Mittwoch, 30. Juni 2010

Wo sind sie geblieben?





Konrad Zuse
(Bild Wolfgang Hunscher, Dortmund / Wiki.)




- Zuse wäre im Juni 100 geworden. Der Computerpionier verwendete als erster konsequent das binäre System und baute den allerersten Computer. Ein bescheidener Erfolg als Verkäufer gelang ihm, doch scheiterte er 1964 als Unternehmer. BBC und später Siemens übernahmen die Firma Zuses.

Wo sind sie geblieben, die deutschen Computer? Warum gibt es sie nicht mehr?

- WELTENERGIERAT empfiehlt Deutschland eine auf 60 Jahre verlängerte Laufzeit der Kernkraftwerke, weil er die deutsche Energieversorgung als verletzbarer sieht. (FAZ 21.6.10)

- In D 60.000 offene Ingenieurstellen im Mai, +7% gegen April (VDI).

- Rückzahlung der Staatshilfe durch die Aareal als erster dt. Bank

- US-Finanzmarktreform: 1) Ein großer Teil des Derivate-Handels muß künftig über Clearingstellen oder Börsen abgewickelt werden, um mehr Transparenz über Preise und Spekulationsblasen zu ermöglichen. Die Clearingstellen erhalten im Notfall Kredit von der Notenbank und sind damit besser abgesichert.
Es wird wohl nicht schaden - ob es nützen wird?
Die zeitnahe Bewertung (sog. Fair-Value-Bewertung) wurde nicht angetastet - ist die nicht durch den Herdentrieb einer der stärksten krisenverschärfenden Faktoren?

Dienstag, 29. Juni 2010

Religionskritik nach Kammerjägerart






Der Rose DU - hört man da nicht gleich im Hinterkopf Rodrigos "Konzert von Aranjuez"?






- Religionskritik: Es gibt ein Niveau der Religionskritik, das man als KAMMERJÄGERART bezeichnen könnte. Auf diesem Niveau kommt es nicht darauf an, sorgfältig zu argumentieren, sondern darum, möglichst schnell möglichst viel Gift zu verspritzen. Wenn man sich dazu noch eine überlaute Maschinengewehrstimme vorstellt, dann hat man den antireligiösen Geiferer Rüdiger Vaas vor Augen, der bei den Biologie-Didaktikern der TU Dortmund über das Thema "Gott, Gene und Gehirn, warum Menschen (besser nicht) glauben" hinwegraste, mit PowerPoint-Folien in Schrotflintenmanier wild um sich schießend, um ja auch jedes religiöse Partikel zu treffen.
Vaas entblödete sich nicht, ganz pauschal einen "niedrigeren Intelligenzquotienten" der Gläubigen zu behaupten, ohne, wie bei allen anderen Folien gleichfalls, näher darauf einzugehen. Das abstruse Fazit lautete denn auch, Religion sei eine Sache der Armen und Dummen.
Solche antireligiösen Fanatiker beschädigen die intellektuelle Redlichkeit des Atheismus, man kann sich gegen Geiferei dieser Art nur scharf verwahren.

Übrigens ist der Mann nicht nur Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, sondern sitzt dort auch im Beirat. Sein Konterfei in der Stiftungsbroschüre ist gut getroffen, es zeigt einen verbiesterten Agitator. Aus solchem Stoff sind Konvertiten geschnitzt. Man würde sich nicht wundern, Vaas demnächst bei Al Kaida zu sehen; seine Suada richtete sich hauptsächlich gegen die christlichen Denominationen.
Im Kolloquium der Dortmunder Biologie-Didaktiker traten bereits mehrere Referenten der Giordano-Bruno-Stiftung auf: Wuketits, Voland, Schmidt-Salomon. Es scheint, als habe die Stiftung eine Dortmunder Niederlassung.

Montag, 28. Juni 2010

Der Weimaraner





Der Weimaraner

Er war dann mal weg vom Nebentisch auf der Restaurantterrasse und lief mit. Mal voraus, mal hinterher, wie die Börse der Realwirtschaft. Aber er lief mit. Schnupperte hier, markierte dort. Bei der Umkehr drehte er auch, beim Abzweig links ebenso wie beim Abzweig rechts. Kein Zweifel, er war ein echter Mitläufer, ein echtes Rudeltier, nicht direkt ein Mensch, aber doch sehr menschlich.

Sonntag, 27. Juni 2010

Gipfel





Gräser, Schlangenknöterich und Hornklee dominieren die Wiese Ende Juni - 9 bis 27°C



Das ist der Gipfel

Es ist der Gipfel, wenn schon morgens im Zeitzeichen des Rotfunks der Bergschrat Messner gewürdigt wird, der seinem jüngeren Bruder zu einem frühen Tod verhalf. Wenn solche Idioten das Risiko suchen und ihre Zeit mit Gipfelstürmerei totschlagen, dann bedarf das höchstens der Kritik.

Mehr als Gipfelklamauk und Spesenritterei gab es wohl in Kanada bei G-20 auch nicht. Der französische Staatsschauspieler Sarkozy und die deutsche Steuererhöherin (M.st. von 16 auf 19% Juli 2006) Merkel sind mit ihrer Steuererhöhungsinitiative gescheitert. Sie wollen ihren Unsinn aber in der EU durchdrücken. Auf daß die EU eine SEU werde, eine SteuerEhöhungsUnion.
Die keynesianisch gesonnene Obama-Verwaltung will weiter Schulden machen zur Konjunkturankurbelung und keine Steuern erhöhen. Der Ökonomie-Nobelpreisträger Krugman begleitet die US-Position mit entsprechendem akademischen Geschrei. Recht hat er aber darin, eine weltweit einheitliche Regulierung der Finanzmärkte nicht anzustreben, weil dann eventuell die gleichen Fehler global gemacht würden.
Das ist ein hayekianisches Argument und fand bei der abschließenden Podiumsrunde "Regulierung der Finanzmärkte - aber wie?" der Hayek-Tage in Münster die Zustimmung aller Podiumsredner (Thorsten Polleit, Klaus-Werner Schatz, Joachim Starbatty, MdB Frank Schäffler, Walch). Ansonsten gingen die Positionen etwas auseinander. Das konnte kaum anders sein, auch wenn die Standpunkte nicht fundamental gegensätzlich waren wie im Falle Keynes und Hayek, Hayek und Myrdal, Krugman und Sinn. Grundsätzlich ist es bei den Volkswirten nicht anders als bei den Juristen: 5 Fachvertreter präsentieren 6 Meinungen. Kants "Streit der Fakultäten" ist längst zu einer internen Auseinandersetzung innerhalb der Fächer geworden und erstreckt sich auf alle geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer mit der Tendenz zur Ausdehnung auch auf die naturwissenschaftlichen (CO2-Legende zB).
Dabei wird es bleiben und Hayek bestätigen: es gibt kein allgemein gültiges zentrales Wissen. Globale Vereinbarungen bedürfen einer großen Offenheit, nicht nur, weil die Unterschiede weltweit groß sind, sondern auch, weil niemand über ein sicheres Wissen verfügt, welche Lösungen die besten sind. Erare humanum est, wußte bereits die Antike. Diesen Erkenntnisvorbehalt stets mitzudenken, ist der Gipfel aller Erkenntnis.

- Neues VW-Werk: Wer hätte 1980 gedacht, daß das größte VW-Werk 2010 in Schanghai stehen würde? Es ist auch weltweit die größte Autofabrik.

Samstag, 26. Juni 2010

Ein Wiener in der Welt- Hayek




Friedrich August von Hayek



- Ein Wiener in der Welt: Friedrich August von Hayek - ein liberaler Ökonom aus Wien, der nach London ging, dann nach Chicago, schließlich nach Freiburg. Sein WEG IN DIE KNECHTSCHAFT von 1944 analysierte er die Bedingungen fuer das Aufkommen des Totalitarismus und machte ihn über die Ökonomie hinaus bekannt. Er bekam 1973 den Nobelpreis fuer Volkswirtschaft zusammen mit Gunnar Myrdal. Die Hayek-Gesellschaft pflegt sein Erbe - er starb 1992 - unter anderem mit den jährlichen Hayek-Tagen.
Hayek war ein breit interessierter Ökonom, ein fundierter Gegenspieler gegen Keynes und den Staatsinterventionismus, der weit in die Sozialphilosophie und Erkenntnistheorie hineindachte.
Die Hayek-Tage fanden dieses Jahr in Münster statt. Im Mittelpunkt standen die Lehren aus der Finanzkrise.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Zeit, Schule und Verstand

" Denn dies habe ich seit jeher für die vollkommene Philosophie gehalten, fähig zu sein, über die wichtigsten Fragen gedankenreich und schön zu reden. " Cicero, Gespräche in Tusculum, I, 7 - 

Non vitae, sed scholae discimus: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.“ (Moralische Briefe an Lucilius (Epistulae morales ad Lucilium), Buch XVII, Brief 106, 12) "Selbst wenn noch eine lange Lebensdauer übrigbliebe, müßte man sie sparsam aufteilen, damit sie für notwendige Dinge ausreiche: Doch welch ein Wahnsinn ist es nun, Überflüssiges zu lernen bei diesem großen Zeitmangel! Leb wohl!" (49. Brief an Lucilius, Seneca) "Zeit, die nicht einmal für notwendige Dinge ausreichen kann ... Vale" Seneca 

 Da ist es doch erfreulich, daß sich Bundesbildungsministerin Schavan, die zeitlebens nach dem Theologiestudium nur ein Beamtenleben gefristet hat, daran erinnert, daß nicht Gott das Leben der Bürger bezahlt, auch nicht das Landesamt für Besoldung und Versorgung, sondern daß die Bürger für ihren Lebensunterhalt selbst Geld verdienen müssen. Und also sollen "Bildungslotsen" den Schülern ab der siebten Klasse in den Beruf helfen. Hießen sie dann nicht besser "Berufslotsen"? Das klingst der Theologin wohl nicht gut genug. Egal, es ist eine gute Initiative, die man besser schon 1970 ergriffen hätte. Und mit einer Herabsetzung der Schulpflichtjahre begleiten würde. Denn die Desorientierung von beamteten Lehrern ist groß, und je kürzer ihr desorientierender Einfluß währt, desto besser für den Schüler. - 

Kein Mathematiker und Philosoph als Präsident in Kolumbien gewünscht: Mockus bekommt keine Chance, die Untauglichkeit seiner pädagogischen Methoden gegenüber den Terroristen der FARC vorzuführen. Vielleicht sagten sich die Wähler, daß Bildung leicht dumm macht. - Islam-Debatte: Patrick Bahners ist ein sehr gebildeter FAZ-Feuilleton-Chef und gibt uns Bericht von einer Veranstaltung der Naumann-Stiftung zum Islam mit Kelec, Lindner, und dem auch ausgesprochen gebildeten Herrn Safranski (" Na, na, na, Herr Safranski!", FAZ 20.6.10) Die am wenigsten gebildete Teilnehmerin Kelec hatte dafür etwas zu sagen, vielleicht, weil sie die Leute kannte, über die gesprochen wurde, und den Koran gelesen hatte. Karl Heinz Bohrer meinte werbend: " Wissen aneignen kann sich jeder Vollidiot - im Merkur dagegen geht es um Reflexion. " Gut, gut! Aber, wenn wir genau hinsehen, kann nicht auch die Reflexion arg idiotisch sein?

