Dienstag, 31. Dezember 2019

Skeptiker Fontane

Die Brück′ am Tay

"Wann treffen wir drei wieder zusamm′?"
"Um die siebente Stund′, am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösche die Flamm′."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich von Süden."
"Und ich vom Meer."
"Hei, das gibt ein Ringelreihn,
Und die Brücke muß in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
Um die siebente Stund′?"
"Ei der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand,
Ist das Gebilde von Menschenhand."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut′, ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu,
Sehen und warten, ob nicht ein Licht
Übers Wasser hin "ich komme" spricht,
"Ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
Ich, der Edinburger Zug."

Und der Brückner jetzt: "Ich seh einen Schein
Am anderen Ufer. Das muß er sein.
Nun Mutter, weg mit dem bangen Traum,
Unser Johnnie kommt und will seinen Baum,
Und was noch am Baume von Lichtern ist,
Zünd′ alles an wie zum heiligen Christ,
Der will heuer zweimal mit uns sein, -
Und in elf Minuten ist er herein."

Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
Und Johnnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf,
Und wie′s auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen es unter: das Element."

"Und unser Stolz ist unsre Brück′;
Ich lache, denk ich an früher zurück,
An all den Jammer und all die Not
Mit dem elend alten Schifferboot;
Wie manche liebe Christfestnacht
Hab ich im Fährhaus zugebracht,
Und sah unsrer Fenster lichten Schein,
Und zählte, und konnte nicht drüben sein."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -
Alle Fenster sehen nach Süden aus,
Und die Brücknersleut′ ohne Rast und Ruh
Und in Bangen sehen nach Süden zu;
Denn wütender wurde der Winde Spiel,
Und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel′,
Erglüht es in niederschießender Pracht
Überm Wasser unten ... Und wieder ist Nacht.

"Wann treffen wir drei wieder zusamm′?"
"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand,
Ist das Gebilde von Menschenhand."

(* 30.12.1819, † 20.09.1898)
Heute würde es natürlich heißen, daß hier der Klimawandel mit seinem behaupteten Extremwetter am Werke gewesen sei! Demnächst werden auch noch Gürtelrose und Herzinfarkt damit in Verbindung gebracht werden. Davon wußte Fontane natürlich nichts. Er macht hier eine Anleihe bei Shakespeares MACBETH, der mit einer kurzen Szene beginnt, wo sich drei Hexen verabreden: “Wann kommen wir drei uns wieder entgegen, im Blitz und Donner, oder im Regen?”

Aber der Bezug ist bei Fontane ein anderer, die entfesselte Naturgewalt zeigt am Tay der Technik ihre Grenzen. Die Fortschrittsgläubigkeit ist Fontanes Sache nicht, hier in der Ballade nicht, und auch nicht in den Gesellschaftsromanen. Der Hugenottensproß bleibt gegenüber Neuerungen skeptisch. Wo andere für die neue Zeit agitieren - Börne, Heine, Freiligrath - bleibt er eher konservativ, ohne aber am Hergebrachten zu kleben. Dergestalt ist der ehemalige 1848er ein Liberalkonservativer geworden, der auch zu nationalistischer Begeisterung, anders als Freiligrath, Abstand hielt.














Montag, 30. Dezember 2019

"Sture Öko-Ideologen behaupten einfach Sachen gebe´n sie an die Medien, die sie ungeprüft zur "Wahrheit" machen. So wird voll niederträchtig ein Feindbild aufgebaut, und weils im Fernsehen kommt, wird's von jedem Depp geglaubt." /// sie säen nicht sie ernten nicht

Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 1. Am Rupp...

Fontane 200


Überlass es der Zeit

Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuch's nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlass es der Zeit.

Am ersten Tage wirst du feige dich schelten,
Am zweiten lässt du dein Schweigen schon gelten,

Am dritten hast du's überwunden,
Alles ist wichtig nur auf Stunden,

Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.

