Montag, 2. März 2015

Von Epikur bis Jefferson








Thomas Jefferson um 1800 (1743-1826)(Bild: Wiki./Rembrandt Peale)






Leben, Freiheit und das Streben nach Lebensglück nennt die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 als unverzichtbare Rechte:
“certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness”.
Alle drei sind für die Zeit revolutionär, in Europa herrschen noch Adel und Monarchien, die ihre Bürger als Söldner verkaufen. Die Adel beutet noch in der Allianz mit dem Klerus den Dritten Stand aus. Zwei der Rechte wurden vorbildlich für spätere, bürgerliche Verfassungen, die Rechte auf Leben und Freiheit, doch mit dem Lebensglück taten sich europäische Staatsrechtler schwer. Sie schwärmten eher - gut hegelianisch - von der höheren Sittlichkeit des Staates. Das paßt(e) besser zu Untertan, Gehorsam, Uniform und Nation. 

Wie aber kommt das Lebensglück in die amerikanische Verfassung?
Da fällt uns doch das riesige Schriftdenkmal des Diogenes von Oinoanda (um 140) ein: „… wie may enjoy happiness through attainment of the goal craved by nature.“ (Übersetzung Martin Ferguson Smith, a.a.O., S. 12)

Da ist sie, die Happiness. Die Eudämonie des Epikur. Denn Diogenes war ein Freund Epikurs (341-270), der für ein glückliches Leben plädierte, nicht für Ruhm, Größe, Würde, Luxus, Sex und Amüsement. Die Philosophie, seine Philosophie, sollte dazu den Weg weisen.  
Und so erreichte die Happiness Thomas Jefferson, der sich als Epikureer verstand und den Entwurf für die Unabhängigkeitserklärung verfaßte. 









Ein kleines Bruchstück aus der riesigen Inschrift; im oberen Segment maßen die Buchstaben 3 cm

(Bild aus EPIGRAPHICA ANATOLIA, Heft 45, 2012, S. 10; s.a. www.dainst.org/de/project/oinoanda?ft=all )(Vgl. auch Blogeintrag v. 27.11.11)