Dienstag, 22. Juni 2010

Wolf Doleys, Hauptsache: Studium, Ein Dialog diesseits von Tusculum





Wer zwei Paar Hosen hat, mache eins zu Geld und schaffe sich diese Bücher an.
Georg Chr. Lichtenberg



Wolf Doleys, Hauptsache: Studium,
Ein Dialog diesseits von Tusculum
(aus: Wolf Doleys, Enfant perdu, Essays)

"Du auf dem SiemensNixdorf-Stand - das ist eine Überraschung!"
"Und umgekehrt - du auf der CeBIT!"
Die beiden begrüßten sich über den Info-Tisch hinweg und sahen sich skeptisch erfreut an. Man war sich damals auf der Schule nicht besonders nahe gekommen; aber Zufälle wie ein gemeinsamer Stau am Biebelrieder Kreuz, das gleiche Krankenhauszimmer nach einem sportlichen Bänderriß oder eben gar Jahre in einer Schule und Klasse sind in der Lage, zwei Individuen miteinander zu verbinden; in einer masse-nervösen Messe-Landschaft schafft das eine intime Insel. Praktisch seit dem Abitur hatte man sich nicht mehr gesprochen. Da erwacht Neugier auf fremde Lebensläufe.

Was wird nach Vektorrechnung, Cäsar-Übersetzung, Eigenkirchenrecht, "Macbeth" auf ShakespeareEnglisch, Celan und den anderen Köstlichkeiten, was wird nach dem Abitur?

"Ich will mich 'mal breit und anonym informieren; die CeBIT ist eine gute Gelegenheit, viele Anbieter gleichzeitig zu besuchen, nicht nur SNI; nach eurer Vor-Messe-Werbung seid ihr natürlich die einzigen für den Mittelständler; was für eine Konfiguration würdest du denn meinem Möbelbetrieb verpassen wollen?"
"Was, du bist bei den Möbeln gelandet? Hattest du nicht Betriebs- oder Volkswirtschaft studiert?"
"Das weißt du noch? Tatsächlich habe ich Betriebswirtschaft angefangen; als mir ein entfernter Onkel aber die Nachfolge und seinen Betrieb dazu anbot, nach Training on the job natürlich, hab' ich das Studium abgebrochen und die Betriebs- und Volkswirtschaft den Akademikern überlassen; ich hab's nicht bereut, Sesselpuper ist nicht mein Temperament, eher hätte ich gleich im Betrieb an fangen sollen. Wie bist denn du zu SNI gekommen, hast du nicht Geographie und Englisch oder so studiert?"
"Ja, stimmt, Werner, allerdings Französisch, durchaus studiert, mit heißem Bemühn, und heiße Doktor gar, sieh'ste hier auf'm Schild, gab aber nach dem Examen keine Stellen mehr für solche Fächer, war dann länger arbeitslos, bis zur Umschulung bei Nixdorf, und klebe hier immer noch, bis mich die Umstrukturierung doch noch erwischt - die damals mit umgeschult haben, ins gesamt viereinhalbtausend hoffnungsfrohe Staatsexaminanden, sind schon alle wieder draußen, hatten schon wie der auf's falsche Bildungspferd gesetzt, du weißt, die Nixdorf-Pleite und der Zusammenbruch der Hardwarepreise. Die Personaleinsparungen laufen noch immer. Bevor ich dran bin, verkauf' ich dir aber noch die passenden Möbel-Work-Stations."
"Sachte, sachte, Michael, bis mir dein Vorname wieder da war, hat's etwas gedauert; erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt - kann man ja auch für unsere Karrieren sagen. Ich weiß noch gar nicht so genau, ob ich was Neues brauche - mehr EDV schafft auch mehr Probleme. Falls ich nichts kaufe oder bei IBM, wie bisher, und du deinen Verkäuferjob gleich verlierst, kannst du ja zu mir kommen und die Betriebsgeographie übernehmen."
"Ich nehm' dich beim Wort, wenn du mir die EDV dazugibst; allerdings, genau betrachtet, kann ich auf die eigentlich ganz gern verzichten - aber im Ernst, ich bin kein schlechter Verkäufer, das hält mich in dem Job hier - sowas muß man nach Abitur und Studium merken."
"Ja, ja, sich erstmal strebend bemühen, die höheren Gefilde anpeilen, Kind, mach' doch noch ein Studium, die Kinder müssen ja immer was Besseres werden, 'was Besseres durch Bildung, das ist vor allem der Mütterfimmel, und bei den kleinen Leuten, und speziell den Beamten, grassiert die Vorstellung, daß du halt ab Abitur und Studium 'was Besseres bist, das alte Schlips-und-Kragen-Syndrom, nicht wegzukriegen, dabei: was sind schon zehn Regierungsräte gegen einen guten Koch?"
"Insofern stellt der spitze Lafontaine unter Beweis, daß auch Spitzenpolitiker dazulernen können.- Das einzige, was mich damals im Geschichtsunterricht wesentlich beeindruckt hat, ich hätte mir das vorher gar nicht vorstellen können, war das königlich-väterliche Bildungsverbot, als der junge Friedrich, der dann der alte Fritz wurde, Interesse fürs Gelehrte zeigte. Aber es hat nichts genutzt, in keiner Richtung, weder hat der junge Fritz auf seinen rü­den Erzeuger gehört, noch war das Ergebnis seines von der Mutter inspirierten Bildungstrips sehr überzeugend: nach dem Anti-Machiavell hat er erstmal Raubkriege geführt, Va-banque-Kriege, die er nur durch das Glück des Spielers gewonnen hat; sein Alter war zwar ungebildet und gewalttätig, aber politisch ein Friedenstäubchen.- Das ist wahrscheinlich der Geburtsmakel von Bildung überhaupt, sie nutzt nichts, immerhin, sie schadet vielleicht auch nicht viel, den Zeitfaktor einmal außer acht gelassen, und wirkt ganz dekorativ, paßt gut zu weißer Rauhfaser, Schleiflack und Richard Sapper."
"Sei nicht ungerecht, Bildung hat `was echt Universelles, paßt auch zu Eiche und Spitzendeckchen, ein wunderbares Passe-partout.-
Wenn für dich eine Veränderung wirklich in Frage kommt, sollten wir vielleicht Kontakt halten; wir sind in der Akquisition und Kundenbetreuung nicht besonders stark. Das macht mir vor allem ein Innenarchitekt, der außer einem sehr guten Diplom nicht übermäßig viel vorzuweisen hat. Wenn du bei Nixdorf überlebt hast, kannst du nicht so schlecht sein wie damals in Mathematik."
"Oder du in Deutsch; du hast recht, Nixdorf war eine Lektion, sozusagen überlebensgroß, learning by doing; Mathematik hab` ich übrigens seit dem Abitur nicht mehr gebraucht; mein haushälterischer Umgang damals mit dem numerischen Stoff war inspiriert durch die Lektüre des Braven Soldaten Schwejk; das hat sich als richtig erwiesen; leider ist diese fächerübergreifende Befruchtung ein Einzelfall geblieben; ich vermute, du hast seitdem auch keine Lyrik mehr auf Alliterationen und ihre strukturbildende Funktion hin abgeklopft oder auktoriale von anderen Erzählern abklamüsert.-
Wie wär's, wenn du mich 'mal in deinen Betrieb einlüdest, ich mach' dir einen EDV-Status mit konkreten Angeboten; vor Ort läßt sich dann auch über alles andere besser reden; ich muß durchaus nicht noch zehn Jahre Computer verkaufen."
"Einverstanden, seien wir nicht akademisch, laß 'uns gleich einen Termin machen, du siehst dir den Laden an und machst mir konkrete Vorschläge; hier gibst du mir einen kurzen Überblick über das, was ihr grundsätzlich für kleine Betriebe anbietet." "Gemacht; wie wär's eigentlich, wenn wir die Betriebsbesichtigung etwas auffüttern würden, so in Richtung Klassentreffen, vielleicht sogar mit Exlehrer-Beteiligung, war ja damals auch ganz nett, vielleicht unter dem Arbeitstitel 'In der Schule lernt man eh bloß Quark' ? Sollte jemand Seneca für bedeutender halten als Marius Müller-Westernhagen, bieten wir natür lich alternativ an: Non vitae, sed scholae discimus."

-

Non vitae, sed scholae discimus: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir.“ (Moralische Briefe an Lucilius (Epistulae morales ad Lucilium), Buch XVII, Brief 106, 12)

Montag, 21. Juni 2010

"Nicht kürzer als ein Jahrhundert"!