Theodor Fontane
(30.12.1819 - 1898)










Sonntag, 29. Dezember 2019

【古琴Guqin】《左手指月》Chinese musical instrument to heal the soul这是你从未听过的气质

Deutsche Sprak schwere Sprak


Sind Nationalsprachen unterschiedlich leistungsfähig? 
Die Fähigkeit zur Sprache ist angeboren. Welche Sprache aber vom Kind spielend gelernt wird, entscheidet die Sprachgemeinschaft. Ein Engländer lernt Englisch, ein Deutscher Deutsch, ein Chinese Mandarin. Alle Sprachen sind etwas ärmlich gegenüber dem hirnlichen Code, dessen Ausgabemedium die National- oder Regionalsprache ist. Deswegen stellt man oft fest, daß ein Wort, ein Begriff oder ein Satz nicht ganz das Gedachte ausdrückt. Zugleich sind die Sprache als System und der Wortschatz mit seiner Sprachgeschichte ein kultureller Schatz, der die ererbte Sprachdisposition bei weitem übertrifft. Der Sprechgebrauch davon fällt demgegenüber wieder sehr klein aus. Bei Goethe ist er beeindruckend groß, bei Merkel winzig klein. Nun kann man eine Geistesgröße nicht sinnvoll mit eine geistlosen Person vergleichen. Das Beispiel soll nur aufzeigen, daß der Sprecher eine große Rolle spielt bei der Anwendung der Nationalsprache. 
Der größte Wortschatz findet sich bei Shakespeare, die einfachste Grammatik im Englischen. Beim Französischen ist es umgekehrt. 
Das Deutsche besitzt ebenfalls einen großen Wortschatz bei anspruchsvoller Grammatik. Letztere stellt den Fremdsprachler vor Probleme, die der Englischlerner nicht überwinden muß. Der Unterschied der deutschen Artikel ist im Englischen eingedampft auf ein einziges THE. Auch die Fälle verwendet der Engländer nur noch in einer Schwundform. Der Zug zum Einfachen in der Grammatik und der Wortverkürzung sind beeindruckend. Was dem Franzosen la Societe Nationale des Chemins de Fer (SNCF) ist, ist dem Engländer British Rail. Beide Sprecher nördlich und südlich des Kanals verwenden aber das kurze TRAIN, dergestalt darauf verweisend, das das Englische eine Mischsprache aus Französisch und Angelsächsisch ist, seit Wilhem der Eroberer England dem Französischen unterwarf. 
Alle Sprachen nehmen Fremdwörter auf, ob KINDERGARDEN im Englischen oder Computer im Deutschen. Das Deutsche besitzt seine Stärke im Zusammenbinden von verschiedenen Wörtern wie EISENBAHN, NATIONALSPRACHE oder WORTBEDEUTUNG. Die einfache Verwendung von Substantiven zu Verben wie HOLIDAY / HOLIDAYING in “The family was holidaying in Spain”, geht dem Deutschen ab. 

Macht nichts. Jeder Muttersprachler richtet sich in seiner Sprache ein mit ihren Stärken und Trade-offs. Wollte schreiben “Schwächen”. TRADE-OFF hat auch noch andere Bedeutungen, “Schwächen” nicht. Die deutschen Substantive sind eindeutiger und greifen direkter. 



















Samstag, 28. Dezember 2019

Evening Star Fripp & ENO.

Die Korfsche Uhr, Gedicht von Christian Morgenstern, Lesung vom Vorleser

Wegzwiesel





“Wenn ich an einer Wegzwiesel stehe, so musz ich doch wissen, ob rechts oder links”, liest sich bei Gustav Freytag. 
Wegzwiesel? Da muß der heutige Leser seine Phantasie spielen lassen oder im GRIMM nachsehen. 

Diese Situation als solche ist aber seit langem bekannt. Schon Herakles - so will die Sage - stand an einer Wegzwiesel: links ging es zu Lust, Spaß und Mühelosigkeit, rechts zu Mühe, Fleiß und Arbeit.
Herakles, Sohn des Zeus und der Alkmene, war bekanntlich kein Weichei und wählte den rechten Weg.
Wie die Grimms, könnte man sagen, mit ihrer philologischen Fleißarbeit an der deutschen Sprache, dem GRIMM’schen Wörterbuch, das erst 1961 vervollständigt wurde. Die Grimms kamen nur bis zum Buchstaben E.












