Sonntag, 11. Oktober 2009
Siebenbürger Sachsen, Nicht zuviel zurücksehen
Reiche, FAZ
- - Tassilo grüßt:
Bunter die Blätter
Laut fallen die Bucheckern
Hörbar sinkt das Laub
- Herta Müller ist eine ganz sympathische Person, jeder Preis ist ihr zu wünschen, schon als Trostpreis für die schweren Jahre im rumänischen Banat als überlebende Diasporaostdeutsche, daß sie den Nobelpreis nach der gräßlichen Jelinek bekam, verwundert, die norwegische Akademie ist auf Linksliteratur spezialisiert. Ich fühle mich dem "Deutschtum" nicht gerade verbunden, aber das Schicksal der in die Fremde ausgewanderten Deutschen, meist aus konfessionellen Gründen nach der Reformation, aber auch zu bestimmten Projekten zur Landkultivierung gerufen, oft auch beides, ist doch recht interessant, schon soziologisch, seien es die Amisch oder die Siebenbürger Sachsen (die gar keine Sachsen waren, sondern nur so genannt wurden, ähnlich verhielt es sich bei den Banater "Schwaben"). Den Siebenbürgern habe ich auch in FLIMMERFREI am Rande nachgespürt, nachdem ich zufällig in Oberhausen-Osterfeld mit einem ins Gespräch gekommen war; das nationalistische und totalitäre Kriegsjahrhundert hat ihnen übel mitgespielt. In ihrem letzten Buch ATEMSCHAUKEL, inspiriert durch die Lagerhaft des Siebenbürger Pastiors, beschwört sie berührend die schreckliche Zeit (s. Podcast hr2 Doppelkopf 8.10.09).- Aber die Gegenwart, die Zukunft verlangen auch Beachtung. Der Rückblick sollte den Blick nach vorn nicht verhindern.
Die frühe DIE SCHWÄBISCHE FAMILIE der Müller erregte Leserwiderspruch in der "Neuen Banater Zeitung", weil die Autorin sich darüber mokierte, daß die ganze Familie nacheinander im gleichen Badewasser badete. Gleiches berichtete zufällig letzte Woche Schwarzenegger, und man darf vermuten, daß das stets und überall in allen armen Familien so war. Ich kenne das ebenfalls in Bezug auf die Kinder.
- Nicht zuviel zurücksehen, nicht jede alte Klamotte pflegen, jede alte Bude oder Landschaft, nicht irgendeine verblichene Sprache der Vorväter oder ein Brauchtum aus alter Zeit. Alles hat eben seine Zeit. Musealität kann sinnvoll nur ein Sonntags-Hobby sein. Mit dem Gummiphänomen IDENTITÄT hat das wenig zu tun. Man kann sogar ohne Heimat aufwachsen, ich etwa begann meinen Erdenweg in München und hatte mit drei Jahren schon drei Orte gesehen, mit acht vier, mit neun fünf, mit 12 sechs, mit 15 sieben, mit 17 acht usw. , Bezugspersonenwechsel inbegriffen.
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