7-15°C, keine Sonne - und Duhau und de Jager machen nicht froh, wenn sie im Kosmologischen Journal ein großes Minimum der Sonnenflecken vorhersagen:

" The Forthcoming Grand Minimum of Solar Activity (S. Duhau, Ph.D.1, and C. de Jager, Ph.D.2,
1Departamento de Física, Facultad de Ingenieria, Universidad de Buenos Aires, 1428, Bs. As. Argentina.
2Royal Netherlands Institute for Sea Research; P.O. Box 59, 1790 AB Den Burg, The Netherlands.) "

Sie schreiben sogar: "nicht kürzer als ein Jahrhundert"! Ei, ei ei! :

Inhaltsangabe:
" We summarize recent findings about periodicities in the solar tachocline and their physical interpretation. These lead us to conclude that solar variability is presently entering into a long Grand Minimum, this being an episode of very low solar activity, not shorter than a century. A consequence is an improvement of our earlier forecast of the strength at maximum of the present Schwabe cycle (#24). The maximum will be late (2013.5), with a sunspot number as low as 55. "
( http://JournalofCosmology.com/ClimateChange111.html )

Das letzte große Minimum, das Maunder-Sonnenfleckenminimum von 1645 bis 1715, überschneidet sich mit den tiefsten Temperaturen der KLEINEN EISZEIT.

Da kommt Trost nur aus der Erfahrung, daß Prognosen in der Regel nicht eintreffen. Denn für Prognosen ist der Mensch nicht schlau genug. (Tschuldigung, Prof. de Jager!)


- NRW: Die teuersten Schulen im Lande, sagt meine gute Bekannte, die langjährige Gesamtschullehrerin in Köln, seien auch die schlechtesten: die Gesamtschulen. Mit der Wahlverliererin Kraft (-2,6%), so ist zu fürchten, werden sie jetzt wohl noch teurer und noch schlechter.

- 350 Mio. € für die Ausweitung der Studienförderung hat die schwarzgelbe Regierung beschlossen, das ist kein Sparprogramm; warum soll der Maurer, die Kassiererin und der Schlosser das bezahlen? Damit mehr Germanistik, Soziologie und Politologie studiert wird?

- Japan senkt die Unternehmenssteuern. Das ist in jedem Falle gut.

Sonntag, 20. Juni 2010

"Biometrie – Sicherheit für den gläsernen Menschen?"





Innere Sicherheit gehört zu den staatlichen Kernaufgaben: Videoüberwachung
Bild N-Lange.de





- "Biometrie – Sicherheit für den gläsernen Menschen?" Unter diesem Titel tagte das Junge Kolleg in der Akademie der Wiss. NRW jüngst. Natürlich kritisch. Da fiel auch die Bemerkung, Kameras auf öffentlichen Plätzen senkten die Kriminalität nicht, man hätte das in England festgestellt. Diese Behauptung hört man immer wieder. Das stimmt nur zu einem geringen Teil, weil sich Gewohnheitstäter, etwa Handtaschenräuber, einen kameralosen Ort suchen. Diese Behauptung ist aber eine schlimme Irreführung in Bezug auf Schwerstkriminalität. Immer wieder gelingt es durch Kameras, einem Mörder auf die Spur zu kommen, ihn festzunehmen und auf diese Weise weitere Morde zu verhindern (Vgl. u.v.a. den Sexualmord Hannah 11/07 bei Bonn). Serientäter können es auf viele Morde bringen, es sei nur an die jahrzehntelange Verbrechenskarriere des Berufskriminellen Dutroux in Belgien erinnert.
Auch die Datensammlung auf Vorrat wird vielfach feindselig betrachtet. Dazu gibt es gerade den Fall des Bodenseemörders, dessen DNS früh gespeichert wurde, als er noch Dieb und Einbrecher war. Er konnte schnell in Brandenburg festgenommen werden und kann, aufgrund der frühen Vorratsspeicherung, nicht weiter morden.
Die hohe Mobilität von Kriminellen, die teilweise grenzüberschreitend handeln, erschwert die Arbeit der Polizei und macht öffentliche Plätze unsicherer. Videoüberwachung kann polizeiliche Ermittlungen entscheidend unterstützen und zu Festnahmen führen. Das gleiche gilt für zahlreiche andere biometrische Mittel. Im Sinne des Schutzes potentieller Opfer kann auf sie keinesfalls verzichtet werden.

- Soziale Wirklichkeit postmodern: Die schwedische Kronprinzessin heiratet ihren früheren Sportlehrer

Samstag, 19. Juni 2010

Bolte-Zwiebel, Merian, Gauck








UNTER BRÜDERN
- aus meiner Merian-Bibel - Kupferstich von Matthäus Merian d. Ä., der am 19. Juni 1650 starb. Merian versah die Luther-Bibel mit seinen großartigen Kupferstichen und verlieh dem Text große ästhetische Eindrücklichkeit, die pädagogisch und didaktisch in ihrer Wirkung gar nicht überschätzt werden kann.
(Der bilderlose Koran in arabischer Sprache wird ab 7 Jahren auswendig gelernt, ohne ein inhaltliches Verständnis; bei Schülern, die das alte Hocharabisch nicht verstehen, fehlt das Textverständnis ganz, daher kennen u.a. auch viele Türken, die den Koran auswendig gelernt haben, den Text nicht näher.)
Matthäus Merian d. Ä. war reformiert, was ihm zeitweise Probleme mit den "Brüdern", den lutherischen Protestanten eintrug.




Boltes Zwiebel von 1966 - eine differenziertere Schichtungskonstruktion nach Ähnlichkeit der Berufe, Bildung und Einkommen - er differenziert die "Mitte" vierfach (Karl Martin Bolte, Dt. Gesellschaft im Wandel, 1967, S. 316)
"Für die Zeit um 1930 stellte Th. Geiger fest, daß die Mittellage nicht 'Ort einer typischen Gesellschaftsmentalität', sondern 'typischer Ort des Kunterbunts der Gesellschaftsmentalitäten' ist. In gewisser Weise gilt das auch noch heute", schreibt Bolte 1966. Und heute, kann man da nur hinzufügen, gilt es noch viel mehr. So viel mehr, daß die Denkfigur der SCHICHTUNG völlig überholt, weil nebelhaft geworden ist. Einzelne können sich mit drei Rock-Akkorden in einflußreiche Positionen bringen (Bono), was ein viel reicherer Programmierer und Großunternehmenschef wie Ellison nicht vermag, angestellte Chefredakteure haben eine viel größere politische Macht als die Gründer-Milliardäre von SAP, oft auch einen größeren Einfluß als gewählte Spitzenpolitiker, der auch viel länger anhalten kann, wenn sie vom STERN zum Fernsehen wechseln (wo uns Heiner Bremer wahrscheinlich noch mit 100 verkünden wird, was wir denken sollen).


- Ein Pastor? Um Gottes Willen! Da hat sich so ein pastoraler Gauck neben Gabriel und Trittin gesetzt.
Bestimmt hat Herr Gauck seine Verdienste: unter den Bedingungen der DDR-Diktatur hat er mutig öffentlich gegen den sozialistischen Gefängnisstaat gepredigt. Im Schutze seines Kirchenamtes. Er war kein Gysi. Der Gegensatz war allerdings überaus eindeutig: auf der einen Seite Honeckers Mauermörderstaat, auf der anderen Seite die pausenlos überwachte und gegängelte Bevölkerung. Man mußte schon sehr opportunistisch und interesselos sein, oder eben ein Gysi, um da nicht gegen die totalitäre SED-Herrschaft Position zu beziehen. Nach dem Sturz der Kommunisten hat Gauck die Stasi-Unterlagen-Behörde aufgebaut und erfolgreich geleitet. Das waren die Mühen der Berge. Die Mühen der Ebenen verlangen Vorausschau, weniger den Rückblick. Die Ebenen sind etwas langweilig, es geht um den Abbau von Stimmenkauf durch Wahlgeschenke, um touristische Konkurrenzfähigkeit des Übernachtungsgewerbes mit dem Ausland, um Überkapazitäten bei den Autoherstellern, Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit etc. - da braucht es keine Helden und keine Pastoren, weit vorausblickende Dickbrettbohrer mit Verstand im Detail wären nötig. Da könnte einem Wolfgang Clement einfallen.

Freitag, 18. Juni 2010

Erfreulich: DIW kann bis drei zählen





Mit Kardinalsrot kommt er doch gut zur Geltung: Larry Ellison (Bild ORACLE / Wiki.)



DIW-Spielereien (Graphik FAZ)("Wer so misst, für den sind dann beispielsweise angehende Studienräte in Deutschland, sofern sie allein leben, Mitglieder der Oberschicht. Dort fände er sich dann mit Verfassungsrichtern, Eishockeyspielern und Lena wieder. Oder Haushalte, in denen die Frau im Krankenhaus Stationsschwester ist und der Mann eine KfZ-Werkstatt im Zweimannbetrieb hat: Oberschicht." FAZ 17.6.10, s.u.)






Gestern sonnige 20°C - heute 15° - nachts 11°C - die Klima-Erwärmung auch heute nicht



- Soziale Welt: Diese Fußballprofis verdienen Millionen jährlich, sind in der Regel aber völlig ungebildet und auch wenig intelligent - aufgrund ihres Einkommens zählt sie das DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) zur Oberschicht. Das gleiche gilt für andere Sportmillionäre. Gehören sie wirklich zur Oberschicht? Neben ZEIT-Herausgeber Helmut Schmidt, neben Dieter Zetsche von Daimler, neben Kanzlerin Merkel, die im Vergleich zum Rennfahrer Schumacher fast nichts verdient?