Freitag, 27. Dezember 2019

Und hier von einer anderen Meisterin ganz. /// Clara Haskil - Variations in C Major on ''Ah, vous dirai-je Maman'', K.265

Mozart: 12 Variations in C Major on "Ah, vous dirai-je Maman", K. 265 - ...

Lang Lang - Mozart: 12 Piano Variations: "Ah, vous dirai-je, Maman" (Tra...

Hebamme Sprache


Worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen. War das eine tiefgründige Weisheit, mit der Wittgenstein seinen „Traktatus“ beschloß? 
Wohl eher nicht. Aber jedenfalls ist die Sprache ein Kommunikationsmittel, das die menschliche Kulturentwicklung ermöglicht und vorangetrieben hat, insbesondere auch die einzigartig potente Form der Schriftsprache, die das Gedächtnis der Menschheit ermöglichte. Hieroglyphen und Keilschrift geben erste Hinweise auf die Kulturgeschichte, die mit der Eindeutigkeit und Vereinfachung des altgriechischen Alphabets die Schatzkammer der antiken griechischen Texte von Archimedes bis Zenon füllte. Die Rückbesinnung auf die griechisch-römische Antike in der Renaissance setzte Impulse für die Überwindung des dunklen Mittelalters und seiner geistigen Erstarrung im Christentum. Von da an ging’s bergauf, und die geistige Elite kommunizierte europaweit neue Erkenntnisse in Anatomie, Pharmazie und Zahnheilkunde. Ganz worauf Kant mit seiner Vorstellung von der Selbstaufklärung des Publikums zielte. Kleist widmete der Hebammenfunktion des Sprechens seinen kleinen Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden”. Das Sprechen über einen Gegenstand aktiviert die angesprochenen Hirnzellen und -Bahnen, so daß sich das Gedächtnis öffnet und zweckdienliche Worte, Wörter und Begriffe freigibt. In diesem Sinne verfehlt Wittgenstein im Vorwort seiner Logisch-philosophischen Abhandlung (Traktatus) völlig die Möglichkeiten des Sprechens, wenn er schreibt: 
„Man könnte den ganzen Sinn des Buches etwa in die Worte fassen: Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen.“
Etwas klar zu sagen, gelingt meist nicht, aber hirnliche Vorformen von Wörtern und Begriffen im denkenden Gehirn nähern sich im Verlauf der Ausdrucksform der Sprache. Und können dann sinnvolle Sätze bilden wie: Die Grenzen meiner Sprache bedeuten nicht die Grenzen meiner Welt. 
















Donnerstag, 26. Dezember 2019

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Hört man selten. 5 Blechbläser klingen immer sehr weihevoll. /// 4 Edvard Grieg "Suite for Brass"

„Darmstädter Armleuchter“?

Thomas Mann, Rabindranath Tagore, Leo Baeck, C.G. Jung, Max Scheler und Ernst Troeltsch gehörten zu den Freunden und Förderern der Keyserling’schen „Schule der Weisheit“ in Darmstadt, ernstzunehmende Persönlichkeiten also aus sehr verschiedenen Richtungen. Es fehlen Vertreter aus der katholischen Sphäre und - natürlich, möchte man sagen - Marxisten und Sozialisten. Der stets nervige und pubertäre Tucholsky tat sich besonders hervor, indem er Keyserling den „Darmstädter Armleuchter“ nannte. Immerhin wollte er ihn nicht vergasen wie die Kinder des Kirchenrats. 
Keyserling ging es um verbindende praktische Philosophie, nicht um Ideologie. Diese Bemühung stand am Anfang der Philosophie, neben der Welterklärung, und ist aller Ehren wert. Die Kathederphilosophie hat sich mitunter sehr weit davon entfernt und ist auf Holzwegen gelandet. Dabei gebührt der Lebenskunst zweifellos der Vorrang, denn Welt und Umwelt sind schwer zu verstehen, doch sehr einfach mißzuverstehen. Vieles läßt sich ignorieren - Urknall und Weltentstehung kann man getrost auf sich beruhen lassen - nicht aber die eigene Lebensführung. Die verlangt Entscheidungen, die mehr als nur intelligent sein müssen. Weise und klug sollten sie sein. Das schwebte auch Keyserling vor. Das verdient Anerkennung. Intelligente Menschen wie Lenin, Stalin, Hitler, Mao, Pol Pot u.a.m. neigen zu fixen Ideen und Ideologien und verdienen Verachtung. 

