Donnerstag, 22. April 2010
Paulus - Begründer des Christentums
Lukas zu Paulus aufschauend, Dürer, Apostelgruppe
- Paulus
Er gilt als Epileptiker (Chr. Elger) und hat aus einer jüdischen Gruppierung ("die Glaubenden" an Jesus Christus' Auferstehung) eine zu dem gesamten Verkehrs- und Kulturraum geöffnete Glaubensgemeinschaft gemacht. Insofern ist er der Begründer des Christentums, wie wir es heute kennen. Seine Briefe besitzen theologischen Gründungscharakter. Zuvor ein Eiferer der Tora gegen die Christen (Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Zilizien und erzogen in dieser Stadt zu den Füßen Gamaliels, gelehrt mit allem Fleiß im väterlichen Gesetz, und war ein Eiferer um Gott, gleichwie ihr heute alle seid, und habe diesen Weg verfolgt bis an den Tod. Ich band sie und überantwortete sie ins Gefängnis, Männer und Weiber {Apostelgeschichte 22, 3-4), wurde er vom Saulus zum Paulus und strich alle exklusiv jüdischen Rituale und Gebräuche zugunsten einer "stoischen" Innenwendung: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus." Das ist eine beträchtliche Abstraktion und weitreichende Abwendung von der Tora. "Ein schauderhafter Mischmasch von griechischer Philosophie und Judentum", meinte Nietzsche, den neben der Transzendenz und dem Moralismus insbesondere der Asketismus abstieß. "Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft" (Röm 7,14) oder 7,18: " Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt".
Diese Innerlichkeit braucht man nicht unbedingst christlich zu verstehen, die stoische Perspektive des inneren Wertens vor allen äußeren Fakten und körperlichen Leidenschaften reicht völlig aus und befreit von diesen zumindest ein Stück. Nietzsche selbst ist dafür ein Beispiel, denn sein Lebensstil war nichts anderes als asketisch, sein Denken seinem fragilen Körper abgerungen. Sowenig wie Paulus neigte er zu Leichtlebigkeit und Wohlleben. Paulus Verbindung von Stoizismus, Moralismus und Transzendenz muß als geniale Verbindung gelten, die aus einer starren, geschlossenen jüdischen Sekte eine Jahrtausendorganisation machte. Respekt. Hat da nicht einer die Möglichkeiten dieses Kulturraumes erkannt und eine Perspektive geöffnet für ein großes Publikum vom Sklaven bis zum Herrscher, vom Aberglaubensbedürftigen bis zum Glaubensbedürftigen, für Einfältige und für Intellektuelle? Das muß man Paulus wohl zugestehen, auch wenn man selbst ohne seinen Moralismus und seine Transzendenz gut auskommen kann.
(Überlegungen im Nachgang des Vortrags "Der Apostel Paulus – Lebensweg und Denkweg" , Michael Wolter, Bonn))
- Text mit Durchschlagskraft: Korintherbrief des Paulus
1 Wenn ich in Menschen- und in Engelszungen redete,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich ein dröhnendes Erz und eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und allen Glauben hätte, um Berge zu versetzen,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich nichts.
3 Und wenn ich all meine Habe den Armen schenkte und meinen Leib hingäbe, dass ich verbrannt werde,
hätte aber die Liebe nicht,
nützte mir’s nichts.
4 Die Liebe ist langmütig,
gütig ist die Liebe.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf,
5 sie ist nicht schamlos,
sie sucht nicht das Ihre,
sie lässt sich nicht reizen,
sie rechnet das Böse nicht auf.
6 Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sie freut sich mit an der Wahrheit.
7 Alles trägt sie,
alles glaubt sie,
alles hofft sie,
allem hält sie stand.
8 Die Liebe hört niemals auf.
Prophetie wird aufhören,
Sprache verstummen,
Erkenntnis vergehen.
9 Stückwerk ist ja unser Wissen,
Stückwerk unsre Prophetie.
10 Wenn aber die Vollendung kommt,
wird das Stückwerk abgetan.
11 Als ich ein Kind war,
redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind.
Als ich ein Mann wurde, legte ich das Kindliche ab.
12 Jetzt schauen wir noch wie durch einen Spiegel
in einem dunklen Wort,
dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich nur Teile,
dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt sein werde.
13 Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.
Am größten aber ist die Liebe.
1Kor 13,13
(Hier handelt es sich um eine sehr allgemeine LIEBE, nicht um Erotik.)
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