Das DIW steht seit langem der SPD nahe und liefert Neidforschungsergebnisse. Die DIW-Botschaft war am gestrigen Tage, daß die "Mittelschicht" schrumpfe ("2,5%"), und daß soziale Unruhen zu erwarten seien. Auch wenn man bedenkt, daß das DIW nur ein Propagandainstitut ist, so muß man doch feststellen, daß hier das Niveau, gemessen an anderen SPD-Freunden, wie beispielsweise Offe und Habermas, weit nach unten abgerutscht ist, auf BILD- und EXPRESS-Tiefe. Gut, DIW-Jan Goebel und Kollegen haben mit ihrem 3-Schichten-Modell bewiesen, daß sie bis DREI zählen können. Danach stellen sich aber schon tausend Fragen.
Das Merkmal EINKOMMEN ist auch für das einfachste Schichtmodell zu wenig. Eine Schicht-Konstruktion braucht traditionell mindestens drei Merkmale: Bildung, Beruf, Einkommen. Aber auch das erscheint sehr simpel. Dazu wären zu ergänzen u.a. : Berufsstatus und Macht.
Aber: Ein Journalist beim Werbeblatt kann recht gebildet sein mit Abitur und Germanistikstudium, ist aber mit dem Chefredakteur des SPIEGEL im Hinblick auf Macht und Einkommen völlig unvergleichbar, das gilt ähnlich auch für den Oberstudienrat. DIW-Dummdeibel-Goebel setzt sie alle drei in die Oberschicht. Blöder geht es nimmer.
Doch! Der nette, selbständige Kioskbesitzer, ein rundum zufriedener Mensch mit sehr geringem Einkommen, aber Herr über sich selbst, gehört bei SPD-DIW zu den ganz armen Prekariatsleuten. Auch mancher Programmierer gehört in diese Ecke. Er bastelt gerne Programme und freut sich, wenn sie laufen, das Geld hätte er gerne, aber es interessiert ihn nicht weiter.
So einer war auch Larry Ellison, bevor er ORACLE-Milliardär wurde. Mit seinem Einkommen gehört er heute zweifellos in die Oberschicht, aber verglichen mit einem SPIEGEL-Chef hat er wenig Macht und noch weniger Bildung.

Es lassen sich weitere soziale Merkmale hinzuziehen, Lebensstil etwa, aber stets kommt man zu unbefriedigenden Schichtungleichheiten: Die soziale Welt ist sehr mobil, flexibel und außerordentlich reich an Unterschieden geworden. Das Schichtungsmodell entstammt der feudalen Ständegesellschaft, in der es eine größere Einheitlichkeit gab. Die vielgestaltige, funktional differenzierte Gesellschaft läßt sich mit der simplen Denkfigur SCHICHTUNG - oben die großen Kartoffeln, unten die kleinen - nicht erfassen und nicht verstehen.

(Vgl. auch: " Statusangst. Die inszenierte Mittelschichtspanik.
Angestoßen durch eine Wissenschaft, die ins Fernsehen will: Die Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung über eine angeblich schrumpfende Mittelschicht ist soziologisch wertlos.

Von Jürgen Kaube, FAZ 17.6.10)

Donnerstag, 17. Juni 2010

17. Juni 1953





Sowjetischer Panzer in Leipzig vor dem Reichsgericht am 17. Juni 1953
Bild Bundesarchiv / Wiki.



Die russischen Panzer in Leipzig und die brennenden Plakatwände der SED auf dem Augustusplatz gehören zu meinen Kindheitserinnerungen.
Die SED und die russischen Truppen schlugen den Aufstand überall in der SBZ brutal nieder.




- Der von einem Christo 1997 verhüllte Reichstag enthüllt anschaulich das geistige Niveau eines großen Teils der Gegenwartskunst.
Das WDR-Zeitzeichen zu diesem Mummenschanz verhüllt die Erinnerung an den 17. Juni 1953.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Religionspsychologie





21°C - der Ostwind läßt keinen Sommer fühlen. Der Feuerdorn blüht trotzdem prächtig - und riecht dabei recht streng, die Fluginsekten lieben es aber. Und in der üppig scheinenden Sonne ist es warm.
Die 1847 von dem Arzt John Gorrie zur Bekämpfung des Gelbfiebers in Florida erfundene Eismaschine bzw. Klimaanlage wird derzeit wirklich nicht gebraucht.




- Islamistische Türken und Palästinenser: "Blutsbrüder gegen Israel.
Nach dem Konflikt vor der Küste Gazas rücken Türken und Palästinenser zusammen. Ein Blick hinter die Kulissen der Menschenrechtsorganisation IHH, die die Hilfsflotte organisierte, zeigt eine islamistische Kadergruppe. ..." Von Joseph Croitoru, FAZ 11.6.10


- Religionspsychologie:
Das Ergebnis politischen Handelns steht oft in völligem Gegensatz zu den ursprünglichen Absichten, meinte Max Weber.
Das gilt auch für die Religionen und ihre Religionspsychologie, die weit wirksamer ist als die Herkunftsreligion. Auch da gibt Weber beste Auskunft. Seine "Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" erklärt gut, u.a., warum das katholische Argentinien 1810 das wohlhabendste Land des gesamten Kontinents war, während die calvinistisch-prot. USA sehr schnell ihre Armut in Reichtum wandelten. Das gilt für das ganze katholische Lateinamerika mit ihrer ausschließlich kath. Einwanderung mit der Ausnahme der mennonitischen Wohlstandsinsel in Paraguay.
Noch sehr viel starrer, unendlich viel starrer als der Katholizismus, geistig fast tot, ist der Islam seit etwa 1200. Seine kriegerische Gesinnung und eiserne Traditionsweitergabe haben einen völligen Zusammenbruch bisher aufgehalten, obwohl sich die verschiedenen islamischen Gruppierungen wie Sunniten und Schiiten seit Jahrhunderten gegenseitig massakrieren.
Ohne westliche Hilfe (Ölabnahme etc.) sähe es wirtschaftlich noch sehr viel schlechter aus.

Dienstag, 15. Juni 2010

Handeln, Kriminalität und Persönlichkeit, Schuld und Verantwortung





Hans Jürgen Eysenck
Bild: SirSwindon / Wiki.




- Bodenseemörder gefaßt, ist bereits als Ladendieb und Einbrecher polizeibekannt. Das bestätigt Eysenck erneut, der in "Kriminalität und Persönlichkeit" darlegt, daß eine Bereitschaft zur Regelverletzung gewöhnlich breit angelegt ist und sich nicht auf bestimmte Deliktarten bezieht. Was tun mit ihm?

Schuld und Sühne? Verfassungsrichter Hassemer argumentiert heute in der FAZ gegen Humanbiologen und Neurowissenschaftler wie Wolf Singer, daß es um eine zurechenbare Verantwortung gehe, nicht um eine allgemeine Freier-Wille-Diskussion. Soweit, so gut. Aber es geht doch eher darum, die Ursachen von Taten zu begreifen und den Strafvollzug so zu gestalten, daß die Gefahr, die von einem Täter ausgeht, nach einer Entlassung reduziert wird. Die Strafrechtler sollen sich auch um eine sinnvolle Ausgestaltung von Strafe sorgen zum Schutze potentieller neuer Opfer. Sie schieben diesen Aspekt allein der Politik zu. So kann man es halten, aber man darf, ja man soll über den eigenen Kernbereich hinausdenken. Auch die Abschreckung hat in Strafrechtstheorien stets eine Rolle gespielt. Verantwortung festzustellen und Recht zu sprechen ist die Hauptsache, aber Gedanken über einen besseren, effektiveren, den Täter bessernden Strafvollzug darf sich ein Strafrechtler machen, und dazu kann er sich mit empirischen Psychologen wie Eysenck (vgl. Eintrag 2.2.2008) beraten.
Die beiden juristischen Staatsexamen berechtigen durchaus nicht zu lebenslanger Einfallslosigkeit.

- Handeln und Nichthandeln beginnen im Gehirn, und die Handlungsunterlassung im Falle des kriminellen Handelns ebenfalls, das ist das Problem schon bei kleinen Schlägern im Kindergarten: " Auf dem Weg zu einer kognitiven Neurowissenschaft intentionalen Handelns und Nicht-Handelns
Marcel Brass und Simone Kuehn
Zusammenfassung
Immer noch fasziniert die Frage, wie wir unser Verhalten willentlich steuern können, Forscher im Bereich verschiedener Disziplinen, u. a. der Philosophie und der Psychologie. Mit dieser Frage sind auch gesellschaftlich relevante Themen verbunden, so etwa die nach der Verantwortlichkeit und der Selbstkontrolle. Nachdem lange ein Fokus auf dem Problem des freien Willens lag, hat sich die maßgebliche Forschung inzwischen von diesem Grundsatzproblem wegbewegt – hin zu den funktionellen und neuronalen Mechanismen, die intentionalem Handeln zugrunde liegen. Neuere Studien im Bereich der Neurobildgebung haben gezeigt, dass auf einer funktionellen neuroanatomischen Ebene intentionales von extern gesteuertem Verhalten unterschieden werden kann. Außerdem wurde vorgeschlagen, intentionales Handeln in verschiedene Subkomponenten zu untergliedern. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die funktionelle Neuroanatomie intentionalen Handelns und diskutieren aktuelle Forschungsergebnisse unserer Arbeitsgruppe zur intentionalen Inhibition von Handlungen sowie zum intentionalen Nicht-Handeln. ... daß es immer mehr Belege dafür gibt, daß die frühe Entscheidung, etwas nicht zu tun, ähnlich repräsentiert wird wie die Entscheidung, etwas zu tun, und daß sie insofern eine WAS-Entscheidung konstituiert. " Neuroforum 2/10

Montag, 14. Juni 2010

Familienkultur, Phrasikleia, Energiepreise, Reverie




Phrasikleia





- Familienkultur: In siebter leitet Axel Barten den Siegerländer Walzwerkhersteller Achenbach Buschhütten. Ursprung war 1452 ein Eisenhammer, 1888 wurde das erste Walzwerk gebaut (vgl. FAZ 14.6.10). Das Siegerland ist protestantisch.