Und gehört nicht die Kanzlerin Merkel, wenn auch in einem anderen Format, ebenfalls zu den sehr intelligenten Menschen, denen jede Klugheit und Weisheit abgeht?

Fußnote Tucholsky:
„Möge das Gas in die Spielstuben eurer Kinder schleichen. Mögen sie langsam umsinken, die Püppchen. Ich wünsche der Frau des Kirchen­rats und des Chefredakteurs und der Mutter des Bildhauers und der Schwester des Bankiers, daß sie einen bitteren, qualvollen Tod finden, alle zusammen. Weil sie es so wollen, ohne es zu wollen.“
Kurt Tucholsky, Werke Bd. 5, (Dänische Felder, Weltbühne 1927)

Fußnote Keyserling: Philosophenbriefe von und an Peter Wust: C. Baeumker, H. Conrad-Martius, A ...

herausgegeben von Ekkehard Blattmann















Dienstag, 24. Dezember 2019

Louis Sclavis Quartet - Divinazione moderna I & II

Die Wiederkehr



“ Als Gottes Atem leiser ging
Schuf er den Grafen Keyserling,
Den Baltensproß, mehr laut als still,
Der, was uns not tut, weiß und will,
Jedem ohne Fehl
Neu fusioniert Leib und Seel,
Und so vom Darm aus machet weis,
Mehr oder minder je nach Preis,
Das ganz verdummte Jetzt und Hie:
Baronus, Plato und Compagnie!”

So reimte Emil Preetorius auf Hermann Graf Keyserling (1880-1946).
Hatte er eine Woche in Keyserlings “Weisheitsschule” in Darmstadt verbracht? Oder hatte er ihn in Riva am Gardasee getroffen, wo Dr. Hartung seine “Gesundheitsschule” etabliert hatte, die von den Mann-Brüdern, Kafka und auch Keyserling besucht wurde. Diese „Gesundheitsschule“ war ein beliebtes Sanatorium in reizvoller Umgebung ganz im Geist der Reformbewegung, die um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert florierte und nie ganz welkte. Um die Natürlichkeit und Körperlichkeit ging es, weswegen auch die Nudistenbewegung hier wurzelt. Auf dem Monte Verita über Askona tanzten und wandelten die Reformfreunde nackt. Die Jugendbewegung, die es „aus grauer Städte Mauern“ in Wald und Wiese zog, entwickelte einen Naturkult. Später kamen bei den Hippies in Laurel Canyon die Drogen dazu. Die gibt es immer noch, den Naturkult auch, und so geht das weiter und wiederholt sich endlos. Die Umstände ändern sich etwas, die Motive und Meme bleiben.

Foto: Nackt und vegetarisch, die Vegetarierkommune auf dem Monte Verita im Tessin 1901 (Wikip.)











Freitag, 20. Dezember 2019

Dienstag, 17. Dezember 2019

Schöner Klang. Aber auch die schönste Gitarre spielt nicht von alleine. /// Playing a $275,000 guitar!

Wörteremissionen

Die Finnen sparen gern den Sprechaufwand und reden weniger. So die Behauptung einer Serie über die Finnen im DLF diese Woche. Die Weite des Landes mit geringer Population wirke sich auf diese Weise aus. 

