaftlichen und kommerziellen Fortschritts den gesellschaftlichen Aufstieg; ihre Schikanierung, Verfolgung und Auswanderung bedeutete einen schlimmen Verlust. Frankreich leidet noch immer an Zentralismus und Staatsaberglauben und wird die massenhafte unqualifizierte, integrationsunwillige und konfliktträchtige Einwanderung nicht ohne weitere Schwächung bewältigen.