- Phrasikleia und die Kunstgartenzwerge: Da lag doch eine Zeitung auf dem Tisch, als ich den fotografierte, die FAZ zufällig, vom 12.6.10, eine farbige Figur zeigend, eine an"Phrasikleia", ganz interessant, die mutmaßliche Farbgebung wurde rekonstruiert, das müßte der schlichte Winckelmann sehen. Die Plastik stammt von Aristion von Paros und verrät altgriechisches ästhetisches Interesse am Menschen, am einzelnen Menschen, wenn auch die individuelle Zeichnung im 6. Jahrhundert vor Seneca noch nicht vollständig durchgeführt ist; die Kore besitzt einen Namen, eben "Phrasikleia", nicht "Xanthippe" oder "Helena", und dieser Name wurde auf einer Tafel vermerkt.
Dieses Interesse am Menschen und am Einzelmenschen, im Orient sonst nicht vorhanden und in der islamischen Kultur bis heute fehlend, konnte fruchtbar anregen und entwickelte sich in Europa zu einer vielfältig blühenden Bildkultur, die auch der Geschichte ein Stückchen Tiefenschärfe verleiht und die Anatomie anregte gegen christlichen Aberglauben. Sie hat auch zum Gattungsselbstbewußtsein beigetragen, nicht nur zum Narzißmus, das Bild vom Menschen kann immer wieder zum Nachdenken über ihn einladen, wenn das Denken auch nicht gerade eine menschliche Stärke darstellt.
Nach über zweitausend Jahren und mit den mannigfachen technischen Möglichkeiten der bildlichen Massenproduktion stagniert die Bildkultur seit längerem, sie mutierte weitgehend zu Kunstgewerbe, die Figuren hängen kopfunter, es wird geistlos montiert, was die Bildchen hergeben, wenn das Bildgewerbe nicht gar in einzelnen Bildproduzenten auf der Stufe der Verhunzung angekommen ist, wie bei Otto Muehl etwa, einem stupiden, ekelhaften Sexapostel und Sexualstraftäter. Der bekommt gerade in Wien eine große Ausstellung. Was viel über die westliche Zivilisation aussagt, die müde und dümmlich geworden ist, wo nicht bereits albern und widerwärtig. Es paßt ins Bild, daß heute der Kunstgewerbler von der Reeperbahn und drittklassige Plakatmaler Immendorff eine WDR5-Sendung bekam.
Und was Kunstgartenzwergen wie Muehl und Immendorff Sex und Drogen sind, das ist anderen die Kickerei und was noch dazukommen mag; die Nachrichten jedenfalls enthalten kaum noch relevante Informationen, die Wirtschaftsberichterstattung fällt wegen der Burschenspiele ganz aus.


- Man sollte den Energiepreis nicht außer acht lassen.
China o,o6 $
USA 0,09 $
Frankreich 0,12 $
Japan 0,17$
Deutschland 0,24 €
Dänemark 0,27 €
Die beiden letzteren wegen der exzessiven Windenergie.


- Reverie
Clement als Bundespräsident direkt gewählt, Merz als neuer Bundeskanzler, Westerwelle als Finanzminister, Merkel als neue SPD-Vorsitzende ...

Sonntag, 13. Juni 2010

Sie reden schön und reden Blech, die Dichter, Folge Platen





Sitzt bei 18°C in der Sonne, die junge Bachstelze, noch nicht ganz durchgefärbt, deswegen muß man genauer hinsehen, und wartet auf den Altvogel mit neuem Futter



Sie reden oft schön und reden oft Blech, die Dichter, Folge Platen:

Das Grab im Busento

Nächtlich am Busento lispeln
Bei Cosenza dumpfe Lieder,
Aus dem Wasser schallt es Antwort,
Und in Wirbeln hallt es wieder.

Und den Fluß hinauf, hinunter
Ziehn die Schatten tapfrer Gothen,
Die den Alarich beweinen,
Ihres Volkes Besten Toten.

Allzufrüh und fern der Heimat
Mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken
Seine Stirne blond umgaben.

...
August von Platen ( 1796 bis 1835 )

Eine sehr schöne erste Strophe. Es wird dann zu lang für den dürftigen Inhalt, der an der Alarich-Legende strickt. Das wirkt ganz harmlos, wie alles anfangs harmlos wirkt, und der Sprachklang flüstert schmeichelnd etwas ein, was sich in der intellektuellen Prüfung als dummes Zeug und Arbeit im Dunstkreis des Nationalismus erweist. Diesen kriegerischen Rumtreiber Alarich I. hat es 410 nach Seneca aus den Schuhen gekippt, nach der Plünderung Roms, gut so, so soll es allen anmaßenden Häuptlingen ergehen, würde der Verstand dem Platen sagen und hinzufügen, daß die Goten eine unklare Gruppe in der Geschichte darstellen, die vermutlich keine Ahnen der modernen Deutschen waren, weder der Friesen noch der ganz anders gearteten Bayern.
Anderlautende Legenden sind Dichterwerk.

Samstag, 12. Juni 2010

Bechtolsheim - Verlust für Deutschland, panem et circensis





Andreas von Bechtolsheim
Bild: © Brian Struble Wikipedia


- Deutschlands Universitäten waren zu bürokratisch für ihn, das trieb ihn in die USA, derzeit ist er zu Besuch in Frankfurt: "Andreas von Bechtolsheim
Das deutsche Computergenie.
Andreas von Bechtolsheim hat einen der ersten Schecks über 100.000 Dollar für Google ausgestellt, Sun mitbegründet und schon wieder eine tolle Idee. Doch viele Menschen in Deutschland haben noch nie etwas von ihm gehört. " FAZ 11.6.10

/// Wahrlich, wahrlich, es ist besser, einen gewähren zu lassen, der viele Arbeitsplätze schafft, als 100.000 Schwache zu fördern.
Es reicht nicht, daß Opel noch da ist! Daß überall Fußballervisagen hängen.

- Arbitragehändler Jérôme Kerviel in Paris auf der Anklagebank: Der Mann fälschte und betrog über längere Zeit, eine exemplarische und demonstrative Strafe für den Kriminellen erscheint angebracht. Interessant, daß auch sein Bruder in einer anderen Bank vor zwei Jahren in ein Unterschschlagungsverfahren verwickelt war. Differentialpsychologisch bemerkenswert ist die Nervenstärke dieses Mannes, der nicht nur das Risiko seines Handels trug, was für die meisten Menschen schon zu viel wäre, sondern er erhöhte es noch durch seine kriminellen Überschreitungen, die für sich ebenfalls schon sehr belastend waren, zumindest für normale Menschen mit etwas Vorstellungskraft. Diese Sorte Mensch kann solche Vorstellungen und Belastungsgefühle offenbar abspalten - dies gilt wahrscheinlich für Kriminelle insgesamt, man denke auch an Politverbrecher wie Hitler - und das macht sie so unverantwortlich und gefährlich und für normale Menschen unberechenbar, weil sie anderen eine solche Skrupellosigkeit nicht zutrauen.

- Landplage Fußball, ein Volk, ein Reich, ein Fußball?: Daß Kinder und Jugendliche gerne dieses primitive Kampfspiel betreiben, wundert nicht, auch nicht, wenn es ältere Männer zur Entspannung spielen. Wenn es aber in der Öffentlichkeit so stark und omnipräsent aufgewertet wird wie bei dieser Weltmeisterschaft, dann setzt das besonders für Schüler und Studenten die Signale auf Zeitverschwendung und Faulheit. Den Primitiven erteilt es einen Erlaubnisschein für Sauferei und Lärmbelästigung.

Freitag, 11. Juni 2010

Das war ja wirklich eine Katastrophe: Tambora 1815, Biermann 1976

Reichholf, Kurze Naturgeschichte: Eine gute Lektüre! Besonders für junge Biologielehrer.
Gute Nachricht: " UN-Klimakonferenz in Bonn endet ohne Ergebnis Die UN-Klimakonferenz in Bonn ist ohne einen gemeinsamen Beschluss zu Ende gegangen. " FAZ - 
Das war ja wirklich eine Katastrophe: 1815 schleuderte der Tambora östlich Balis mit der geschätzten Kraft von 200.000 Atombomben ca. 100 Kubikkilometer Vulkanasche bis in 30 km Höhe (Vgl. Hans-Erhard Lessing, Draisinenreiter, FAZ 29.4.10, https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/karl-drais-die-apokalyptischen-draisinenreiter-1969496.html)

  - Ernst Busch, kommunistischer Egomane mit der elektrisierenden Stimme, die sich aus narzißtischer Spannung speiste, trat 1976 mit seiner Unterschrift gegen Biermann auf, den die SED ausgebürgert hatte, das lohnt sich zu erinnern. Er bekam jetzt eine Biographie (Jochen Voit: „Er rührte an den Schlaf der Welt“. Ernst Busch - Die Biographie. Aufbau Verlag, Berlin 2010., Rez. FAZ 9.6.10)- Die Ausbürgerung Biermanns 1976 war für viele Linke ein starker Impuls, ihre Positionen zu überprüfen; für viele begann damit der Abschied vom Sozialismus.