Die dünne Besiedelung führt aber anderswo - etwa in den entsprechenden US-Staaten - zu intensiveren Nachbarschafts- und Schwatzkontakten. In Deutschland treten Unterschiede in der Geschwätzigkeit auf zwischen Friesen und Rheinländern etc. In der Sprechgeschwindigkeit zwischen Franzosen und Schweizerdeutschen wie auch zwischen Schweizerdeutschen und Deutschen. Und natürlich zwischen den Geschlechtern. Frauen reden schneller und mehr. Da handelt es sich um einen von vielen Geschlechtsunterschieden, die genetisch wurzeln. Könnte das auch für die Sprachperformanz zwischen Ethnien gelten? Dort würde ich eher den Grund vermuten, als in der Besiedelungsdichte, am Ende ist doch alles genetisch beeinflußt, wenn nicht determiniert. 


Die Sprache selbst wird im Publikum entwickelt und wirkt als geronnenes System auf die einzelnen Sprecher zurück, besonders in den Schriftsprachen. Aber häufiges Lesen führt nicht zu mehr  Geschwätzigkeit. Die maulfaulen Individuen verdanken das hauptsächlich ihrem Genom, und sie sind auch eher introvertiert, während Extravertierte gern und viel sprechen im Rahmen ihres größeren Geselligkeitsbedürfnisses.  

Damit in Zusammenhang steht auch das Problem der Eigensprachentwicklung und -verwendung, wenn von den Muttersprachlern eine Fremdsprache verwendet wird. Der Französich sprechende Alte Fritz hat der deutschen Sprachentwicklung durch seine Verachtung des Deutschen geschadet, während der Deutsch schreibende Goethe der deutschen Sprache - zusammen mit Schiller und vielen anderen - einen enormen Entwicklungsanstoß gegeben hat. 
Heute werden Wissenschaftsaufsätze vielfach gleich in Englisch verfaßt, sogar Vorlesungen werden vermehrt in Englisch angeboten. In jedem Fall kann man in diesem Zusammenhang feststellen, daß das der deutschen Sprache nicht hilft, vielleicht sogar der dargestellten Sache schadet, weil die Sprach- und Denkkompetenz in der Fremdsprache schwächer beschaffen ist. Der Grad hängt natürlich stark ab von den Fächern und der Beherrschung der Fremdsprache. Das mathematische Denken mit seiner Formelsprache ist gar nicht betroffen, sehr dagegen die Philosophie. 














Montag, 16. Dezember 2019

Charlie Haden - bajo Ernie Watts - saxofón tenor Alan Broadbent - Piano Billy Higgins - batería Rodney Green - drums /// In Memoriam - Charlie Haden

Alte Geschichten





Neulich überraschte am Tisch die Schilderung eines Tischherrn, er sei in Marokko zu den Kabylen hochgestiegen und sehr verwundert gewesen, daß auf einmal alles gekehrt und sauber geworden sei. Er brachte das mit den Westgoten in Verbindung, die in der Antike dort gesiedelt hätten.

Nun gab es tatsächlich Vandalen dort, die aus Osteuropa stammten, keine Westgoten waren, Rom 455 schonend plünderten, Karthago einnahmen und dortselbst ein hundertjähriges Regnum Vandalorum errichteten, das dann 533/34 von Ostrom/Byzanz zurückerobert wurde. Der Großteil der Bevölkerung soll dann aus dem vandalischen Reich verbracht worden sein.
Nach Konrad Vössing hätten die Vandalen aber alles Römische übernommen und seien in der Region eifrige Vertreter der Romanitas geworden, so daß also eher von einem römischen Einfluß in der Kabylei gesprochen werden müßte, den die Wandalen bewahrt hätten. Ob der auch die arabische Eroberung hat überdauern können?

Karte: Vandalenwanderung (Wikip.)










