Donnerstag, 28. April 2016
Licht der Aufklärung
Ein Held der Westlichen Welt: Titus Lucretius Carus - Lukrez (ca. 99-55 v. Seneca)
Neulich hielt Kurt Flasch, der innige Freund des Mittelalters, in Marbach einen Vortrag über Blumenberg. Der habe ihm beiläufig zu Lebzeiten seine persönliche Bildungsgeschichte mitgeteilt. In St. Georgen sei er gewesen, und
“dort beim Studium von Augustinus auf dessen scharfe Verurteilung der curiositas, von naturkundlicher Neugier und Wissbegierde” gestoßen. (Augustins Vermächtnis, FAZ 20.4.16)
Das ist ja hochinteressant! Der allerchristlichste Totschläger an den Arianern war ein Feind der naturkundlichen Neugier und Wißbegierde! Da haben wir die abrahamitische Borniertheit! Diese ekelhafte Denkbremse, die das Mittelalter so dunkel und finster machte und die römische Kultur zerstörte.
Der Topos allgemein ist durchaus bekannt, daß die irdische, die materielle Welt die des Teufels sei, eben ein Jammertal, aus dem man erlöst werden müsse. In der Legende des NT zeigt der Satan dem Mufti Jesus die Reiche der Welt, um ihn zu verführen. Was der Imam natürlich ablehnt. Bei dem Schreibtischtäter Augustinus könnte zusätzlich Lukrezens großes Naturgedicht “Von der Natur der Dinge” eine Rolle gespielt haben. Dort ist zu lesen:
„Abschluß der Kosmologie
Nunmehr hab' ich die Fragen gelöst, wie alles am Himmel
In dem geräumigen Blau sich möglicherweise ereignet,[191]
Wie wir den Wandel des Monds und der Sonne verschiedene Bahnen
Aus den bewegenden Kräften und Ursachen können begreifen,
Wie bei gesperrtem Licht sie vorübergehend verschwinden
Und nichts ahnende Länder urplötzlich in Finsternis hüllen.
Ist's doch, als nickten sie ein und öffneten wieder die Lider,
Um mit erleuchtendem Lichte zu nahn den erglänzenden Landen.
Jetzt nun kehr' ich zurück zu der Jugend der Welt und ich schildre.
Welche Geburten zuerst die noch weichen Gefilde der Erde
Wollten ins Licht neu heben und spielenden Winden vertrauen.“
Auszug aus: Lukrez. „Über die Natur der Dinge.“
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