Donnerstag, 10. Juni 2010

Reuters fälscht 2 Gazapropagandaflotten-Bilder






Dasselbe Foto, mit Messer rechts, Messer weggeschnitten links

Fotos auf www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E67644016E22E4509AE03BF10469BA702~ATpl~Ecommon~Scontent.html


2. Foto "Another Cropped Reuters Photo Deletes Another Knife - And a Pool of Blood" auf:
http://littlegreenfootballs.com/weblog/weblog.php



" Reuters' Bildbearbeitung
Gaza-Flotte: Messer wurden weggeschnitten
Die Agentur Reuters hat Bilder vom Kampf auf dem Gaza-Schiff „Mavi Marmara“ manipuliert. Das fand ein amerikanisches Blog heraus. Reuters sagt, der Fehler sei bei einer üblichen Beschneidung entstanden. Doch die Fehlerhäufung ist ungewöhnlich. ..." FAZ 10.6.10

Strahlender Azur, Warnung vor dem Schinken





Besser den Hautkrebs nur an den Füßen - die Sonne schickt Ultraviolett-, Infrarot- und Röntgenstrahlung (und ein paar Neutrinos)





Munter hüpft die junge Heuschrecke in die Welt ins Netz der Spinne



- Strahlend: Die Strahlenbelastung von innen erfolgt in der Hauptsache durch Kalium 40. Weiterhin findet sich in geringer Menge Kohlenstoff 14 in der Luft und in den Speisen. Auch Radium ist in geringer Menge im Organismus vorhanden. Die Strahlenbelastung ist entsprechend der Anreicherung dieser Substanzen regional recht unterschiedlich. Sie wird im allgemeinen wesentlich geringer angegeben als die natürliche Strahlenbelastung von außen. Es sei bereits darauf hingewiesen, daß die Art der Strahlen recht unterschiedlich in der Energieabgabe ist. So emittieren Alpha-Teilchen eine 10-100fach größere Energie als Beta-Teilchen, und diese wiederum eine höhere Energie als Gamma-Strahlen."
R. Gross, P. Schölmerich, Lehrbuch der Inneren Medizin, S. 1312 (Vgl. Eintrag v. 24.4. u. 20.5.10)

- 5.9.1918, Lenin begründet die KZs
für politische Gegner im Dekret "Über den roten Terror", Geburtsstunde des Archipel GULag: ' "Tschekistische Maßnahmen" . Die NKWD-Lager in der SBZ/DDR dienten der Isolierung potentieller Feinde.
Er war ein Schlüsseldokument, streng geheim, mit dem die Existenz russischer Internierungslager in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands ...' 7.6.10 FAZ, Rez. Bettina Greiner, Verdrängter Terror, 2010

- Warnung vor dem Schinken: " Eine Portion Wurst täglich ist zu viel. Fleisch begünstigt nicht grundsätzlich die Entstehung von Herzanfällen und Diabetes. Nur stark verarbeitetes, gepökeltes, geräuchertes und mit Zusätzen konserviertes Fleisch – etwas Schinken, Speck und Wurst – wirken sich offenbar ungünstig aus. ..."

FAZ, 19.05.2010

Mittwoch, 9. Juni 2010

Epikur. Sparen, aber richtig. Wehrpflicht





Auch die Blindschleiche fängt klein an






- Ein guter Tag beginnt mit einem guten Text: Epikur, zB, Katechismus

- Wehrpflicht: Jede Form die Zwangsarbeit bedarf sehr sorgfältiger Begründung, meist wird sie nicht gelingen. Hinzu treten individuelle Motivation und Fähigkeiten, das gilt für den technischen Zeichner, für den Friseur, für die Hebamme und für den Soldaten selbstverständlich auch, insbesondere in einer Armee, deren technische Anforderungen steigen. Eine Berufsarmee ist daher sinnvoll und notwendig.
Guttenberg sollte dieses Ziel weiterverfolgen.

- Sparen, aber richtig. Generallinie bei Einsparungen muß sein, Konsumausgaben zu kürzen, Infrastrukturinvestitionen zu halten. Das eine geht durch den Schornstein, das andere beschäftigt und sichert Beschäftigung.
Bei den Sozialleistungen wurde viel zu wenig gekürzt. Sozialleistungen machen bequem.
Das gleiche gilt für Subventionen. Da scheint nur die generelle Kürzungsmethode zu funktionieren: jedes Jahr 10% überall. Aber sinnvoll wäre, teuren und umweltschädlichen Wind- und Solarstrom gar nicht mehr in irgend einer Form zu subventionieren, zumal die Solarpaneelen inzwischen zunehmend aus China kommen und die Verkabelung aus der Tschechei.
Außerdem kürzen bei der EU-Verwaltung und Reduzierung des EU-Haushaltes auf das notwendige Minimum: Weder brauchen wir eine EU-Außenministerin mit einem großen, vierstelligen Beamtenapparat, noch sind die hohen Milliardenbeträge angemessen, die die EU Entwicklungsländern als „Entschädigung“ für eingebildeten Klimawandel in den nächsten Jahren zahlen will.

- Tafelsilber verkaufen: 60 Jahre ARD sind genug, alle Sender abspecken auf die intellektuelle Grundversorgung, alles andere verkaufen. 5 Milliarden ARD-Etat stellen eine Krebswucherung dar. Strikte Begrenzung der verbleibenden Sender auf einen 500tausend Euro-Etat. Es müßte einen einzigen Sender geben, der auf jeden Schnickschnack verzichtet, der auf jeden Unterhaltungsblödsinn verzichtet, einen, der einem nicht schon bei den Nachrichten die Zeit stiehlt. Den könnte man abonnieren.

- - Löblich, löblich: "Nur mit informierten Bürgern ist gesundes Wachstum möglich"
Festival dell'Economia in Italien / Kritik an Medien
tp. TRIENT, 6. Juni. Wirtschaftsreformen schaffen nicht automatisch Zustimmung, selbst wenn sie für die Betroffenen zu spürbaren Vorteilen geführt ...' FAZ

Dienstag, 8. Juni 2010

Unsicherheit und Sinn, Aberglauben, religiöse Legitimierung von Gewalt




Goya (1746-1828), Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer, Capricho 43


- Schumann, viel Schumann heute. Schön, unterschiedlich schön. Es gibt Komponisten, die mich erreichten, ohne daß ich ihren Namen gekannt hätte, Bach (Klavierwerk, Cello, Geige), Beethoven etwa, Piazolla. Schumann gehörte nicht dazu, wiewohl ich seine Klaviermusik ganz gerne höre (Waldszenen, Romanzen, Arabeske).

- Unsicherheit und Sinn

"Glaube, dem die Tür versagt, steigt als Aberglaub' durchs Fenster.
Habt die Gottheit ihr verjagt, kommen die Gespenster."
Emanuel von Geibel (1815 - 1884)

Der Drang zum Sinn und zur sinnhaften Orientierung ist beim Menschen groß (wenn auch nicht so groß wie das Verlangen nach Unterhaltung). Geibels Verse bringen es bündig zum Ausdruck. Und es ist eine große Leistung der europäischen Religionen, im Ringen mit der Aufklärung, die schlimmsten Gespenster gebannt und einen Frieden mit den Wissenschaften gemacht zu haben.

Dem Ungläubigen, dem Realisten gelten allerdings die Wissenschaften weit mehr als die Religion, die meist einer naiven, kindlichen Perspektive entstammt.

Einer Höherschätzung der Wissenschaften muß kein neuer Aberglaube entspringen, aber auch das ist möglich: sind die Klimaphantasien der Physiker und Mathematiker von der Sorte Schellnhuber und Radermacher, geboren aus Wissensanmaßung und Drang zu einem Groß-Sinn ("Weltlenkung", "Weltrettung") nicht eine Art Wissenschaftsaberglaube?

- Religiöse Sinnstiftung kann nicht nur wissenschaftsfeindlich, totalitär und wohlstandsverhindernd sein, sondern auch kriegerisch und körperlich destruktiv:

' "Akzeptanz der Machokultur"

Studie: Muslimische Jugendliche neigen stärker zu Gewalt

Muslimische Jugendliche neigen umso stärker zu Gewalt, je mehr sie sich ihrer Religion verbunden fühlen. Bei christlichen Jugendlichen ist das Gegenteil der Fall: Je religiöser sie sich selbst einschätzen, umso weniger neigen sie zu Gewalt. Das ist das Ergebnis einer noch unveröffentlichten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, die vom Bundesinnenministerium gefördert wurde. ...' FAZ 7.6.10

Montag, 7. Juni 2010

Carl Christian von Weizsäckers Staatsschuldensicht





Da fällt der Luftdruck
Da sinkt die Stimmung
Da schattet ein Dunkelbaum






- "Staatsschulden sind zugleich privates Vermögen. Beide Seiten desselben Phänomens sind zu beachten, wenn es um den optimalen Haushalt geht. Bei niedrigen Realzinsen und hohen Exportüberschüssen ist ein Abbau der Staatsschulden die falsche Politik."

Das schreibt der Volkswirt Carl Christian von Weizsäcker in seinem Artikel "Das Janusgesicht der Staatsschulden", FAZ 6.5.10.

Aber der Mann ist ja ein neoliberaler Volksschädling aus der Kölner Kapitalistenfakultät, den kann man nicht in das "Tagesgespräch" des WDR5 holen. Wenn Erdenberger einen Bottroper Volksfreund an der Hand hat. Jawohl, die Reichen sollen zahlen, die Unternehmer und sonstigen Ausbeuter. Und damit sie nicht weglaufen mit ihrem Betrieb, oder ihn aufgeben und in den Ruhestand treten, muß man die Unternehmen in Volkseigentum überführen. Es sind ja noch VEB-SED-Kader da, das ginge ganz schnell. Also ran an die Buletten, zuerst eine Kommunistische Plattform im WDR gründen, Erdenberger macht den Politbürosekretär, Bottrop den Säuberungsvorsitzenden. Dann die Expropriateure expropriieren! Sparen an den Ausbeutern!

- Übrigens: Abbas wäre in Gaza längst ein toter Mann.
Die Hamas hat seit ihrer Machtübernahme die Vertreter der PLO in Gaza angegriffen, vertrieben und ermordet. Überhaupt dürften nicht mehr viele Nicht-Hamas-Wähler in Gaza leben, einerseits, weil sie von der islamistischen Terrorbande liquidiert wurden, andererseits, weil sie der schlimmen Scharia-Diktatur in Nachbarländer entflohen sind. Als ein solcher Palästinenser würde ich Israels Politik gegenüber der Hamas sehr begrüßen, die Hamas aber und ihre Unterstützer aus dem Ausland herzlich verwünschen.

Sonntag, 6. Juni 2010

Bildung und Handlungskompetenz



Sommerlust, 30°C, der Feuerdorn blüht erst jetzt




Bildung, ja! Aber was ist das?
Lernet, ihr könnt es, lieber etwas Nahrhaftes.


So möchte man in Abwandlung der bekannten Goetheschen Xenie formulieren. Das Original lautet:

"Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens;
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus."