Samstag, 14. Dezember 2019

Herde und Außenseiter





Herde und Außenseiter
Kreativität besitzt verschiedene Dimensionen. Ein kreativer Fußballer, der in einer Spielsituation blitzschnell einen neuen Kick praktiziert, hat nichts mit einem kreativen Arzt zu tun. Nehmen wir den Gynäkologen Ignaz Semmelweis. Ihm fiel auf, daß die wohlhabenden Damen mit akademischen Geburtshelfern im Krankenhaus viel öfter an Kindbettfieber starben als die armen Mütter mit Hebammen. Am Anfang seiner Überlegungen stand also ein Vergleich. Warum waren die Ärzte öfters tödlich im Vergleich zu den Hebammen? Semmelweis fand die Kausalität heraus: die Ärzte übertrugen Bakterien von Kranken und Leichen, weil sie die Hände nicht desinfizierten. Diese Saulümmel - darunter auch Rudolf Virchow - wiesen aber jede Belehrung zurück - sie waren ja die Mehrheit - und dieser Semmelweis war nur ein kleiner Assistenzarzt. Der beharrlich blieb gegenüber der Mehrheit, was vermuten läßt, daß er eigensinnig war, also kein Herdentier. Die Mehrheit besteht jedoch immer aus Opportunisten, die alles mitspielen, was gerade angesagt ist. Kreativität im Wissensbereich verlangt neben der Fragekompetenz und dem sorgfältigen methodischen Vorgehen auch Abstand zur Mehrheit, Abstand zur Herde. Jedenfalls, wenn es um mehr geht als um einen neuen Farbanstrich.
Semmelweis mußte seine Eigenständigkeit schwer büßen. Von drei ärztlichen Kollegen wurde er ohne Diagnose in die Psychiatrie eingewiesen, wo ihn Pfleger mutmaßlich töteten.
Die Medizingeschichte zählt Hekatomben an Opfern, ganz wie Goethe im FAUST schildert:

“Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit höllischen Latwergen
In diesen Tälern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:
Sie welkten hin, ich muß erleben,
Daß man die frechen Mörder lobt.”
(Faust I, Vor dem Tor)

Foto: Eventuell spendiert die Herde später eine Büste - Semmelweis vor der Semmelweis-Frauenklinik in Wien (Wikip.)












Freitag, 13. Dezember 2019

Es perlt von den Tasten ... /// F. CHOPIN NOCTURNE C# m Op. Posth CLAUDIO MARTINEZ MEHNER

F. CHOPIN NOCTURNE C# m Op. Posth CLAUDIO MARTINEZ MEHNER

Man hat sie - oder man hat sie nicht


“Kreativität” gilt meist in der öffentlichen Diskussion viel, Wissen dagegen wenig. Es handelt sich um ein Modewort, hinter dem sich aber Seriöses verbirgt: neues Denken kann Fortschritt in der Wissenschaft und der Technik bewirken und der Psyche guttun. Aber wie kommt neues Denken im Kopf zustande? Andreas Fink und Mathias Benedek geben darüber zum Forschungsstand Auskunft. (NEUROFORUM 4/2019, S. 231) Sehr weit ist die neurologische Forschung noch nicht gekommen, aber immerhin bestätigt sie einen Befund Epiktets (50-135): Nicht die Dinge seien das Problem, sondern unsere Sicht davon. Das leuchtet ein, kann doch alles aus einer anderen Perspektive gesehen werden. Die Einübung des Perspektivenwechsels ist denn auch Teil jeder Gesprächstherapie. Aber schwierig bleibt die Impulskontrolle, wenn jemand etwas Beleidigendes sagt. Rasch muß dann die Situation neu bewertet und eine Umdeutung vorgenommen werden. Der Beleidiger könnte zum Beispiel gerade selbst beleidigt worden sein und will seinen Ärger abladen, der Angesprochene fungiert also nur als Blitzableiter etc. Aber diese Uminterpretation verlangt Gefühlsunterdrückung, die in manchen Kulturen mit ausgeprägtem Ehrbegriff nicht vorgesehen ist.