Die Originalfassung belegt, daß beides leider nicht gelungen ist. Aber man hat doch, ohne das Blutbad der französischen Revolution, zwischen Berlin und Weimar einiges erreicht.
Wer sich in Paris bedroht fühlte, wie Voltaire, der konnte zu Friedrich nach Berlin gehen, wer in Schwaben vom Herzog genug hatte, wie Schiller, der wechselte nach Baden, oder nach Darmstadt, nach Weimar. Die Franzosen sprachen damals im Plural von „Les Allemagnes“, den Deutschländern, und von denen gab es zwischen Kiel und Wien wirklich viele.

Das hatte seine sympathischen Seiten, wenn die Zersplitterung auch fremde Heere anzog, wie während des furchtbaren 30jährigen Krieges, und dann wieder den Kriegskaiser Napoleon nicht abwehren konnte.

Die Bildung zur Nation, die „Bildung“ der Geschichte, schon die Beeinflussung der regionalen Geschichte nach einem Plan, fallen schwer, weshalb zutrifft:
"Es ist durchaus wahr und eine Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
Max Weber, Politik als Beruf

Und was im Großen gilt, ist im Kleinen nicht ungültig. Die Bildung besorgt weitgehend das Genom, wenn auch in Wechselwirkung mit der Umwelt, den Eltern, Freunden etc.
Ein intelligenter Bauernjunge kann es immer zum Papst bringen, dafür gibt es Beispiele die Fülle, aber ein Dummkopf bleibt allemal ein solcher, auch wenn man ihn zum Förderschüler macht.
Das hört sich schlimmer an, als es tatsächlich ist, denn praktische Talente mit ihrer praktischen Intelligenz sind nicht wertlos, einem Theologen-, Germanisten-, Soziologen-, Politologendasein oder Philosophendasein vielleicht sogar vorzuziehen, und ohne Disziplin bringt es auch ein Talent nicht weit.
Mit der Bedeutung der „Bildung“ als Schulbildung und Salonbildung ist es also nicht weit her, Selbsterkenntnis der eigenen Talente und entsprechende Wahl des Berufes im Verein mit einem ausdauernden Disziplintraining führen am ehesten zur Ausbildung der eigenen Handlungskompetenz. Das wäre der Begriff, durch den das Nebelwort „Bildung“ sinnvoll zu ersetzen wäre.
Handlungskompetenz umschließt beide Dimensionen: nach innen wie nach außen, die Handlungskompetenz sich selbst gegenüber als eine Selbsterziehung und Lenkung, wie auch die nach außen als Fähigkeit, sich an verschiedene Umwelten anzupassen und ein konstruktives Verhältnis zu ihnen herzustellen.

Zur Handlungskompetenz trägt die allgemeinbildende Schule sehr wenig bei, durch Ideologisierung und Disziplinabsenkung arbeitet sie oft kontraproduktiv und desorientiert die Schüler. Das nimmt nicht wunder, da weite Teile der Lehrerschaft aus der neomarxistischen Hochschule stammen, wo die innere Dimension der Handlungskompetenz sowie die genetischen Grundlagen völlig unbekannt sind.

Samstag, 5. Juni 2010

So war's hinter Helmstedt





Alles selbstgemacht, bis auf Schröders Dackel - etwa 1953 in Leipzig; diese schicken Bermudas trug man auch im Winter zu eleganten langen braunen Strümpfen, die an einem sexy Strumpfgürtel befestigt wurden (war sehr beliebt bei den Jungs)





- So war's hinter Helmstedt:
"... Wer heute durch die schnuckelig renovierten Altstädte fährt, der hat nicht erlebt oder es vergessen, wie gruselig sich dieselben Städte seinerzeit präsentierten: Da blätterte nicht nur der Putz, da war alles braun vom Hausbrand, da qualmten frühmorgens die Mülleimer, die Trabis sowieso, die russischen Militärlaster rochen noch einmal anders, allerdings nicht besser. Da wurden frühmorgens um 6.00 Uhr Zweijährige schlaftrunken in die Kinderhorte im Trupp geführt, da gab es Samstags um 10.00 Uhr keine Lebensmittel mehr zu kaufen - nicht, weil es keine mehr gab, sondern weil die Geschäfte geschlossen hatten. Da standen wir stundenlang Schlange, um zu tanken, weil die Zapfsäulen jeweils von Hand umgestellt werden mussten nach jedem Kunden. Da war es ein zweifelhaftes Abenteuer zu telefonieren, mit Fernamt und Telefonkabäuschen und auch wieder Schlangen. Viel Zeit musste man mitbringen und der eigene Zeitbegriff geriet durcheinander. ..." LB Konniger FAZ 5.6.10

/// So war es 1990. Während meiner Leipziger Kinderjahre gab es keine Tankstellen, keine Trabis, in der Nähe der Seckendorffstraße fuhr 1955 nur ein Auto, das war ein alter DKW aus den dreißiger Jahren, der einem Arzt gehörte. Die Straße war sicher, man konnte sie mit Dreirädern und Rollern befahren, darauf spielen. Alles war grau, rußig, Farbe gab es nicht, Putz blätterte. Der Kühlschrank war ein Eisfach im Küchenschrank, ein ganz normales Fach, in das ein Topf mit Eis gestellt wurde, das im Sommer bei hohen Temperaturen ein Eiswagen einmal die Woche ausfuhr. Der Eismann kommt! Das war stets ein größeres Ereignis für die Kinder, die die Eisstücke, die beim Kleinhacken der großen Eisstangen herabfielen, auflasen und daran lutschten, aber auch anderen in den Kragen warfen.

Freitag, 4. Juni 2010

"Mehr lernen!"




So kann es bleiben, 23°C, meinen auch die Zecken (1. des Jh.)




- Beratung über Laufzeitverlängerungen der Kernkraftwerke: In den Nachrichten diverser Sender wird von der "ungelösten Endlagerfrage" geredet. In seinem Vortrag vor der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Essen machte der Dipl.-Physiker Matthias Holl, Strahlenschutzbeauftragter Kernkraftwerke, deutlich, daß Deutschland im Ausland um seine zahlreichen Salzstöcke zur Lagerung beneidet werde; Gorleben sei hervorragend geeignet, nur Parteipolitik habe bisher einen Abschluß der Untersuchungen verhindert.
Allerdings habe ich verschiedentlich von Kernphysikern gehört, daß neue Aufbereitungsverfahren zu erwarten seien, die das Restmaterial sehr wertvoll machen könnten. In den USA werde oberirdisch gelagert. Das erlaube einfachen Zugriff.

- Umwelt- und Strahlenschutz-Schulung bietet an der Dipl.-Physiker Matthias Holl, Strahlenschutzbeauftragter Kernkraftwerke ( schulung@holl-online.eu ) .

- "Mehr lernen!" meinte Obama auf der Abschlußfeier der Hampton University. Recht hat er! Und er zitierte dazu Jefferson: " Erwartet eine Nation, unwissend frei zu sein, erwartet sie etwas, was nie war und nie sein wird." FAZ 12.5.

- Mehr Rechte: "Neue Grundrechte für Bundesbürger
Die EU-Charta garantiert ein Recht auf angemessene Arbeitsbedingungen. Es ist verbindlich.
jja. BERLIN, 14. Mai. In Deutschland gibt es neuerdings ein Recht zu arbeiten. Und ein Recht auf Bildung. Ebenso ein Verbot der Sklaverei, einen ..." FAZ 15.5.10
/// Mehr Rechte machen dreist, faul und dumm. Obama hat recht: "Mehr lernen!"

- Mehr lernen? Der Großvater Meyer-Landrut war Botschafter, der Sohn ist eine Rocktype mit großen Knöpfen im Ohr, die Enkelin Lena singt, wenn sie nicht gerade Kloakenvokabeln im Munde führt:
Love, my aim is straight and true
Cupid’s arrow is just for you
I even painted my toe nails for you
I did it just the other day.

/// Nicht ganz so wie bei den BUDDENBROOKS.

- Das Tagesgeschwätz:
Das Bundespräsidentenamt ist als Ersatzmonarchie entworfen - eine Art Frühstücksdirektorenamt, wenn man so will. Hat sich das nicht überlebt? Wäre nicht eine zweite Parlamentskammer mit einer längeren Legislaturperiode und Machtausstattung, mit dem Auftrag, längerfristige Perspektiven einzunehmen, wichtiger? Die Wahl der nicht zu vielen Mitglieder, vielleicht 100, sollte alle 5 Jahre stattfinden für jeweils nur ein Drittel der Sitze, als reine Persönlichkeitswahl, und für etwa 12 Jahre gelten; kandidieren dürften nur Nichtberufspolitiker über 50, politische Karrieren aus dem Kinderzimmer ohne Berufs- und Lebenserfahrung, wie sie zunehmend im Bundestag vorkommen, wären konfrontiert mit Seniorität. Diese 2. Kammer, eine Art "Oberhaus", müßte alle Gesetze des Bundestages gegenzeichnen, hätte das Recht zu eigener Gesetzesinitiative, und übernähme auch alle anderen Aufgaben des Bundespräsidenten. Der Präsident dieser Kammer könnte auch als "Staatsoberhaupt", wenn unbedingt nötig, fungieren.
Ein Bundespräsident, der nicht direkt gewählt wird, hat nur eine schwache Legitimation und ist überflüssig.

- Märtyrerinszenierung der Hamas?
" ... türkischen Presseberichte zu lesen, in denen von dem Wunsch von zumindest drei der getöteten Türken, als Märtyrer zu sterben, die Rede war. Auch nichts davon, dass der in Holland lebende palästinensische Aktivist Amin Abou Rashed, der sich auf einem der Schiffe befand, den Angaben der niederländischen Sicherheitsbehörden zufolge früher für die europaweit operierende islamistische Wohlfahrtsorganisation „Al-Aqsa“ wirkte. Weil ihre Niederlassung in Deutschland erwiesenermaßen der Hamas nahestand, wurde sie Ende 2004 verboten. In der Begründung des Bundesverwaltungsgerichts hieß es damals: „Der Al-Aqsa-Verein unterstützt teilweise über unverdächtig erscheinende Hilfsorganisationen die Gewaltaktionen der Hamas.“ " Hamas-Propaganda. Die Märtyrer standen bereit. Die Eskalation auf den Booten der „Freiheitsflotte“ war kein Zufall. Die Hamas war bestens vorbereitet. Ihre Propaganda setzte im Nu ein. " FAZ 4.6.10

Donnerstag, 3. Juni 2010

Mustafa Kemal "Atatürk" wußte es






28.11.1941 : Der Großmufti von Jerusalem beim Führer

"Er benutzte die Gelegenheit, um dem von der gesamten arabischen Welt bewunderten Führer des Großdeutschen Reiches seinen Dank für die Sympathie auszusprechen, die er stets für die arabische und besonders die palästinensische Sache gezeigt habe, und der er in seinen öffentlichen Reden deutlichen Ausdruck verliehen habe. ..."
( Foto und Text: ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/mufti/in_berlin.php )




- Mustafa Kemal "Atatürk" wußte es, anders als Habermas:
Gegen Kalifaten helfen nur Soldaten.
Der Islam ist nicht nur eine kriegerische, Mohamed selbst war Kriegsführer, sondern auch eine extrem wissenschaftsfeindliche Religion, die außerdem das Individuum nicht respektiert, insbesondere das weibliche Individuum nicht.
1923 beseitigte Kemal mit seinen Soldaten das türkische Sultanat und das Kalifat. Damit begründete er die neue Türkei, führte zahlreiche, tiefgreifende Reformen durch, entmachtete, die Maschinenpistole im Anschlag, die islamische Geistlichkeit; danach ging es nach jahrhundertelangem Niedergang wieder aufwärts mit dem Land.
Allein die Armee blieb der Garant für eine säkulare, zivilisierte Türkei.
Seit der Reislamisierung der Türkei in den neunziger Jahren dreht Erdogan diese Entwicklung zurück und entmachtet das Militär, wobei er sich sowohl auf den Koran als auch auf den Nationalismus stützt. Keine sympathische Mischung. Insbesondere nicht, wenn man an die großen islamistischen Terrorbanden des Nahen Ostens denkt, an die Hamas im Gazastreifen, die Hisbolla im Libanon und das Teheraner Terrorregime. Dazu kommen die langjährigen Terrorsympathisanten und -förderer, Assad und Gaddafi.

Islamistische Extremisten gibt es zudem in allen Ländern der Region, mehr oder weniger kontrolliert - mehr eingegrenzt in Ägypten und Saudi-Arabien, weniger im Jemen und in Somalia - bilden sie eine ständige Gefahr für die vorsichtigen, behutsamen Reformen, die besonders in den Emiraten und im Irak vor sich gehen. Es beeindruckt, wie weit der Irak inzwischen gekommen ist, aber ob er wirklich zum großen Vorbild der Region werden kann, muß abgewartet werden.

Israel, das einzige moderne, erfolgreiche nahöstliche Land, in dem es individuelle Rechte gibt, auch für Frauen! - daher ist es auch wirtschaftlich und wissenschaftlich erfolgreich - hat in dieser finsteren und überwiegend feindlichen islamischen Umwelt nicht viele Handlungsmöglichkeiten. Das einzige, was die arabische, kriegsverherrlichende Mentalität beeindruckt, ist die Gewalt der Waffen, nur sie verhindert weitere Angriffskriege gegen Tel Aviv wie 1948, 1967 und 1973. Israel ist gut gerüstet, doch geographisch sehr verletzlich - winzig klein, und die schmale Taille kann leicht durchstoßen werden, weswegen die israelische Siedlungspolitik diesen großen strategischen Nachteil verkleinern will. Da zahlreiche Palästinensergruppen in Gaza als auch die der PLO ständig Kleinkrieg führen und zur Auslöschung Israels aufrufen, kann Israel kaum auf diese Option verzichten. Jedes israelische Nachgeben wird, wie bei der Hitlerschen Expansionspolitik (ein großes Vorbild in der arabischen Welt bis heute), die aggressiven arabisch-persischen Kräfte in der Stellung neuer Forderungen bestärken. Erst wenn von Damaskus bis Teheran alle Parteien, die Israel auslöschen wollen, eine Gewaltverzichtserklärung abgeben, sind Gespräche überhaupt sinnvoll. Solange Teheran und Damaskus den Gazastreifen mit (verbesserten) Waffen vollpumpen wollen, kann man sich jedes Gespräch getrost sparen. Sie würden scheitern wie alle bisherigen.

Vgl. auch: www.danielpipes.org/8455/flotilla-raid-war-for-world-future

Mittwoch, 2. Juni 2010

Hamas und Hitler




Junge Singdrossel genießt die Sonne






- Es herrscht Krieg zwischen Israel und der Hamas. Krieg war eines der Wahlziele der Hamas im Gaza-Streifen. Eine große Mehrheit hat die Hamas gewählt, die Hamas führt seitdem einen Kleinkrieg gegen Israel. Die vielen Wähler der Hamas haben genau das bekommen, was sie gewählt haben. So weit, so schlecht.
youtube.com/watch?v=P6jDIQr59Sk&feature=player_embedded http://ht.ly/1Sww1

- Als die österreichischen Nazis 1934 versuchten, die Regierung in Wien zu stürzen und Hitler sich auf einen Einmarsch vorbereitete, ließ Mussolini an der österreichischen Grenze aufmarschieren, weil er sich Hoffnungen auf Österreich und Ungarn machte. Angesichts des italienischen Militärs steckte Hitler zurück. Es war das einzige Mal, daß sich jemand entschlossen gegen ihn wandte; aus seiner Reaktion läßt sich lernen.

- Der Kritiker als Trompeter gibt Anlaß zu der Überlegung, daß große Lautstärke und kleines Differenzierungsvermögen beim Publikum Eindruck machen - könnte man ihn nicht als Ersatzmonarchen verwenden?
Walser hat ihm in "Tod eines Kritikers" einen kennzeichnenden Text gewidmet.

Dienstag, 1. Juni 2010

Köhlers Amtsrespekt / Adenauers Westpolitik / Porst-Konkurs





Westbindung: De Gaulle und Adenauer 1962 in Paris
Bild: dpa Hamburg / rororo






- "Nicht genug Respekt für das Amt? Amtsrespekt? Das scheint mir ein wilhelminischer Begriff zu sein. Köhlers Begründung für seinen Rücktritt vermag nicht zu überzeugen - ein Amtsinhaber muß sich den Respekt erwirtschaften, den er beansprucht. Zumal der Bundespräsident nur sehr schwach legitimiert ist - er wird nicht einmal direkt gewählt.
Das Bundespräsidentenamt ist als Ersatzmonarchie entworfen - eine Art Frühstücksdirektorenamt, wenn man so will. Hat sich das nicht überlebt? Wäre nicht eine zweite Parlamentskammer mit einer längeren Legislaturperiode und Machtausstattung, mit dem Auftrag, längerfristige Perspektiven einzunehmen, wichtiger? Die Wahl der nicht zu vielen Mitglieder, vielleicht 100, sollte alle 5 Jahre stattfinden für jeweils nur ein Drittel der Sitze, und für etwa 12 Jahre gelten; kandidieren dürften nur Nichtberufspolitiker über 50, politische Karrieren aus dem Kinderzimmer ohne Berufs- und Lebenserfahrung, wie sie zunehmend im Bundestag vorkommen, wären konfrontiert mit Seniorität. Diese 2. Kammer, eine Art "Oberhaus", müßte alle Gesetze des Bundestages gegenzeichnen, hätte auch das Recht zu eigener Gesetzesinitiative, und übernähme auch alle anderen Aufgaben des Bundespräsidenten.

- Foto-Unternehmenserbe Porst gestorben
(1922-2010)

SED-Mitglied Hannsheinz Porst, Erbe der Fotohandelskette „Photo Porst”, verstarb Ende April in Nürnberg. Er war ein schillernder Bankrotteur. Zweimal in seinem Leben musste er vor Gericht - wegen Steuerhinterziehung und wegen Spionage für die Honecker-Diktatur. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 9 Monaten verurteilt und saß einen Teil der Strafe ab.- 1960 rückte er als Chef in Vaters Firma ein, 1972 verschenkte er sie an die 1400 Mitarbeiter ("totale Mitbestimmung"), 1982 war das Unternehmen pleite. Für diese eindrucksvolle Lektion in Sachen angewandter Marxismus wollen wir den smarten Porst-Erben nicht vergessen.

- 'Brandt und die "spezifische deutsche Lebenslüge"
Zu "Nicht auf dem Abstellgleis verharren!" (F.A.Z., "Politische Bücher" vom 25. Mai): Petra Weber resümiert in ihrer Rezension des letzten Bandes ...'

/// Im letzten Band der "Berliner Ausgabe" des Willy-Brandt-Nachlasses 1982 bis 1992, der jetzt erschien, läßt sich Brandts Wendung von der Ablehnung der deutschen Wiedervereinigung hin zu einem Schulterschluß mit Kohl gegen die eigene Partei SPD nachlesen.
Es ist schön, wenn ein Politiker etwas dazulernt. Unschön ist, sich zuvor in ideologische Positionen zu verrennen. Adenauer hat Westpolitik betrieben und auf diese Weise die westliche Zivilisation nach der Nazi-Diktatur gegen den vordringenden Stalinismus gesichert. Es war legitim, daß seine Nachfolger sich um eine neue Ostpolitik bemühten. Daß die Brandt-Scheel-Politik so einfallslos ausfiel, begleitet von einer Schönfärberei der DDR-Diktatur und einer Ablehnung der polnischen Opposition SOLIDARNOSZ sowie der tschechischen CHARTA 2000, das kann wenig überzeugen.
Ohne diese neue Ostpolitik mit ihren zahlreichen finanziellen Zuwendungen an den Osten wären die Stalinnachfolger sehr viel früher zusammengebrochen. Siehe Hannsheinz Porst. So gesehen war die fehlende Ostpolitik Adenauers eine weitaus bessere Ostpolitik, als es die seiner Nachfolger Brandt und Scheel war.