Zusammenfassung (bei Fink und Benedek)
"Frühere Studien im Bereich der neurowissenschaftlichen Kreativitätsforschung wurden oft wegen ihrer heterogenen Befunde kritisiert. In der Zwischenzeit haben sich aber einheitlichere Vorgangsweisen in der methodisch-praktischen Durchführung der Studien etabliert, die zur besseren Replizierbarkeit der Befunde beigetragen haben. Einschlägigen Befunden zufolge lässt sich kreatives Denken als Konglomerat von exekutiven Funktionen, Gedächtnisfunktionen, Aufmerksamkeitsprozessen und spontanen Denkprozessen charakterisieren. Studien in alltagsnäheren Kreativitätsdomänen legen einige Überlappungen mit konventionellen kreativen Denkmustern nahe, weisen allerdings auch darauf hin, dass Kreativität und ihre neuronalen Grundlagen spezifisch für die (spezielle) Domäne (Modul) sind. Neuere Trends in diesem Forschungsbereich beschäftigen sich auch mit Möglichkeiten zur Förderung der Kreativität, wobei hier ein breites Spektrum von kognitiv-orientierten Techniken bis hin zu Sportinterventionen zum Einsatz kommt.
Keywords: EEG; fMRI; functional connectivity; creative cognition; divergent thinking


Schlüsselwörter: EEG; fMRI; Funktionelle Konnektivität; Kreative Kognition; Divergentes Denken"














Donnerstag, 12. Dezember 2019

Deep Purple-Child in Time

Datenfrisierung


Prof. Roy Spencer macht sich auf seiner Netzseite Gedanken über "Climategate", das nur wenige stutzig gemacht und die Augen geöffnet hat. Wie wird das weitergehen? Die Täuschungspolitik hat bereits vorgesorgt, indem sie - als sie merkte, daß es keine Erwärmung mehr gibt - das Etikett änderte: von "Klimaerwärmung" ("global warming") zu "Klimawandel" ("climate change"). Außerdem erkärte sie 1,5°C zum Ziel - wissend, daß eine solche Änderung positiv oder negativ niemand bemerkt und der jetzige Erwärmungsstillstand trotz steigender CO2-Emissionen als "Erfolg" vorgetäuscht werden kann. 











Mittwoch, 11. Dezember 2019

Gustav Holst, A Song of the Night

Laurent Simons, kindliche Sonderbegabung


Solche Begabungen gibt es immer wieder, wenn Hirnzellen schnelle Verbindungen wachsen lassen und die Verbindungen auch schnell konsolidiert werden - dafür sind spezielle Genkombinationen nötig, die die Proteine für die Synapsen und Dendriten bilden. Ein Spiel der Genetik.

In den Geisteswissenschaften brauchen die Begabungen mehr Reifezeit. Der junge Fichte aus ärmlichen Verhältnissen fiel durch sein sehr gutes Gedächtnis auf, schrieb aber erst später Passables wie auch Georg Büchner. Musik und Mathe gehen auch mit sonst "leerem Kopf", wie Hegel notierte. Mozart komponierte schon mit 5 Jahren Hörenswertes. 








Da möchte man gelegentlich philosophisch mitpfeifen ... /// Christian Morgenstern: ES PFEIFT DER WIND (Gedicht zum Herbst)

Samstag, 7. Dezember 2019

S. Prokofiev: Flute Sonata, op. 94. I. Moderato

Heizkostenersparnis!


JahresdurchschnittsTemperaturen in B.-Tempelhof 1701-1993 DWD (Meßfehler unberücksichtigt):
1702 : 6,8°C
1806 : 9,0
1900 : 9,7
1934 : 10,5
1951 : 10,1
1963 : 8,6
1990 : 10,8
1991 : 9,5
1992 : 10,5
Insgesamt also eine positive Entwicklung. Auffällig der Sprung von 1702 : 6,8°C auf 1806 : 9,0 . 
Das hat den Armen gutgetan: Heizkostenersparnis. Seit 1700 hat sich Berlin in ein Häusermeer verwandelt, in eine Wärmeinsel wie alle großen Städte auf der Welt, so daß sich 1992 : 10,5 °C sehr mickrig ausnehmen. 
Ich messe zB rund 2° Temperaturdifferenz Düsseldorf/Odenthal, das wären dann bei B.-Tempelhof bereinigt um den Wärmeinseleffekt nur 8,5°C.















Montag, 2. Dezember 2019

SCHUBERT - Impromptu n°3 (Horowitz)

Fehlte es Doppelmörder Usman Khan an mehr Schule?

Bildung! Ein Wort wie Milch und Honig. Gemeint ist aber die Beschulung. Davon erwartet die Linke alles Wunderbare. Die Schule kann das aber aber nicht leisten, weil die Kinder  eine bereits weitgehend genetisch festgelegte Persönlichkeit mitbringen. Die Persönlichkeitspsychologie kennt 5 große Faktoren/Dimensionen: 1 Extraversion/Introversion 2 Verträglichkeit/Unverträglichkeit 3 Offenheit/Borniertheit 4 Gewissenhaftigkeit/Schlampigkeit 5 Neurotizismus, Psychotizismus/Impulskontrolle
Alle 5 besitzen teilweise großen Einfluß auf das Verhalten und das Lernverhalten, sind aber nur graduell zu verändern. Das aber muß geschehen, bereits im Kindergarten.
Eysenck plädiert für ein Belohnungssystem im Strafvollzug, das das erwünschte Verhalten immer wieder erneut belohnt und so verfestigt. Das trägt dem Umstand Rechnung, daß Extrovertierte etwas anders lernen als Introvertierte, und daß bei vielen Straftätern eine geringere kortikale Sensibilität gefunden wird. 
Mit Armut und ähnlichen Dingen wie Mißerfolgen hat Kriminalität dagegen wenig oder gar nichts zu tun. Deswegen müssen wir in Europa einen Systemausfall der Justiz feststellen.  
Beide Mordopfer arbeiteten in der Rehabilitation von Strafgefangenen. Usman Khan galt als Vorzeigemuster für gelungene Resozialisation!

Die “Resozialisierungs-Programme” verfügen über keinerlei valide Maßstäbe.
















Sonntag, 1. Dezember 2019

D.Buxtehude: sonata a 2 in a BuxWV 272 - Ensemble Fantasticus

Usman Khan ersticht Saskia Jones und Jack Merritt


Der Londoner Doppelmörder Usman Khan - 8 Jahre vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen - war von einer Rehabilitationsinitiative eingeladen worden, über seine Erfahrungen zu berichten. Er kam und ermordete zwei Teilnehmer der Konferenz - Saskia Jones und Jack Merritt. 


"Miss Jones had been attending a prisoner rehabilitation initiative organised by Cambridge University's Learning Together network at Fishmongers' Hall in the City of London, when convicted terrorist, Usman Khan went berserk and began attacking volunteers and delegates with two large knives.


She died alongside fellow Cambridge graduate, Jack Merritt, who was a course co-ordinator and was also deeply committed to helping prisoners' turn their lives around.


Khan, who was released from prison last year after serving eight years of a 16-year sentence for plotting to blow up the London Stock Exchange and other targets, had been invited to attend the event to discuss his experiences.


But he turned on those who had been trying to help him, stabbing Mr Merritt and Miss Jones to death and injuring at least three others."

(https://www.telegraph.co.uk/news/2019/12/01/london-bridge-attack-second-victim-former-cambridge-university/)


 Die vielen Wiederholungstäter verursachen riesigen Schaden - vor allem den Opfern. “The evidence seems to point to the conclusion that whenever psychotherapeutic methods have been applied to criminals, they have failed, very much as they have never been shown to work with neurotics in mental hospitals, or in outpatient treatment; surely the time has come when methods more securely based on theory and laboratory evidence should be given a try. … Essentially the specifists argue that human behaviour is learned. Now there is hardly any doubt that this general proposition is true … The conclusion that different criminals need different treatment, in order to change their value-systems and their patterns of conditioning in a direction more in line with social needs, implies radical changes in our attitude to legal matters. The implication has already been discussed that the punishment should fit the criminal, not the crime; this in turn implies the need for a large-scale diagnostic service to determine such factors as the conditionability of the criminal, his emotional reactivity, and his previous reinforcement schedule. It also follows that research facilities would have to be built into the legal system, so that sentencing would become part of an empirical attempt to improve the rate of success in rehabilitating criminals. All this will undoubtedly antagonize many people, to whom the criminal is a wilfully wicked person who needs to be punished, rather than a poorly conditioned person, who needs to learn the appropriate social responses.”


Eysenck, H.J.. Crime and Personality (S.13-200). Taylor and Francis. Kindle-Version.